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Ist Borretsch giftig?

Borretsch giftig

Borretsch ist auch unter den Namen Gurken- oder Kukumerkraut bekannt und wird als Gewürz- sowie Heilpflanze verwendet. Die wunderschönen blauen Blüten sorgen für Farbe im Garten und auf Balkonen. Doch Borretsch soll giftig und dementsprechend ein Verzehr nicht ganz ungefährlich sein. Was es damit auf sich hat und welche Besonderheiten es bei dem Gartenkraut zu beachten gibt, erklärt Ihnen Plantopedia.

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Borretsch erkennen

Immer beliebter wird das Sammeln von Wildkräutern. In manchen Fällen fehlt es an Wissen, was sich wirklich an Kräutern verwenden lässt beziehungsweise, um welche Art von Kräuter es sich überhaupt handelt. Da sich Borretsch (Borago officinalis) selbst vermehrt, ist es auch in der freien Natur zu finden. Um das Gurkenkraut zwischen anderen Wildkräutern erkennen zu können, folgen nun einige typische Merkmale:

  • Wuchshöhe bis maximal 70 Zentimeter
  • borstig behaarte Stiele und Blätter
  • dunkelgrüne, lanzetten- bis eiförmige Blätter in derber Struktur
  • Blattlänge zwischen zehn und 15 Zentimeter
  • blüht von Mai bis September
  • blaue Blüte an circa drei Zentimeter langen Blütenstiel
  • zwittrige, fünfblättrige Blütenkelche mit doppelter Blütenhülle
  • junge Kronblätter erst rosafarbig
Borretsch, Borago officinalis
Borretsch, Borago officinalis

Hinweis: Wer Borretsch im Garten kultiviert, sollte bei der Standortwahl darauf achten, ausreichend Abstand zu den Pflanzennachbarn im Kräuterbeet einzuhalten. Ein „Überlappen“ der Borretschblätter auf andere Blattkräuter könnte zur Folge haben, dass sie bei der Ernte der Nachbar-Kräuter aus Versehen mit abgerupft und in Speisen unbemerkt mitverarbeitet werden. Beim anschließenden (unbewussten) Verzehr des Gurkenkrauts, könnte die empfohlene Tagesdosis überschritten werden.

Giftige Inhaltsstoffe

Borretsch beinhaltet sogenannte Alkaloide, genauer gesagt Pyrrolizidinalkaloide. Dabei handelt es sich um einen giftigen Stoff, der auch in zahlreichen anderen Raubblattgewächsen zu finden ist, wie zum Beispiel in Natternkopf oder Beinwell. Pyrrolizidinalkaloide setzen sich aus folgenden Substanzen zusammen, die jede für sich toxische Eigenschaften besitzt.

  • Amabilin
  • Intermedin
  • Lycopsamin
  • Supinin
  • Thesinin
Borretsch, Borago officinalis
Borretsch, Borago officinalis

Was sind Alkaloide?

Bei Alkaloiden handelt es sich um einen natürlichen Pflanzenabwehrstoff. Dieser zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen und ist in der Pflanzenwelt weit verbreitet. Selbst in Grünem sowie verschiedenen Kräutertee(s) kommen sie vor. Wenngleich bisher kein biologischer Nachweis besteht, so wird davon ausgegangen, dass ihre öko-chemische Funktion darin liegt, die Pflanze vor Fressfeinden sowie verschiedene Krankheitserreger zu schützen.

Die Giftigkeit von Alkaloiden ist der Wissenschaft seit mehr als einem Jahrhundert bekannt. Ein Verbot für den Handel mit alkaloidhaltigen Produkten und Pflanzen besteht nicht. Letztere werden auf den Listen giftiger Pflanzen geführt, so wie unter anderem Borretsch, von dem größere Mengen verzehrt werden müssten, um gesundheitliche Schädigungen auszulösen.

Wirkung auf Gesundheit

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Alkaloide in größeren Mengen gesundheitsschädlich auf die Leberzellen wirken können. So kann es zu einer Störung zum Beispiel des Fettstoffwechsels sowie der Gallensäurensekretion kommen. Im Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz BfR, vermuten die Wissenschaftler, dass Alkaloide, wie sie in Borago officinalis vorkommen, zudem über krebserregende Eigenschaften verfügen können.

Hinweis: Entgegen vieler Meinungen lassen sich Alkaloide nicht durch das Kochen zerstören.

Borretsch, Borago officinalis
Borretsch, Borago officinalis

Giftigkeit von Borretsch

Zu finden sind Pyrrolizidinalkaloide in den Blättern und Stielen sowie den Blüten des Borretschs. Die Blütensamen sind (nahezu) frei von dem Stoff. Aus ihnen wird zum Beispiel das Borretschöl gepresst, das dementsprechend nicht giftig ist.

Hinweis: Bei der Ernte oder dem Sammeln von Borretsch auf Wildkräuterwiesen kann eine Berührung mit den Blättern zu leichten Hautreizungen führen.

Die Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung haben ergeben, dass geringe Mengen Borretsch unbedenklich zu sich genommen werden können. So hat für einen Erwachsenen mit 60 Kilogramm Körpergewicht der Verzehr bis zu 0,42 Gramm Mikrogramm Pyrrolizidinalkaloide pro Tag keine gesundheitsbeeinträchtigen Folgen.

Bis zu 150 Mikrogramm kann ein Kilogramm Borretsch aufweisen. Das heißt, die Tagesdosis sollte rund drei Gramm Borretsch nicht überschreiten. Es ist also ratsam, genau auf die Borretschmenge zu achten, die sich auch gern in verschiedenen Fertigsaucen und Salatdressings befinden. Wenn dazu noch der frische Borretsch aus dem Garten für einen Smoothie Verwendung findet, kann die empfohlene Tagesdosis schnell überschritten werden.

Ausnahmen

Borretsch, Borago officinalis
Borretsch, Borago officinalis

Wenngleich ein gelegentlicher und wohl dosierter Verzehr des Gurkenkrauts für einen gesunden Erwachsenen nicht giftig ist, so trifft dies nicht unbedingt auf schwangere und stillende Frauen sowie auf Kleinkinder zu.

Die Gifte, wenn auch nur in kleinsten Mengen, können auf das ungeborene Kind übertragen und in die Muttermilch übergehen. Sowohl in diesen Fällen als auch bei Kleinkindern ist die Empfindlichkeit gegenüber Alkaloiden deutlich höher einzustufen und eine gesundheitliche Gefährdung nicht auszuschließen. Aus diesem Grund gilt: während der Schwangerschaft, der Stillzeit und bei der Essenszubereitung für Kleinkinder gänzlich auf Borretsch verzichten!

Giftig für Haustiere?

Borretsch wird nicht auf den Listen der Pflanzen geführt, die für Katzen oder Hunde giftig sind. In der Regel kommt es maximal zu einem kurzen Anknabbern, bei dem nur eine sehr geringe Menge an Alkaloiden aufgenommen werden kann. Enthaltene Bitterstoffe machen das Gewächs für Haustiere spätestens beim zweiten Versuch des Verzehrs unattraktiv. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass das Gurkenkraut ein gesundheitsgefährdendes Risiko für Haustiere darstellt.

Fazit

Das Gurkenkraut ist giftig, wenn es in größeren Mengen verzehrt wird. Da es sehr geschmacksintensiv ist, wird in der Regel nicht viel von dem Kraut benutzt, so dass der gelegentliche Genuss oder tägliche geringe Verzehr völlig unbedenklich ist und durch gesunde Inhaltsstoffe wie Vitaminen, Schleimstoffen und Omega-3 Fettsäuren sogar der Gesundheit gut tun. Bei der Herstellung des Borretsch-Öls müssen keine Bedenken aufgrund einer Giftigkeit bestehen.

Hinweis: Neuere Studien weisen darauf hin, dass die Pyrrolizidinalkaloide im Borretsch deutlich konzentrierter sind als bisher angenommen. Experten raten deshalb, Borretsch „zu vermeiden, wo man es vermeiden kann.“

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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