Apfelbaum veredeln in 9 Schritten
Einen Apfelbaum zu veredeln hat viele Vorteile. Unter anderem wächst genau die Sorte, die man sich selbst wünscht. So kann auch eine alte Sorte erhalten bleiben, obwohl der betreffende Baum gefällt werden muss.
Auf den Punkt gebracht
- jede Sorte eignet sich zum Veredeln
- Unterlage bestimmt die Wuchseigenschaften
- Edelreisig die Fruchtsorte
- es gibt verschiedene Veredelungsmöglichkeiten
- wichtig ist eine große Auflagefläche für zügiges Anwachsen
Inhaltsverzeichnis
Anleitung jungen Apfelbaum veredeln
Richtige Unterlage auswählen
Je nachdem, was für einen Baum man sich wünscht, muss man die passende Unterlage auswählen. So gibt es Unterlagen für Buschbäume, Halbstämme und Hochstämme.
Beispiele:
- M9 und M26: Spindelbäume bis 50 cm Stammhöhe
- M4 und M7: Buschbäume bis 80 cm Stammhöhe
- M25: Mittelstamm bis 1,40 m Stammhöhe
- Sämlingsunterlage: Hochstämme bis 1,80 cm Stammhöhe
Edelreis auswählen
Das Edelreis bestimmt die Apfelsorte und damit, welche Eigenschaften der Apfel haben wird. Geeignet sind dafür Lieblingssorten aus dem eigenen oder einem anderen Garten. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen Sommer-, Herbst- oder Winterapfel handelt. Wichtig ist nur, dass das Edelreis von einem gesunden Baum stammt.
Unterlage vorbereiten
Die Unterlage muss für das Veredeln entsprechend vorbereitet werden. Dazu zählt, das Einkürzen und Ausputzen der Wurzeln. Alle beschädigten und toten Wurzeln gründlich ausschneiden. Den Stamm ebenfalls einkürzen. Er sollte die Dicke des Edelreisers aufweisen.
Hinweis: Der Stamm sollte nicht länger als 15 bis 20 cm sein, damit sich die Veredelungsstelle nach dem Pflanzen ebenso weit über dem Erdboden befindet.
Edelreis vorbereiten
Das Edelreis wird möglichst erst dann vom Baum geschnitten, wenn es gebraucht wird. Alternativ gibt es Edelreiser auch in Baumschulen, genau wie die Unterlagen. Fallen Edelreiser im Winter beim Beschneiden der Apfelbäume an, können sie bis zum Frühjahr kühl und dunkel in feuchtem Sand lagern. Kurz vor der Verwendung die Edelreiser zuschneiden. Sie müssen 4 bis 5 Augen aufweisen und die Dicke der Unterlage haben. Sie dürfen nicht zu kurz sein, etwas Reserve schadet nicht, falls der Veredelungsschnitt nicht sofort gelingt.
Hinweis: Bei im Sommer geschnittenen Edelreisern die Blätter bis auf den Blattstiel entfernen.
Material zum Apfelbaum veredeln
- Veredelungsmesser (sehr scharf, sauber, am besten desinfiziert)
- Veredelungsband (aus Kunststoff, selbstklebend, zersetzt sich mit der Zeit)
- Bast oder Gummibänder (alternativ zu Veredelungsband)
- Veredelungswachs (schützt Edelreisig vor dem Austrocknen)
- Baumwachs (schützt Veredelungsstelle, wenn Bast oder Gummibänder genutzt werden)
Verschiedene Veredelungsschnitte
Kopulieren
- am unteren Ende des Edelreisers
- am oberen Ende der Unterlage
- jeweils auf der Rückseite muss sich eine Knospe befinden (Zugauge)
- Schnittführung schräg parallel zum Zweig
- Schnittlänge 4-5 cm
- in einem Zug durchführen
Kopulieren mit Gegenzungen
- nach dem ersten Schnitt einen zweiten, kleineren anbringen
- diesen senkrecht in die Schnittfläche von Edelreis und Unterlage schneiden
- Edelreis und Unterlage ineinanderschieben
Hinweis: Die Schnittflächen vor dem Apfelbaum veredeln nicht mit den Fingern berühren, dies führt zu Verunreinigungen.
Veredelung durchführen
Ist der Veredelungsschnitt richtig gesetzt, beide Enden aufeinanderlegen, so dass sie sich möglichst großflächig berühren. Besonders die Wachstumsschichten direkt unter der Rinde sollten aufeinander liegen, weil dass das Anwachsen erleichtert. Edelreis und Unterlage aneinander fixieren. Dazu Veredelungsband oder Bast um die Verbindungsstelle wickeln oder mehrere straffe Gummibänder darüber ziehen. Damit das Edelreis nicht austrocknet, wird es in Veredelungswachs getaucht. Auch Baumwachs kann zum Verstreichen der Veredelungsstelle genutzt werden.
Baum pflanzen und Anwachsen kontrollieren
- Standort nicht zu sonnig wählen, eventuell später noch einmal umpflanzen
- entsprechend großes Pflanzloch vorbereiten
- nährstoffreiche Erde oder Kompost einfüllen
- Baum in das Pflanzloch stellen
- Erde auffüllen und andrücken
- wässern
- treibt der Baum oberhalb der Verbindungsstelle aus, ist das Veredeln gelungen
- vertrocknet das Edelreis, hat es nicht funktioniert, den Apfelbaum zu veredeln
Nachträgliche Pflege
Löst sich das Material um die Veredelungsstelle nicht von selbst, wird es spätestens nach einem Jahr aufgeschnitten, damit der Baum nicht eingeschnürt wird. Treibt die Unterlage aus, werden diese Triebe entfernt.
Anleitung alten Apfelbaum veredeln
Geeigneten Baum auswählen
Alte, gesunde Apfelbäume eignen sich gut dafür, mehrere Sorten auf ihnen zu veredeln. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass mehrere Sorten geerntet werden können. Es erübrigt sich auch das Pflanzen eines zweiten Apfelbaumes zur Befruchtung. Von Vorteil ist es, wenn der Baum eine lockere, gut gepflegte Krone besitzt.
Edelreis auswählen
Es kann jede Apfelsorte ausgewählt werden, die einem gefällt. Soll eine Befruchtersorte veredelt werden, so hilft entsprechende Literatur dabei, die zueinander passenden Sorten zu finden. Alternativ eignet sich eine Beratung in der Baumschule. Die Edelreiser müssen gesund sein und mehrere Triebe aufweisen. Pro Ast des alten Apfelbaumes sind ein oder mehrere Edelreiser notwendig. Dies hängt von der Dicke des Astes ab:
- 2 cm 1 Edelreis
- 5 cm 2 Reiser
- 10 cm 3 bis 4 Edelreiser
Geeignet sind Jungtriebe, die etwa bleibstiftstark sind und gut ausgereifte Knospen besitzen. Zum längeren Lagern eignen sich nur Edelreiser, die Sie im Winter geschnitten haben.
Krone abwerfen
Um den Apfelbaum veredeln zu können, müssen Sie die Krone größtenteils entfernen:
- richtiger Zeitpunkt ist der Winter vor dem Veredeln
- zu dichte Baumkrone auslichten
- Leitäste um zwei Drittel einkürzen
- Stammverlängerung so einkürzen, dass ein dachförmiger Winkel entsteht
- schwächere Äste als Zugäste belassen
- sie nehmen Nährstoffe auf, die sich sonst im Propfkopf stauen würden
- alle eingekürzten Äste veredeln
Edelreiser vorbereiten
Vor der Verwendung die Edelreiser einige Zeit wässern. Danach in 4 bis 5 cm lange Stücke teilen. Nur Stücke mit gut ausgereiften Knospen verwenden. An das untere Ende des Triebes einen länglichen Keil schneiden, dabei möglichst viel von der Wachstumsschicht freilegen. Gegenüber des Keils muss sich eine Knospe befinden.
Trägeräste vorbereiten
Direkt vor dem Veredeln die Äste noch einmal mit der Säge um etwa 20 cm einkürzen. Die Rinde rund um den Schnitt glätten. Das Edelreis bringen Sie auf der Oberseite des Astes an. So wird ein Abschlitzen des Triebes durch äußere Einflüsse verhindert. Zwei Edelreiser einander gegenüber anbringen, mehrere Reiser in gleichmäßigen Abständen entlang des Propfkopfes.
Verschiedene Veredelungstechniken
- Rindenpropfen: in den Ast einen Schlitz schneiden, Rinde etwas anheben, vorbereitetes Reis hineinschieben
- Geißfußpropfen: in den Ast einen Keil schneiden, Edelreis hineinstecken
- Propfen im seitlichen Spalt: in den Ast einen Spalt bis ins Holz schneiden, Edelreis hineinschieben
Veredelung schützen
Das Edelreis je nach Methode in der Unterlage anbringen. Danach die Verbindungsstelle fest mit Bast umwickeln und mit Baumwachs verstreichen. Auch das obere Ende des Propfkopfes und des Edelreises mit Wachs verschließen.
Anwachsen kontrollieren
Nach einigen Wochen sollte ein erster Austrieb am Edelreis sichtbar sein. Dieser kann jedoch auch durch noch im Trieb befindliche Nährstoffe verursacht werden. Deshalb den Baum nach einigen Tagen erneut kontrollieren. Wachsen die Blätter und bilden sich neue Triebe, ist das Edelreis angewachsen. Vertrocknet der Trieb ist die Veredelung nicht gelungen.
Nachträgliche Pflege
Da der Bast sich gewöhnlich nicht in der Sonne auflöst, wird er nach einigen Wochen aufgeschnitten. Außerdem alle Triebe bis 30 cm unterhalb der Veredelungsstelle entfernen. Im Winter nach der Veredelung damit beginnen, die Zugäste zu entfernen. Je Propfkopf nur den stärksten Jungtrieb belassen, die übrigen waagerecht binden oder ableiten.
Häufig gestellte Fragen
Ja, es ist egal ob es sich um einen Apfel oder zum Beispiel eine Birne handelt. De Veredelung erfolgt immer auf die gleiche Weise.
Bei einem alten Baum, der genügend Leitäste besitzt ist es möglich, auf jeden Ast eine andere Sorte zu veredeln. Diese sollten jedoch ähnliche Eigenschaften aufweisen.
Da das Zuschneiden von Edelreisig und Unterlage etwas kompliziert ist, bietet sich das Üben an. Dafür eignen sich besonders Weidenruten, aber auch Schnittreste von Obstbäumen. Der Schnitt sollte, wenn möglich, in einem Zug sitzen.