Sommerschnitt: Feigenbaum im Sommer schneiden
Der Feigenbaum (Ficus carica) wird hauptsächlich im Spätwinter geschnitten. Schnittmaßnahmen im Sommer sind in bestimmten Fällen ebenfalls sinnvoll. Wir verraten Ihnen, wie und wann der Sommerschnitt am Feigenbaum gelingt.
Auf den Punkt gebracht
- Sommerschnitt für verbesserte Überwinterungsfähig der Fruchtanlagen
- starke Kahlheit erfordert radikale Schnittmaßnahmen
- Ausgeizung im Sommer wichtig
- auf Wurzelschösslinge achten
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzliches
Weil die Früchte von Feigenbäumen an Trieben des Vorjahres zwischen Juni und Juli erntereif werden und im Idealfall nochmals im Herbst eine zweite Ernte möglich ist, wird von Sommerschnitten meist abgeraten. Die Gefahr ist dabei groß, durch das Abtrennen von Knospen und Fruchtanlagen die Ernte zu ruinieren.
Da das mitteleuropäische Klima allerdings nur wenige Herbsternten erlaubt, ist nach der ersten Ernte ein Sommerschnitt durchaus empfehlenswert. Verschiedene Gründe sprechen dafür. Wenn es der Wuchs und die Pflanzen-Gesundheit zulassen, sollte das Schneiden aber immer auf das nächste Frühjahr beziehungsweise Februar/März verlegt werden.
Bester Zeitpunkt
Wenn sich der Feigenbaum nach der Sommerernte im Juni/Juli wieder erholt hat und neue Energie liefert, ist zwischen Ende Juli und Mitte August der ideale Zeitpunkt für einen Sommerschnitt gekommen.
Der Rückschnitt sollte auf keinen Fall später erfolgen, weil die Wunden bis zum Kälteeinbruch sicher zu verheilen haben und das meist feuchte Herbstwetter das Infektionsrisiko durch Pilzerreger erhöhen würde. Zudem verliert ein Ficus carica im Herbst den meisten Pflanzensaft. Das kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen.
TIPP: Auch im Sommer tritt milchiger Pflanzensaft beim Schneiden aus, der Hautreizungen und allergische Kontaktreaktionen auslösen kann. Tragen Sie deshalb beim Schneiden immer langärmelige Oberbekleidung und Handschuhe.
Erhaltungsschnitt im Sommer
Normalerweise wird der Erhaltungsschnitt Anfang des Jahres verrichtet. Doch bildet ein Feigenbaum im Spätsommer oder Frühherbst noch Fruchtstände, ist ein zweiter Erhaltungsschnitt im Sommer empfehlenswert; insbesondere bei alten und/oder geschwächten Feigenbäumen sowie in rauen Regionen. Hierbei geht es darum, den Baum Energie für die (weitere) Fruchtentwicklung sparen zu lassen. Die Früchte bilden sich meist sowieso nicht bis zur Erntereife aus und können folglich schon im Sommer abgenommen werden.
Folgende Schnittmaßnahmen umfasst der sommerliche Erhaltungsschnitt:
- Knospen und Fruchtansätze/-stände entfernen
- neue Triebe aus laufendem Jahr einkürzen
- Rückschnitt maximal bis auf sechs bis acht Blätter
- Totholz so nah wie möglich am Ansatz abtrennen
- parallel verlaufende Senkrechttriebe die schwächeren am Ansatz abschneiden
- ausgeizen
HINWEIS: Aufgrund dieser Schnittmaßnahmen wird die Knospenbildung an den eingekürzten Trieben gefördert. Die Knospen sind besser überwinterungsfähig und sorgen für aromatischere Früchte im Folgejahr.
Ausgeizung
Ob mit oder ohne Erhaltungsschnitt, im Sommer sollten Geiztriebe immer zurückgeschnitten werden. Bei diesen handelt es sich um unfruchtbare Seitentriebe. In der Regel wachsen sie zwischen den Sommertrieben und Blattstielen. Sie sind überflüssig und kosten Feigenbäumen unnötig Energie. Spätestens nach der Bildung von fünf oder sechs Blättern sollten sie vor allem im Sommer entfernt werden. Gerade dann brauchen die Pflanzen alle Energie für neue Knospenbildungen und Fruchtanlagen sowie die Wintersaison. Am besten ist es, sie mit den Fingern abzuzwicken.
Wurzelschösslinge schneiden
Meist zeigen sich Wurzelschösslinge ab dem dritten Lebensjahr. Sie entwickeln sich aus dem Wurzelansatz und wachsen zu Ästen heran. Ihre Entfernung wird in der Regel bereits im Spätwinter vorgenommen, aber während der Vegetationssaison können sie im Sommer erneut vorhanden sein. Sie haben keinen Nutzen und nehmen lediglich wichtige Energiereserven für ihr Wachstum in Anspruch. Weiteres Wissenswerte:
- durch Wurzelschösslinge keine Bildung neuer Triebe am Hauptstamm
- zunehmend rückläufige Ernteerträge
- ohne Wurzelschössling-Entfernung beginnt langsames Absterben
- Schnittmaßnahme langfristig lebensrettend und deshalb unerlässliche Sommeraufgabe
- Schnitt so tief wie möglich ansetzen
- sekundäre, seitlich abzweigende Äste ebenfalls abschneiden
Radikalschnitt
Hat sich ein Feigenbaum während der Vegetationsperiode schlecht entwickelt, zeigt stark verkahlte Bereiche insbesondere in der Krone, oder ist aufgrund einer vorherigen Erkrankung oder eines Schädlingsbefalls immens geschwächt, bietet der Sommer den idealen Zeitpunkt für einen Radikalschnitt. Durch diesen können sich die Fruchtbäume wieder erholen und Energie in die Bildung neuer, kräftiger Triebe sowie Blätter und Blüten stecken. Folgendes ist zu beachten:
- komplette Pflanze auf 30 Zentimeter Höhe zurückschneiden
- bodennahe Verzweigungen am Stamm abtrennen
- Wurzelschösslinge entfernen
- Schnittstelle des Hauptstamms mit Holzkohlenasche oder Kerzenwachs verschließen/versiegeln (zur Vermeidung von Pilzinfektion)
- während Wachstum Erziehungsschnitte durchführen
- Radikalschnitte nur im Abstand von vier bis sechs Jahren durchführen
- Fruchternte meist erst im zweiten Jahr nach Radikalschnitt
TIPP: Nach einem Radikalschnitt hat sich erfahrungsgemäß die Düngung mit Kompost-Hornmehl/Hornspäne-Gemisch oder Pferdemist als förderlich für den Austrieb gezeigt.
Häufig gestellte Fragen
Feigenbäume in Kübeln werden in puncto Sommerschnitt nicht anders behandelt als Exemplare im Gartenbeet. Allerdings sollten Sie hier vermehrt auf gelbe Blätter, abgestorbene und kranke Äste/Triebe achten und diese zügig entfernen. Kübelpflanzen können aufgrund begrenzter Substratmenge nur beschränkt Energie aufnehmen und weiterleiten. Umso wichtiger ist es, unnötige Energie-Zieher zu eliminieren. Die Anleitung für entsprechende Vorgehensweisen bei Sommerschnitten finden Sie im Ratgeber.
In dem Fall warten Sie mit dem Schneiden bis Februar oder März des nächsten Jahres. Wichtig ist, dass der Feigenbaum noch nicht mit dem Trieb- und Blattwachstum begonnen hat. Im Rahmen der jährlichen Pflegeschnitte können Sie dann die empfohlenen Sommerschnitte nachholen, sofern sie noch erforderlich sind. Manchmal erledigt auch ein strenger Winter einige Schnittaufgaben, wenn Äste/Triebe zurückfrieren. Häufig sind dann zusätzlich nur noch erfrorene Früchte des Vorjahres zu entfernen.
Der beste Zeitpunkt zur Vermehrung mittels Stecklingen ist zwischen Mai und Juni, weil dann die meiste Energie in die Triebe fließt. Dadurch können die Stecklinge besser anwurzeln. Aber auch nach der Abernte im Juni funktioniert die Steckling-Vermehrung mit abgeschnittenen Trieben des Sommerschnitts. Voraussetzung ist, dass ein zehn Zentimeter langer Trieb zur Verfügung steht. Sie sollte den Prozess bis spätestens Ende August erledigt haben, denn ab September nimmt die Verwurzlungsfähigkeit kontinuierlich ab.