Bärlauch blüht: ist er jetzt noch essbar?
Bärlauch lässt die Liebhaber der naturnahen, würzigen Küche jubeln. Die traditionelle Gewürz- und Gemüsepflanze besitzt ein knoblauchähnliches und dennoch mildes Aroma. Gleichwohl macht zur Blütezeit unter Hobbygärtnern das Gerücht die Runde, blühender Bärlauch sei nicht für den Verzehr geeignet. Lesen Sie hier, ob Bärlauch noch essbar ist, wenn es blüht.
Inhaltsverzeichnis
Unbedenklicher Genuss
In milden Lagen kündet schon im Februar der aromatische Duft der Blätter einen Bärlauchbestand aus der Ferne an. Das weckt die Lust auf frühlingsfrische Speisen mit den zarten Blättern, Trieben und Zwiebeln. Wenn im April und Mai die weißen Blüten in formschönen Dolden über dem Laub thronen, können Sie unbesorgt weiterhin ernten. Bärlauch ist während seiner gesamten Wachstums- und Blütezeit in allen Teilen essbar und in keinerlei Hinsicht giftig.
Leider gibt es einen Nachteil, wenn die Blütendolden erscheinen. Die Blätter werden dann scharf und unangenehm im Geschmack. Außerdem werden die vorher weichen und zarten Stängel und Zwiebeln hart, sobald die Blüte beginnt. Um den perfekten kulinarischen Genuss zu erreichen, sollten Bärlauchkenner ihre Vorräte vor der Blüte pflücken und in der Tiefkühltruhe aufbewahren.
Diese Optionen einer Verwendung erfreuen sich größter Beliebtheit:
- frische Blätter, Zwiebeln und Triebe zubereitet zu Salat, verfeinert mit Salatsoße
- Blüten, Blätter, Zwiebeln und Wurzeln als würzige Zutat zu Suppen und Eintöpfen
- zerkleinerte Bärlauchblätter mit Butter vermischt als herzhafter Brotaufstrich
- eingelegte Knospen als Kapernersatz
- verarbeitet zu würzigem Pesto mit Basilikum, Olivenöl, Pinienkernen, Parmesan und etwas Wasser
Risikobehaftete Ernte im Wald
Sie sind auf der sicheren Seite, solange Sie Bärlauch im eigenen Garten anbauen und ernten. Gehören Sie hingegen zu den begeisterten Sammlern, die zur Erntezeit auf der Suche nach Bärlauchbeständen die Wälder durchstreifen, sind Sie gleich mehreren Risiken ausgesetzt. Das Gefahrenpotenzial geht nicht von der Pflanze selbst aus, sondern ruht in einer möglichen Verwechslung mit giftigen Waldpflanzen und dem Kontakt mit Krankheitserregern. Im Folgenden beleuchten wir die Risiken näher.
Verwechslungsgefahr
Bevor eine Bärlauchpflanze im April und Mai blüht, droht die Gefahr einer lebensgefährlichen Verwechslung mit giftigen Pflanzen, die ähnliche Standortbedingungen favorisieren. Im Fokus stehen Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Aronstab, deren Verzehr in der Vergangenheit schon mehrfach für Todesfälle verantwortlich war. An welchen Merkmalen Sie eine Bärlauchpflanze eindeutig identifizieren und worin die Unterschiede zu den gefährlichen Doppelgängern bestehen, vermittelt die folgende Übersicht.
Merkmale des Bärlauchs
Erkennungsmerkmale eines Bärlauchs sind:
- flache, lanzettliche Blätter mit 2 bis 5 cm Breite
- jeweils ein einzelnes Blatt auf einem 10 bis 20 mm langen Stiel
- grün-glänzende Blattoberseite, matte, dunklere Blattunterseite
- dreikante Stängel tragen Blätter und Blütenstände
- kugelige, weiße Blütendolden mit bis zu 20 kleinen Einzelblüten
- Einzelblüten mit jeweils 6 weißen Blütenblättern
- knoblauchartiger Duft, besonders intensiv durch Zerreiben der Blätter
Unterschiede zu Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Aronstab
Herbstzeitlose | Maiglöckchen | Aronstab | |
---|---|---|---|
Blätter | stets mehrere Blätter je Stiel | 2 Blätter je Stiel | pfeilförmige, breite Blätter |
Blüten | keine Blüte im Frühling (Herbstblüher) | weiße Glöckchenblüten | ab Mitte April keulenförmige Blüten |
Die Verwechslungsgefahr beschränkt sich somit auf die Blätter. Diese sind bei Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Aronstab so giftig, dass Sie es nicht bei einer reinen optischen Kontrolle belassen sollten. Im Zweifel pflücken Sie ein Blatt, zerreiben es mit den Fingern und schnuppern daran. Einzig Bärlauch verströmt dabei das Knoblauch-ähnliche Aroma. Diese Methode ist allerdings mit dem Risiko verbunden, dass der Geruch an den Fingern haften bleibt und Sie bei weiteren Tests in die Irre führen kann.
Fuchsbandwurm lauert in Wildbeständen
Nicht nur die Verwechslungsgefahr mit giftigen Pflanzen ist beim Ernten von Bärlauch im Wald allgegenwärtig. Darüber hinaus sind Sammler dem Risiko der Übertragung eines Krankheitserregers ausgesetzt. Die Rede ist von den Eiern des Kleinen Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis).
Diese sind so giftig, dass sie bei Menschen nach dem Verzehr eine gefährliche Lebererkrankung auslösen können. Überträger ist der Rotfuchs, in dessen Kot sich die Eier in großer Anzahl befinden. Fatalerweise beträgt die Inkubationszeit der Krankheit bis zu 15 Jahre und einzig im Rahmen einer langwierigen Chemotherapie zu heilen.
Infektion vorbeugen
So beugen Sie einer Infektion vor:
- gezielt Bärlauchblätter auf Kniehöhe pflücken, da hier keine Verunreinigung durch Kot erfolgt
- typische Stellen für Reviermarkierungen meiden, wie Hügelkuppen und Baumstümpfe
- das Sammelgut unter fließendem Wasser reinigen
- die Pflanzenteile kurz in mindestens 70 °C heißes Wasser tauchen
Die Ernte zu waschen und einzufrieren, schafft das Infektionsrisiko nicht aus der Welt. Die Eier des Bandwurms werden erst bei Temperaturen über 70 °C zuverlässig abgetötet.