Baumpilze bestimmen: 16 Pilze an Bäumen
Wenn sich am Baumstamm oder an der Basis Fruchtkörper von Pilzen bilden, dann ist der Baum krank. Um zu erkennen, wie schlimm ein solcher Befall ausgehen kann, ist es hilfreich, die einzelnen Baumpilze bestimmen zu können.
Auf den Punkt gebracht
- Baumpilze können auch entweder giftig oder genießbar sein
- wenn ein Baum von Pilzen befallen ist, dann geht die Ausbreitung sehr schnell
- Pilzsporen verbreiten sich durch den Wind über eine weite Fläche
- nach einem Pilzbefall ist auch der Boden rund um den Baum befallen, die Erde sollte großflächig abgetragen und entsorgt werden
- Fungizide sind hier sinnlos, der Fruchtkörper außen weist auf einen inneren Befall hin
Inhaltsverzeichnis
Blatt- und Nadelpilze
Es gibt sehr viele Arten von Baumpilzen. Um diese bestimmen zu können muss erkannt werden, an welcher Stelle diese sitzen. So gibt es zum Beispiel Baumpilze, die sich auf Blättern und Nadeln niederlassen:
Kiefernschütte (Lophodermium seditiosum)
- massives Abwerfen der Nadeln
- werden erst gelb bis braun-rot
- Kiefern und Koniferen betroffen
- Pilz überwintert in Sporenlagern
- befinden sich auf abgeworfenen Nadeln
- von dort Ausbreitung im Frühjahr
- von unten nach oben
- bei Feuchtigkeit öffnen sich Lager
- Sporen werden herausgeschossen
- alle abgeworfenen Nadeln aufrechen und entsorgen
Hinweis: Befallenes Altholz von einem entfernten Ast oder einen gefällten Baum kann noch gut als Holz für den Kamin oder ein Lagerfeuer oder eine Feuerschale genutzt werden.
Rostpilze (Pucciniales)
- Oberseite der Blätter kleine Pusteln
- gelb oder rot
- Unterseite Sporenlager
- Blätter sterben mit der Zeit ab
- vor Herbst bereits Blattabwurf
- endet meist nicht tödlich
- kann Baum jedoch schwächen
- oftmals bereits im Sommer neue Blattbildung
- sehr häufig als Apfelrost und Birnengitterrost
- mindert oft auch Qualität der Ernte
Schimmelpilze (Aspergillus)
- viele verschiedene Schimmelpilzarten
- kann mit Mehltau verwechselt werden
- weißer Belag auf Blättern
- oft nach sehr feuchten, langen Regenperioden
- nicht schädlich für Pflanze
- nicht mit dem Lebensmittelschimmel zu vergleichen
- Entfernung nur aus ästhetischen Gründen durchführen
- oft auch unter den Bäumen zu finden
Hinweis: Der Schimmelpilz im Freien ist nicht mit dem Schimmel auf Zimmerpflanzen zu vergleichen. Hier müssen Sie immer eingreifen, damit dieser sich nicht auf die Wände Ihrer Wohnung verlagert und sich hier ausbreitet.
Mehltau-Arten
- oftmals an Obstbäumen zu sehen
- Apfelmehltau
- Amerikanischer Stachelbeermehltau
- befallen Blätter und alle grünen Teile
- abwischbarer Belag auf Blattoberseiten
- erst weiß dann schmutzig braun oder grau
- Blätter trocknen ein
- nur mehltauresistent gezüchtete Bäume anpflanzen
- mit frischer unbehandelter Kuhmilch bekämpfen
- im Bioladen oder beim Bauern erhältlich
Holzzerstörende Baumpilze
In der Regel sehr gefährlich für den Baum und auch meist nicht ausreichend bekämpfbar sind die holzzerstörenden Pilze, die in der Regel am Stamm oder an den dicken Ästen eines Baumes sitzen. Hier ernähren sie sich vom Holz:
Blutender Schichtpilz (Stereum sanguinolentum)
- große Ausdehnung am Stamm
- überwiegend an Nadelgehölzen
- oft auch am toten Holz
- Hütchen stehen waagerecht vom Stamm ab
- bei Verletzung wird Pilz sofort blutrot
- unauffälliger Geruch und Geschmack
- gehört nicht zu den Speisepilzen
- Holzparasit
Braunfäule (Destruktionsfäule)
- eigentlich bei Tomatenpflanzen bekannt
- wird durch verschiedene holzzersetzende Pilze verursacht
- dringen in Holz und bauen die Cellulose ab
- Zellwände trocknen aus
- das Holz wird spröde
- befallenes Holz zwischen Finger zerreiben
- nur noch Pulver übrig
- oftmals bei Robinie, Kiefer, Eiche und Birke
Tipp: Ein nach einem Pilzbefall zwar toter aber dennoch standfester Baum muss nicht zwingend entfernt werden. Er eignet sich je nach Standort im Garten noch sehr gut als Rankhilfe für Kletterpflanzen.
Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta)
- sehr gefürchtet
- schwarze, kohleartige Fruchtkörper
- sitzen auf der Rinde
- Fäule durch Pilz im frühen Stadium leicht zu übersehen
- Hauptfrucht mit kissenartigen Sammelfruchtkörpern
- Befall erfolgt über Verletzungen im Stamm
- verursacht Weißfäule die weit in den Stamm hineinreicht
- Verursacht starke Verkehrssicherheit
- besonders Linde, Rosskastanie und Rotbuche betroffen
- ein Bestimmen nur durch das Mikroskop möglich
Hinweis: Muss ein Obstbaum wegen eines Pilzbefalls gefällt werden, bedarf dies keiner Genehmigung. Bei allen anderen Bäumen sollten Sie sich bei der zuständigen Behörde eine Fällgenehmigung einholen, die in einem solchen Fall aber problemlos erteilt wird.
Gemeiner Mosaikschichtpilz (Xylobolus frustulatus)
- viele verschiedene Erdfarben
- großflächig
- wie ein gefedertes Puzzle
- daher der Name Mosaikschichtpilz
- korkiges zähes Fleisch
- Achtung ungenießbar
- verursacht schädliche Weißlochfäule
- Baum stirbt unweigerlich ab
- auch an Totholz vorkommend
- zerstört Substanz Holz ist ungeeignet für Weiterverarbeitung
Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini)
- aus der Familie der Feuerschwämme
- viele Arten bekannt
- auch an Obstbäumen überwiegend Apfel
- dunkelbrauner Fruchtkörper
- aufgrund von Algen grüne Farbe
- Achtung ungenießbar
- sehr hartes Fleisch
- angenehmer Geruch
- befällt alle Nadelhölzer, überwiegend Kiefern
Lackporling (Ganoderma)
- verschiedene Arten
- Glänzender Lackporling auch als Heilpilz bekannt
- sehr schädlich für Bäume
- breitet sich über Verletzungen in der Rinde aus
- meist von unten nach oben
- nur sehr langsam ausbreitend
- können bereits Jahrzehnte im Stamm vorhanden sein
- ohne Symptomatik
- in der Endphase kann Baum umfallen
- wachsen flach waagerecht in halbrunder Form aus dem Stamm
Hinweis: Der außen am Stamm hängende Fruchtkörper ist nicht das Problem, sondern das nach Innen wachsende Myzel, das Pilzgeflecht. Daher reicht es nicht aus, die Pilze außen zu entfernen um den Baum zu retten.
Weißfäule (Korrosionsfäule)
- ebenfalls durch einen Pilzbefall verursacht
- verschiedene Pilze können Verursacher sein
- zum Beispiel der Lackporling
- Weißfärbung des Holzes
- Zerfaserung
- Verlust der Stabilität
- Pilze bauen Lignin, Hemicellulose und Cellulose im Holz ab
Tipp: Wurde ein Obstbaum von einem Pilz befallen und besteht keine Gefahr in der Standsicherheit, dann kann dieser Baum noch jahrelang Früchte tragen und muss nicht sofort gefällt werden.
Zunderschwamm (Fomes fomentarius)
- bildet Röhrenschichten am Stamm
- Farbe rost- bis orangebraun
- harte Oberseite
- tellerförmig oder halbkugelig
- hartes Fleisch
- Achtung ungenießbar
- überwiegend an Laubbäumen
- wird leicht mit anderen Schwämmen oder Lackporling verwechselt
- Vitalpilz in der chinesischen Medizin
Hinweis: Der Zunderschwamm wurde in früheren Zeiten für die Herstellung von Bekleidung, wie zum Beispiel Hüten verwendet. Heute wird er teilweise noch zum Färben von Kleidung verwendet.
Pilze an Trieben
Oftmals gibt es auch einen Pilzbefall an den jungen Trieben eines Baumes. Ist dies der Fall, dann ist das Bestimmen besonders wichtig, da das Gehölz im Ganzen noch zu retten ist, indem alle befallenen Triebe entfernt werden:
Falsche Weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus)
- vorwiegend an Trieben von Eschen
- erst im Jahr 2008 neu entdeckt
- das weiße Stängelbecherchen nicht gefährlich
- der hier benannte Doppelgänger aber schon
- Erreger des Eschentriebsterbens
- wahrscheinlich über Polen eingeschleppt
- Achtung ungenießbar
- zu bestimmen als kleine weiße bis gelbe Baumpilze
- mit nach oben gewölbtem Hut
- überwiegend auf Zweigen und Ästen sitzend
Kieferntriebsterben (Sphaeropsis sapinea)
- gelbe bis rotbraune Verfärbungen an Nadeln
- Triebe sterben ab
- rundliche, kleine schwarze Fruchtkörper
- kaum erkennbar
- werden bei Feuchtigkeit schmutzig gelb bis orange
- häufiges Vorkommen bei nassem Frühjahr und heißem Sommer
- Schadbild oft mit Streusalzschäden verwechselt
- Kiefern sterben innerhalb weniger Monate nach Befall ab
- gegen Pilzbefall genügend gießen
- befallene Triebe entfernen und entsorgen
Wurzelpilze
Zuletzt muss auch auf die verschiedenen Bodenpilze aufmerksam gemacht werden, die sich vermehrt an den Wurzeln von Bäumen festsetzen, sich hiervon ernähren und so einen Baum von unten zerstören können, wenn der Befall nicht rechtzeitig erkannt wird:
Hallimasch-Arten (Armillaria)
- 30 verschiedene Arten
- oftmals im Herbst am Fuß des Baumes
- meist in kleinen Gruppen
- bis zu 20 Zentimeter hohe dünne Pilze
- großer Forstschädling
- es kommt meist zum Absterben der Bäume
- sehr schädlich der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea)
- sowie auch der Dunkle Hallimasch (Armillaria ostoyae)
- beide in der Lage Holz zu zersetzen
- sowohl Nadel- als auch Laubbäume
Tipp: Einen Hallimasch können Sie als gefährlich bestimmen, wenn dieser aus dem Boden weiter entfernt vom Baum herauswächst. Dann hat der Pilz die unterirdisch verlaufenden Wurzeln befallen.
Wurzelschwämme (Heterobasidion)
- Gemeiner Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum)
- Kiefernwurzelschamm
- auch als Rotfäule bekannt
- Achtung ungenießbar
- säuerlicher Geruch
- unregelmäßiger geformter buckeliger Fruchtkörper
- weiße bis gelbe Farbe
- verursacht Wurzelfäule
- kann in der Forstwirtschaft Millionenschäden verursachen
Tipp: Musste ein Baum aufgrund eines Pilzbefalls doch gefällt werden, dann kann der Stumpf über viele Jahre noch aus Deko-Gründen, zum Beispiel mit einem Blumentopf stehen bleiben. Denn dieser bietet auch einen natürlichen Lebensraum für viele Kleinstlebewesen.
Häufig gestellte Fragen
Die meisten Baumpilze, die Sie am Stamm von Bäumen sehen können ernähren sich hier von den Nährstoffen, die sie aus dem Holz ziehen. Hierzu wird das Holz von den Pilzen verdaut, sie ziehen hieraus ihre Energie. Dabei wird auch lebendes Holz zersetzt, was zu einem langfristigen Absterben der Bäume führen kann.
Diese Frage ist nicht so einfach nur mit einem Ja oder einem Nein zu beantworten. Wie bei allen anderen Pilzarten auch, gibt es hier sowohl essbare als auch ungenießbare, nützliche oder schädliche sowie zarte oder zähe Pilze. Daher sollte bei jedem einzelnen gefundenen Baumpilz eine Giftigkeit vorher abgeklärt werden.
Sowohl der Austernseitling der sehr bekannt ist, als auch der Samtfußrübling sind essbar, wobei der erstere bereits in der vegetarischen und veganen Küche Einzug gehalten hat. Beide Pilzarten können sogar noch nach einem Frosteinbruch gegessen werden, da sie an folgenden frostfreien Tagen einfach wieder weiter wachsen.
Wenn Sie einen Baumpilz erkennen und bestimmen konnten, um welchen Pilz es sich hierbei handelt, sollten Sie die Fruchtkörper sofort entfernen. Ansonsten würden sich die Pilze weiter verbreiten. Wurde ein Ast zum Beispiel bereits extrem befallen, dann ist es sinnvoller, diesen ganz zu entfernen. Da die Pilze in der Regel meist schon zu tief im Baum sitzen, ist ein Spritzen mit Fungiziden meist nicht mehr hilfreich.
Sitzen die Pilze schon länger unerkannt am Baum selbst oder an den Wurzeln, dann ist meist der gesamte Stamm schon befallen. Damit der Baum nicht von selbst umfällt und größeren Schaden anrichtet, kann er gefällt werden, da er eh nicht mehr zu retten ist.