Baumvernichtungsmittel: Baum sanft absterben lassen
Obwohl grundsätzlich jeder Baum ein Recht auf eine Existenz hat, kann es im Einzelfall nötig werden, ihn zu entfernen. An Stelle der Säge können Sie ihn durch Baumvernichtungsmittel verträglich absterben lassen.
Auf den Punkt gebracht
- nicht alle Bäume dürfen einfach so abgetötet werden
- Ringeln zählt zu den wirkungsvollsten und zugleich umweltverträglichsten Methoden überhaupt
- viele Baumvernichtungsmittel schädigen auch andere Pflanzen und sogar Tiere
Inhaltsverzeichnis
Allgemeiner Hinweis
Grundsätzlich raten wir davon ab einen Baum eigenverantwortlich zu entfernen geschweige denn zu vergiften. In vielen Bundesländern und Kommunen ist das sogar gesetzlich verboten. Sollte ein Baum jedoch entfernt werden müssen, da er z.B. krank ist oder an seinem Standort eine Gefahr darstellt, kontaktieren Sie einen Spezialisten, ob und wie der Baum entfernt werden muss. Bei jeglichem Einsatz von Substanzen muss immer darauf geachtet werden, dass die Umwelt nicht geschädigt wird.
Dieser Ratgeber dient lediglich der Information und stellt keine Anleitung dar!
Schlingpflanzen und andere Schmarotzer
Viele Bäume sterben ab, da ihnen von Kletterpflanzen und anderen Schmarotzern im wahrsten Sinne des Wortes der Saft abgedreht wird. Wenn Sie viel Zeit haben und eine besonders „natürliche“ Methode suchen, einen Baum zu töten, sollten Sie daher genau diese Pflanzen gezielt an bzw. auf ihm ansiedeln.
Wie funktioniert es?
Kletterpflanzen entziehen dem Baum Licht und Luft und beeinträchtigen sein Wachstum. Misteln beispielsweise greifen die Versorgungsbahnen an und schädigen den Wirt von innen. In der Folge steigt die Belastung des Baumes bis hin zur Überlastung – das Absterben beginnt.
Wie lange braucht es?
- ca. 12 bis 24 Monate
Besonderheiten
- keine echte Erfolgsgarantie
- gut geeignet, um bereits geschädigte Bäume abzutöten
- komplett umweltfreundliche Variante
Das Ringeln
Eine der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Methoden ist das so genannte Ringeln. Außerdem kommt sie komplett ohne irgendwelche Stoffe aus, die unbeabsichtigt auch andere Gewächse oder sogar Tiere schädigen könnten.
Wie funktioniert es?
Das Kambium unter der Borke befördert Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln zu den Trieben und Blättern. Wird es entfernt, bleibt die Versorgung aus und der Baum stirbt nach und nach ab.
Wie lange braucht es?
- ca. 12 bis 36 Monate
Besonderheiten
- richtig ausgeführt sehr sicher und zuverlässig
- sehr langsame Methode
- völlig frei von Chemie
Bittersalz
Magnesiumsulfat, im täglichen Sprachgebrauch auch Bittersalz genannt, wird für vielerlei Aufgaben vom Abführmittel bis hin zum Pflanzendünger eingesetzt. Überdosiert kann es aber auch effektiv als Baumvernichtungsmittel eingesetzt werden.
Wie funktioniert es?
Magnesiumsulfat entfaltet im Holz, vor allem im Wurzelbereich, eine starke osmotische Reaktion, in deren Folge die Zellen entwässern und absterben. Der Nährstoffhaushalt des Baums kommt zum Erliegen.
Wie lange braucht es?
- wenige Wochen bis zu einem halben Jahr
Besonderheiten
- häufig mehrfaches Nachfüllen von Salz erforderlich, da völlige Dichtheit der versiegelten Löcher kaum erreichbar
- Magnesiumsulfat hoch dosiert gefährlich für Kleinsäuger oder auch Pflanzen in unmittelbarer Umgebung
- Mittel einfach und problemlos in der Drogerie erhältlich
Hinweis: Selbst kleine Risse können Salzlösung entweichen lassen. Sollten Sie keinen sichtbaren Erfolg feststellen, füllen Sie nach einigen Wochen nochmals Salz und Wasser nach.
Kupfersulfat
Immer wieder liest man von der Wirksamkeit von Kupfer als Baumvernichtungsmittel. Das ist in der Tat so, funktioniert aber nur, wenn das Salz hochdosiert angewendet wird. Gehen Sie dazu gleich vor, wie bereits für Magnesiumsulfat beschrieben. Wirkung und Wirkdauer sind generell vergleichbar, wobei Kupfersulfat eine noch deutlich schädlichere Wirkung auf die umliegende Flora und Fauna hat.
Sonstige Giftstoffe
Darüber hinaus bieten sich zahlreiche weitere schädliche Stoffe als Baumvernichtungsmittel, die allesamt nach demselben Schema wie Bittersalz und Kupfersulfat angewendet werden. Über Bohrungen werden die Stoffe direkt in den Baum transportiert, wo sie dann zielgenau und effektiv wirken können. Gut geeignet sind beispielsweise:
- Glyphosat
- Sonstige Breitbandherbizide
- Säuren (Achtung: Umgang nur mit Schutzausstattung!), z.B. Salzsäure, Batteriesäure etc.
Achtung: Viele Stoffe, die als Baumvernichtungsmittel sehr wirksam sind, gelten als Umweltgifte! Wenn überhaupt, sollten sie daher nur eingegrenzt und sparsam dosiert verwendet werden!
Kupfernägel und Blauwassernägel
Immer wieder liest man, dass bereits einfache Kupfernägel ausreichend seien, um einen Baum zuverlässig absterben zu lassen. Die Realität zeigt aber, dass Nägel alleine als Baumvernichtungsmittel nicht ausreichen. Zwar geben auch sie Kupferionen ab und schädigen das Holz im Bereich der Einschlagstelle. Allerdings reicht die Menge nie für eine Wirkung über den Einschlagkanal hinaus aus.
Stattdessen bietet der Handel so genannte Blauwassernägel an. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Kupfernägel, die aber in einer ergänzenden Lösung aus Kupferoxid lagern und mitsamt dieser in Bohrungen angewendet werden. Die hauptsächliche Wirkung dürfte hier dem bereits behandelten Kupferoxid entstammen, so dass der ergänzende Nagel aller Voraussicht nach verzichtbar sein dürfte.
Häufig gestellte Fragen
Ja. Viele Regionen oder Kommunen haben so genannte Baumschutzsatzungen. Sie regeln, welche bzw. ab welcher Größe Bäume nur noch mit Genehmigung entfernt werden dürfen. Die Inhalte der Satzung variieren allerdings deutlich.
Je nach Baumschutzsatzung können Bußgelder bis in den mittleren fünfstelligen Bereich anfallen. Zudem ist bei Verstößen gegen das Naturschutzgesetz sehr schnell der Bereich einer Straftat erreicht.
Fragen rund um das Entfernen von Bäumen beantwortet normalerweise das örtliche Ordnungsamt, oder aber das Naturschutzamt im zuständigen Landratsamt.
Sägen Sie einen gesunden Baum um, treffen Sie damit auch zahlreiche Bewohner dieses Lebensraums. Stirbt er dagegen langsam ab, verlassen auch die Tiere nach und nach das Gewächs und werden durch das anschließende Fällen nicht mehr gestört. Zudem ist das Fällen nicht immer erlaubt, so dass das „Töten“ vorab einige Vorteile hinsichtlich der Zulässigkeit bringt.