Todesfalle Linde? Hummelsterben unter Linden
Tote Hummeln unter Linden sind ein typischer Anblick im Hoch- und Spätsommer, wenn die Bäume in voller Blüte stehen. In diesem Artikel erfahren Sie, was das Hummelsterben verursacht.
Auf den Punkt gebracht
- Linden häufig einzige Nahrungsquelle im Hochsommer
- werden von zahlreichen Hummelvölkern besucht
- Nahrungsangebot der Linden nimmt stark ab
- Hummeln sterben aufgrund des folgenden Nahrungsmangels
- Hummelweiden helfen den Insekten aus
Inhaltsverzeichnis
Hummelsterben: Ursachen
Was verursacht das Hummelsterben im Juli, das über den ganzen Hoch- und Spätsommer anhält? Falls Sie sich ebenfalls fragen, warum so viele tote Hummeln unter Linden zu finden sind, müssen Sie das Nahrungsangebot betrachten. Hummeln (Bombus) finden über den Hoch- und Spätsommer in Städten nicht genügend spätblühende Nahrungsquellen und verhungern. Aus diesem Grund versammeln sich ganze Völker speziell um zwei Lindenarten:
- Silber-Linde (Tilia tomentosa)
- Krim-Linde (Tilia euchlora)
Die beiden Arten werden aufgrund ihrer Trockenheits- und Schadstoffresistenz bevorzugt in urbanen Gebieten an Straßen gepflanzt. Sie blühen nach der Sommerlinde (Tilia platyphyllos) und Winterlinde (Tilia cordata), was sie zu einem wichtigen Nahrungslieferanten für Bienen und Hummeln Mitte Juli bis Mitte August macht.
Der Nachteil: Zahlreiche Hummelvölker suchen die Bäume auf, was den Nektar und die Pollen deutlich schneller verbraucht. Da die Insekten häufig lange Wege bis zu den Bäumen zurücklegen und um die verfügbare Nahrung konkurrieren müssen, sterben sie direkt im Baum oder auf dem Rückweg zum Nest. Da die Völker kaum Vorräte anlegen, verenden viele Arbeiterinnen sogar auf dem Weg zu den Bäumen. Aus diesem Grund ist das Hummelsterben so extensiv. Weitere Ursachen sind:
- „leere“ Linden werden neuen Trachtpflanzen vorgezogen
- andere Nahrungsquellen zu weit weg
- Nahrung außerhalb von Städten fehlt
Hinweis: Besonders schwer betroffen von diesem Problem ist die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris). Sie stellt sich besonders schwer auf neue Trachtpflanzen um, was zum Verlust zahlreicher Völker führt.
Hummeln helfen
Wenn Sie in der Stadt wohnen und den Bestäuberinsekten helfen wollen, müssen Sie ihnen weitere Nahrungsquellen bieten. Damit das gelingt, setzen Sie auf bienen- und hummelfreundliche Gewächse, die erst später im Sommer blühen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie einen Garten, Innenhof oder Balkon zur Verfügung haben. Selbst ein Balkonkasten mit reichblühenden Arten reicht aus, um eine größere Zahl an Hummeln mit Nahrung zu versorgen. Für diesen Zweck sind die folgenden Gewächse am besten geeignet:
- Artischocke (Cynaria scolymus)
- Bartblumen (Caryopteris)
- Besenheide (Calluna vulgaris)
- Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia)
- Blauer Natternkopf (Echium vulgare)
- Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
- Gemeiner Efeu (Hedera helix)
- Klee (Trifolium)
- Kornblume (Cyanus segetum)
- Kugeldisteln (Echinops)
- Malven (Malva)
- Oregano (Origanum vulgare)
- Rudbeckien (Rudbeckia)
- Stockmalven (Alcea)
- Sommerflieder (Buddleja davidii)
- Sonnenhüte (Echinacea)
- Taubnesseln (Lamium)
- Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
Notlösung: Zuckerwasser
Sie können erschöpften Hummeln einen kleinen Boost bieten, wenn Sie sie auf Ihrem Grundstück finden. Mischen Sie einfach ein wenig Zuckerwasser an und füttern Sie die Insekten. Durch die Mahlzeit laden sie ihre Energiereserven auf. Dafür benötigen Sie ausschließlich einen halben Teelöffel Zucker, den Sie in zimmerwarmem Wasser auflösen. Verabreicht wird die Starthilfe wie folgt:
- Hummel an sicheren Ort bringen
- vorsichtig auf Papier oder ähnlichem transportieren
- ebenfalls per Hand möglich
- Zuckerwasser in Teelöffel füllen
- direkt vor Hummel platzieren
- durchschnittlich 1/3 Zuckerwasser wird getrunken
Hinweis: Zuckerwasser bietet sich nur als Notlösung an, wenn Sie ihren Garten bereits hummelfreundlich gestaltet haben. Findet die Hummel nach der Zuckermahlzeit ausschließlich stark besuchte Linden vor, verbraucht sie erneut zu viel Energie und stirbt.
Häufig gestellte Fragen
Hummeln finden sich immer häufiger in Städten ein, da das Nahrungsaufgebot in ländlichen Gebieten immer stärker abnimmt und durch Monokulturen ersetzt wird. Vor allem spätblühende Gewächse sind immer seltener verfügbar, was den Umzug in den urbanen Raum attraktiv macht. Da viele Städte auf Krim- und Silber-Linden setzen, stellen sie häufig die einzige verfügbare Energiequelle für die Insekten dar.
Ja. Bienen unterschiedlichster Arten fliegen abhängig vom Nahrungsangebot ebenfalls zu den Linden und verenden. Da Bienen aber nicht so fokussiert auf bestimmte Trachtpflanzen sind, finden sie schnell andere Gewächse, die als Nahrungsquelle dienen. Aus diesem Grund finden sich deutlich weniger tote Bienen als Hummeln unter den Linden.
Fressfeinde sind ein häufiges Problem für die geschwächten Insekten, da sie ihnen aufgrund der fehlenden Energiereserven nicht mehr entkommen können. Besonders problematisch über den Spätsommer sind Wespen, Hornissen und Vögel, die leichtes Spiel mit den Hummeln haben.
Früher vermuteten Forscher, dass die Ursache für das massive Sterben der Bestäuber Mannose sein könnte. Bei Mannose handelt es sich um einen für Hummeln und Bienen toxischen Zucker. Mannose ist aber nicht im Nektar von Linden enthalten, was diese Theorie widerlegt.