Heimische Heuschreckenarten in Deutschland
Heuschrecken gehören zu den faszinierendsten Insekten. Etwa 80 Arten sind in Deutschland zu beobachten. Darunter sind große Heupferde, aber auch kleinere Grashüpfer und Grillen. Lernen Sie 14 heimische Heuschreckenarten kennen.
Auf den Punkt gebracht
- viele heimische Heuschreckenarten stehen auf der Roten Liste
- die größten Vorkommen befinden sich im Süden Deutschlands
- unterschieden werden Langfühlerschrecken (Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
- Bezeichnung geht auf das althochdeutsche Wort „scricken“ für „springen“ zurück
- nicht alle Heuschrecken können fliegen, einige können sogar schwimmen
Inhaltsverzeichnis
- Gestreifte Zartschrecke (Leptophyes albovittata)
- Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus)
- Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris)
- Großes Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)
- Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus)
- Heimchen (Acheta domesticus)
- Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa)
- Plumpschrecke (Isophya kraussii)
- Schwarzfleckiger Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus)
- Waldgrille (Nemobius sylvestris)
- Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
- Zweifarbige Beißschrecke (Bicolorana bicolor)
- Zwerg-Grashüpfer (Stenobothrus crassipes)
- Zwitscher-Heupferd (Tettigonia cantans)
- Häufig gestellte Fragen
Gestreifte Zartschrecke (Leptophyes albovittata)
Die Gestreifte Zartschrecke wird höchstens 16 Millimeter groß. Ihre Fühler erreichen das Vierfache der Körperlänge.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Sichelschrecken
- Verbreitung: Schleswig-Holstein
- Länge: 9 bis 14 Millimeter (Männchen), 12 bis 16 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: grün mit roten oder dunkelbraunen Punkten
- Flügel: kurz
- Ernährung: weiche Pflanzen, duftende Kräuter
- Gesang: sehr leise
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: kaum flugfähig
- Lebensraum: Trockenrasengebiete, sonnige Waldränder
- Beobachtung: Juni bis Oktober
Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus)
Die Gewächshausschrecke besitzt wie alle Vertreter der Familie der Höhlenschrecken keine Flügel und keine Hörorgane. Die Art stammt aus China und ist weltweit verbreitet.
- Familie: Höhlenschrecken
- Verbreitung: überall in Deutschland
- Länge: 13 bis 19 Millimeter
- Farbe: gelbbraun oder graubraun mit dunklen Flecken
- Flügel: keine
- Ernährung: Früchte, Keimlinge, kleine Insekten
- Gesang: lautlos
- Aktivität: nachtaktiv
- Merkmal: kaum flugfähig
- Lebensraum: Gewächshäuser, Gärtnereien
- Beobachtung: ganzjährig
Hinweis: Die Gewächshausschrecke legt mehrere hundert Eier in Blumentöpfen ab, wodurch sie sich stark verbreitet.
Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris)
Die Gewöhnliche Gebirgsschrecke gehört zu den in Deutschland seltenen Knarrschrecken. Die Art ist stark gefährdet.
- Familie: Knarrschrecken
- Verbreitung: Schwäbische Alb
- Länge: 17 bis 19 Millimeter (Männchen), 24 bis 30 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: rotbraun, bunt gescheckt
- Flügel: kurze Stummel
- Ernährung: Gräser, Kräuter
- Gesang: knisternd
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: flugunfähig
- Lebensraum: Bergwiesen
- Beobachtung: Juni bis Oktober
Großes Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)
Das Große Grüne Heupferd ist eine der häufigsten Heuschreckenarten in Deutschland.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Heupferde
- Verbreitung: überall in Deutschland
- Länge: 28 bis 36 Millimeter (Männchen), 32 bis 42 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: grün
- Flügel: körperlang
- Ernährung: Blattläuse, Käferlarven, kleine Insekten
- Gesang: lautes Schwirren
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: kann gut fliegen
- Lebensraum: Bauerngärten, Wiesen, Weiden, Laubwälder
- Beobachtung: Juni bis Oktober
Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus)
Der Gesang des Heidegrashüpfers gilt als einer der markantesten Heuschreckengesänge. Er beginnt leise und wird sirenenartig lauter.
- Familie: Feldheuschrecken
- Unterfamilie: Grashüpfer
- Verbreitung: in der Mitte und im Süden Deutschlands weit verbreitet, im Norden selten
- Länge: 15 bis 19 Millimeter (Männchen), 21 bis 26 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: grün, bunt gescheckt
- Flügel: Vorderflügel nicht ausgebuchtet
- Ernährung: Gräser, Kräuter
- Gesang: sehr markant, sirenenartig
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: meist flugunfähig
- Lebensraum: Laubwälder
- Beobachtung: Juni bis November
Heimchen (Acheta domesticus)
Besonders in älteren Gebäuden sind Heimchen häufig anzutreffen. Ihr Gesang ertönt nur abends oder nachts.
- Familie: Grillen
- Verbreitung: überall in Deutschland
- Länge: 16 bis 20 Millimeter
- Farbe: gelb bis gelbbraun
- Flügel: gut entwickelte Hinterflügel
- Ernährung: Lebensmittelvorräte, Abfälle
- Gesang: zirpend
- Aktivität: nachtaktiv
- Merkmal: kann sehr gut fliegen
- Lebensraum: alte Gebäude, Müllplätze
- Beobachtung: ganzjährig
Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa)
Die Maulwurfsgrille macht ihrem Namen alle Ehre. Sie lebt in Erdröhren und kann Schäden durch Wurzelfraß anrichten.
- Familie: Maulwurfsgrillen
- Verbreitung: überall in Deutschland
- Länge: 40 bis 50 Millimeter
- Farbe: dunkelbraun
- Flügel: gut entwickelte Hinterflügel, kurze Vorderflügel
- Ernährung: Insektenlarven und Wurzeln
- Gesang: anhaltendes Surren
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: flugfähig und schwimmfähig
- Lebensraum: Böden mit niedriger Vegetation
- Beobachtung: ganzjährig
Hinweis: Maulwurfsgrillen können schwimmen, aber nicht springen.
Plumpschrecke (Isophya kraussii)
Der plumpe Körperbau gab dieser Heuschreckenart ihren Namen.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Sichelschrecken
- Verbreitung: nördlich der Donau, Schwäbische Alb, Rhön, Erzgebirge, Harz
- Länge: 19 bis 20 Millimeter
- Farbe: grün mit dunklen Punkten
- Flügel: Vorderflügel kurz, Hinterflügel fehlen
- Ernährung: vorwiegend weiche pflanzliche Kost
- Gesang: leise, nur abends und nachts
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: kann kaum fliegen
- Lebensraum: Magerrasen, Grasland, Streuobstwiesen
- Beobachtung: Mai bis September
Schwarzfleckiger Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus)
Der Schwarzfleckige Grashüpfer ist nicht leicht zu erkennen. Auffällig ist der Gesang des Männchens. Die Art ist stark gefährdet.
- Familie: Feldheuschrecken
- Unterfamilie: Grashüpfer
- Verbreitung: in der Fränkischen Alb, ansonsten sehr selten
- Länge: 13 bis 18 Millimeter (Männchen), 18 bis 25 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: grün oder hellbraun, Hinterleib beim Männchen orangerot
- Flügel: Flügel beim Männchen sehr kurz
- Ernährung: Gräser, Kräuter
- Gesang: sehr auffällige anschwellende Schwirrtöne „sch-sch-sch-sch-sch“
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: meist flugunfähig
- Lebensraum: Laubwälder
- Beobachtung: Juli bis September
Waldgrille (Nemobius sylvestris)
Die Heuschreckenart lebt am Boden im Laub. Sie ist sehr flink.
- Familie: Grillen
- Verbreitung: in der Mitte und im Süden Deutschlands weit verbreitet
- Länge: 7 bis 10 Millimeter
- Farbe: dunkelbraun, helles Halsschild
- Flügel: Vorderflügel kurz, Hinterflügel fehlen
- Ernährung: pflanzliche Kost
- Gesang: wohlklingend, schnurrend
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: flugunfähig
- Lebensraum: Laubwälder
- Beobachtung: Juli bis Oktober
Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
Der Warzenbeißer erhielt seinen ungewöhnlichen Namen, da man ihn auf Grund seiner stark ätzenden Verdauungssäfte zur Bekämpfung von Warzen einsetzte.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Beißschrecken
- Verbreitung: überall in Deutschland, vor allem in höheren Lagen
- Länge: 24 bis 38 Millimeter (Männchen), 26 bis 44 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: gelbbraun, grün, schwarzbraun gescheckt
- Flügel: schmal mit Würfelflecken
- Ernährung: Insekten und Pflanzen
- Gesang: nur bei Sonnenschein
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: flugfähig
- Lebensraum: Wiesen, Weiden
- Beobachtung: Juni bis September
Zweifarbige Beißschrecke (Bicolorana bicolor)
Die Zweifarbige Beißschrecke ist wärmeliebend. Diese Heuschreckenart kommt häufig in Süddeutschland und an der Mosel vor.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Beißschrecken
- Verbreitung: Süddeutschland
- Länge: 15 bis 18 Millimeter
- Farbe: hellgrün, braunes Halsschild, glänzende Oberfläche
- Flügel: kurz
- Ernährung: Gräser, Kräuter
- Gesang: kurze dreisilbige Verse, mäßig laut, ratternd
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: kaum flugfähig
- Lebensraum: Trockenrasengebiete
- Beobachtung: Mai bis September
Zwerg-Grashüpfer (Stenobothrus crassipes)
Der Zwerg-Grashüpfer ist der kleinste mitteleuropäische Grashüpfer. Die Flügel sind kurz, so dass er häufig mit einer Larve verwechselt wird.
- Familie: Feldheuschrecken
- Unterfamilie: Grashüpfer
- Verbreitung: rund um den Kyffhäuser, ansonsten selten
- Länge: 10 bis 12 Millimeter (Männchen), 13 bis 16 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: hellbraun
- Flügel: kurz
- Ernährung: Gräser, Kräuter
- Gesang: leise, zu Beginn leicht anschwellend
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: selten flugfähig
- Lebensraum: kurze Magerwiesen
- Beobachtung: Juli bis Oktober
Zwitscher-Heupferd (Tettigonia cantans)
Das Zwitscher-Heupferd lebt auf feuchten Wiesen. Auffällig ist sein lauter Gesang.
- Familie: Laubheuschrecken
- Unterfamilie: Heupferde
- Verbreitung: hauptsächlich im Osten Deutschlands und in höheren Lagen
- Länge: 30 Millimeter (Männchen), 35 Millimeter (Weibchen)
- Farbe: grün mit brauner Rückenzeichnung
- Flügel: körperlang
- Ernährung: vorwiegend pflanzliche Kost, auch kleine Insekten
- Gesang: sehr laut, von Mittag bis in die Nacht
- Aktivität: tagaktiv
- Merkmal: kann kaum fliegen
- Lebensraum: feuchte Wiesen, Weiden, Auwälder
- Beobachtung: Juni bis Oktober
Häufig gestellte Fragen
Einige Heuschreckenarten, zum Beispiel Vertreter der Familie der Beißschrecken, können beißen. Der Biss heimischer Arten wird vom Menschen nur als Zwicken wahrgenommen. Heuschrecken beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
In Afrika zerstören Millionen von Wanderheuschrecken ganze Ernten. Die meisten in Deutschland heimischen Arten sind Einzelgänger und treten nicht in großer Anzahl auf. Wissenschaftler befürchten eine Zunahme an Wanderheuschrecken in Europa durch den Klimawandel.
Das Zirpen der Heuschrecken dient der Revierverteidigung und er Werbung um ein Weibchen. Meist singen nur die Männchen. Bei einigen Arten zirpen auch Weibchen als Antwort auf den Balzgesang. Die Geräusche werden durch Schrillorgane oder durch Reibung der Beine an den Flügeln erzeugt.