Clematis vermehren: Anleitung für Samen, Stecklinge und Ableger
Clematis, besser bekannt unter dem Begriff Waldrebe oder „Königin der Kletterpflanzen“, ist eine Gattung innerhalb der Hahnenfußgewächse (bot. Ranunculaceae) und beliebt aufgrund der malerischen Blüten. Zahlreiche Arten der Klematis können in den eigenen Garten gepflanzt werden und beranken effektiv Zäune, Spaliere oder Fassaden. Wenn Sie Ihre Exemplare vermehren wollen, bieten sich verschiedene Methoden an, die von der Anzucht über Samen bis hin zum klassischen Ableger reichen und problemlos umsetzbar sind.
Inhaltsverzeichnis
Clematis vermehren
Wenn Sie sich dazu entschieden haben, ihre Waldrebe als Grundlage einer Vermehrung zu nutzen, können Sie sich über drei verschiedene Methoden freuen. Je nach Art, Standort und Zweck der Klematis bietet sich jeweils eine andere Methode an. So ist zum Beispiel die erste Anzucht problemlos über Samen möglich, während Sie über Ableger und Stecklinge ganz einfach weitere Exemplare aus einer gesunden Mutterpflanze ziehen. Zu jeder Variante finden Sie weiter unten eine ausführliche Anleitung, die Ihnen die Vermehrung der beliebten Pflanze deutlich vereinfacht.
Tipp: Neben den bereits oben genannten Methoden können Sie ebenfalls den Wurzelstock Ihrer Clematis teilen. Das erweist sich aber vor allem bei gut verzweigten und großen Exemplaren schwierig, da sie sich nur schwer ausgraben lassen, wenn Sie ausgiebig gewachsen sind.
Samen
Die Vermehrung über Saatgut bietet sich nicht nur ideal für weitere Klematis-Exemplare an, sondern auch die Aussaat Ihrer ersten Waldreben. Jedoch sollten Sie darauf achten, dass aus den zahlreichen, verfügbaren Arten der Klematis einige besser für die Anzucht über Saatgut geeignet sind als andere. Wenn Sie zum Beispiel großblumige Hybriden wie die Sorte ‚Nelly Moser‘ besitzen, sollten Sie auf eine Anzucht über deren Samen verzichten. Schon die erste Generation dieser Hybriden würde nicht mehr der eigentlichen Sorte entsprechen und von dieser in Bezug auf die Merkmale abweichen. Die folgenden Klematis-Arten haben sich als effektiv für die Vermehrung über Saatgut erwiesen:
- Alpenwaldrebe (bot. C. alpina)
- Mongolei-Waldreben (bot. C. tangutica)
- Gewöhnliche Waldreben (bot. C. vitalba)
- Großblütige Alpenwaldrebe (bot. C. macropetala)
- Bergwaldrebe (bot. C. montana)
- Italienische Waldrebe (bot. C. viticella)
Bei all diesen Arten handelt es sich um in der Natur vorkommende Taxa. Natürlich finden sich noch weitere, die nicht als Hybrid vorkommen, doch sind gerade die oben genannten ideal für eine Anzucht geeignet. Sie könnten sogar das Saatgut der Gewöhnlichen Waldrebe und der Alpenwaldrebe in der Wildnis sammeln, da diese in Mitteleuropa zu finden sind.
Aussaat: Anleitung
Der beste Zeitpunkt für eine Vermehrung ist im Winter nach der Blüte. Während der Blüte, die je nach Art von Juni bis in den Spätherbst reicht, sollten Sie einfach die Samen ernten. Da es sich bei diesen um Kaltkeimer handelt, benötigen diese eine Stratifikation:
- ideal ist eine Stratifikation im Freien
- Saatgut kurz vor Wintereinbruch ins Freie befördern
- dafür Töpfe mit Substrat vorbereiten
- Substrat: Aussaaterde, Kräutererde
- Substrat anfeuchten
- ein Samen pro Topf
- drei bis fünf Millimeter Erde über dem Saatgut verteilen
- Töpfe mit einer transparenten Folie versehen
- alternativ ein großes Glas verwenden
- nun die Töpfe in den Garten bringen
- der Standort sollte im Halbschatten liegen
Wichtig ist tägliches Lüften über 30 Minuten, damit sich kein Schimmel bildet. Während Sie lüften, müssen Sie zugleich täglich gießen, da das Saatgut niemals austrocknen darf. Die Aussaat ist die langsamste aller Vermehrungsmethoden und manche Clematissamen benötigen bis zu drei Jahre, bevor sie austreiben. Besonders viel Glück haben Sie mit Saatgut von wilden Exemplaren. Im Idealfall benötigen diese nur einen Winter, um im Folgejahr auszutreiben. Die gesamte Zeit über dürfen Sie nicht vergessen, das Saatgut zu wässern, sonst vertrocknet dieses und Ihre gesamte Arbeit ist zunichte. Falls Sie sich über Keimlinge freuen dürfen, werden diese anschließend in einzelne Töpfe pikiert.
Tipp: Es empfiehlt sich, die ausgewählten Substrate vor der Verwendung zu sterilisieren. Dadurch steigern Sie die Chance auf eine frühe Keimung.
Stecklinge
Für Stecklinge eignen sich vor allem Staudenclematis sehr gut, da diese einen starken Wachstumsdrang haben und so ideal für die Ausbildung von Wurzeln gemacht sind. Folgende Arten sind damit gemeint:
- Ganzblattwaldrebe (bot. C. integrifolia)
- Großblättrige Waldrebe (bot. C. heracleifolia)
- Aufrechte Waldrebe (bot. C. recta)
Vermehren über Stecklinge: Anleitung
Ansonsten benötigen Sie nicht viel für die Stecklingsvermehrung, denn diese stellt von allen Varianten die einfachste dar. Der richtige Zeitpunkt für diese ist unabhängig von der Art von Mai bis Juni, da die Clematis recht warme Temperaturen für die Ausbildung von Wurzeln benötigen. Bei spätblühenden Arten ist der August sogar noch möglich. Die folgende Anleitung erklärt Ihnen genau, wie die Stecklingsvermehrung abläuft:
- Stecklinge mit scharfem, desinfizierten Messer oder einer Gartenschere abtrennen
- Clemantisstecklinge sollten 15 bis 20 cm lang sein
- immer zwischen zwei Blattknoten abtrennen
- die Triebe entlauben
- dabei zwei Blätter an der Spitze übrig lassen
- Schnittstelle mit Wurzelhormon behandeln
- dadurch wird die Bewurzelung deutlichverbessert
- alternativ: Schnittstelle in Honig tauchen
- Töpfe entsprechend der Anzahl der Waldrebenstecklinge vorbereiten
- als Substrat bietet sich Pikiererde an
- in diese die Stecklinge einpflanzen
- die Spitze mit den Blättern muss aus der Erde schauen
- ausschließlich über den Untersetzer gießen
- nun Schaschlikspieße in die Erde stecken und mit durchsichtiger Folie abdecken, z. B. Gefrierbeutel oder Frischhaltefolie
- dadurch fällt die Plastikhaube nicht auf die Clematisstecklinge
- die Haube muss über die nächsten sechs bis acht Wochen auf den Töpfen verbleiben
- Töpfe an einem warmen, halbschattigen Standort platzieren
Lassen Sie die Erde niemals austrocknen und lüften Sie über die gesamte Zeit. Dadurch bildet sich kein Schimmel, der das Ende für die Jungpflanzen bedeuten würde. Gelüftet wird dabei täglich für eine halbe Stunde. Sobald erste Triebe ausgebildet wurden, können Sie die Haube entfernen. Zeigen sich erste Wurzeln, die aus dem Pflanzgefäß wachsen, umtopfen in ein passendes Substrat und die normale Pflege aufnehmen.
Tipp: Gelingt die Vermehrung der Clematis, können Sie sich über eines der wenigen Ziergewächse freuen, welches sehr alt werden und noch Ihre Kinder und Enkelkinder erfreuen kann. Einige Arten erreichen nämlich Altersgrenzen von bis zu 70 Jahren, solange sie gut gepflegt werden.
Ableger
Über Ableger können Sie jede Art von Clematis vermehren, selbst Hybriden. Für diese Methode benötigen Sie nur eine gesunde Pflanze und etwas Geduld. Da es sich hier um eine einfache Methode handelt, die nicht viel Wartezeit benötigt, ist sie bei Gärtnern besonders beliebt. Sie benötigen für einen Ableger:
- Blumentopf mit Abzugsloch
- klassische Anzuchterde
- Zelthering oder ähnlicher Haken aus rostfreiem Metall
- Bambusstab (dünn)
- Pflanzenbinder
- scharfe, desinfizierte Gartenschere
Clematis über Ableger vermehren: Anleitung
Der beste Zeitpunkt zum Ablegen ist Ende Sommer. Die folgende Anleitung hilft Ihnen dabei, erfolgreich Ihre Clematis über Ableger zu vermehren:
1. Wählen Sie zuerst einen Trieb aus, aus welchem Sie eine neue Klematis ziehen wollen. Dieser sollte gesund, kräftig und noch recht jung sein. Schon verholzte Triebe sind nicht zu empfehlen, da diese nur schwer austreiben. Zudem muss sich der Trieb am Rand der Pflanze befinden, da Sie diesen dadurch leichter auf den Boden biegen können.
2. Füllen Sie den Topf mit der Anzuchterde und graben Sie ihn bis zum Rand in den Boden ein. Damit die angehende Jungpflanze nicht direkt neben der bestehenden Clematis wachsen muss, empfiehlt sich diese Methode. Biegen Sie den Trieb nun nach unten auf den Boden. Achten Sie darauf, dass mindestens die Hälfte des ausgewählten Ablegers vom Boden abstehen sollte, damit dieser ausreichend groß bleibt. Der Teil, der auf den Boden gebogen wird, muss entlaubt werden.
3. Fixieren Sie den Trieb am Boden über den Zelthering und den oberen Teil über die Pflanzenbinder am Bambusstab. Nun kann der Clematisableger sprießen. Gut angießen und die gesamte Zeit darauf achten, dass das Anzuchtsubstrat nicht einmal austrocknet.
4. Der abgelegte Trieb verbleibt nun auf diese Weise bis ins Frühjahr. Checken Sie nun vorsichtig den Topf, ob dieser durchwurzelt ist. Falls ja, wird der Trieb von der Mutterpflanze abgetrennt und die neue Clematis entweder im Topf für ein Jahr weiterhin kultiviert oder in den Garten gepflanzt. Führen Sie anschließend die Pflege ganz normal weiter.