Anleitung: Insektenhotel selber bauen | Nützlinge im Garten ansiedeln
Immer mehr Menschen, sogar in urban geprägten Gebieten, interessieren sich für ein eigenes Insektenhotel im Garten. Dieses lockt Nützlinge aller Art an, von Wildbienen über Florfliegen bis hin zu Schmetterlingen, die sich im Garten ansiedeln und Pflanzen in der Nähe bestäuben und anderen Tieren wie Vögeln als Nahrung dienen. Sogar Kinder sind begeistert, wenn das Hotel Insekten anlockt, die beobachtet werden können und so einen interessanten Einblick in die Natur bietet.
Inhaltsverzeichnis
Insektenhotel
Welche Nützlinge beziehen ein Insektenhotel?
Insektenhotels werden in erster Linie dazu genutzt, um nützliche Insektenarten auf dem eigenen Grundstück anzusiedeln. Ihnen wird dadurch eine Nisthilfe geboten, in der sie sich problemlos vermehren können, ohne vom Menschen gestört zu werden und sogar in der Stadt Unterschlupf finden. Folgende Arten siedeln sich gerne in den selbst gebauten Hotels an:
- Wildbienen
- Hummeln (seltener)
- Schmetterlinge
- Schlupfwespen
- Solitäre Faltenwespen
- Grabwespen
- Wegwespen
- Marienkäfer
- Glühwürmchen (seltener)
- Feuerkäfer (seltener)
- Florfliegen
- Ohrwürmer
Der große Vorteil: Die Krabbeltiere wirken sich effektiv auf die nähere Umgebung, also die Pflanzenwelt Ihrer Nachbarn, Wälder, Felder und sogar Stadtparks aus. Gerade die Ansiedlung von Wildbienen und Schmetterlingen ist gerne gesehen, da diese zu den wichtigsten Bestäubern überhaupt gehören. Mit viel Glück können Sie sich sogar über Glühwürmchen freuen, die zahlreiche Schneckenarten fressen und nachts mit ihrem Hinterleib leuchten.
Standort
Da dieses Insektenhotel eine Höhe von zwei Metern und Breite von einem Meter aufweist, benötigen Sie entsprechend Platz. Das ist aber nicht das Wichtigste in Bezug auf den Standort für das Insektenhotel. Die Tiere brauchen einen Anreiz, sich in Ihrer Nähe anzusiedeln. Für Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge sind das zum Beispiel Bäume, Blumen und andere Pflanzen, die Blüten ausbilden und somit als Nektar- und Pollenquelle dienen. Für Marienkäfer, Glühwürmchen oder Feuerkäfer dagegen sind Beutetiere der Anreiz, das Hotel zu beziehen. Gute Voraussetzungen bieten Standorte mit den folgenden Eigenschaften:
- gut bestückte Beete
- nahe Gewächshäuser
- naturnahe Gärten
- viel Vegetation
- Waldstücke in der Nähe
- naturnahe Grünflächen in der Nähe
Falls Sie direkt in der Stadt wohnen, keine Rasenfläche und Terrasse zur Verfügung haben und Insektenhotels bauen wollen, werden sich nur wenige Arten ansiedeln. Je umfangreicher das Angebot an Grünflächen und Vegetation ist, desto besser, da die gern gesehenen Nützlinge auf diese angewiesen sind. Überlegen Sie sich also gut, welcher Standort sich dafür am besten anbietet. Wenn Sie zum Beispiel Obstbäume und Rosen anpflanzen, werden Sie begeistert sein von der Zahl an Bienen und Schmetterlingen, die sich in der Nähe des Hotels tummeln.
Tipp: Besonders einfach siedeln sich Nützlinge an, wenn Sie Schädlinge wie Blattläuse während der ersten Hälfte des Frühlings nur schwach bis gar nicht bekämpfen. Die Schädlinge können sich entsprechend vermehren, was den Nützlingen ein wahres Bankett bereitet.
Materialien und Werkzeug
Die Umsetzung eines Insektenhotels ist nicht schwer. Besonders wichtig ist jedoch das genutzte Material, vor allem das Holz. Da Insekten schnell durch chemische und sogar einige natürliche Behandlungsmittel Schaden nehmen, sollten Sie ausschließlich naturbelassenes Holz wählen. Dieses sollte nicht auf die folgenden Arten behandelt sein oder werden:
- lackiert mit Pestiziden jeglicher Art
- lackiert mit Lösungsmitteln imprägniert
- lasiert mit chemischen Holzschutzmitteln
Ausschließlich natürliche Öle oder Wachse dürfen genutzt werden, um das Fichtenholz etwas wetterfester zu machen. Dazu eignen sich besonders gut:
- Bienenwachs
- Leinöl
- Olivenöl
- Sonnenblumenöl
Ansonsten sollten Sie auf einen Schutz des Holzes verzichten. Die folgende Liste gibt Ihnen einen Einblick, was für Material und Werkzeug Sie für das Bauprojekt benötigen:
- 2 x Kanthölzer in den Maßen 1.800 mm x 80 mm x 80 mm
- 5 x sägeraue Bretter in den Maßen 1.000 mm x 200 mm x 24 mm
- 2 x sägeraue Bretter in den Maßen 1.800 mm x 200 mm x 24 mm
- 1 x sägeraues Brett in den Maßen 1.400 mm x 600 mm x 24 mm
- 1 x Holzleiste in den Maßen 1.000 mm x 50 mm x 24 mm
- Dachpappe
- Maschendrahtzaun
- 2 x Einschlaghülsen in den Maßen 91 mm x 91 mm x 750 mm
- selbstschneidende Schrauben aus Messing oder Edelstahl in der Länge von 50 und 70 mm
- Schrauben aus Messing oder Edelstahl, falls Bohrmaschine vorhanden ist in der Länge von 50 und 70 mm
- Bohrmaschine bzw. Akkuschrauber
- Säge
- Nägel (verzinkt) für Dachpappe und Maschendrahtzaun
- Hammer
- Schraubenzieher
Da die einzelnen Nisthilfen nicht viel wiegen, müssen Sie die Einschlaghülsen nicht einbetonieren, außer Ihr Boden ist nicht stabil genug. Alternativ können Sie die Kanthölzer als Pfosten weglassen und das Hotel auf einem extra Block Holz oder Stein platzieren. Dafür benötigen Sie nur etwas Teichfolie, um den Boden zu verkleiden, damit das Fichtenholz nicht komplett durchnässt.
Geeignetes Nistmaterial
Besonders wichtig beim Bau des Hotels ist das Material für die Brutplätze der Tiere. Wildbienen nisten zum Beispiel in ganz anderen Materialien als Marienkäfer oder Ohrwürmer. Wenn Sie ein Insektenhotel bauen wollen, sollten Sie darauf achten, dass die verschiedenen Materialien keine konkurrierenden Tierarten Platz gewähren. So sollten beispielsweise Materialien für Ohrwürmer und Bienen nicht gemeinsam in einem Insektenhotel untergebracht werden, denn Ohrwürmer sind Pollendiebe.
Für Wildbienen und Schmetterlinge
Pflanzenstängel
Typische Lebensräume von Wildbienen sind Stängel verschiedener Pflanzen, beispielsweise Schilfrohr, Bambus und Flieder. Sie nutzen diese als Brutrohre. Der ideale Durchmesser dafür beträgt 3-6 mm. Sie werden auf die passende Länge von maximal 15 cm zugeschnitten und im Fach gestapelt. Achten Sie darauf, dass die Schnittflächen sauber und glatt sind, da sich die Bienen sonst verletzen könnten.
Tipp: Schleifen Sie die Eingänge der Brutröhren mit etwas Sandpapier glatt. So besiedeln die Insekten die Unterkunft noch lieber.
Dünne Äste
Stecken Sie dünne Äste mit einem Durchmesser von ca. 5 mm in die Fächer, fühlen sich Schmetterlinge pudelwohl. Bauen Sie aus den Ästen einfach ein Heim für die schönen Flügeltiere, indem Sie ausreichend Zwischenräume freilassen.
Hartholz
Hartholz wird gerne für Wildbienen, Wildwespen und seltener Hummeln verwendet. Zum Beispiel eignen sich Apfel- oder Birnenholz dafür. Bohren Sie zahlreiche Löcher in das Hartholz und die Fluginsekten werden es innerhalb kurzer Zeit besiedeln.
Das Beste: Hartholz lässt sich leicht in Form sägen und perfekt in das Insektenhotel einsetzen.
Tipp: Bohren Sie die Löcher in verschiedenen Größen und Abständen. Diese sollten von der Rindenseite her und nicht ins Stirnholz, also in die Jahresringe, gebohrt werden. Das verhindert Risse und Splinten in den Brutgängen. Risse im Holz lassen Feuchtigkeit leicht einziehen und bilden eine Angriffsfläche für Pilze und Parasiten, was zum Abtöten der gesamten Brut führen kann.
Ziegelsteine
Ziegelsteine aus Lehm oder Ton sind wie gemacht für das Insektenhotel. Lehmziegel sind für Wildbienen interessant, während Tonziegel für allerlei Insekten geeignet sind. In die Lehmziegel bohren Sie Anfänge von Löchern, die die Bienen dann von alleine erweitern.
Tipp: Vermeiden Sie Loch- und Hohlziegel ohne weitere Füllungen. Deren Löcher sind zu groß und werden von den meisten Insektenarten nicht besiedelt. Sie bieten sich lediglich als Ablage für hohle Stängel und Äste an.
Nistmaterial für Ohrwürmer, Florfliegen und Käfer
Holzwolle
Trockene, unbehandelte Holzwolle ist wie gemacht für Florfliegen, Marienkäfer und Ohrwürmer, da diese dort ihre Eier ablegen können.
Stroh
Auf die gleiche Weise wie mit der Holzwolle können Sie trockenes Stroh nutzen, um Ohrwürmer anzulocken.
Laub
Komplett trockenes Laub funktioniert wie Stroh und Holzwolle, zieht jedoch Marienkäfer, Feuerkäfer und Glühwürmchen magisch an. Niemals feuchtes Laub verwenden, da dies schnell zu Schimmel führt und die gesamte Brut zerstören kann.
Zapfen
Wenn Sie Ohrwürmer, Florfliegen und Marienkäfer anlocken wollen, sammeln Sie Kiefern- und Tannenzapfen und legen diese in ein Fach. Je größer die Zapfen sind, desto weniger wird Maschendraht benötigt, um diese am Herausfallen zu hindern.
Rindenmulch
Rindenmulch bietet sich für Käfer an. Einfach eine Handvoll trockenen Rindenmulch in eines der Fächer geben, mit einem Maschendrahtgitter verschließen und schon haben diese ein Zuhause.
Tipp: Wenn Sie gern eine große Vielfalt an Insekten in Ihrem Garten beherbergen und nicht 2 Insektenhotels aufstellen möchten, bieten sich Einzelbehausungen an. Nützlinge wie Marienkäfer und Florfliegen freuen sich beispielsweise über Tontöpfe befüllt mit Stroh oder Zapfen. Befestigen Sie die Materialien mit Kaninchendraht oder ungiftigem Kleber im Tontopf oder einer Kiste und hängen Sie diese kopfüber im Garten auf.
Insektenhotel selbst bauen: Anleitung
Nachdem Sie sich für die Aufteilung der Fächer entschieden und das Material und Werkzeug beschaffen oder geliehen haben, geht es an die Konstruktion. Suchen Sie sich dafür am besten einen trockenen Tag aus, falls Sie keine Garage oder überdachte Plätze zum Bauen haben. Ebenfalls ist ein regenfreier Tag für das Platzieren der Bodenhülsen empfohlen. Sie können den Bau selbst übernehmen, eine helfende Hand ist aber nicht verkehrt. Kinder helfen gerne, vor allem beim Füllen mit den Fächern. Folgen Sie dieser Anleitung beim Bauen des Hotels:
1. Grundgerüst errichten
Zuerst wird das Grundgerüst errichtet. Dafür nehmen Sie die zwei Bretter mit der Länge von 1.800 mm und weitere zwei Bretter mit einer Länge von 1.000 mm. Aus diesem bauen Sie einen klassischen, rechteckigen Rahmen. Dafür verschrauben Sie diese so, dass die 1.000 mm langen Bretter innen liegen. Nutzen Sie zum Verschrauben 50 mm lange Schrauben.
2. Fächer festlegen
Nun setzen Sie die restlichen drei Bretter mit 1.000 mm Länge in den Rahmen ein. Je nachdem, wie hoch die einzelnen Fächer sind, verschrauben Sie die Bretter. Sie können natürlich immer bei 60 cm ein Brett verschrauben, wenn es Sie es geordnet wollen. Hierfür ebenfalls 50 mm Schrauben verwenden.
3. Dach montieren
Als Nächstes wird das Dach montiert. Dafür nutzen Sie die Holzleiste und montieren diese über 50 mm Schrauben von unten. Sie können sich aussuchen, ob sich das Dach nach vorne oder hinten neigt, je nachdem an welcher Seite Sie die Leiste montieren. Verschraubt wird diese von unten mit mindestens zwei 50 mm Schrauben.
Bevor Sie diese verschrauben, müssen Sie die Leiste etwas anschrägen, um einen Winkel von 15° bis 20° für das Dach zu ermöglichen. Nur so kann das Wasser abfließen. Platzieren Sie die Leiste auf der Oberseite des Grundgerüsts und legen Sie die Dachplatte (Brett mit 1.400 mm Länge) als Messinstrument an, um einen geeigneten Winkel zu finden. Zeichnen Sie diesen ein und sägen Sie das entsprechende Stück weg.
Nachdem die Leiste montiert wurde, wird die Dachplatte so platziert, dass diese an jeder Seite ausreichend übersteht. Nehmen Sie 50 mm Schrauben und befestigen Sie das Dach.
Schneiden Sie ein Stück Dachpappe so zu, dass dieses um die Seiten des Daches geschlagen und anschließend mit Nägeln montiert werden kann.
4. Bodenhülsen befestigen
Das Grundgerüst ist nun fertig. Nehmen Sie die zwei Bodenhülsen und schlagen Sie diese in einem Abstand von 108 cm in den Boden. Je nach Boden benötigen Sie dafür mehr Kraft oder einen Hammer. Sie sollten 20 cm aus dem Boden ragen, um ausreichend Halt zu bieten.
Nachdem Sie die Bodenhülsen in den Grund getrieben haben, werden die Kanthölzer über Schrauben befestigt. Sorgen Sie dafür, dass die Bodenhülsen nach diesem Schritt fest genug im Boden verankert sind. Falls nicht, helfen Sie mit Erde, Kies und Steinen nach.
5. Grundgerüst befestigen
Nehmen Sie das Grundgerüst und verschrauben Sie dieses über die Seitenwände mit den Kanthölzern. Dafür werden die 70 mm Schrauben verwendet, die von innen durch die Seitenwände in die Kanthölzer gebohrt werden. Hier sollten Sie in regelmäßigen Abständen Schrauben verwenden, um die Stabilität zu erhöhen.
6. Fächer befüllen
Danach werden die Fächer gefüllt. Wie oben beschrieben, werden einzelne „Appartements“ mit Maschendraht ausgestattet, wenn diese zum Beispiel mit Laub oder Tannenzapfen befüllt wurden. Dafür ein Stück zuschneiden und an der Vorder- und Rückseite befestigen. Auch hohle Stängel und Äste sollten befestigt werden. Denn sie werden gern von hungrigen Vögeln herausgezogen. Befestigen Sie diese also ebenfalls durch Draht oder kleben Sie sie am hinteren Ende fest.
Nun steht das Insektenhotel und je nach Standort werden sich mehr oder weniger Insekten ansiedeln, was Sie, Ihre Kinder und Pflanzen erfreuen wird. Natürlich können Sie das Hotel nach Ihren eigenen Maßen und Vorstellungen bauen. Diese Anleitung nutzt eine günstige und effektive Möglichkeit, selbst ein Insektenhotel zu bauen und in Ihrem Garten zu platzieren. Jedoch sind Ihnen keine Grenzen gesetzt, wenn Sie ein Insektenhotel selbst bauen wollen.
Tipp: Alternativ können Sie als Hotel einen Rahmen aus Fichtenholz nutzen, der eine Tiefe von 20 cm hat und hinten nicht geschlossen ist. Dieser wird dann mit zusätzlichen Platten unterteilt, wie in der Anleitung beschrieben mit Nistmaterial gefüllt und an einer überdachten Stelle platziert, damit sich keine Feuchtigkeit in den einzelnen „Appartements“ sammeln kann.