Giftig oder nicht: kann man grüne Kartoffeln essen?
Kartoffeln schmecken gekocht, gebraten, gebacken, gegrillt, püriert oder gestampft. Die Lieblingsknollen enthalten wertvolle Vitamine und Mineralstoffe und gelten als gesund. Sind auch grüne Kartoffeln essbar oder sind sie giftig?
Auf den Punkt gebracht
- rohe Kartoffeln schmecken unangenehm
- der Verzehr kleiner Mengen ist unbedenklich
- rohe Kartoffeln enthalten giftige Alkaloide
- übermäßiger Verzehr kann Vergiftungserscheinungen hervorrufen
- grüne Kartoffeln können nicht nachreifen
Inhaltsverzeichnis
Kartoffeln
Kartoffeln (Solanum tuberosum) gehören zu den Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Während die Knollen der Kartoffelpflanze im allgemeinen Sprachgebrauch als Kartoffeln bezeichnet werden, sind in einigen Regionen auch die Bezeichnungen Erdapfel oder Erdbirne üblich.
Auch wenn man als Kind bereits lernt, dass rohe Kartoffeln giftig sind, hat wohl jeder schon einmal ein Stück einer rohen Knolle gekostet. Sie schmecken unangenehm bitter, sodass wohl niemand freiwillig sehr viel davon verzehren würde. Der hohe Stärkeanteil macht die Erdäpfel mehlig. Das ist nicht jedermanns Sache.
Die Gründe für die Warnung vor grünen Kartoffeln liegen in den Inhaltsstoffen. Rohe Kartoffeln enthalten wie andere Nachtschattengewächse giftige Alkaloide. Sie werden von der Pflanze zum Schutz vor Fressfeinden gebildet. Bei Kartoffeln ist vor allem das Alkaloid Solanin entscheidend für Vergiftungserscheinungen, die etwa vier bis sechs Stunden nach dem Verzehr größerer Mengen roher Kartoffeln auftreten können:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Magenkrämpfe
- Atemprobleme
- Kopfschmerzen
- Krämpfe
- Kratzen im Hals
Hinweis: Das Erhitzen der Kartoffeln bewirkt eine Verringerung des Solaningehaltes. So werden durch Kochen, Braten, Backen oder Grillen aus ungenießbaren rohen Kartoffeln wohlschmeckende, gesunde Knollen.
Grüne Kartoffeln
Bei grünen Stellen ist Vorsicht geboten, da sie besonders viel des giftigen Solanins enthalten. Durchschnittlich enthalten 100 Gramm grüner Kartoffeln 35 Milligramm Solanin. Grüne Kartoffeln können nicht nachreifen wie Äpfel oder Birnen.
Schneiden Sie kleinere grüne Stellen großzügig weg. Kartoffeln, die vollständig grün gefärbt sind, sind ungesund und sollten nicht verzehrt werden. Grüne Kartoffeln haben einen so hohen Solaningehaltes, dass das Erhitzen nicht ausreicht!
Achtung: Ein Teil des wasserlöslichen Solanins gelangt beim Kochen ins Kochwasser. Verwenden Sie das Wasser von gekochten Kartoffeln nicht weiter.
Kartoffelsaft
Während vom Verzehr grüner Kartoffeln abgeraten wird, hat der Saft der rohen Kartoffeln einen gesundheitsfördernden Effekt. Wie kann das sein?
Vor mehr als 100 Jahren entdeckte der Schweizer Arzt Max Bircher-Benner die heilende Wirkung des frisch gepressten Kartoffelsaftes, welcher zur Linderung von Magenbeschwerden empfohlen. Bei Sodbrennen, Völlegefühl und Magenschmerzen kann der Saft aus frisch gepressten Kartoffeln helfen. Mehr als 100 Milliliter sollten Sie am Tag nicht trinken.
Hinweis: Kartoffelsaft wird aus geschälten rohen Kartoffeln zubereitet. Verwenden Sie frische Knollen, die frei von Keimen und grünen Stellen sind. Entfernen Sie die Schale großzügig. Bereiten Sie den Saft nur in kleinen Portionen frisch zu. Alternativ können Sie Kartoffelsaft im Reformhaus erwerben.
Faktoren, die die Giftigkeit roher Kartoffeln beeinflussen:
- Sorte
Der Solaningehalt einzelner Sorten unterscheidet sich. In den vergangenen Jahren kamen neue Züchtungen mit geringeren Solaninwerten auf den Markt. - Wachstumsbedingungen
Der Solaningehalt roher Kartoffeln kann durch Witterungseinflüsse, zum Beispiel durch lange Frostperioden, ansteigen. - Licht
Licht beeinflusst die Bildung grüner Stellen und einen Anstieg des Solaningehalts. - Verletzungen
Mechanische Verletzungen beim Ausgraben oder beim Transport der Knollen können eine Erhöhung des Solaningehalts bewirken. - Lagerung
Für Kartoffeln wird eine Lagerung an einem trockenen, dunklen Ort bei einer Temperatur von etwa 10 Grad Celsius empfohlen. Wärmere oder kältere Temperaturen können zum Anstieg des Solaninwertes beitragen.
Häufig gestellte Fragen
Die Süßkartoffel (Ipomoea batatas) ist nur entfernt mit der Kartoffel verwandt. Sie erhielt ihren Namen auf Grund des ähnlichen Aussehens und der ähnlichen Verwendung. Süßkartoffeln gehören zu den Windengewächsen. Sie enthalten kein giftiges Solanin und sind auch roh essbar.
Keimende Kartoffeln weisen einen erhöhten Solaninwert auf. Das Alkaloid wird durch Kochen oder Braten nur teilweise abgebaut, weswegen. Aus diesem Grund raten wir vom Verzehr stark gekeimter Knollen ab. Wenn nur einzelne kleine Keime sichtbar sind, ist der Verzehr unbedenklich. Schneiden Sie die Keime umfassend weg und bereiten Sie die Knollen nach Wunsch zu. Lagern Sie Kartoffeln kühl, dunkel und trocken, um die Keimung zu verhindern.
Neben den grünen Stellen und den Keimen enthält auch die Kartoffelschale viel Solanin. Der Verzehr der Kartoffelschalen ist ungesund. Die Schale kann bei kleinen Kindern und empfindlichen Personen Magenbeschwerden auslösen.