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Warum kommt die Amsel nicht mehr zum Nest?

Warum kommst die Amsel nicht mehr zum Nest?

Die Amsel hat viele Fressfeinde und brütet deshalb oft in Menschennähe. Doch was tun, wenn die Eltern nicht mehr auftauchen? Wieso kommt die Amsel nicht mehr zum Nest und kümmert sich um ihre Jungen?

Video-Tipp

Auf den Punkt gebracht

  • Nester häufig aufgrund von Störungen verlassen
  • oft durch Menschen oder Hauskatzen verursacht
  • Amselnester in Ruhe lassen und Katzen fernhalten
  • Amseleltern manchmal auch durch Autos oder Krankheit getötet
  • ein Elternteil kann Brut auch allein großziehen

Häufige Gründe

Amseln sind fleißige Eltern, die bis zu fünf Mal im Jahr brüten. Kleine Amseln sind schon nach vier Wochen flügge und verlassen das elterliche Nest. Bruthäufigkeit und Entwicklungsgeschwindigkeit haben einen guten Grund: Viele Jungtiere fallen Räubern oder dem Straßenverkehr zum Opfer, zudem gibt es verschiedene Ursachen, weswegen die Elternvögel das Nest mit dem Gelege bzw. den Jungamseln verlassen.

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Beim Brüten gestört

Die Amsel kommt häufig nicht mehr zum Nest, wenn sie (wiederholt) gestört wird. Neugierige Menschen, die einen Blick auf Eier oder Jungvögel werfen wollen und freilaufende Hauskatzen verursachen diese Störungen besonders häufig und werden von den Vögeln als Gefahrenquelle interpretiert. Lieber verlassen sie ihr aktuelles Gelege und bauen an einer anderen Stelle ein neues Nest, als Zeit und Energie in eines zu investieren, welches den störenden Räubern ohnehin zum Opfer fallen wird. Deshalb sollten Sie brütende Vögel unbedingt in Ruhe lassen und auch Ihre Katze während der Brutsaison im Haus lassen.

Katze auf Zaunspfahl

Hinweis: Begründeten Schätzungen zufolge werden allein in Deutschland pro Jahr bis zu 200 Millionen Singvögel durch freilaufende Stubentiger getötet. Vor allem zwischen Mitte Mai und Mitte Juli sollten die Tiere hauptsächlich in den Morgenstunden nicht ins Freie – allein dadurch könnten Sie zahlreiche Vogelleben retten.

Tod der Eltern

Doch nicht nur potenzielle Nesträuber sorgen dafür, dass die Amseln nicht mehr zum Nest kommen. Die Singvögel fallen oft dem Straßenverkehr zum Opfer und werden beispielsweise von Autos überfahren. Möglicherweise waren Amselmutter oder -vater aber auch krank und sind an einer Krankheit gestorben. Seit einigen Jahren sterben zahlreiche Schwarzdrosseln beispielsweise am sogenannten Usutu-Virus.

Kranke Jungvögel

Im Gegensatz zu uns Menschen kümmern sich Vogeleltern nicht um kranken Nachwuchs, sondern entfernen diese Küken aus dem Nest bzw. verlassen das Nest gleich ganz. Uns mag das grausam erscheinen, doch im Vogelreich ist dieses Verhalten ganz normal. Daher kann das verlassene Nest auf kranke Jungtiere zurückzuführen sein, die ohnehin kaum eine Überlebenschance haben.

Nest zunächst beobachten

Haben Sie die Vermutung, dass die Vögel ihr Nest verlassen haben bzw. die Amsel nicht mehr zum Nest kommt? Dann sollten Sie nicht sofort eingreifen, sondern zunächst einmal intensiv und in sicherem Abstand mehrere Stunden beobachten:

  • Altvögel möglicherweise auf Futtersuche
  • haben Sie möglicherweise bemerkt und warten in der Nähe, bis Sie wieder verschwunden sind
  • falls ein Elternteil tot, kümmert sich der andere allein weiter
Amselpaar im Gras
Amselmännchen (schwarzes Gefieder, gelber Schnabel) und -weibchen (dunkelbraun) lassen sich gut unterscheiden.

Amseleltern sind grundsätzlich immer zu zweit, wobei die Männchen sich nur selten am Brüten beteiligen. Stattdessen füttern sie später die Jungvögel und können diese nach dem Tod des Weibchens auch allein großziehen. Amseln auf Futtersuche können sich bis zu einer halben Stunde von ihrem Nest entfernen und bleiben manchmal, wenn sie bei ihrer Rückkehr Störungen bemerken, auch länger weg.

Was tun mit Eiern oder Jungvögeln?

Ist das Nest von den Vogeleltern verlassen, befinden sich möglicherweise noch Eier oder Jungvögel darin. Amseleier selbst auszubrüten, ist sehr kompliziert und daher nicht zu empfehlen:

  • Brutapparat benötigt
  • häufig bei Geflügelzüchter (Tauben, Hühner) vorhanden
  • genaue Kenntnis der Brutdauer, -temperatur und Luftfeuchtigkeit notwendig
  • Eier dürfen nicht auskühlen
  • erkaltete Eier bereits abgestorben
Verlassenes Amselnest mit Eiern

Ein Ausbrüten im heimischen Wohnzimmer mit Hilfe einer Rotlichtlampe oder ähnlichem ist hingegen nicht möglich. Verlassene Jungvögel hingegen können Sie vorsichtig in eine warm ausgepolsterte Schachtel legen und zum Aufpäppeln in eine Vogel- bzw. Wildtieraufzuchtstation bringen.

Amselküken selbst aufzuziehen ist für Laien schwierig, weshalb Sie diese Aufgabe lieber Experten überlassen sollten. Eine einfache Googlesuche verrät Ihnen die nächstgelegene Aufzuchtstation bzw. einen auf Wildvögel spezialisierten Tierarzt in Ihrer Nähe.

Hinweis: Eier zum Ausbrüten nehmen jedoch weder Aufzuchtstationen noch Tierärzte an.

Häufig gestellte Fragen

Wie kann ich das Amselpaar beim Brüten unterstützen?

Sie können ein brütendes Amselpaar bei seiner Jungenaufzucht unterstützen, indem Sie beispielsweise Ihre Katzen fernhalten. Außerdem können Sie Futter und Wasser in Nestnähe bereitstellen, etwa indem Sie Beeren, Obststückchen und Mehlwürmer in einem Futterhäuschen vorhalten oder Ihren Garten naturnah mit dichten Sträuchern und Hecken sowie Obstgehölzen gestalten.

Sollte man aus dem Nest gefallene Jungvögel einsammeln?

Wenn eine junge, befiederte und noch nicht flugfähige Amsel auf dem Boden hockt, ist sie weder aus dem Nest gefallen noch von ihren Eltern verlassen worden. Stattdessen handelt es sich um einen so genannten Ästling, der noch von den Altvögeln gefüttert wird und in den nächsten Tagen das Fliegen lernen wird. Bitte belassen Sie diese Jungvögel dort, wo sie sind!

Darf man ein leeres Nest entfernen?

Da Amseln grundsätzlich für jedes Gelege ein neues Nest bauen – vor allem dann, wenn sie das alte aufgrund einer Störung verlassen haben – können Sie leere Amselnester unbesorgt entfernen. Sie können es aber auch an Ort und Stelle belassen, da andere Singvogelarten sich gelegentlich dort einnisten.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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