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Brennnesselsud ansetzen: der ultimative Gartenallrounder

Brennnesselsud ansetzen

Auch wenn die Brennnessel in Gärten nicht wirklich gerne gesehen ist, hat sie doch viele positive Eigenschaften. Nicht umsonst gilt der leicht herzustellende Brennnesselsud als flüssiges Gold des Gärtners. In der richtigen Dosierung ist er ein sehr guter natürlicher Dünger und kann Schädlinge abwehren.

Video-Tipp

Brennnesselsud oder Brennnesseljauche?

Bei der Herstellung eines Sudes oder einer Jauche aus Brennnesseln spielt weniger das Mischungsverhältnis als die Zeitspanne, bis der Prozess der Gärung einsetzt. Während ein Sud nach 12 bis 24 Stunden anwendungsfertig ist, benötigt eine Jauche je nach Verwendungszweck durchschnittlich 2 bis 3 Wochen. Letztere kommt in der Regel nur verdünnt zum Einsatz. Unverdünnt auf Pflanzen angewendet würde sie diese verbrennen. Bei der Herstellung eines Sudes wird die Brennnessel nicht verjaucht, d.h., sie ist weniger scharf und demzufolge schonender gegenüber Pflanzen, beispielsweise bei der Schädlingsbekämpfung.

Brennnesselsud ansetzen

Um Brennnesselsud herzustellen, stehen zunächst zwei Aufgaben auf der To-Do-Liste:

  • Brennnesseln sammeln
  • Gefäß auswählen

Brennnesseln ernten

Brennnesseln ernten
Brennnesseln ernten

Zunächst werden die benötigten Brennnesseln geerntet. Geeignet ist sowohl die Große (Urtica dioica) als auch die Kleine Brennnessel (Urtica urens), wobei letztere intensiver wirken soll. Zur Herstellung eines entsprechenden Sudes geerntet werden können sie, solange sie noch nicht blühen, zwischen Mai und Juli. Am besten verwendet man nur die Blätter. Für eine Jauche können auch die kompletten Pflanzen ohne die Wurzel verwendet werden. Zum Entfernen der Blätter von den Stängeln ist es ratsam, möglichst lange, die Unterarme bedeckende Handschuhe zu tragen, um sich vor den sehr unangenehmen Brennhaaren zu schützen. Neben frischen können genauso gut auch getrocknete Brennnesseln zum Ansetzen eines Sudes verwendet werden.

Tipp: Da häufig auch später im Jahr noch Brennnesselsud benötigt wird, ist es sinnvoll einen Teil der Brennnesseln zu trocknen. Aus ihnen lässt sich dann bei Bedarf ein entsprechender Sud herstellen.

Das richtige Gefäß

Das betreffende Gefäß zum Herstellen eines Sudes sollte hitzebeständig und vor allem groß genug sein, damit der Brennnesselsud während der Gärung nicht überläuft. Es kann aus Holz, Stein oder Kunststoff bestehen. Gefäße aus Metall sind komplett ungeeignet, da es durch den Gärprozess zu unterschiedlichen chemischen Reaktionen kommen kann.

Anleitung

Brennnesselsud ansetzen
Nutzen Sie zum Ansetzen des Brennnesselsuds am besten Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser.

Neben den entsprechenden Kräutern und einem geeigneten Gefäß benötigt man zum Herstellen eines Sudes aus Brennnesseln heißes Wasser, einen Holzlöffel zum Umrühren des Gemisches und ein Küchensieb. Dann kann es auch schon losgehen:

  • Eimer oder Bottich an vollsonnigem Standort aufstellen
  • pralle Sonne beschleunigt Gärungsprozess
  • Behälter mit frischen Brennnesselblättern befüllen
  • anstelle von frischen auch getrocknete Kräuter verwendbar
  • auf 5 Liter Wasser etwa 500 g frische oder 75 bis 100 g getrocknete Kräuter rechnen
  • Wasser erhitzen bzw. zum Kochen bringen
  • kochendes Wasser über Kräuter gießen
  • gut umrühren und Gefäß abdecken
  • Abdeckung sollte locker aufliegen und nicht luftdicht schließen
  • angesetzten Sud etwa 24 Stunden lang ziehen lassen

Ein intensiver Geruch wie beim Ansetzen von Brennnesseljauche bleibt bei einem Sud in der Regel aus. Nach 24 Stunden gießt man das Gemisch durch ein Sieb ab.

Tipp: Soll der Sud später mittels Sprühflasche ausgebracht werden, müsste das Sieb entsprechend feinmaschiger sein, um die Sprühdüsen nicht zu verstopfen. Wird er dagegen mit der Gießkanne ausgebracht, kann das Sieb auch grobmaschiger sein.

Brennnesselsud verwenden

Brennnesselsud ist ein echter Tausendsassa. Wir zeigen, wofür Sie den Gartenallrounder alles nutzen können.

Zur Blattdüngung

Mit einer Blattdüngung können Mangelerscheinungen an Pflanzen behoben werden. Zeigen die Blätter gelbe und/oder braune Verfärbungen mit hervorstechenden grünen Blattnerven, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Blattchlorose vor. So kann beispielsweise ein Kalküberschuss im Boden verhindern, dass wichtige Nährstoffe innerhalb der Pflanze transportiert werden können, sodass sie einen Mangel erleidet.

Blattchlorose an Tomatenpflanzen
Blattchlorose an Tomatenpflanzen

Zu einem Kalküberschuss kann es u.a. kommen, wenn Pflanzen, die eigentlich einen eher sauren Boden bevorzugen, vermehrt mit kalkhaltigem Leitungswasser gegossen werden. In diesen Fällen bietet sich eine Blattdüngung mit einem Sud aus Brennnesseln an. Man trägt die Lösung vorzugsweise frühmorgens oder in den Abendstunden mittels einer Sprühflasche auf die Blätter auf. Gleichzeitig mit einer Blattdüngung muss die Ursache für den Kalküberschuss gefunden und entsprechend behoben werden, gegebenenfalls auch durch einen Standort- oder Substratwechsel.

Zur Schädlingsbekämpfung

Brennnesselsud ist ein probates Mittel, bestimmte Schädlinge abzuwehren. Dazu gehören Blattläuse, Spinnmilben und Thripse. Die Wirkung des Sudes beruht dabei auf den gelösten Nesselgiften, die hier in einer recht hohen Konzentration vorhanden sind. Am besten bringt man den Sud mittels Sprühflasche unverdünnt auf, dann ist die Wirkung am effektivsten.

Bei einem stärkeren Befall muss die Behandlung meist nach zwei Tagen wiederholt werden, gegebenenfalls auch mehrfach. Wer sichergehen möchte, sollte mit der Behandlung so lange fortfahren, bis keine Schädlinge mehr an den Pflanzen zu sehen sind. Bei einem anfänglichen Befall reicht oft schon eine einzige Behandlung aus.

Alternative Brennnesseljauche als Volldünger

Die Brennnessel ist bei Hobbygärtnern wegen ihrer sehr guten Düngeeigenschaften äußerst beliebt. Mit Ausnahme der Blattdüngung ist ein Brennnesselsud für eine herkömmliche Düngung jedoch nicht stark genug. In diesem Fall sollte es schon eine Jauche sein. Das Herstellen einer Brennnesseljauche ist etwas aufwendiger, aber auf jeden Fall lohnenswert. Grundsätzlich ähnelt das Ansetzen einer Jauche dem eines Sudes, wobei hier in der Regel eine größere Menge an Material benötigt wird:

  • etwa 1000 g frisches Pflanzenmaterial mit 10 l Wasser ansetzen
  • alternativ 200 g getrocknete Kräuter verwenden
  • Jauchegefäß wieder möglichst sonnig stellen
  • Platz wählen, an dem intensiver Geruch nicht stört
  • Jauchegefäß mit Gitter abdecken, sodass Sauerstoff an das Gemisch kommt
  • setzt Gärungsprozess in Gang
  • Schaumbildung nach ca. 2 bis 3 Tagen
  • Gärgut jetzt täglich umrühren
  • Geruch durch Zugabe von Gesteinsmehl oder Bentonit eindämmen
  • Jauche ist fertig, sobald sie nicht mehr schäumt
Brennnesselsud
Brennnesselsud

Schütten Sie die Brennnesseljauch nun durch ein Sieb und stellen das Ganze an einen schattigeren und kühleren Platz, um eine Nachgärung zu verhindern. Nun kann die Brennnesseljauche entsprechend verdünnt verwendet werden. Die Pflanzenreste können sehr gut auf dem Komposthaufen entsorgt werden, wo sie ebenso wie die fertige Jauche einen optimalen Kompostierer abgeben. Wegen ihres hohen Stickstoffgehaltes und des Anteils an Kalium eignet sich die fertige Jauche entsprechend verdünnt sehr gut zum Düngen von sogenannten Starkzehrern. Dazu gehören u.a. Tomaten, Gurken, Paprika, Rhabarber, Rosenkohl oder Zucchini.

Hinweis: Keine Brennnesseljauche vertragen dagegen Schwachzehrer wie Blumen, Gemüse und Obstgehölze.

Haltbarkeit und Aufbewahrung

Während Brennnesselsud möglichst nach spätestens einem Tag aufgebraucht sein sollte, ist Brennnesseljauche nahezu unbegrenzt haltbar. Das setzt jedoch voraus, dass sie abgeseiht, mit einer luftdurchlässigen Abdeckung versehen und an einem schattigen und kühlen Platz im Freien aufbewahrt wird.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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