Fressen Ameisen Blattläuse? | Symbiose um Honigtau
Wo Blattläuse (Aphidoidea) auftauchen, da wimmelt es bald von Ameisen. Haben sie in den Läusen ein leckeres Fressen entdeckt oder ist ihr Verhältnis von gegenseitigem Nutzen geprägt? Tierische Lebensweise zum Staunen.
Auf den Punkt gebracht
- Ameisen und Blattläuse werden oftmals zusammen angetroffen
- sie sind keine Fressfeinde
- sie leben in einer sehr lohnenden Symbiose
- Läuse scheiden einen Tau aus, den Ameisen lieben und sammeln
- Ameisen beschützen ihrerseits Läuse vor Fressfeinden
Inhaltsverzeichnis
Fressen Ameisen Blattläuse?
Die Antwort ist ein eindeutiges Nein. Ameisen (Formicidae) sind keine Fressfeinde von Blattläusen. Ebenso wenig stehen Ameisen auf dem Speiseplan von Blattläusen. Die beiden Insektenarten konkurrieren auch nicht um die befallene Pflanze. Wer Ameisen und Blattläuse eine kleine Weile beobachtet, wird das mit eigenen Augen bestätigt sehen. Doch dem aufmerksamen Betrachter wird auch offenbar, dass die räumliche Nähe kein bloßer Zufall sein kann.
Ameisen und Läuse leben in Symbiose
Ameisen und Blattläuse tun sich regelmäßig zusammen, weil sie sich so gegenseitig von Nutzen sein können. Eine solche verknüpfte Lebensweise, von der beide Arten profitieren, wird in der Wissenschaft Symbiose genannt. Die spannende Frage hier ist: Was lockt Ameisen an und was ist der Lohn für die Blattläuse?
Tipp: Ameisen sind nützliche Insekten, die im Garten allerhand Schädlinge vertilgen. Doch einer Symbiose mit Blattläusen sollten Sie Ihren Pflanzen zuliebe nicht tatenlos zusehen. Blattläuse können bekanntermaßen Pflanzen stark schädigen oder gar eingehen lassen.
Ernährung der Läuse
Um das enge Verhältnis beider Insektenarten zu verstehen, ist ein Blick auf die Verdauung der Läuse vonnöten. Das sind die entscheidenden Eckdaten:
- Läuse saugen reichlich Pflanzensaft
- daraus lösen sie hauptsächlich Proteine
- Zucker und Wasser bleiben übrig
- sie werden ausgeschieden
- die Ausscheidung wird Honigtau genannt
Ameisen lieben Honigtau
Ameisen lieben den Tau der Läuse, weil er wertvolle Kohlenhydrate und Aminosäuren enthält. Da sie die zuckerhaltige Lösung selbst nicht produzieren können, halten sie im Garten Ausschau nach Blattlauskolonien. Haben sie einen Blattlausbefall ausgemacht, beginnen sie sofort mit der Honigernte. Dann sind neben unzähligen Läusen auch noch größere Mengen Ameisen an der befallenen Pflanze und in der Umgebung unterwegs.
Hinweis: Ameisen lieben nicht nur den klebrigen Tau von Blattläusen. Auch der Tau von Schildläusen und einigen Zikadenarten scheint ihnen zu schmecken, weswegen auch hier ein symbiotisches Verhältnis eingegangen wird.
Wie Ameisen Läuse melken
Der laufend und automatisch ausgeschiedene Tau tropft normalerweise auf die Blätter der Pflanze. Er trocknet schnell ein und bildet einen klebrigen Film. Diese klebrige Masse lässt sich von Ameisen nicht so einfach und mühelos aufsaugen. Wertvolle Nährstoffe bleiben für sie ungenutzt.
Die Ameisen haben jedoch einen Weg gefunden, wie sie den Honigtau im absoluten Frischezustand bekommen. Sie melken einfach die Läuse. Melken bedeutet hier nichts anderes, als dass Läuse von Ameisen gezielt animiert werden, unverzüglich und in ihrer Anwesenheit die Zuckerlösung auszuscheiden. Woher sie ihre Technik haben, bleibt ihr Rätsel. In der Praxis läuft das Melken nach dem immer gleichen Muster: Mit ihren Antennen trommeln Ameisen auf das Hinterteil einer Blattlaus, woraufhin diese ihren Honigtau ausscheidet. Die Ameisen saugen ihn dann direkt nach der Ausscheidung auf, noch bevor er eintrocknen kann.
Tipp: Wenn Sie viele Ameisen an einem Pflanzenstängel rauf und runter rennen sehen, dann halten Sie Ausschau nach Läusen. Womöglich ist Eile angesagt, um die Pflanze vor den Pflanzensaftsaugern zu schützen.
Die Gegenleistung der Ameisen
Die Blattläuse lassen sich den Honig widerstandslos entlocken, weil auch sie ihrerseits Vorteile von der Anwesenheit der Ameisen haben bzw. diese gezielt die „Gegenleistung“ abliefern. Sie schützen Blattläuse vor Fressfeinden, indem sie auf jeden Fressfeind, der sich in der Nähe der Läuse blicken lässt, sofort losgehen, ihn angreifen und vertreiben. Fressfeinde können beispielsweise sein:
- diverse Insekten, insbesondere Marienkäfer
- Spinnen
- Vögel
Je weniger die Läuse dank Ameisen unter natürlichen Feinden zu leiden haben, umso stärker wächst die Population. Für Ameisen bedeutet dieser Umstand noch mehr Honigtau. Eine Win-win-Situation!
Häufig gestellte Fragen
Proteine kommen im Pflanzensaft nur in kleinen Mengen vor. Um ihren hohen Proteinbedarf zu decken, müssen Blattläuse sehr viel Pflanzensaft saugen und verdauen. Entsprechend fällt auch das süße „Abfallprodukt“ in großen Mengen an.
Der Honigtau ist nicht für alle Ameisenarten von gleich hohem Interesse. Es sind hauptsächlich Braune Wegameisen und Schwarze Wegameisen, die mit Läusen ein symbiotisches Verhältnis eingehen und die Technik des Melkens praktizieren.
Nein, es genügt, wenn Sie nur gegen Blattläuse vorgehen. Diese sind die wahren Schädlinge. Sind die Läuse vernichtet, gibt es keinen Grund für die Ameisen, länger an der Pflanze zu verweilen. Sie ziehen von ganz allein wieder ab.