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Heidelbeeren vermehren: Anleitung für Stecklinge, Ableger und Samen

Heidelbeeren vermehren

Frische Beeren aus dem eigenen Anbau sind stets ein Genuss. Um reichlich Heidelbeeren aus dem Garten ernten zu können, ist dabei eine gute Pflege Voraussetzung. Noch mehr Heidelbeeren gibt es, wenn sich der Bestand an Pflanzen vergrößert. Das geht durch das Vermehren mittels Samen, Stecklingen sowie Ablegern und der folgenden professionellen Anleitung aus dem Pflanzen-Magazin mit fachmännischen Tipps rund um das Thema „Heidelbeeren vermehren“.

Video-Tipp

Art der Vermehrung

Ableger und Stecklinge

Was die beste Art der Vermehrung ist, hängt in erster Linie davon ab, ob eigene Heidelbeerpflanzen (Vaccinium myrtillus) vorhanden sind beziehungsweise ein Zugang zu ihnen beispielsweise bei Nachbarn oder Freunden besteht. Hier empfiehlt sich es sich, Stecklinge oder Ableger zum Vermehren zu nutzen, zumal sie sich als die erfolgversprechendste Vermehrungsmöglichkeiten erweisen. Zudem bieten sie die schnellsten Methoden, einen Strauch mit Heidelbeeren zu ziehen.

Samen

Samen können ebenfalls aus einem vorhandenen (Vaccinium myrtillus) gewonnen oder über den Fachhandel bezogen werden. Die Vermehrung durch Samen dauert deutlich länger, als durch Ableger und Stecklinge, weil dieser viel Zeit vom Keimen zum Aufwachsen braucht. Zudem bringen Samen grundsätzlich ein höheres Risiko der Nicht-Keimung mit sich. Für all diejenigen, die keinen Strauch in der Nähe haben, ist dies allerdings die einzige Art der Vermehrung, es sei denn, es wird von vornherein eine ausgewachsene Pflanze im Handel gekauft, die aber verhältnismäßig teuer ist.

Heidelbeeren - Blaubeeren - Vaccinium myrtillu

Zeitpunkt

Vermehrung mit Stecklingen

Optimal ist diese Vermehrungsart mit neuen Trieben (Stecklingen), die schon leichte Verholzungen aufweisen. Das ist in der Regel zwischen Juni und August der Fall.
Zusätzlich sollten Sie darauf achten, einen wärmeren, aber bedeckten Tag zum Schneiden und Einpflanzen auszusuchen. Das verhindert, dass die Triebe zu sehr welken. Denn damit würde die Chance geringer, dass aus einem Steckling eine neue Pflanze heranwächst.

Vermehrung mit Ablegern

Bis sich bei den Ablegern von Heidelbeeren feste Wurzeln bilden, dauert es vielfach bis zu einem Jahr. Optimal ist es, die Wachstumsperiode von Frühjahr bis Spätsommer zu nutzen und dementsprechend das Ziehen eines Ablegers im Frühjahr zu beginnen. So besteht eine gute Chance, dass im folgenden Frühjahr eine eigenständige Jungpflanze entstanden ist.

Vermehrung mit Samen

Eine Aussaat von Samenkörnern kann sowohl im Frühjahr als auch im Herbst erfolgen. Der Herbst bietet sich an, wenn die Samen aus den frischen Früchten nach der letzten Ernte gewonnen werden. Auf diese Weise sind sie nicht bis zum Frühjahr zu lagern, was die Chancen auf eine Keimung drastisch senken kann. Für die Aussaat im Frühjahr ist gekauftes Saatgut aus dem Fachhandel am besten geeignet.

Bodenverhältnisse

Gleich, ob Sie sich für Stecklinge, Ableger oder Samenkörner entscheiden, beim Einpflanzen ist darauf zu achten, dass die Erde bestimmte Bedingungen erfüllt. Bei Samen sollten Sie eine spezielle Anzuchterde verwenden, während bei Stecklingen und Ablegern der Anspruch teilweise in eine andere Richtung geht.

Erde für Stecklings- und Ablegervermehrung

  • Locker und durchlässig
  • Kalkfrei
  • Nährstoff- und humusreich
  • Hoher Feuchtigkeitsgehalt
  • pH-Wert zwischen 4,0 und 5,0
  • Am besten eignet sich saure Moorbeeterde

Erde für Samenvermehrung

  • Nährstoff- und humusarm
  • Locker und gut wasserdurchlässig
  • Leicht sand- oder lehmhaltig für eine verbesserte Feuchtigkeitsspeicherung
  • pH-Wert zwischen 4,5 und 5,8

Tipp: Die Beschaffenheit von Böden kann unkompliziert ohne viel Aufwand über bestimmte Teststreifen erfolgen. Sie sind dabei verhältnismäßig günstig im Gartenfachhandel erhältlich.

Heidelbeeren - Blaubeeren - Vaccinium myrtillu

Heidelbeeren vermehren: Anleitung

Stecklinge

Benötigte Materialien

  • Gartenschere
  • Mittelgroßer Blumentopf mit Abflussloch
  • Lichtdurchlässige Kunststofffolie
  • Geeignete Erde – ideal ist Moorbeeterde
  • Ein bis zwei Handvoll Kies oder Quarzsand für die Drainage
  • Drei bis vier Holzstäbchen (dreimal so hoch, wie die Triebe)
  • Wasser

Vorbereitung

  • Topfboden mit rund zwei Zentimeter Quarzsand oder Kies als Drainage auslegen
  • Dann geeignete Erde auffüllen
  • Abstand zum Topfrand zwischen zwei und drei Zentimeter
  • Erde gut anfeuchten

Steckling schneiden

  • Zwei bis fünf neue Triebe aus laufendem Jahr suchen, die halb-hart und -verholzt sind
  • Fünf bis acht Zentimeter lang abschneiden
  • Frische Spitzen mit weichem Gewebe von Trieben abtrennen
  • Unteren Schnitt unterhalb einer Knospe mit Blatt
  • Oberen Schnitt zwischen drei und fünf Zentimeter über Blatt/ Knospe
  • Die untersten zwei bis drei Blätter entfernen

Pflanz-Anleitung

  • Von Blättern befreiten Teil der Stecklinge in gleichmäßigen Abständen in die Erde stecken
  • Sollten circa drei bis vier Zentimeter in Erde reichen
  • Erde um Triebe herum gut festdrücken
  • Erde nochmals gut befeuchten, ohne Staunässe zu provozieren
  • Um Topfrand herum einige Stäbe verteilen und in die Erde stecken
  • Ist die Erde leicht angetrocknet, lichtdurchlässige Kunststofffolie über die Außenstäbe legen
  • Stecklinge werden vollständig von der Folie umgeben
  • Höhenabstand zwischen Folie und Stecklingen sollte dabei mindestens die dreifache Höhe der Pflanzen besitzen
  • Folie täglich 20 Minuten lüften und gegebenenfalls Erde nachwässern
  • Standort: hell, sonnig und warm – am besten auf einer lichtdurchfluteten Fensterbank
  • Wurzelbildung: zwischen zwei und drei Monate

Nach der Verwurzelung

Ob sich Wurzeln gebildet haben, lässt sich leicht über die Zupfprobe herausfinden: am Steckling leicht ziehen – zeigt sich ein Widerstand, sind Wurzeln gewachsen. Das ist der Moment, wo weitere Maßnahmen ergriffen werden sollten:

  • Folie entfernen
  • Pflanzen bleiben weiterhin eingepflanzt
  • Jungpflanzen zur Überwinterung kalt stellen bis zu -5 °C
  • Im Frühjahr langsam an höhere Temperaturen gewöhnen
  • Frühestens im Juni in größeren Topf oder ins Garten- oder Moorbeet pflanzen
Heidelbeeren

Ableger

Die Vermehrung mit Ablegern wird oft angewandt, wenngleich ein wenig Glück und viel Geduld gefragt sind. Am optimalsten für einen Ableger eignen sich ältere Exemplare der Vaccinium myrtillus. Suchen Sie einen dünneren, biegsamen, im Idealfall einjährigen Trieb, der sich in Bodennähe befindet.

Anleitung zum Ablegerwachstum

  • Boden entlang des bodennahen Triebs gut auflockern
  • Einen rund fünf Zentimeter tiefen „Graben“ schaufeln, in den der Trieb gedrückt wird
  • Die Triebspitze sollte dabei aus dem „Graben“ herausgucken
  • „Graben“ mit Trieb wieder mit der ausgehobenen Erde schließen
  • Zur Beschwerung des Triebs, einen Stein oder Ähnliches auf die Eintrittstelle legen (verhindert, dass sich der Trieb rausdrückt)
  • Alternativ kann der Trieb mit zurechtgeschnittenen Astgabeln fixiert werden
  • Wartezeit bis zur Wurzelbildung: bis zu einem Jahr

Tipp: Ebenso aus einer Topf-Heidelbeere können Ableger gezogen werden. Dazu wird ein zweiter Topf mit Erde direkt neben die Topfpflanze gestellt und ein Trieb in der Erde versenkt. Die Vorgehensweise ist gleich, wie zuvor beschrieben.

Ableger abtrennen

Hat sich aus dem abgesenkten Trieb der Heidelbeeren dann ein Ableger mit Wurzeln entwickelt, kann dieser von der Mutterpflanze getrennt werden. Der Schnitt hat so zu erfolgen, dass keine Wurzelteile beschädigt werden. Ist die Abtrennung erfolgt, ist der Ableger wie folgend beschrieben, einzupflanzen:

  • Pflanztopfboden rund zwei Zentimeter mit Drainageschicht aus Kies, Tonscherben oder Quarzsand füllen
  • Topf zur Hälfte mit geeigneter Erde, im Idealfall mit Moorerde füllen und anfeuchten
  • Kurz warten, bis die Erde leicht angetrocknet ist (Auf diese Weise setzt sich die Erde)
  • Jungpflanze mittig im Topf positionieren (Wurzeln dürfen nicht abknicken)
  • Erneut Erde auffüllen, bis der Pflanzenstamm zwei bis drei Zentimeter unter der Erdoberfläche liegt
  • Erde leicht andrücken, damit die Pflanze Stabilität erhält
  • Mäßig angießen
  • Standort: warm, hell bis sonnig, gern vollsonnig, aber keine direkte Sonneneinstrahlung
  • Den ersten Winter sollte die Jungpflanze noch nicht im Freien verbringen – danach kann sie draußen gepflanzt werden
Heidelbeeren ernten

Samen

Heidelbeeren vermehren sich zahlreich wild, sodass eine Aufzucht auch gezielt im eigenen Garten funktionieren kann. Möchten Sie das Saatgut aus dem Fachhandel beziehen, verrät kaum eine Beschreibung, um welche Heidelbeeren-Art/-Sorte es sich dabei handelt. Wer sicher gehen will, dass nur bestimmte Sorten heranwachsen, sollte das Saatgut aus frischen Beeren entnehmen, deren Sorte ihnen bekannt ist. Das funktioniert auf folgende Weise:

  • Mit einem sehr scharfen Messer oder einer Rasierklinge Beere rundherum aufschneiden
  • Samenkerne vorsichtig mit einer Pinzette entnehmen
  • Alternativ können die Samenkerne auch aus der Frucht herausgequetscht werden
  • Kerne in ein engmaschiges Sieb füllen (ein Teesieb eignet sich dafür am besten)
  • Unter einem Wasserstrahl spülen, um Fruchtfleischreste zu entfernen
  • Auf Küchenpapier auslegen und trocknen lassen

Anleitung zur Aussaat

  • Pflanzbehältnis wie Topf oder eine Anzuchtschale mit Anzuchterde füllen
  • Optimal eignet sich dafür auch eine alte Kunststoff-Obstverpackung mit Deckel, in welchen Luftlöcher gestochen werden
  • Auf die Anzuchterde werden dann die Samenkörner verteilt
  • Auf keinen Fall den Samen in die Erde drücken und/ oder mit Erde bedecken (Lichtkeimer)
  • Erde gießen
  • Transparente Kunststofffolie mit kleinen Luftlöchern über das Saatgut spannen
  • Dabei regelmäßig für einige Minuten Folie öffnen und Erde nachfeuchten
  • Standort: hell und sonnig, aber nicht zu heiß oder direkte Sonneneinstrahlung
  • Keimung: nach einigen Tagen
  • Nach zwei bis drei Wochen sind meist erste Triebe sichtbar
  • Wurzeln können bis zu sechs Monate auf sich warten lassen
  • Pikiert wird, sobald die Jungpflanze circa 15 Zentimeter Höhe erreicht hat
Heidelbeeren - Blaubeeren - Vaccinium myrtillu
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