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Baum zerstören ohne Spuren: was ist erlaubt?

Baum zerstören ohne Spuren

Obwohl grundsätzlich jeder Baum ein Recht auf eine Existenz hat, kann es im Einzelfall nötig werden, ihn zu entfernen. In diesem Beitrag finden Sie Tipps, um einen Baum ohne Spuren zu zerstören. Behalten Sie dabei aber immer das ökologische Gleichgewicht im Auge!

Video-Tipp

Auf den Punkt gebracht

  • nicht alle Bäume dürfen einfach so abgetötet werden
  • nur erlaubt, wenn Baum krank ist oder Gefahr darstellt
  • Ringeln zählt zu den wirkungsvollsten und zugleich umweltverträglichsten Methoden überhaupt
  • viele Baumvernichtungsmittel schädigen auch andere Pflanzen und sogar Tiere
  • nur sparsam einsetzen

Allgemeiner Hinweis

Grundsätzlich raten wir davon ab, einen Baum eigenverantwortlich zu entfernen, geschweige denn zu vergiften. In vielen Bundesländern und Kommunen ist das sogar gesetzlich verboten. Sollte ein Baum jedoch entfernt werden müssen, da er z.B. krank ist oder an seinem Standort eine Gefahr darstellt, informieren Sie die zuständige Behörde und kontaktieren Sie einen Spezialisten, ob und wie der Baum entfernt werden muss. Bei jeglichem Einsatz von Substanzen muss immer darauf geachtet werden, die Umwelt nicht zu schädigen.

Hinweis: Dieser Ratgeber ist keine Rechtsberatung, sondern dient lediglich der Information und stellt keine Anleitung dar!

Bäume sanft absterben lassen: 6 Methoden

Nachfolgend stellen wir Ihnen verschiedene Methoden vor, mit denen Sie einen Baum sanft absterben lassen können. Wir beginnen dabei mit den ökologisch unbedenklich Praktiken und weisen stets auf die bestehenden Risiken einer Anwendung der jeweiligen Mittel für Flora und Fauna hin.

Schlingpflanzen und andere Schmarotzer

Viele Bäume sterben ab, da ihnen von Kletterpflanzen und anderen Schmarotzern im wahrsten Sinne des Wortes der Saft abgedreht wird. Wenn Sie viel Zeit haben und eine besonders „natürliche“ Methode suchen, einen Baum zu zerstören, ohne dabei Spuren zu hinterlassen, sollten Sie daher genau diese Pflanzen gezielt an bzw. auf ihm ansiedeln.

Efeu am Baum
Wer Bäume zerstören will, ohne Spuren zu hinterlassen, sollte Kletterpflanzen, z.B. Efeu, am Baum pflanzen.

Wie funktioniert es?

Kletterpflanzen entziehen dem Baum Licht und Luft und beeinträchtigen sein Wachstum. Misteln beispielsweise greifen die Versorgungsbahnen an und schädigen den Wirt von innen. In der Folge steigt die Belastung des Baumes bis hin zur Überlastung – das Absterben beginnt.

Wie lange braucht es?

  • ca. 12 bis 24 Monate

Besonderheiten

  • keine echte Erfolgsgarantie
  • gut geeignet, um bereits geschädigte Bäume abzutöten
  • komplett umweltfreundliche Variante

Ringeln

Eine der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Methoden ist das so genannte Ringeln. Zwar bleibt sie nicht ohne Spuren, dafür kommt sie jedoch komplett ohne irgendwelche Stoffe aus, die andere Gewächse oder Tiere schädigen könnten.

Baum ringeln
Das Ringeln findet häufig in der Forstwirtschaft Anwendung.

Wie funktioniert es?

Das Kambium unter der Borke befördert Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln zu den Trieben und Blättern. Wird es entfernt, bleibt die Versorgung aus und der Baum stirbt nach und nach ab.

Wie lange braucht es?

  • ca. 12 bis 36 Monate

Besonderheiten

  • richtig ausgeführt sehr sicher und zuverlässig
  • sehr langsame Methode
  • völlig frei von Chemie

Bittersalz

Magnesiumsulfat, im täglichen Sprachgebrauch auch Bittersalz genannt, wird für vielerlei Aufgaben vom Abführmittel bis hin zum Pflanzendünger eingesetzt. Überdosiert kann es aber auch effektiv als Baumvernichtungsmittel eingesetzt werden und dabei helfen einen Baum ohne Spuren zu zerstören.

Bittersalz
In größeren Mengen können Sie mit dem als Langzeitdünger genutzten Bittersalz Bäume sanft absterben lassen.

Wie funktioniert es?

Magnesiumsulfat entfaltet im Holz, vor allem im Wurzelbereich, eine starke osmotische Reaktion, in deren Folge die Zellen entwässern und absterben. Der Nährstoffhaushalt des Baums kommt zum Erliegen.

Wie lange braucht es?

  • wenige Wochen bis zu einem halben Jahr

Besonderheiten

  • häufig mehrfaches Nachfüllen erforderlich, da versiegelte Löcher meist nicht vollständig dicht
  • Magnesiumsulfat in hoher Dosis gefährlich für Kleinsäuger und Pflanzen in unmittelbarer Nähe
  • Mittel einfach und problemlos in der Drogerie erhältlich

Kupfersulfat

Immer wieder liest man von der Wirksamkeit von Kupfer als Baumvernichtungsmittel. Das ist in der Tat so, funktioniert aber nur, wenn das Salz hochdosiert angewendet wird. Gehen Sie dazu so vor, wie bereits für Magnesiumsulfat beschrieben.

Kupfersulfat im Weinbau
Kupfersulfat wird im Weinbau häufig auch zur Behandlung von Weinfehlern eingesetzt.

Hinweis:

Wirkung und Wirkdauer sind generell mit Magnesiumsulfat vergleichbar, wobei Kupfersulfat noch schädlichere Auswirkungen auf die umliegende Flora und Fauna haben kann. Wir raten daher von einer Anwendung ab.

Sonstige Giftstoffe

Darüber hinaus bieten sich zahlreiche weitere schädliche Stoffe als Baumvernichtungsmittel an, die allesamt nach demselben Schema wie Bittersalz und Kupfersulfat angewendet werden. Über Bohrungen werden die Stoffe direkt in den Baum transportiert, wo sie dann zielgenau und effektiv wirken können. Gut geeignet sind beispielsweise:

  • Breitbandherbizide
  • Säuren (Achtung: Umgang nur mit Schutzausstattung!), z.B. Salzsäure, Batteriesäure etc.

Achtung: Viele Stoffe, die dabei helfen, einen Baum ohne Spuren zu zerstören, gelten als Umweltgifte! Verzichten Sie daher – wenn möglich – auf eine Anwendung!

Sie fragen sich, welche weiteren Mittel zur Baumvernichtung erlaubt sind? Wir klären auf:

Kupfernägel und Blauwassernägel

Nagel in Baumrinde
Kupfernagel im Baum lässt diesen absterben

Immer wieder liest man, dass man bereits mit einfachen Kupfernägel Bäume zuverlässig absterben lassen könne. Die Realität zeigt aber, dass Nägel alleine nicht ausreichen, um einen Baum ohne Spuren zu zerstören. Zwar geben auch sie Kupferionen ab und schädigen das Holz im Bereich der Einschlagstelle. Allerdings reicht die Menge nie für eine Wirkung über den Einschlagkanal hinaus aus.

Stattdessen bietet der Handel so genannte Blauwassernägel an. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Kupfernägel, die aber in einer ergänzenden Lösung aus Kupferoxid lagern und mitsamt dieser in Bohrungen angewendet werden. Die hauptsächliche Wirkung dürfte hier dem bereits behandelten Kupferoxid entstammen, so dass der ergänzende Nagel aller Voraussicht nach verzichtbar sein dürfte.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es rechtliche Probleme, wenn ich Bäume absterben lassen möchte?

Ja. Viele Regionen oder Kommunen haben so genannte Baumschutzsatzungen. Sie regeln, welche bzw. ab welcher Größe Bäume nur noch mit Genehmigung entfernt werden dürfen. Die Inhalte der Satzung variieren allerdings deutlich.

Wo bekomme ich Auskünfte zur jeweiligen Baumschutzsatzung?

Fragen rund um das Entfernen von Bäumen beantwortet normalerweise das örtliche Ordnungsamt, oder aber das Naturschutzamt im zuständigen Landratsamt.

Ein Baum meines Nachbarn wächst auf mein Grundstück. Darf ich ihn töten?

Nein! Suchen Sie zunächst das Gespräch mit Ihrem Nachbarn und erklären ihm die Sachlage. Findet sich keine Lösung, werden Sie bei der zuständigen Behörde vorstellig. Vielleicht kann diese vermitteln. Handeln Sie unter allen Umständen nicht eigenmächtig und entfernen den Baum ohne vorherige Absprache/Genehmigung. In diesem Fall riskieren Sie eine empfindliche Geldstrafe und machen sich obendrein noch strafbar.

Wie hoch sind die Strafen für illegal getötete Bäume?

Je nach Baumschutzsatzung können Bußgelder bis in den mittleren fünfstelligen Bereich anfallen. Zudem ist bei Verstößen gegen das Naturschutzgesetz sehr schnell der Bereich einer Straftat erreicht.

Warum sollte ich Bäume „sanft“ sterben lassen?

Sägen Sie einen gesunden Baum um, treffen Sie damit auch zahlreiche Bewohner dieses Lebensraums. Stirbt er dagegen langsam ab, verlassen auch die Tiere nach und nach das Gewächs und werden durch das anschließende Fällen nicht mehr gestört.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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