Hornissennest am Haus? Hornissen umsiedeln statt vertreiben
Immer wieder kommt es vor, dass Haus und Garten von unerwünschten Besuchern heimgesucht werden. Mit ihrer eindrucksvollen Gestalt und der markanten Körperzeichnung gehören Hornissen sicherlich vielfach zu den Tieren, bei deren Erscheinen am oder sogar im Haus die Ruhe dahin ist. Entscheidet man sich jedoch, die nützlichen und darüber hinaus streng geschützten Tiere nicht zu vertreiben, sondern sie stattdessen fachgerecht umsiedeln zu lassen, ist den Insekten und dem Haus- oder Gartenbesitzer gleichermaßen gedient.
Inhaltsverzeichnis
Hornissennest
Warum Vernichten ausscheidet
Zuallererst mögen zahlreiche Menschen den Gedanken hegen, die Hornissen, oder auch gleich das ganze Hornissennest, schlicht und ergreifend zu vernichten. Diese zugegebenermaßen effektive und endgültige Lösung verspricht zwar schnelle Ruhe vor den eigentlich doch völlig harmlosen Insekten, bringt aber auch zahlreiche Nachteile mit sich:
- Fressfeind von zahlreichen anderen Insekten, so auch Wespen
- Auch ohne aktive Angriffe Verdränger von Wespen aus dem Garten, dabei ungleich friedlicher und scheuer als die kleineren Verwandten
- Unterliegen dem Artenschutz, Bußgelder bei Vernichtung von Tieren oder Nestern bis zu 50.000 Euro möglich
Faktisch ist das Töten von Hornissen somit nicht nur unsinnig, sondern schlicht nicht erlaubt. Doch glücklicherweise gibt es einige Alternativen.
Umsiedeln
Häufig empfehlen so genannte „Experten“ in Sachen Garten und Insekten, Hornissen von ihrem unerwünschten Standort zu vertreiben. Doch gibt es eine weit sinnvollere und auch effektivere Methode – das Umsiedeln.
Umsiedeln bedeutet, die Hornissen nicht einfach dazu zu bewegen, ihr Nest dauerhaft zu verlassen, sondern ihnen statt dessen mitsamt ihrem Nest, oder zumindest mit den wichtigsten Bestandteilen vom Hornissennest, einen neuen, von ihnen akzeptierten Lebensraum zu bieten. Übertragen auf die Welt der Menschen könnte man sagen, bei einer Umsiedelung wird die vorhandene Wohnung nicht einfach gekündigt, sondern es wird eine möglichst gleichwertige Ersatzwohnung angeboten. Ausschlaggebend für das Gelingen einer Umsiedelung sind zwei Faktoren:
1. Die Erhaltung des Nests
2. Die Entfernung des neuen Standorts
Das Nest
Wird das Hornissennest in wesentlichen Bestandteilen erhalten, finden die Hornissen am neuen Standort alles Notwendige vor, um von dort aus ohne wesentliche Einschränkungen den Aufbau ihres Volkes fortzusetzen. Zwar kann in vielen Fällen nicht das gesamte Nest unbeschädigt erhalten werden, sofern sich die Schäden aber auf die reine Hülle beschränken, sehen sich die Tiere selten genötigt, ihr Heim tatsächlich aufzugeben. Wichtig ist es, die folgenden Bereiche möglichst ohne Beeinträchtigung zu erhalten:
- Königin mit eigener Nisthöhle
- Brutkammern
- Temperatur- und feuchtigkeitsregulierende Gesamtstruktur des Nestes
Die Entfernung
Ist die Entfernung des neuen Standortes zur bisherigen Lage zu gering, erkennen die Hornissen die bekannte Umgebung und kehren auf Grund der antrainierten Gewohnheiten immer wieder zum alten Standort zurück. Als Folge ist zu befürchten, dass die neue Lage trotz vorhandenem Nest aufgegeben wird und ein Neubau am alten, bewährten Standort erfolgt. Um sowohl das Nest, als auch das Revier zur Nahrungssuche klar vom Bekannten zu trennen, sollte der Abstand zwischen altem und neuem Nistplatz mindestens fünf Kilometer betragen.
Zeitpunkt
Der Mensch hat es selten im Griff, wann er sich von der Hornisse am oder im eigenen Haus gestört fühlt. Meistens dürfte die empfundene Belästigung aber dann eintreten, wenn die Tiere ihre Flugaktivitäten steigern und das Hornissennest in großer Zahl verlassen. Dies beginnt im Frühjahr und kann sich bis in die warmen Herbsttage hinein erstrecken. Hintergrund ist die Brutaktivität der Hornissen. So lange die Brut versorgt werden muss und das Volk wächst, schwärmen die Arbeiterinnen aus, um Nahrung heran zu schaffen und für die Sicherheit des Nests zu sorgen. Spannenderweise ist auch genau jetzt die optimale Zeit für die Umsiedelung des Volkes. Denn während die Brut versorgt sein will, ist der Drang der Tiere, möglichst schnell wieder mit der Nahrungssuche zu beginnen, besonders hoch. Umso schneller wird das bekannte Nest mitsamt der eigenen Brut am neuen Standort akzeptiert.
Hinweis: Einerseits wird die Hornisse am eigenen Haus meist erst offenbar, nachdem die Flugzeit begonnen hat. Da die Umsiedelung von Nestern aber leichter fällt, je kleiner sie sind, kann es sinnvoll sein, im einsetzenden Frühjahr bereits die „üblichen Verdächtigen“, also Gartenschuppen etc. auf mögliche Nestbauaktivitäten hin zu kontrollieren. So kann der Aufwand für eine mögliche Standortveränderung gering gehalten werden.
Warum nicht vertreiben?
Doch warum sollte man es sich nicht einfach machen und das Hornissenvolk einfach vom Haus vertreiben? Durch Ausräuchern lassen sich die Tiere recht gut fern halten, da sie sehr empfindlich auf Rauch reagieren.
Die Antwort ist sehr einfach. Die Maßnahmen für die Vertreibung lassen sich in der Regel nur auf dem eigenen Grundstück bewerkstelligen, so dass die Tiere auch meist nur aus der unmittelbaren Nähe des Nests vertrieben werden können. Allerdings kehren sie in diesen Fällen nahezu immer nach Ende der Maßnahme wieder zum Nest zurück. Der Erfolg ist somit höchst fraglich und nur selten von dauerhafter Natur.
Darüber hinaus ist die Vertreibung von Hornissenvölkern auch artenschutzrechtlich schlicht verboten. Zwar darf sich der Mensch gegen die unmittelbare Nähe der Tiere schützen, er muss ihnen aber zugleich einen alternativen Lebensraum zuweisen.
Hornissen Schritt für Schritt umsiedeln
Hat man die großen Geschwister der Wespen entdeckt und sich für die Umsiedelung entschieden, lässt sich diese Schritt für Schritt gut bewerkstelligen. Die folgenden Hinweise sorgen dafür, dass sowohl rechtlich als auch technisch alles gut geht:
Achtung: Die Hornisse gilt als streng geschützte Art! Das Töten von Tieren oder das Entfernen von Nestern kann mit Strafen in Höhe von bis zu 50.000 Euro belegt werden. Auch die Umsiedelung von Völkern muss vorab von der zuständigen Behörde für Natur- und Artenschutz erlaubt werden. Auch der neue Standort wird von der Behörde zugewiesen und dort kartiert. Ein beliebiges Umsetzen ist dagegen nicht erlaubt.
- Erkennen der Hornissen, nachfolgend Feststellen der Flugrichtung und Lokalisierung des Nests
- Kontakt zur Naturschutzbehörde mit Angaben von Lage und Größe des Hornissennests
- Abwarten der Erlaubnis zur Umsiedelung, meist verbunden mit Bekanntgabe
- Kontakt zu einem fachkundigen Biologen o.ä. zur Durchführung der Umsiedelung, meist vermittelt durch das zuständige Amt
- Durchführung der Umsiedelung durch den Fachmann
Die Umsiedelung erfolgt dabei meist mit diesen Schritten:
- Umschließen des Nests mit einem Umsiedelungskasten
- Lösen des Nests vom bisherigen Standortes und Verschließen des Umsiedelungsgefäßes
- Transport zum neuen Standort
- Aufstellen des Kastens am neuen Standort und öffnen des Gehäuses
Hinweis: Meist verbleibt der Umsiedelungskasten mitsamt Hornissennest am neuen Standort. Das Nest wird einfach über den Rest des Jahres im Kasten und bei Bedarf über den Kasten hinaus erweitert.
Wurden Sie von einer Hornisse gestochen? Hier finden Sie Hinweise zur ersten Hilfe bei Hornissenstichen.