Bäume aus Stecklingen ziehen: Anleitung in 7 Schritten | Ast & Zweig
Viele Pflanzen und so auch viele Bäume lassen sich durch Stecklinge vermehren. Hierbei handelt es sich um viel weniger Aufwand, als gedacht. Zudem ist es ein Erfolgserlebnis, wenn der Baum selbst gezogen wird, anstatt das dieser als bereits fertiger, kleiner Baum in einer Gärtnerei besorgt wurde. Für die Anzucht von Bäumen ist natürlich ein wenig mehr Geduld gefragt und nicht aus jedem Ast oder Zweig wächst später ein Baum.
Inhaltsverzeichnis
Geeignete Bäume
Nicht nur der Baum, der bereits im heimischen Garten beheimatet ist, ist für die Stecklingsanzucht geeignet. Auch bei einem Spaziergang durch den Wald finden sich viele Laubbäume und Nadelbäume, die sich ebenfalls gut aus Ablegern ziehen lassen und sich so zu einer Anzucht eignen. So lässt sich der Waldspaziergang auch zu einem Sammeln diverser Stecklinge nutzen. Zu den geeigneten Waldbäumen gehören:
- Ahorn
- Buche
- Eiche
- Kastanie
- Linde
- diverse Nadelbäume
Wer sich nicht sicher ist, welcher Baum zur Stecklingsvermehrung geeignet ist, sollte es einfach versuchen und einen Ast oder Zweig mit nach Hause nehmen und der Anleitung Schritt für Schritt folgen. Jedoch sollte hierbei immer bedacht werden, dass die meisten Laubbäume und Nadelbäume aus dem Wald ein stattliches Alter und eine große Höhe entwickeln können. Eine Anzucht ist daher nur bei genügend Platz sinnvoll.
Zeitpunkt
Um Stecklinge erfolgreich zu ziehen, muss der richtige Zeitpunkt gewählt werden. Dieser hängt dabei weniger von der Witterung ab, bei der der Steckling entnommen werden kann als von dem Zeitpunkt, an dem der Ast oder Zweig reif ist, gewählt zu werden. Dabei sollte auf das Folgende geachtet werden:
- zwischen Mai und August
- sommergrüne Bäume auch im Herbst
- nach dem Laubfall
- entscheidend ist Reife der Triebe
- zu früh geschnitten zu weich
- anfällig für Fäulnis
- verholzte Triebe benötigen mehr Zeit
Gärtnereien beginnen mit der Vermehrung in der Regel schon im Frühling ab April bis Mai. Stecklinge von sommergrünen Laubbäumen sollten in der Zeit zwischen Juli und August gewonnen werden. Dann sind die Triebe bereits leicht verholzt, aber noch jung genug, um schnell einen Wurzelballen zu entwickeln.
Steckling finden
Wenn die idealen Stecklinge gesucht werden, sollten diesen von einem gesunden Baum abstammen. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass es sich dabei um einjährige, kräftige und blütenlose Triebe handelt. Immergrüne Gehölze wie Nadelbäume wachsen hingegen aus einem zwei bis dreijährigen Trieb gut an. Werden die Hecken oder Solitäre im eigenen Garten daher regelmäßig geschnitten, wachsen genügend kräftige Triebe nach, die im nächsten Jahr als Steckling genutzt werden können. Doch auch von Nadelbäumen aus dem Wald können problemlos Äste und Zweige entnommen werden. Hierbei wird wie folgt vorgegangen:
- entweder abreißen
- sogenannte Risslinge
- ansonsten scharfe und desinfizierte Schere nutzen
- gewünschten Trieb an einer Gabel abschneiden
- darauf achten, dass die Schnittstelle glatt ist
Risslinge nutzen
Gerade bei Nadelbäumen aber auch bei diversen immergrünen Laubbäumen, wie der Eibe oder dem Buchsbaum kann es sehr lange dauern, bis diese bewurzelt sind. Hier sollten Sie Risslinge für die Bewurzelung nutzen. Bei der Gewinnung von Risslingen sollte wie folgt vorgegangen werden:
- Trieb direkt an einer Verzweigung abreißen
- hierbei entsteht ein Rindenstreifen
- diesen mit scharfer und desinfizierter Schere entfernen
- Astring am Ende sollte erhalten bleiben
- hieraus bilden sich später die Wurzeln
- enthält besonders viel Teilungsgewebe
- ein- oder zweijährige Triebe verwenden
- Triebspitze um die Hälfte einkürzen
- ebenso vorhandene Seitentriebe
Die Risslinge können in einen Anzuchttopf oder aber auch direkt an einem schattigen Standort im Garten in humosen Boden gesetzt werden. Vor allem Eibe und Buchsbaum können auf diese Weise gut anwachsen.
Stecklinge vorbereiten
Wurden die passenden Stecklinge oder Risslinge gefunden, dann müssen diese vor dem Einsetzen noch vorbereitet werden. So sollten nur etwa vier Blätter verbleiben, die restlichen müssen Sie entfernen. Handelt es sich um großblättrige Bäume, dann sollten die verbliebenen Blätter zudem noch um etwa die Hälfte zurückgeschnitten werden. Dies hat den folgenden Hintergrund:
- ohne Wurzeln nur begrenzte Wasseraufnahme möglich
- über große und viele Blätter verdunstet zu viel Wasser
- dieses fehlt dem Steckling bei der Bewurzelung
- Blätter sollten sich nicht gegenseitig beschatten
- große Blätter sollten Wand von Anzuchtkasten nicht berühren
- beides kann zu Befall von Pilzkrankheiten führen
Die genutzten Triebe selbst sollten eine Länge zwischen zehn und fünfzehn Zentimeter besitzen und vor dem Einsatz in Erde oder alternativ Wasser in Bewurzelungspulver getaucht werden.
Anzuchttöpfe vorbereiten
Damit die gewählten Stecklinge und Risslinge gut anwurzeln, benötigen diese das ideale Substrat. Für jeden einzelnen Ableger sollte dabei auch ein Topf zur Verfügung stehen. Das hat den Vorteil, dass sich die späteren Wurzelballen später nicht ineinander verwirren. Einzelne kleine Bäumchen in einem Anzuchttopf können diesem später dann leichter entnommen und eingepflanzt werden. Das Substrat im Topf sollte wie folgt aussehen:
- Gemisch aus Sand und Torf
- immer leicht feucht
- keine Staunässe
- Drainage über Abflussloch anlegen
In Wasser bewurzeln
Laubbäume können Sie im Gegensatz zu Nadelbäumen auch als Steckling im Wasser bewurzeln. Hierzu wird idealerweise eine Vase genutzt. Ein Glasgefäß hingegen sollten Sie rundherum abdunkeln, zum Beispiel mit Alufolie. Weiterhin ist in bei der Bewurzelung in Wasser noch das Folgende zu beachten:
- an helles Fenster stellen
- ohne direkte Sonneneinstrahlung
- Wasser regelmäßig auswechseln
- sobald sich kleine Wurzelstränge zeigen entnehmen
- in Anzuchttopf setzen
- nicht auf große Wurzelballen warten
- müssten zurückgeschnitten werden
- kleine Wurzeln verteilen sich besser in Erde
Pflege während Anzucht
Haben Sie die Triebe vorbereitet und in die Anzuchttöpfe gesteckt, dann benötigen diese eine bestimmte Pflege, damit sich schnell Wurzeln bilden und kleine Bäume heranwachsen können. Hierbei sollten Sie auf das Folgende achten:
- hell und warm stellen
- direkte Sonne vermeiden
- in einem Zimmergewächshaus
- alternativ Hals von PET-Flasche abschneiden
- Flasche über Topf stülpen
- täglich lüften
- sonst droht Schimmelbildung
- Erde immer feucht halten
Pflege nach Bewurzelung
Bis zum Herbst sollten sich genügend große Wurzelballen entwickelt haben. Allerdings sollten die eigentlich winterharten Bäume nicht vor dem Frost im Winter im Garten eingepflanzt werden. Die Überwinterung im ersten Jahr sollte wie folgt aussehen:
- bewurzelte Bäume umtopfen
- größeren Topf wählen
- so kann der Wurzelballen sich entfalten
- hellen und kühlen Ort wählen
- helles Treppenhaus
- Gartenhaus mit Fenster
- unbeheizter Wintergarten
- Gewächshaus
- mäßig gießen
- nicht düngen
Sobald die ersten warme Tage im Frühling zu erwarten sind, können die neuen, kleinen Bäume an ihren endgültigen Standort im Garten umziehen.
Vermehrung nicht immer möglich
Nicht jeder Baum, ob Laub- oder Nadelbaum lässt sich über Stecklinge vermehren. So sind manche Magnolien-Arten, die Zaubernuss oder auch verschiedene Kiefern nicht dazu geeignet und es wird bei diesen Bäumen nie gelingen, geschnittene Triebe zu bewurzeln. Doch es gibt Hinweise, wann die Stecklingsvermehrung gelingen wird:
- Regenerationsfähigkeit eines Baumes
- wenn er stark zurückgeschnitten wird
- treibt aus alten Holz kräftig wieder aus
- Sorte ideal für Stecklingsanzucht
Obstbäume vermehren
Damit Obstbäume sortenrein bleiben, werden diese in der Regel nur über die Veredelung herangezogen. Möchten Sie von diesen Bäumen dennoch Stecklinge nutzen, dann sollten Sie in der Regel nicht mit sortenreinen Früchten rechnen. Nur Nektarinen und Pfirsiche sind auch bei dem Ziehen aus Stecklingen später noch sortenecht.