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Sollte man alte Wespennester im Winter entfernen?

Altes Wespennest im Winter entfernen

Ein Wespennest im Haus schreckt viele Bewohner ab, da Wespen wie Hornissen im Vergleich zu Bienen als aggressiv gelten. Zudem dürfen Wespennester nicht von selbst entfernt werden, außer im Winter, wenn die Tiere das Nest verlassen haben. Wenn Sie das Nest von selbst loswerden wollen, gibt es einige Punkte zu beachten, durch die eine Neuansiedlung im Folgejahr verhindert werden kann.

Video-Tipp

Wespennest entfernen

Wespen und deren größte Vertreter, die Hornissen, stehen wie Bienen und Hummeln unter Naturschutz, da sie eine wichtige Funktion im natürlichen Kreislauf einnehmen. Im Vergleich zu den Pollensammlern jagen Wespen und Hornissen andere Insekten und helfen als Nützlinge bei der Schädlingsbeseitigung. Nebenbei helfen die Arten der Familie Vespidae etwas bei der Bestäubung von Pflanzen, obwohl dies nicht ihre Hauptfunktion ist. Aus diesem Grund stehen sie unter Naturschutz und folgende Vergehen im Umgang mit den Insekten werden mit hohen Bußgeldern von 5.000 bis über 50.000 Euro, abhängig von der Hornissen- oder Wespenart, geahndet:

  • Störungen der Tiere und des Wespennests
  • das Verletzten, Einfangen oder Töten der Tiere
  • absichtliche Beschädigungen am Wespennest
  • Entfernung des Wespennests ohne Genehmigung während der Zeit von Mai bis Dezember
Wespennest
Wespennest

Da Wespenkolonien Ihren Dachboden oder Geräteschuppen nur über einen gewissen Zeitraum bewohnen, können Sie ohne Probleme über den Winter das Wespennest entsorgen. Dabei sollten Sie nur bestimmte Aspekte, wie zum Beispiel den Zeitpunkt, beachten.

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Zeitpunkt

Der beste Zeitpunkt, um ein Wespennest aus dem Haus zu schaffen, ist der Hoch- bis Spätwinter. Zu dieser Zeit sind alle Wespen sprichwörtlich „ausgeflogen“, auf jeden Fall die Königinnen. Die Arbeiterwespen sterben häufig entweder im Nest oder außerhalb. Diese recht späte Zeit im Jahr wird gewählt um sicher zu gehen, dass das Wespennest wirklich nicht mehr bewohnt ist.

Wespen sind in zwei Gruppen unterteilt:

  • früh das Nest verlassende Arten
  • spät das Nest verlassende Arten

Früh das Nest verlassende Arten sind meist schon Anfang September oder in der zweiten Septemberwoche nicht mehr sichtbar. Spät das Nest verlassende Arten jedoch bleiben durchschnittlich bis Anfang November. Zu diesen gehören die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris), Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Hornisse (Vespa crabro). Darunter fällt auch die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Sie eine der vier genannten Arten bei sich auf dem Dachboden finden, da die anderen heimischen Wespenarten kleinere Nester bauen, die sich zum größten Teil in der Erde befinden.

Wespenkönigin der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) in neuem Nest
Wespenkönigin der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) in neuem Nest
Quelle: Frank Hornig, Vespulavulgaris130504, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Die besten Termine sind demnach:

  • Mitte November bis Ende Dezember für frühe Arten
  • Mitte Januar bis Ende Februar für späte Arten

Nützlinge

Auf diese Weise können Sie komplett auf Nummer sicher gehen, keinen Wespen mehr zu begegnen, was natürlich das Entfernen des Nests erleichtert. Zudem können Sie dadurch möglichen Strafen entgehen, die durch eine zu frühe Entsorgung entstehen würden. Sie können aber auch problemlos bis Anfang April warten und dann das Nest entsorgen. Der Grund hierfür ist der Nutzen, denn die Nester sind für andere Insekten wie Florfliegen ein ideales Winterquartier. Viele Nützlinge nutzen die Nester für diesen Zweck und verlassen sie wieder, wenn es im Frühling wärmer wird. Aus ökologischer Sicht sollten Sie demnach länger warten.

Tipp: Je milder die Winter in Ihrer Region sind, desto wichtiger ist es, bis in den Spätwinter zu warten, damit wirklich keine Arbeiterinnen mehr im Nest mehr leben.

Notwendigkeit

Viele Menschen wollen ein Hornissen- oder Wespennest so schnell wie möglich entfernen, da sie Angst um die eigene Sicherheit haben. Jedoch ist das Entfernen des Nests in vielen Fällen überhaupt nicht notwendig. Der Grund dafür liegt in der Lebensweise der Tiere.

1. Neubesiedlung

Bis jetzt ist nur extrem selten nachgewiesen worden, dass junge Königinnen alte Nester aus dem Vorjahr beziehen. Zwar verbreiten die Nesten einem Geruch, der Wespen manchmal anlockt, jedoch werden alte Nester gemieden. Sie werden nur neu besetzt, falls wirklich kein anderer, sicherer Platz in der Nähe für den Nestbau verfügbar ist.

Das können Sie zu Ihrem Vorteil nutzen:

  • entfernen Sie das Nest erst im April
  • zu dieser Zeit haben die meisten Jungköniginnen schon einen neuen Nistplatz gefunden
  • während der Suche vermeiden sie das alte Wespennest auf Ihrem Dachboden

Das alte Nest bewahrt Sie vor einer Neubesiedlung durch die Königin. Diese Methode funktioniert sehr gut und so haben Sie genügend Zeit über den Sommer, Ihre Räumlichkeiten wespensicher zu gestalten.

2. Erreichbarkeit

Wespen suchen immer nach einem geeigneten Standort für ihr Nest. Das heißt, wenn sie andere Stellen zur Verfügung haben und das alte Nest noch während der Nestsuche steht, bevorzugen die Königinnen diese.

Wespennest an einer Fensterecke
Wespennest an einer Fensterecke

Zudem geht von den Nestern an sich keine Gefahr aus. Notwendig ist eine Entsorgung des Wespennests, wenn die Gebäudestruktur beschädigt wird oder sich zum Beispiel ein Fenster nicht mehr richtig schließen lässt. Das führt zu einer schlechten Gebäudeisolation, was Ihnen wiederum Energiekosten verursacht. Sie sollten also ganz genau vergleichen, ob das Wespennest wirklich entfernt werden muss.

Wespennest entfernen: Leitfaden

Wenn Sie sich dazu entschieden haben, das Wespennest zu entfernen, müssen Sie folgende Punkte beachten.

1. Nest überprüfen

Checken Sie unbedingt mit einem Fachmann oder über Fachliteratur, ob es sich bei dem Nest um ein Wespennest handelt. Falls sich bei Ihnen Bienen eingenistet haben, dürfen Sie das Nest über den Winter nicht entfernen, da Bienen in diesem überwintern.

2. Beim Entfernen

Achten Sie darauf, das gesamte Nest am Stück in einen robusten Müllsack zu befördern. Dadurch verringern Sie den Aufwand. Anschließend sollten Sie mit einer Bürste und einem Spachtel oder Messer so viel Nestmaterial wie möglich von den Wänden, der Decke und anderen Oberflächen in die gleiche Tüte zu befördern. Gehen Sie dabei besonders gründlich vor. Reinigen Sie danach den gesamten Bereich nass. Jungköniginnen vermeiden zwar die Neubesiedelung eines alten Nests, werden aber manchmal vom Geruch angezogen, was wiederum zu einer neuen Kolonie führen könnte. Durch die Nassreinigung wirken Sie diesem Problem entgegen.

3. Nachträgliche Prävention

Nachdem Sie das Nest entfernt und den Standort gereinigt haben, sollten Sie unbedingt die Räumlichkeiten, zum Beispiel den Dachboden, auf mögliche Öffnungen überprüfen und verschließen. Je weniger Möglichkeiten junge Königinnen haben, in Ihre Räumlichkeiten einzudringen, desto geringer ist die Gefahr eine Ansiedlung.

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Hornissennest entfernen

Hornissennest im Rollladenkasten
Hornissennest im Rollladenkasten

Wenn Sie anstelle eines Wespennests ein Hornissennest unter dem Dachgiebel oder auf dem Dachboden haben, können Sie hier auf die gleiche Weise verfahren. Da der Lebenszyklus von Wespen und Hornissen auf die gleiche Weise abläuft, sie verlassen sogar zur gleichen Zeit das Nest, können Sie ohne Bedenken das Nest entfernen. Im Vergleich zu ihren kleineren Verwandten, deren Nester sie getrost stehen lassen könnten, empfiehlt es sich aber, Hornissennester im Winter komplett zu entfernen.

Der Grund dafür ist die Lebensweise der Tiere:

1. Junge Königinnen

Junge Hornissenköniginnen werden im Vergleich zu Wespenköniginnen vom Geruch alter Nester angezogen. Das heißt, sie siedeln sich dort erneut an und so geht der gesamte Kreislauf von vorne los. Zwar bevorzugen Hornissen den Nestbau abseits von Menschen, doch verleitet der Geruch der Ausscheidungen der vorausgehenden Kolonie die Jungköniginnen zur Neuansiedlung.

2. Ausscheidungen

Die Ausscheidungen von Hornissen sind ein großes Problem und dürfen nicht ignoriert werden. Im Vergleich zu den Ausscheidungen von Wespen und Bienen fließen diese nämlich aus dem Nest nach unten und sammeln sich an einem Punkt.

Die Ausscheidungen haben zwei große Nachteile:

  • sie verfärben Hauswände von innen und außen
  • sie beschädigen die Gebäudestruktur, zum Beispiel durch aufquellendes Holz aufgrund der Feuchtigkeit in den Ausscheidungen
Ausscheidungen unter Hornissennest
Langfristig können die Ausscheidungen unter einem Hornissennest die Bausubstanz nachhaltig schädigen.
Quelle: —Nightflyer, Schleswig-Holstein, Looft, Hornissennest DSC03393, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Würde das gleiche Hornissennest mehrere Jahre hintereinander bevölkert werden, kann das über einen langen Zeitraum zu schweren Gebäudeschäden führen. Aus diesem Grund ist es zu empfehlen, das Nest über die kalte Jahreszeit zu entfernen und den Standort so gründlich wie möglich zu reinigen. Je weniger von dem Nest übrig bleibt, desto geringer ist die Chance auf eine Neuansiedlung. Ebenso sollten Sie wie bei den Wespennestern nach möglichen Öffnungen suchen, durch die die Insekten ins Haus gelangt sind, falls das Nest zum Beispiel auf dem Dachboden war. Verschließen Sie diese und die Gefahr auf uneingeladene Gäste im nächsten Jahr ist gering.

Tipp: Wenn Sie ein Hornissennest entdeckt haben, sollten Sie unbedingt einen Auffangbehälter gefüllt mit Katzenstreu unter diesem platzieren. Die Ausscheidungen können sich somit über das ganze Jahr dort sammeln und beschädigen die Gebäudestruktur nicht und die Reinigung im Winter wird um ein Vielfaches erleichtert.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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