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Hirse im Rasen: so bekämpfen Sie Fingerhirse richtig

Hirse/Fingerhirse im Rasen

Vor allem nach Hitzeperioden breitet sich im Rasen oft Hirse aus und verursacht dort Probleme. Neu angelegte und noch lückenhafte Rasenflächen bieten den verschiedenen Arten der Hirse idealen Nährboden. So kann es dazu kommen, dass sie durch massenhaftes Auftreten die jungen Gräser im Rasen nicht nur im Wachstum behindert, sondern nahezu ganz verdrängt. Wie Sie die Fingerhirse richtig bekämpfen, haben wir für Sie in diesem Artikel zusammengefasst.

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Hirse

Hirse, ein kleinwüchsiges Spelzgetreide, ist eine der ältesten Getreidesorten, die wir kennen. Sie gehört zur Familie der Süßgräser und stammt wahrscheinlich ursprünglich aus dem asiatischen Raum. Viele Arten der einjährigen, krautigen Pflanze werden wegen ihrer Körner als Nahrungsmittel verwendet. Die landläufig als Unkraut bezeichneten, verwilderten Hirsearten werden aus botanischer Sicht etwas differenzierter betrachtet. Ob sich nun aber Spezies von Digitaria, Setaria oder auch Fingerhirse (Eleusine) im Rasen breitmachen, dürfte die wenigsten Gartenbesitzer interessieren.

Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis)
Blutrote Fingerhirse (Digitaria sanguinalis)
Quelle: Rasbak, Harig vingergras plant (Digitaria sanguinalis), Bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0

Aussehen und Vorkommen

In den letzten 20 Jahren wurden zahlreiche Hirsearten nach Mitteleuropa eingeführt oder auch eingeschleppt, die sich seitdem explosionsartig durch Vögel, Wasser, Wind und verunreinigtes Saatgut bei uns verbreiten. Je nach Witterung keimt die Hirse schon ab Ende Mai. Sie ist an den hellgrünen, recht breiten Halmen gut von den üblichen Rasengräsern zu unterschieden. Sobald die Fingerhirse Seitentriebe entwickelt, bildet sie größere Horste und verdrängt dadurch die Rasengräser. Leider verträgt das Süßgras einen Rasenschnitt sehr gut. In diesem Fall bildet die Hirse einfach kurze Blütenstiele unterhalb der Rasenschnitthöhe.

Vermehrung

Als einjährige Pflanze vermehrt sich die Hirse über Samen. Eine einzige Pflanze kann mehrere Tausend Samen produzieren. Das Unangenehme daran ist, dass nahezu jede Hirseart im Gegensatz zu den meisten anderen Gräsern ihre Blütenähren auch flach über dem Boden – und damit unterhalb der Schnitthöhe des Rasenmähers – ausbilden kann. Werden im Herbst die Tage kürzer und die Temperaturen fallen, stirbt die Hirse ab. Leider löst sich das Problem im Rasen damit nicht von selbst, denn die zahlreichen Samen bleiben auch nach dem Absterben der Mutterpflanze noch für Jahrzehnte im Boden keimfähig. Damit die Samen keimen können, müssen mindestens zwei Bedingungen erfüllt sein:

  • warmes, trockenes Wetter mit Temperaturen über 20 °C
  • je sonniger der Standort, umso besser
  • offene Flächen im Rasen

Manuelle Bekämpfung

Entdeckt man ab Ende Mai vereinzelt Hirse im Rasen, sollte man sie so frühzeitig wie möglich per Hand ausreißen oder auch ausstechen. Fingerhirse wurzelt nicht besonders tief, deshalb ist es nicht schwierig, sie aus der Erde zu entfernen. Da das Süßgras es eilig hat, sich zu vermehren, entstehen bereits nach wenigen Wochen die ersten Samen. Deren Bildung gilt es unbedingt zu verhindern. Gelingt es ihnen, die Ausstreuung der Samen zu unterbinden, haben Sie es in vielen Fällen bereits geschafft und im nächsten Jahr Ruhe vor dem lästigen Kraut.

Weitere umweltfreundliche Maßnahmen

Zum Bekämpfen der Fingerhirse im Rasen haben sich folgende Maßnahmen bewährt.

Flach vertikutieren

Eine wirksame Möglichkeit, das Süßgras zu bekämpfen, ist, den Rasen flach zu vertikutieren. Hierbei wird das Gerät so eingestellt, dass die Messer den Boden nicht berühren. Stattdessen werden die flach aufliegenden Stängel der Hirsepflanzen angehoben und können anschließend mit dem Rasenmäher, der sehr flach eingestellt werden sollte, erfasst werden. Diese Maßnahme ist weit weniger anstrengend, als jede einzelne Pflanze per Hand zu jäten. Am besten vertikutieren Sie die Rasenfläche bereits im Herbst. So kann sich im folgenden Frühjahr eine dichtere Rasendecke bilden.

Rasen vertikutieren
Rasen vertikutieren
  • bereits im März mit dem Mähen beginnen (ab 10 °C)
  • steigen die Temperaturen länger über 20 °C: vertikutieren
  • je nach Witterung erstmals ab Ende Mai
  • Fläche zweifach vertikutieren
  • einmal längs
  • einmal quer
  • anschließend flach mähen
  • im Herbst den Vorgang wiederholen

Dichte Rasennarbe bilden

Fingerhirse macht sich vor allem in lückenhaften, dünnen Rasenflächen breit. Deshalb ist es zu ihrer Bekämpfung wirkungsvoll, wenn Sie die Rasenfläche durch Nachsaat immer schön dicht halten. Wenn sich bis zum Folgejahr die Grasnarbe ausreichend geschlossen hat, kann sich das ungewünschte Süßgras kaum noch entwickeln.

Düngen und Mähen

Wird der Rasen gedüngt, richtet sich die sonst eher flach wachsende Hirse auf. So kann sie mit dem niedrig eingestellten Rasenmäher besser erfasst werden. Außerdem stärkt das Düngen auch die Rasengräser, sodass diese kräftiger und dichter wachsen:

  • Zeitpunkt: Mai bis August
  • am besten direkt nach dem Vertikutieren
  • im Frühjahr mit Rasen-Boden-Aktivator düngen
  • im Herbst kaliumbetonten Dünger einsetzen
  • häufig kurz schneiden
  • bei Trockenheit bewässern
  • Staunässe vermeiden
Rasen düngen
Rasen düngen

Kalken

Da sich die verschiedenen Hirsearten vorzugsweise in Böden wohlfühlen, die einen sauren pH-Wert aufweist, ist eventuell ein Kalken des Rasens zum Bekämpfen der invasiven Pflanze sinnvoll. Um zu überprüfen, welchen pH-Wert der Gartenboden hat, sind einfache Tests im Handel erhältlich. Liegt das Ergebnis unter dem idealen pH-Wert von 6 bis 7, empfiehlt sich eine Behandlung mit Algenkalk, der problemlos während der gesamten Wachstumsperiode eingesetzt werden kann.

Chemische Bekämpfung

Herkömmliche Rasenunkrautvernichter wirken nur gegen zweikeimblättrige Pflanzen. Da die verschiedenen Hirsearten jedoch – genau wie die Edelgräser – zu den einkeimblättrigen Pflanzen gehören, zeigen die Mittel keinen Erfolg. Natürlich ist es möglich, Unkrauthirse mit chemischen Mitteln zu bekämpfen. Allerdings sollten die Herbizide im Hausgarten immer mit Bedacht eingesetzt werden, da von ihnen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht. Man unterscheidet zwei Arten der chemischen Bekämpfung.

Vorlaufbekämpfung

  • Zeitpunkt: Ende April bis Anfang Mai
  • noch vor der Keimung
  • Wirkstoffe stoppen den Wachstumsprozess
  • als Granulat oder Sprühemulsion erhältlich
  • nochmalige Anwendung Mitte Juni notwendig
  • bei Neuaussaaten mindestens bis zum 4. Rasenschnitt warten

Nachlaufbekämpfung

  • Zeitpunkt: Anfang Juni bis Ende August
  • im 4. bis 5. Blattstadium
  • in der Regel als Sprühemulsion auftragen
  • nach der Anwendung darf es für ein paar Stunden nicht regnen
  • wird von den Blättern aufgenommen
  • eventuell nach zwei Wochen die Anwendung wiederholen

Hinweis: Beachten Sie bei der Anwendung deshalb unbedingt die Herstellerangaben.

Biologische Bekämpfung

Maisstärke
Maisstärke

Ein noch relativ neuer Ansatz, Unkrauthirse zu bekämpfen, stammt aus den USA. Auch dort breitet sich das lästige Rasenunkraut rasant aus. Empfohlen wird der Einsatz von Maisstärkemehl, das ähnlich wie ein Herbizid wirkt. Die Proteine in der Maisstärke unterbinden die Bildung der Wurzeln bei den Keimlingen und sorgen damit für ein Absterben der jungen Hirsepflanze. Ob diese Maßnahme tatsächlich den gewünschten Erfolg zeigt, muss getestet werden. Hierzulande fehlt es diesbezüglich an Erfahrungswerten.

  • Rasenfläche im Vorfeld von Laub befreien
  • Maisstärke mit den Düngewagen ausbringen
  • an regnerischen Tagen streuen oder alternativ gut wässern

Vorbeugen

Auch Ungräser wie die Hirsepflanze gedeihen nur unter guten Bedingungen. Um wachsen zu können, benötigt sie Licht, Platz und vor allem Wärme. Eine dicht gewachsene Grasnarbe macht es der Hirse schwer, sich durchzusetzen. Füllen Sie daher kahle Stellen mit neuen Grassamen auf und versorgen Sie die Rasenfläche ausreichend mit Wasser und Nährstoffen.

Neuen Rasen anlegen

Wer einen neuen Rasen anlegt, sollte das im Herbst tun, um gleich von Anfang an ungünstige Bedingungen für eine Ausbreitung der verschiedenen Hirsearten zu schaffen. Zu dieser Jahreszeit ist es zu kühl, sodass sie nicht keimen kann. Schon zeitig im Frühjahr wird dann kontrolliert, ob es Flecken gibt, an denen der Rasen nur schlecht angewachsen ist. In diesem Fall wird so bald wie möglich nachgesät. Düngen Sie am besten gleich mit einem Langzeitdünger. Das stärkt zwar auch die Unkräuter, wichtiger aber noch ist eine dichte Grasnarbe.

Extremer Befall

Vor allem bei der Neuanlage von Rasenflächen kann es passieren, dass sich unter ungünstigen Bedingungen die Fingerhirse so stark ausbreitet, dass sie nahezu die gesamte Fläche überwuchert. In diesem Fall empfehlen sich folgende Maßnahmen:

Neu ansäen

Hat sich die Hirse flächendeckend auf der Rasenfläche breitgemacht, hilft nur die Entfernung der kompletten Grasnarbe. Im Herbst wird dann neu angesät.

Saatgut beim Rasen säen gleichmäßig verteilen
Saatgut bei der Aussaat gleichmäßig verteilen

Rollrasen

Helfen alle Maßnahmen nicht, weil sich bereits unzählige Samen im Boden befinden, ist ein Rollrasen die letzte Möglichkeit, der Hirse Herr zu werden. Ein Rollrasen kann auch noch im Sommer verlegt werden. In diesem Fall ist gleich von Anfang an eine schöne, dichte Rasenfläche garantiert.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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