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Kann man Engerlinge essen? | Sind Larven essbar?

Frittierte Engerlinge mit Kräutern

Ob Überlebenskünstler, experimentierfreudiger Hobbykoch oder Interessent an neuen, ökologisch vertretbaren Nahrungsquellen – Gründe für den Verzehr von Insekten, Maden und anderen eher untypischen Tierarten gibt es viele. Nichtsdestotrotz kann die Erfahrung lohnen, sofern die Tiere auch tatsächlich essbar sind. Doch wie verhält es sich bei den Larven der Blatthornkäfer? Lassen sich Engerlinge essen?

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Engerling und Nährwert

Maikäfer-Larven
Maikäferlarven (Melolontha spec.)

Ganz unabhängig von der Motivation für den Verzehr oder von möglichen Ekel- oder Skrupelgefühlen sind Engerlinge als Nahrungsquelle nicht von der Hand zu weisen. Je nachdem, ob man die Larven von Maikäfer, Rosenkäfer oder Gartenlaubkäfer betrachtet, können die Nährwerte der Tiere leicht variieren. Insgesamt zeigt der Blick auf die essentiellen Inhaltsstoffe eine sehr gute Tauglichkeit als Nahrungsmittel:

  • rund 50 bis 60 Gramm Protein
  • 30 bis 40 Gramm Fett
  • ungesättigte Fettsäuren
  • Vitamine
  • Mineralstoffe
  • Brennwert rund 500 Kalorien

(alle Angaben bezogen auf 100 Gramm Lebendmasse)

Der hohe Nährwert der Larven rührt vor allem daher, dass die Tiere selbst einerseits natürlich aus menschlicher Sicht sehr hochwertige Dinge essen, nämlich Rohkost und andere proteinreiche Insekten. Darüber hinaus sammeln die Engerlinge als Entwicklungsstadium des späteren Käfers Energiereserven, die sie für die Verpuppung und Metamorphose zum fertigen Insekt benötigen. Diese Reserven macht sich der Mensch beim Essen der Larven direkt zu Nutze.

Hinweis: Es ist belegt, dass nahezu alle Naturvölker Insekten und auch Maden, zu denen die Engerlinge zählen, auf ihrem Speiseplan geführt haben. Das Wissen um die hohen Nährwerte dieser Tiere ist also keine neue Erkenntnis, sondern viel mehr überliefertes, zeitweise vergessenes Wissen.

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Giftig oder nicht?

In der Tat gibt es einzelne Insekten, deren Entwicklungsstadien sich durch Giftstoffe vor Fressfeinden schützen. Engerlinge zählen aber nicht dazu. Was den Menschen meist am Verzehr hindert, sind viel mehr gesellschaftlich anerzogene Abscheu und Ekelgefühle. Werden diese überwunden, sind die Raupen problemlos essbar.

Der Geschmack

Der reine Nährwert führt noch lange nicht dazu, dass Mensch gewisse Lebensmittel gerne essen. Mitentscheidend ist sicherlich auch der Geschmack. Häufig wird er sehr allgemein als nussig beschrieben und mitunter bei gebratenen Maden auch mit geräucherten Lebensmitteln assoziiert.

Die Konsistenz

Ein anderes Thema neben dem Geschmack dürfte für viele unentschlossene eher die Konsistenz der Tiere sein. Als Insekten verfügen sie über keinerlei tragendes Skelett, während die im Endstadium vorhandene Chitinhülle noch nicht ausgebildet wurde. Stattdessen besteht ihr Körper außer der äußeren Haut, einem sehr reduzierten Bewegungsapparat und einem kleinen Kopf vor allem aus dem Verdauungstrakt und den bereits angelegten Energiereserven in Form von Fett und Protein. Engerlinge kann man damit zwar essen, aber sie entsprechen nicht dem gewohnten Essgefühl bei tierischen Erzeugnissen.

Die Zubereitung

Frittierte Engerlinge mit Kräutern auf Teller angerichtet
Frittierte Engerlinge mit Kräutern

Eine Möglichkeit, daran etwas zu ändern, ist die Zubereitungsform der Käferlarven. Grundsätzlich sind die Tiere natürlich jederzeit roh essbar. Etwas „humaner“ erscheint dagegen die Zubereitung in gebratener Form. Wenige Minuten in einer sehr heißen Pfanne, oder alternativ auf einem Grillrost gegart, sterben die Raupen ohne langes Leiden den Sekundentod. Die Textur ähnelt hinterher mit einer krossen Hülle eher dem gewohnten Nahrungsangebot tierischen Ursprungs und die Inhaltsstoffe bleiben durch den kurzen Garprozess erhalten.

Tipp: Wegen des hohen Wassergehalts neigen die Raupen beim Erhitzen in der Pfanne zu „springen“. Ein Spritzschutz oder Deckel hilft, traumatische Erlebnisse durch Maden im Tiefflug zu vermeiden.

Engerlinge als Parasitenträger

Ein weiterer Vorteil des Garvorgangs liegt beim Engerling in seiner potentiellen Aktivität als Wirtstier für Parasiten. Vor allem Kratzwürmer aus dem Erdreich können die Larven als Zwischenwirt auf dem Weg zum Endwirt, also Mensch oder Tier, nutzen. Als Darmparasit haften die Würme an der Darmwand an und machen sie durchlässig. Unerkannt und unbehandelt kann ein solcher Befall auf Dauer erhebliche Probleme bereiten. Wird der Engerling dagegen vollständig durchgegart, werden auch die Eier oder Larven des Wurmes getötet und man kann ihn problemlos essen.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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