Flugbilder von 17 heimischen Greifvögeln
Greifvögel faszinieren mit ihren imposanten Flugkünsten und Jagdtechniken. Da sie heute jedoch eher selten zu sehen sind, fällt die Bestimmung schwer. Sogenannte Flugbilder sind dabei eine nützliche Hilfe.
Auf den Punkt gebracht
- mit Flugbildern Greifvögeln auch in großen Höhen bestimmen
- Schwingen (Flügel) und Schwanz (Stoß) dienen als Merkmale zum Erkennen
- verschiedene Flugeigenschaften (gleiten, segeln, rütteln etc.) sind weitere Kriterien
Inhaltsverzeichnis
- Bussarde (Buteo)
- Mäusebussard (Buteo buteo)
- Raufußbussard (Buteo lagopus)
- Wespenbussard (Pernis apivorus)
- Echte Adler (Aquila)
- Schreiadler (Aquila pomarina, Syn.: Clanga pomarina)
- Steinadler (Aquila chrysaetos)
- Fischadler (Pandion)
- Fischadler (Pandion haliaetus)
- Habichte und Sperber (Accipitridae)
- Habicht (Accipiter gentilis)
- Sperber (Accipiter nisus)
- Milane (Milvus)
- Rotmilan (Milvus milvus)
- Schwarzmilan (Milvus migrans)
- Seeadler (Haliaeetus)
- Seeadler (Haliaeetus albicilla)
- Weihen (Circus)
- Kornweihe (Circus cyaneus)
- Rohrweihe (Circus aeruginosus)
- Wiesenweihe (Circus pygargus)
- Sonderfall: Falken (Falco)
- Baumfalke (Falco subbuteo)
- Merlin (Falco columbarius)
- Turmfalke (Falco tinnunculus)
- Wanderfalke (Falco peregrinus)
- Häufig gestellte Fragen
Bussarde (Buteo)
Mäusebussard (Buteo buteo)
- breite, gefingerte Flügel
- Schwanz: kurz, gebändert, meist breit gefächert
- eingezogener Kopf
- Segelflug: Flügel v-förmig angehoben, aufwärts gebogene Flügelspitzen
- Flügelspannweite: 113 bis 128 Zentimeter
- Körperlänge: gut 50 Zentimeter groß
- Lebensraum: brütet im Wald; jagt im offenen Gelände (waldreiche Landschaften mit Weiden, Wiesen, Feldern sowie Teichlandschaften)
Raufußbussard (Buteo lagopus)
- heller, fast weißlicher Kopf
- kaum ein Unterschied zum Mäusebussard
- rüttelt oft (Rüttelflug = Verharren im Flug an einer Position, vergleichbar mit einem Kolibri)
- Flügelspannweite: 120 bis 150 Zentimeter
- Körperlänge: 50 bis 60 Zentimeter
- Lebensraum: hierzulande Durchzügler oder Wintergast (regelmäßig in Schleswig-Holstein), offenes und weiträumiges Gelände
Wespenbussard (Pernis apivorus)
Obwohl der Wespenbussard mit dem Mäusebussard nicht unmittelbar verwandt ist, wird er oft mit diesem verglichen. Daher wird sein Flugbild an dieser Stelle beschrieben.
- lang vorgestreckter Kopf und durchgestreckte Schwingen, wesentlich schlanker als Mäusebussard
- Schwanz deutlich länger und schmäler als beim Mäusebussard
- Kopf etwas schlanker und stärker hervorstehend als beim Mäusebussard
- Flügelspannweite: 135 bis 150 Zentimeter
- Körperlänge: etwa 55 Zentimeter
- Lebensraum: abwechslungsreiche Landschaften (Mischung aus Wäldern, Feldgehölzen, Wiesen und Kultursteppen), größere Parklandschaften, bevorzugt die Nähe von Gewässern
Echte Adler (Aquila)
Schreiadler (Aquila pomarina, Syn.: Clanga pomarina)
- typischer Flug: ruhiger Gleitflug mit gesenktem Kopf
- breite, brettartige Flügel mit waagrechter Flughaltung
- Handschwingen mit starker Fingerung
- Flügelspannweite: 146 bis 168 Zentimeter
- Körperlänge: bis 66 Zentimeter (wenig größer als ein Mäusebussard)
- Lebensraum: Wälder mit angrenzenden, offenen Flächen; feuchte Niederungen mit Laub- und Mischwäldern an der Grenze zu Mooren und Feuchtwiesen
Steinadler (Aquila chrysaetos)
- schlankes Flugbild
- sehr lange und breite Flügel
- mittellanger Schwanz
- Flügelhaltung fast waagrecht
- Handschwingen mit auffälliger Fingerung
- Kopf stark vorgebaut
- Flügelspannweite: 204 bis 220 Zentimeter (zweitgrößter Greifvogel in Europa)
- Körperlänge: 75 bis 95 Zentimeter
- Lebensraum: Talhänge und Bergflanken in den Alpen; jagt im Sommer meist über der Waldgrenze; brütet in Mitteleuropa nur mehr im Alpenraum
Fischadler (Pandion)
Fischadler (Pandion haliaetus)
- lange, schmale, meist gewinkelte Flügel
- blendend weiße Unterseite
- Flügelspannweite: 145 bis 170 Zentimeter
- Körperlänge: bis etwa 60 Zentimeter
- Lebensraum: offene und klare Gewässer (hohe Baumbestände zum Horsten), waldreiche Seengebiete, Flussauen, Küsten
Habichte und Sperber (Accipitridae)
Habicht (Accipiter gentilis)
- kurze, abgerundete, breite Flügel
- langer, deutlich abgerundeter und breit gebänderter Schwanz
- oft längere Gleitphasen im Flug
- Flügelspannweite: 135 bis 165 Zentimeter
- Körperlänge: 48 bis 62 Zentimeter (Weibchen deutlich größer als Männchen)
- Lebensraum: Ebenen, im Gebirge bis 1.500 Meter über NN, abwechslungsreiche Landschaften mit einem hohen Anteil an Laub-, Misch- und/oder Nadelwäldern
Sperber (Accipiter nisus)
- abgerundete, breite Flügel (rundschwingig)
- langer, an den Ecken abgerundeter Schwanz
- Flügelspannweite: 55 bis 70 Zentimeter
- Körperlänge: 28 bis 37 Zentimeter (Weibchen deutlich größer als Männchen)
- Lebensraum: abwechslungsreiche Landschaften mit hohem Waldanteil, kleine Wäldchen im offenen Gelände
Milane (Milvus)
Rotmilan (Milvus milvus)
- Synonyme: Roter Milan, Gabelweihe, Königsweihe
- größere und längere Flügel als Schwarzmilan
- fünf Finger an den Flügelenden
- helles Handschwingefeld
- längerer Schwanz, auch mit tieferer Stoßgabelung als Schwarzmilan
- Flügelspannweite: 175 bis 195 Zentimeter
- Körperlänge: etwa 65 Zentimeter
- Lebensraum: abwechslungsreiche Landschaften (Wälder und freie Flächen)
Hinweis:
In Mitteleuropa ist der Rotmilan sehr selten geworden. In den Alpen und dem nördlichen Alpenvorland sowie in Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holstein fehlt er als Brutvogel, überwintert aber zum Teil hierzulande.
Schwarzmilan (Milvus migrans)
- Synonyme: Schwarzer Milan
- lange Schwingen, sechs Finger an den Flügelenden
- langer, schwach gegabelter Schwanz (oft als „gerade“ bezeichnet)
- Flügelspannweite: 160 bis 180 Zentimeter
- Körperlänge: etwa 57 Zentimeter
- Lebensraum: brütet in Wäldern, größeren Feldgehölzen, in Wassernähe oder Reetlandschaften (oft in der Nachbarschaft von Reiherkolonien); bevorzugt außerhalb der Brutzeit die Nähe von Gewässern
Seeadler (Haliaeetus)
Seeadler (Haliaeetus albicilla)
- breite und brettförmige Schwingen
- Schwanz: beim Altvogel kurz und keilförmig, länger und runder beim Jungvogel
- auffällig großer Kopf
- Flügelspannweite: 200 bis 240 / 250 Zentimeter (größter Greifvogel in Europa)
- Körperlänge: 70 bis 95 Zentimeter
- Lebensraum: in der Nähe von Seen, Flüssen, Meeresküsten; Horst in Altholzbeständen oder am Waldrand (hohe Bäume)
Weihen (Circus)
Kornweihe (Circus cyaneus)
- schmale Flügel
- langer Schwanz
- Segel- und Gleitflug: Flügel v-förmig angehoben
- Flügelspannweite: 100 bis 120 Zentimeter
- Körperlänge: bis 50 Zentimeter
- Lebensraum: Felder, Moore und Wiesen in der Ebene, Heidegebiete, Niederungen mit Gewässern
Rohrweihe (Circus aeruginosus)
- schmale, lange Flügel
- langer Schwanz
- Segel- und Gleitflug: Flügel v-förmig angehoben
- Flügelspannweite: 115 bis 130 Zentimeter
- Körperlänge: 48 bis 56 Zentimeter
- Lebensraum: offene Landschaften mit Gewässern und ausgedehnten Schilfgebieten, Sümpfe, in Deutschland vor allem in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen
Wiesenweihe (Circus pygargus)
- typischer Flug: gaukelnd, möwenartig
- langer Schwanz und schmale, lange Flügel
- schmalere Flügel als Kornweihe
- Segel- und Gleitflug: Flügel v-förmig angehoben
- Flügelspannweite: 105 bis 120 Zentimeter
- Körperlänge: 43 bis 47 Zentimeter
- Lebensraum: feuchte Niederungen, Flusstäler, Hoch- und Flachmoore, Übergangsmoore
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Sonderfall: Falken (Falco)
Zwar gehören Falken aufgrund neuester DNA-Analysen nicht mehr zur Ordnung der Greifvögel, aber da sie dennoch allgemein als solche bezeichnet werden, werden die wichtigsten Vertreter hier gelistet.
Baumfalke (Falco subbuteo)
- schneller wendiger Flug
- hohe Schlagfrequenz
- nur kurze Gleitflugstrecken
- rüttelt selten
- sehr lange, sichelförmige Flügel
- Schwanz kürzer als beim Turmfalken
- Flügelspannweite: 82 bis 92 Zentimeter
- Körperlänge: 30 bis 36 Zentimeter
- Lebensraum: Laub- und Nadelwälder, offenes Gelände mit Gehölzen
Tipp: Das Flugbild des Baumfalken erinnert an jenen des Mauerseglers.
Merlin (Falco columbarius)
- breitflügeliges und gedrungenes Flugbild
- schneller und geradliniger Flug; rasche Flügelschläge, nur kurze Gleitphasen
- spitze Flügel, aber breiter als Baumfalke
- Schwanz kürzer als beim Turmfalken und mit breiter Endbinde
- Flügelspannweite: 50 bis 62 Zentimeter
- Körperlänge: 25 bis 30 Zentimeter
- Lebensraum: hierzulande zur Zugzeit und im Winter, offenes Gelände
- Hinweis: Der Merlin ist der kleinste Falke in Europa.
Turmfalke (Falco tinnunculus)
- typischer Flug: Rüttelflug
- lange, spitze Flügel
- langer Schwanz
- Flügelspannweite: 50 bis 60 Zentimeter
- Körperlänge: bis 35 Zentimeter
- Lebensraum: offen Landschaften mit Baumgruppen, felsiges Gelände, Waldränder, geschlossene Ortschaften, Industriegebiete, Ödflächen
Hinweis: Der Turmfalke ist die häufigste Falkenart in der Kulturlandschaft.
Wanderfalke (Falco peregrinus)
- lange, spitze Flügel
- kurzer, spitz zulaufender Schwanz
- schnelle, kraftvolle Flügelschläge
- Flügelspannweite: 95 bis 110 Zentimeter
- Körperlänge: 36 bis 48 Zentimeter (Männchen deutliche kleiner als Weibchen)
- Lebensraum (Brutplätze): Gebirge, Flachland, an Küsten, auf Inseln
Häufig gestellte Fragen
Eine Fingerung ist bei Falken im Flugbild nicht zu sehen.
Mit Stoß ist der Schwanz gemeint. Die Bezeichnung stammt aus der Jägersprache und wird auch bei der Beschreibung des Flugbildes verwendet.