Bonsai schneiden – der Form-, Blatt und Wurzelschnitt
Damit ein Bonsai seine Ästhetik als Miniaturbaum nicht verliert, ist ein regelmäßiger Schnitt notwendig. Das Beschneiden ist eine extrem wichtige und kontinuierlich durchzuführende Arbeit bei der Pflege eines Bonsais. Allerdings ist dabei Vorsicht angeraten, denn wer diesen falsch oder zu oft beschneidet, überfordert damit den Bonsai.
Inhaltsverzeichnis
Schnitt-Richtlinien
Der Rückschnitt dient der Formgebung und deren dauerhafter Erhaltung. Gewisse Schnitt-Techniken lassen sich vom Zeitpunkt her klar definieren. Andere wiederum sollten ausgehend von Erfahrungswerten mit viel Fingerspitzengefühl angewendet werden.
Der Schnitt ist ein wichtiger Prozess bei der Kultur eines Bonsais. Generell wird dabei Wert auf die Ausbildung eines dicken Stamms gelegt, der sich gut verzweigt. Wenn der Stamm eine ausreichende Dicke erreicht hat, dann sollte sich der Gärtner den Ästen widmen. Vor allem die Hauptäste sollten kräftig sein und eine schöne Form haben. Um die Astverdickung zu verbessern, ist ein regelmäßiger Rückschnitt unerlässlich. Wann genau ein Bonsai beschnitten werden sollte, hängt von seinem Alter und der Baumart ab. Das gleiche gilt auch für die Art des Rückschnitts und dessen Häufigkeit. Darüber hinaus spielen die ästhetischen Kriterien und der Gesundheitszustand des kleinen Bäumchens eine wichtige Rolle.
Folgendes sollten Sie bei einem Schnitt immer beachten:
- nur mit scharfen Schneidewerkzeugen arbeiten
- Werkzeuge sowohl vorher als auch nachher gründlich säubern
- größere Schnittstellen (ab 0,3-0,4 cm) mit Wundverschluss behandeln
- Wundverschluss direkt nach dem Schnitt ausführen
- Formschnitt ist alle 1-2 Jahre fällig, idealerweise im Juni
- Blattschnitt im Sommer durchführen
- Wurzelschnitt beim Umtopfen ansetzen
- bei starkem Rückschnitt der Krone ebenfalls die Wurzeln zurückschneiden
- Bonsai niemals zur gleichen Zeit Beschneiden und Drahten
- nach dem Rückschnitt ausreichend Zeit zum Erholen geben
Formschnitt
Wenn im Frühling der Austrieb beginnt, dann ist es erforderlich, die heranwachsenden Neutriebe wiederholend zu kürzen. Nur auf diese Weise bleibt die kleinwüchsige Form des Bonsais erhalten. Zuerst sollten die Triebe wachsen können, sodass sich dort einige Blätter befinden. Erst dann wird der Formschnitt mit jedem Trieb durchgeführt. Wenn ein Bonsai schnell seine prägnante Form erhalten soll, dann darf nicht zu wenig gekürzt werden. Ansonsten kann das Bäumchen kahl werden und einen unharmonischen Eindruck hinterlassen. Um eine volle und gedrungene Baumkrone zu erhalten, sollte deshalb recht viel gekürzt werden. Die neuen Triebe wachsen zeitnah aus den stehen gebliebenen Blattachseln.
Anleitung:
- etwa 6 bis 8 Blätter auf den Trieben wachsen lassen
- dann auf 1 bis 2 Blätter zurückschneiden
- nicht zu vorsichtig beim Schnitt
- Bonsai braucht kräftigen Rückschnitt
- Schnitt immer schräg zur gewünschten Wuchsrichtung durchführen
- knapp oberhalb eines Knotens beschneiden
- unerwünschte Zweige vollständig entfernen
- vor allem die Zweige, die direkt aus dem Stamm wachsen
Formschnitt beim Nadel-Bonsai
Beim Nadel-Bonsai verläuft der Formschnitt etwas anders. In diesem Fall sind die Triebe im Frühling zu entspitzen, bevor die ersten Nadeln erscheinen. Auf diese Weise wird das Längenwachstum verringert und die gewünschte Verzweigung angeregt. Wenn nicht ausreichend beschnitten wird, dann bilden sich zu lange Äste, die das Gesamtbild des Bäumchens zerstören. Nur wenn sich die Äste gut verzweigen, entsteht die Form als Bonsai. Generell treiben Nadelgehölze nicht aus altem Holz aus, dieses muss stets entfernt werden.
Anleitung:
- durch Rückschnitt Neuaustrieb anregen
- Baum auslichten, um Sonne in das Innere zu lassen
- im Frühling Triebkerzen auf ein Drittel der Länge kürzen
- danach ausgebildete Triebkerzen ebenfalls kürzen
- komplett neue Triebkerzen gesamt wegschneiden
- nicht zu tief ins ältere Holz schneiden
- ansonsten treibt der Ast nicht mehr aus
Blattschnitt
Mit dem Blattschnitt werden die Blätter und Nadeln während der Wachstumsperiode beschnitten, damit sich beim nächsten Austrieb deutlich kleinere Blätter bilden. Deshalb trägt diese Schnitt-Technik auch die Bezeichnung Erziehungsschnitt. Zu den unerwünschten Neuaustrieben am Stamm zählen vor allem senkrecht nach oben wachsende Triebe. Aber auch über Kreuz wachsende, zu dicht wachsende und zu weit unten am Stamm ausgebildete Triebe sind zu entfernen. Des Weiteren sind zu schnell aufschießende Triebe zu kürzen oder zu entfernen. Dabei ist zu beachten, dass wenn der Bonsai häufig, aber nur ein bisschen beschnitten wird, das Wachstum nicht so stark angeregt wird. Bei einem seltenen, aber großzügig durchgeführten Blattschnitt, wird das weitere Wachstum viel mehr angeregt.
Anleitung
- idealerweise alle 2 Jahre Blätter und Triebe beschneiden
- über den ganzen Sommer verteilt durchführen
- generell Triebe entfernen, welche das Gesamtbild stören
- Blattgröße muss zur Baumgröße passen
- zu große Blätter entfernen
- Blätter mit Stielen an den Zweigen stehen lassen
- Blätter ohne Stiele direkt am Zweig entfernen
- ältere Zweige am mehrjährigen Holz entfernen
- dergestalt lassen sich schlafende Knoten zum Austrieb anregen
- kompletten Blattschnitt nicht zu oft vornehmen
- noch junge Bäume nicht auf diese Weise beschneiden
Wurzelschnitt
Damit der Bonsai klein bleibt, ist ein Wurzelschnitt notwendig. Auf diese Weise lässt sich das Wachstum des Baumes nachhaltig eindämmen und das Wachstum der seitlichen Wurzeln forcieren. Dergestalt können Wurzel und Krone in einem harmonischen Gleichgewicht wachsen und gedeihen. Wenn die Wurzeln nicht beschnitten werden, dann würden diese in der kleinen Bonsai-Schale erdrückt und einige Wurzelteile sogar absterben. Dies hätte schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und die Optik des Bonsais. Ein erster Wurzelschnitt wird normalerweise bei einem Rohling durchgeführt, um diesen an sein Gefäß anzupassen. Die weiteren Wurzelschnitte erfolgen beim Umtopfen, vor allem um die Nebari auszubilden, die sichtbaren Wurzeln über dem Erdreich.
Anleitung
- Wurzelschnitt beim Umtopfen ansetzen
- idealerweise im Herbst ansetzen, vor der winterlichen Ruhephase
- junge Bonsais alle 1-2 Jahre und ältere Bäume alle 4 Jahre umtopfen
- ausschließliche Zimmerbonsais jedes Jahr umtopfen
- Wurzeln vorsichtig von der Erde befreien
- Wurzelgeflecht mit Wurzelkralle entwirren
- abgestorbene, zu große und senkrecht wachsende Wurzeln komplett entfernen
- mittlere Wurzeln um 1/3 bis zur Hälfte kürzen
- seitliche Wurzeln auf 1-2 Fingerbreit rundherum einkürzen
- einige Wurzelspitzen müssen verbleiben
Werkzeug
Die Voraussetzung für einen korrekt ausgeführten Schnitt, der dem Bäumchen nicht schadet, ist das richtige Werkzeug. Am besten sind dafür spezielle Bonsai-Scheren und Zangen geeignet. Diese sind filigraner und schärfer als handelsübliche Werkzeuge, sodass sich die Schnitte präziser durchführen lassen. Wenn zu grobe Werkzeuge genutzt werden, dann besteht oft die Gefahr, dass die Äste unnötigerweise gequetscht werden. Wird der Schnitt nicht sauber ausgeführt, dann leidet darunter die Gesundheit des Bonsais. Qualitativ hochwertiges Werkzeug für den Bonsai-Schnitt kommt aus Japan, dem Herkunftsland dieser Kultur. Zwar sind die chinesischen Alternativen deutlich preisgünstiger, aber die Qualität weit geringer. Zum Wohl des Bonsais lohnt sich die höhere Investition.
- ideal sind japanische Werkzeuge, speziell für Bonsais
- auf scharfe und lange haltbare Geräte achten
- einfache Handhabung ist wichtig
- Bonsai-Schere mit langem Hals für feine Verästelungen
- beim Blattschnitt mittelgroße Bonsai-Schere einsetzen
- für kleine bis mittlere Äste mittleres bis großes Model benutzen
- mit Konkavzange den Stamm kürzen
- Knospenzange für Wölbungen einsetzen
- große Schnittwunden stets verschließen, zur besseren Heilung
- bei großen Bonsais mit Astsäge vorgehen
- elektrisches Werkzeug bei komplettem Rückschnitt möglich
- beim Schnitt darf es nie zu schädlichen Quetschungen kommen
Gestaltungsmerkmale
Das Kultivieren von Bonsais hat in Japan schon seit vielen Jahrhunderten Tradition, deshalb haben sich unterschiedliche Stile bei der Gestaltung entwickelt. Diese sind auch von der Baumart abhängig und ob der Bonsai nur im Zimmer gehalten wird. Es haben sich gewisse klassische Merkmale durchgesetzt, auf die Kenner der Materie großen Wert legen. Nur auf diese Weise lässt sich der gewünschte Gesamteindruck bei der Ästhetik erhalten. Dabei hat der Gärtner jedoch Freiraum für variable Gestaltungsmöglichkeiten, die dem persönlichen Geschmack entsprechen. In diesem Zusammenhang ist das regelmäßige Beschneiden stets die wichtigste Maßnahme für das Heranziehen und die Pflege als Miniaturbaum.
- optimal sind markant herausgebildete Neagari (Wurzelstamm)
- Stamm sollte möglichst dick sein und interessante Form haben
- fein verästelte Zweige und klar strukturierter Aufbau der Äste
- Ziel ist ein dreidimensionaler Gesamteindruck
- Miniatur-Kronenform sollte der großen Version der jeweiligen Baumart entsprechen
- harmonisches Gesamtbild von Ästen, Krone und Stamm