Hornissennest – was tun? Darf man ein Nest einfach entfernen?
Hornissen gehören neben Wespen, Bienen und Hummeln zu den bekanntesten Fluginsekten in Deutschland und Mitteleuropa. Aufgrund ihrer Größe wirken Hornissen sehr gefährlich, jedoch stechen die friedfertigen Tiere nur bei Gefährdung des Nests oder falls das Insekt nicht mehr fliehen kann oder gequetscht wird. Vespa crabro können sich wie andere Vertreter der Wespen in der Nähe des Menschen ansiedeln, wodurch die Frage aufkommt: ist es erlaubt, ein Hornissennest selbstständig zu entfernen?
Inhaltsverzeichnis
Hornissennest entfernen
Hornissennest selbstständig entfernen?
Falls Sie ein Hornissennest in Ihrem Garten oder Haus entdecken, müssen Sie sich ganz genau überlegen, wie Sie als nächstes vorgehen. Hornissen stehen in Deutschland unter Naturschutz als besonders geschützte Art innerhalb der Bundesartenschutzverordnung. Das heißt, die Insekten der Art Vespa crabro erhalten einen intensiven Schutz, der das selbstständige Vernichten oder Umsiedeln der Tiere und deren Nester durch Privatpersonen komplett untersagt. Ebenso werden die folgenden Aktionen als Vergehen geahndet:
- anlocken
- fangen
- verletzen
- töten
Falls Sie aus Schreck eine Hornisse verletzen oder töten, stellt das kein Problem dar, doch ein Hornissennest hat eine Population von etwa 700 Individuen. Es würde den Naturschutzbehörden auffallen, wenn die gesamte Population ausgelöscht wird. Da die Tiere eine wichtige Art für den natürlichen Kreislauf ist, steht sie unter diesem besonderen Schutz. Aus diesem Grund erhalten Privatpersonen ausschließlich eine Genehmigung nach Absprache mit der zuständigen Behörde, die einen Fachmann zur Kontrolle und Entfernung oder Umsiedlung des Nests konsultiert. Zudem sollten Sie allein aus Sicherheitsgründen kein Hornissennest von selbst umsiedeln oder zerstören, da die Tiere darauf äußerst aggressiv wirken.
Tipp: Da Hornissen unter Naturschutz stehen, müssen Sie mit hohen Geldstrafen rechnen, wenn Sie das Nest auf eigene Faust entfernen wollen. Je nach Bundesland reichen die Gebühren von 5.000 bis 65.000 Jahren und sogar Haftstrafen von bis zu fünf Jahren können anfallen, wenn Sie eine Königin bei der Nestzerstörung oder Umsiedlung aus Versehen töten.
Voraussetzungen und Möglichkeiten
Ein Hornissennest entfernen ist nicht einfach. Da die Tiere unter Naturschutz stehen, müssen Sie die Prozedur vorher mit der zuständigen Naturschutzbehörde abklären. Je nach Region in der Sie wohnen unterscheiden sich die Voraussetzungen hierfür deutlich. Selbstständig entfernen dürfen Sie diese nicht, jedoch erhalten Sie durch einen triftigen Grund eine Genehmigung. Diese erlaubt es Ihnen, einen Experten zu beauftragen, der eine Umsiedlung oder Zerstörung des Nests durchführen darf:
Umsiedlung bei Allergikern
Falls Sie einen Allergiker in der Familie haben und sich das Nest im Haus befindet, haben Sie äußerst hohe Chancen auf eine Umsiedlung. Sobald Sie die Allergie ärztlich nachweisen können, ist die Gefahr zu groß, das Hornissennest in Ihren Wohnräumen zu belassen.
Umsiedlung wegen ungünstiger Stelle
Seltener ist es erlaubt, das Nest umzusiedeln, sobald es an einer äußerst ungünstigen und viel begangenen Stelle im Haus gebaut ist. Jedoch muss hier zuerst ein Gutachten erfolgen, um die Gefahr zu überprüfen.
Bei einem Hornissennest im Garten, Gartenhaus, der Garage oder ähnlichen Anlagen ist eine Umsiedlung oder Zerstörungen häufig nicht erlaubt, da diese nicht im direkten Umfeld des Menschen liegen. Selbst wenn Sie kleine Kinder oder Haustiere wie Katzen haben, wird die Genehmigung in diesen Fällen nicht gestattet. Nachdem Sie eine Genehmigung erhalten haben, müssen Sie sich an einen Experten wenden, der diese Arbeit für Sie übernimmt. Ihnen stehen dabei zur Auswahl:
- Hornissenberater
- Kammerjäger
- speziell ausgebildete Fachkräfte der Feuerwehr
- Imker
- Naturschützer
Kosten
Das Umsiedeln der Tiere ist in vielen Fällen kostenlos, da sie wichtig für die Umwelt sind. Falls eine Umsiedlung nach der Begutachtung durch den Experten jedoch nicht möglich ist und das Nest wirklich zerstört werden muss, müssen Sie draufzahlen. Davor müssen Sie aber die Naturschutzbehörde kontaktieren und eine Tötungserlaubnis einholen, da das Zerstören des Nests sonst nicht erlaubt ist. Die Gebühr für das Zerstören eines ganzen Hornissenvolks beträgt zwischen 200 bis 350 Euro. Sie sollten also darüber nachdenken, ob sich das Entfernen des Nests lohnt oder Sie einfach mit den Tieren leben und bis zum Auszug im Winter warten.
Mit Hornissen leben
Falls Sie einen der oben beschriebenen Gründe zur Entfernung oder Umsiedlung des Nests nicht erfüllen, müssen Sie mit den Tieren bis zum Winter leben. Da Hornissen sehr friedlich sind und sich im Vergleich zu Wespen vom Menschen fernhalten, kommt es nur äußerst selten zu einer Begegnung mit den Insekten.
Verhaltensregeln
Mit den folgenden Verhaltensregeln minimieren Sie die Möglichkeit, von den Tieren gestochen zu werden, selbst wenn diese auf Ihrem Dachboden oder direkt in einem Baum im Garten wohnen:
Nest absperren
Falls das Nest öffentlich zugänglich ist, sperren Sie dieses vorsichtshalber mit einem Sicherheitsband im Umkreis von vier Metern ab. Dadurch können Sie auf Nummer sicher gehen, dass Kinder, Spaziergänger oder Ihre Nachbarn nicht in die Nähe des Nests gelangen.
Sicherheitsabstand
Halten Sie selbst immer einen guten Sicherheitsabstand. Diesen Sicherheitsabstand sollten Sie beim Rasenmähen auf vier bis fünf Meter ausweiten, da die Lautstärke des Geräts die Tiere stark irritieren könnte.
Ruhig verhalten
Verhalten Sie sich einfach ruhig, pusten Sie die Tiere nicht an und schlagen Sie nicht nach ihnen. Ebenso sollten Sie niemals mit Absicht in die Flugbahn der Hornissen treten, da diese sich sonst bedroht fühlen.
Nicht barfuß laufen
Falls Sie Obstbäume im Garten haben, sollten Sie bei Fallobst niemals barfuß durch das Gras schreiten. Da Hornissen vor allem gegen Ende des Sommers ihre Ernährung auf Fallobst erweitern oder andere Insekten, das sich am Obst labt, jagen, sind nackte Füße besonders stark auf Stiche gefährdet.
Nest in Ruhe lassen
Kommen Sie nicht auf die Idee, das Nest zu manipulieren oder ins Eingangsloch zu pusten. Kohlenstoffdioxid macht die Tiere aggressiv und sie merken es sofort, wenn am Hornissennest hantiert wird. Manche Menschen denken, sie könnten den Nesteingang einfach verschließen. Jedoch sind die Tiere so stark auf den Erhalt ihres Staats fokussiert, dass selbst kleinste Bewegungen am Nest als Bedrohung eingestuft werden.
Kinder und Haustiere
Falls Sie Kinder haben, erklären Sie diesen, die Hornissen und deren Nest in Ruhe zu lassen. Haustiere sollten Sie so gut wie möglich vom Nest fernhalten.
Absicherungen vom Fachmann
Falls Sie noch weitere Absicherungen wünschen, sollten Sie einen Fachmann beordern, der eine Reihe von Installationen vornehmen kann. Diese zerstören das Nest nicht und sorgen dafür, dass sich Mensch und Hornisse überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Sie haben die Auswahl zwischen:
- Sichtblenden
- Fliegendraht-Käfige
- Umleitungen der Flugwege
Diese sorgen dafür, dass die Hornissen problemlos von ihrem Nest nach draußen gelangen und dabei dem Menschen und Haustieren nicht begegnen. Bei diesen Installationen handelt es sich um Vorrichtungen, die sogar so platziert werden können, dass sie nicht mehr bemerkbar sind. Das Beste: sie schaden den Tieren nicht.
Nest absichern
Falls Sie die Tiere nicht entfernen können, sollten Sie unbedingt das Nest etwas absichern, wenn sich dieses in Ihrem Haus befindet. Der Grund dafür sind die Ausscheidungen:
1. Hornissennester verfügen über eine Öffnung, über die die Ausscheidungen der Tiere aus diesem geleitet werden. Der Nachteil: die Schwerkraft lässt diese über die Wand oder direkt nach unten tropfen. Dadurch entstehen Schmierspuren, die nur schwer zu reinigen sind.
2. Der Großteil des Kots und der Beuteabfälle sammeln sich demnach am Boden direkt unter dem Nest. Damit Sie zum Beispiel den Bodenbelag im Winter nicht entfernen und renovieren müssen, sollten Sie eine Wanne oder ein großes Backblech unter das Nest stellen. Dieses legen Sie mit Zeitungspapier oder einer Plastikfolie aus. Alternativ können Sie eine größere Wanne mit Einstreu füllen.
3. Passen Sie beim Platzieren der Wanne darauf auf, die Tiere nicht aufzuscheuchen. Atmen Sie nicht direkt in die Nähe des Nests und fassen Sie es nicht an. Gerade bei Nacht lässt es sich einfacher platzieren.
4. Ab Anfang November können Sie die Wanne leeren, da das Hornissennest bis zu diesem Zeitpunkt verlassen ist.
Hornissennest zulässig entfernen
Sobald der November eintritt, ist es nun an der Zeit, das Hornissennest zu entfernen. Da ein komplett verlassenes Hornissennest nicht mehr von den Tieren im nächsten Jahr bezogen wird und die Königinnen in diesem nicht überwintern, steht Ihnen ohne Genehmigung frei, dieses auf eigene Faust zu entfernen. Dennoch sollten Sie vor dem Entfernen einen Fachmann beauftragen, der das Nest auf mögliche Bewohner überprüft, vor allem Königinnen.
Tipp: Ein großer Vorteil am Hornissennest ist die Tatsache, dass diese in den meisten Fällen erst sehr spät im Jahr bemerkt werden, etwa ab Ende Juli oder sogar noch später. Da spätestens Anfang November alle Arbeiterinnen und Drohnen gestorben und die Königinnen die Nester verlassen haben, müssen Sie nur eine kurze Zeit mit den Tieren zusammenleben.