Artischocken im Garten anbauen: Grundlagen
Artischocken zählen aufgrund ihres Geschmacks und ihrer dekorativen, violetten Blüten zu den besonderen Gemüsearten. Auch im heimischen Garten lassen sie sich Artischocken erfolgreich anbauen, sofern man einige grundlegende Dinge beachtet.
Auf den Punkt gebracht
- Artischocke ist eine distelartige Pflanze, die mediterranes Klima bevorzugt
- Ist generell mehrjährig aber hierzulande nicht oder nur eingeschränkt frosthart
- Kann bei entsprechender Überwinterung bis zu fünf Jahre Blütenknospen ausbilden
- Entwickelt sortenabhängig im ersten Jahr oft nur eine grundständige Blattrosette oder nur wenige essbare Knospen
Inhaltsverzeichnis
Das richtige Saatgut
Gutes Saatgut ist Voraussetzung für die Keimung. Man kann es von bereits vorhandenen Artischocken ernten oder kaufen. Bei gekauften Samen sollte man auf dessen Haltbarkeit achten, um die Keimfähigkeit zu gewährleisten. Zudem ist es ratsam, sich für Sorten zu entscheiden, die einigermaßen winterhart sind. Teilweise sind auf den Samentütchen Hinweise wie ‚Eingeschränkt winterhart‘ oder ‚Mit Winterschutz draußen zu überwintern‘ zu finden. Selbst geerntete Samen, bewahrt man bis zur Aussaat am besten an einem kühlen und trockenen Platz auf.
Saatgut aus eigener Ernte auf Keimfähigkeit testen
Um die Keimfähigkeit selbst geernteter Samen zu testen, legt man eine kleine Schale mit Watte oder Zellstoff aus und befeuchtet es. Dann 10 Samen darauf verteilen und die Schale an einen hellen und 20 Grad warmen Platz stellen. Beginnen fünf Samen zu keimen, liegt die Chance zur Keimung bei 50 Prozent.
Mit der Aussaat möglichst früh beginnen
Vorziehen
Zieht man die Pflanzen etwa ab Mitte Januar vor, setzen sie mit etwas Glück bereits im ersten Jahr Knospen an. Am besten lässt man sie zuvor für ca. 24 Stunden im Wasserglas vorquellen, um die Keimung zu beschleunigen.
- Anzuchtgefäß oder kleine Töpfe mit lockerer Anzuchterde befüllen
- Vorgequollene Samen auf das Substrat legen und andrücken
- Jeweils drei bis vier pro Topf
- Saat 1-2 cm mit Erde bedecken
- Substrat befeuchten und gleichmäßig feucht halten
- An einen hellen und warmen Platz stellen
- Optimale Keimtemperatur liegt bei 20-25 Grad
- Erste Keimlinge nach zwei bis drei Wochen
- Nach Erscheinen der ersten richtigen Laubblätter, Temperatur auf 15 Grad senken
- Die kräftigsten Exemplare in den Garten pflanzen
Auspflanzen im Garten
- Frühester Zeitpunkt zum Auspflanzen, nach den Eisheiligen
- Vor der Pflanzung Boden auflockern und mit Kompost anreichern
- Pro Quadratmeter drei bis fünf Liter
- Abstände von 80-100 cm einhalten
- Bei mehrjährigem Anbau 150 cm empfehlenswert
- Regelmäßig mit Wasser versorgen
Der richtige Standort
Entsprechend ihrer natürlichen Heimat bevorzugt die Artischocke warme und vollsonnige Standorte mit mindestens sechs Stunden Sonne täglich. Zusätzlich sollte sie regen- und windgeschützt stehen. Auch in Bezug auf die Beschaffenheit des Bodens ist diese Pflanze etwas anspruchsvoller als andere Pflanzen. Da sie zu den Tiefwurzlern gehört, benötigt sie einen Standort mit tiefgründigem, durchlässigem und nährstoffreichem Boden. Als optimal gelten sandige Untergründe.
Tipp: Aufgrund der Tatsache, dass diese Pflanzen sogenannte Pfahlwurzeln bilden, ist eine Kultur im Topf oder Kübel nicht empfehlenswert.
Grundlegendes zur Pflege
Hauptbestandteile der Pflege sind die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Artischocken müssen regelmäßig gegossen werden. Sie benötigen, insbesondere während des Wachstums, reichlich Wasser. Trotz allem sollte Staunässe unbedingt vermieden werden. Düngen sollte man ein- bis zweimal im Jahr, idealerweise mit Stallmist oder Kompost. Genauso gut eignen sich auch handelsübliche Gemüsedünger und Pflanzenjauchen zum Düngen.
Bester Zeitpunkt für die Ernte
Im ersten Jahr ist im August und September Haupterntezeit. Ab dem zweiten Jahr ist es meist schon im Juni/Juli bis Oktober soweit. Die Ernte fällt dann in der Regel höher aus. Geerntet werden die geschlossenen Knospen. Die äußeren Blätter, sprich die Hüllblätter, sollten noch geschlossen sein und eng aneinander liegen. Die einzelnen Blätter dürfen noch keine braunen Spitzen haben. Sobald sich die Blüte öffnet, sollte man sie an der Pflanze belassen und sich an der Schönheit der geöffneten Blüten erfreuen.
Hinweise zur Überwinterung
An gut geschützten Standorten überstehen robustere Sorten Frost bis maximal minus 10 Grad. In eher milden Lagen und mit entsprechendem Schutz kann man durchaus eine Überwinterung im Freien wagen.
Im Beet
Überwintern im Freien kann gelingen, wenn die Winter nicht zu kalt sind, wobei die Frosthärte natürlich auch sortenabhängig ist.
- Vor dem ersten Frost bzw. nach Ernteschluss Blattschöpfe zusammenbinden
- Sämtliche Blätter abschneiden
- Noch vorhandene Sprosse bis auf wenige Zentimeter herunterschneiden
- Abdeckung mit Vliesen, Lochfolie
- Oder ca. 30 cm hoch mit einer Mischung aus Erde und Sand anhäufeln
- Mit derartigem Schutz werden Temperaturen bis 12 Grad minus vertragen
- Anfang bis Mitte April Abdeckung wieder entfernen
Tipp: Überwinterte Artischocken kommen im zweiten und dritten Standjahr früher zur Erntereife und erzielen deutlich höhere Erträge.
Frostfrei überwintern
- Für eine frostfreie Überwinterung alle Blätter entfernen
- Wurzelstock ausgraben und von Erde befreien
- Artischocke in großen Kübel mit feuchtem Sand setzen
- In einen kühlen, frostfreien Raum bei etwa 15 Grad stellen
- Ab und zu etwas gießen
- Ende April wieder ins Beet pflanzen
Tipp: Möchte man Artischocken anbauen, sollte man generell auf die Fruchtfolge achten und sie frühestens nach drei Jahren wieder an demselben Platz pflanzen.
Sorten nach regionalem Klima auswählen
Wenn man dieses Gemüse im heimischen Garten anbauen möchte, ist es wichtig, eine Sorte zu wählen, die mit dem hiesigen Klima zurechtkommt. Dabei wird zwischen grünen violetten Sorten unterschieden. Violette Artischocken sind wesentlich empfindlicher aber auch weniger ertragreich. Viele lieben die Sonne, reagieren aber empfindlich auf Regen. Dafür punkten sie mit intensiverem und feinerem Geschmack. Im Gegensatz dazu tolerieren grüne Sorten auch kältere Temperaturen aber dennoch keinen starken Frost. Zudem sind sie etwas widerstandsfähiger und robuster.
Tipp: Wer in Regionen mit besonders kalten Wintern Artischocken anbauen möchte, sollte besser auf einjährige Sorten zurückgreifen. Dafür eignen sich beispielsweise ‚Vert Globe‘ und Vert de Provence‘ gut, sie bilden schon im ersten Jahr viele Blüten.
Bekannte grüne Sorten
Imperial Star
- Schnell wachsend, große Früchte
- Große Knospen schon im ersten Jahr
Camus de Bretagne
- Groß, stumpfkugelig, 300-500 g, zarter und fleischiger Boden
Castel
- Runde Form, sehr zartes Fleisch, gut haltbar
Vert de Provence
- Schnellwüchsig, kleinere, längliche, spitz zulaufende Früchte, sehr zart
Spinoso sardo
- Intensiv grün-violette, längliche Sorte
- Die vermutlich Schmackhafteste
Madrigal F1
- Rundköpfige Sorte, standfest, ertragreich
- Fleischige Blütenblätter, großer Blütenboden
Violette Sorten
Violet de Provence
- Länglich, spitz zulaufend, sehr zart
- Bei früher Saat, Ernte spät im ersten Jahr
Romanesco
- Alte italienische Sorte, mittelgroß, rundlich
- Ergiebiges Herz, Einzelsegmente und Stiel sehr zart
Violetto Chiogga
- Kleine längliche Sorte
- Spitze, locker anliegende violette Außen- und grüne Innenblätter
Häufig gestellte Fragen
Im Kühlschrank halten sie sich bis zu drei Tage. Am besten wickelt man sie in ein angefeuchtetes Tuch und legt sie ins Gemüsefach. Vor der Lagerung auf keinen Fall waschen.
Eine Haltung im Topf ist aufgrund der Pfahlwurzeln schwierig und oft nicht erfolgreich. Möchte man es dennoch versuchen, sollte der Topf ein Fassungsvermögen von mindestens 20-30 Litern aufweisen und vor allem tief sein.
Besonders Jungpflanzen sollte man vor Schneckenfraß schützen. Ansonsten können sie bei feuchter Witterung ganze Pflanzen abfressen. Aber auch Blattläuse wie die Schwarze Bohnenlaus siedeln sich gerne an den fleischigen Blättern an. Gegen sie können Nützlinge wie Schlupfwespen, Florfliegen oder Marienkäfer sehr hilfreich sein.