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Ist Wilder Wein giftig? Infos für Kinder, Hof- und Haustiere

Wilder Wein giftig

Wilder Wein, ebenfalls bekannt unter dem Namen „Jungfernrebe“, ist eine beliebte Zierpflanze aus dem Nordamerika und Asien, die immer häufiger in deutschen Gärten zu finden ist. Es handelt sich bei den Jungfernreben um Kletterpflanzen, die mit der Hilfe von Haftscheiben an Gebäuden oder Rankhilfen entlang wachsen und mit ihren Blättern und den kugelrunden Traubenfrüchten sehr dekorativ wirken. Gerade aufgrund der Fruchtbildung stellt sich häufig die Frage: ist Wilder Wein giftig?

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Vorsicht: Verwechslungsgefahr

Ja, Wilder Wein ist giftig, doch bevor die Giftigkeit der Pflanze näher beleuchtet werden kann, müssen Sie zuvor den Unterschied zur Wilden Weinrebe verstehen. Der Wilde Wein und die Wilde Weinrebe sind nämlich nicht die gleiche Pflanze, jedoch werden sie aufgrund der deutschen Bezeichnung häufig verwechselt. Durch diese Verwechslung kam es schon häufiger zu Vergiftungen durch die Jungfernreben. Die Unterschiede der einzelnen Gewächse sind jedoch sofort bemerkbar, wenn die botanische Bezeichnung angewandt wird:

  • Wilder Wein: Parthenocissus
  • Wilde Weinrebe: Vitis vinifera subsp. sylvestris

Weinrebengewächse

Beide Pflanzen stammen aus der gleichen Familie, den Weinrebengewächsen (bot. Vitaceae) und sind aus diesem Grund miteinander verwandt. Viele morphologische Eigenschaften ähneln sich, jedoch bildet die Wilde Weinrebe keine toxischen Inhaltsstoffe und kann sicher vom Menschen verzehrt werden. Sie gehört zur Gattung der Weinreben (bot. Vitis), während Wilder Wein eine eigene Gattung für sich darstellt.

Hinweis: Zudem müssen Sie darauf achten, dass drei Arten der Gattung Parthenocissus als „Wilder Wein“ bezeichnet werden.

Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata)
Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata)

Selbstkletternde Jungfernrebe (bot. Parthenocissus quinquefolia)

  • häufigste Form
  • kommt verwildert in Deutschland vor

Gewöhnliche Jungfernrebe (bot. Parthenocissus vitacea)

  • weiterhin als Rankender Mauerwein bezeichnet

Dreispitzige Jungfernrebe (bot. Parthenocissus tricuspidata)

  • stammt aus Asien, nicht aus Amerika

Das heißt, Sie müssen auf jeden Fall vor der Anschaffung einer Pflanze überprüfen, um welche es sich handelt. Dadurch minimieren Sie die Chancen auf eine mögliche Vergiftung. Einer der größten Unterschiede zwischen der Wilden Weinrebe und des Wilden Weins ist das Fehlen der Haftscheiben bei Vitis vinifera subsp. sylvestris. Parthenocissus-Arten dagegen bilden äußerst viele Haftscheiben aus, die den Wuchs unterstützen. Zudem ist die Wilde Weinrebe höher und erreicht bis zu 40 Meter, während Jungfernreben maximal 30 Meter in der Wildnis erreichen.

Tipp: Da die Wilde Weinrebe die Wildform der für Wein und Tafeltrauben genutzten Edlen Weinrebe (bot. Vitis vinifera subsp. vinifera) darstellt, können Sie anstelle des Wilden Weins einfach diese Pflanze in Ihrem Garten anbauen. Sie ist ebenso dekorativ und das Beste: ab September können Sie sich über kleine, reife Früchte freuen, die Sie und Ihre Kinder bedenkenlos verzehren können.

Inhaltsstoffe

Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea)
Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea)

Die Jungfernreben sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe nur als leicht giftig anzusehen. An sich ist dabei nur von einem Stoff die Rede und zwar Oxalsäure. Oxalsäure ist eine Discarbonsäure, die wiederum zu den Carbonsäuren gehören und am häufigsten in Pflanzen zu finden sind. Eine der höchsten Konzentrationen überhaupt haben die Stiele und Blätter des Rhabarbers mit bis zu 765 Milligramm auf eine Menge von 100 Gramm. Bei der Einnahme hoher Mengen Oxalsäure können die folgenden gesundheitlichen Probleme auftreten:

  • Störung des Kalziumstoffwechsels
  • chronische Nierenschädigungen möglich
  • Nierensteine können sich bilden
  • dauerhafte Schädigung der Schleimhäute sowie des Haut- und Unterhautgewebes

Es ist bis heute nicht geklärt, wie hoch die Konzentration der Oxalsäure innerhalb des Wilden Weins ist. Jedoch ist sicher, dass eine Dosis von fünf bis 15 Gramm Oxalsäure, abhängig von der Gesundheit des Menschen, tödlich sein kann. Bis jetzt ist nur ein Tod mit den Beeren des Wilden Weins in Verbindung gebracht worden und dabei wurden große Mengen verzehrt. Bei kleinen Mengen der Früchte ist nicht mit einer tödlichen Dosis zu rechnen, dennoch könnte der häufige Verzehr zu den oben aufgelisteten Problemen führen. Daher sollten Lebensmittel mit Oxalsäure nur selten einverleibt werden, vor allem bei Menschen, die Probleme mit Nieren oder Nierensteinen haben.

Symptome

Beeren des Wilden Weins/der Jungfernrebe
Vorsicht vor den kleinen blauen Beeren des Wilden Weins! Sie sind sehr giftig.

Beim Menschen wirken die Beeren und Blätter des Wilden Weins toxisch und sollten daher nicht oder nur in äußerst geringen Mengen verzehrt werden. Die dunkelblauen bis schwarzen Beeren sind besonders giftig. Die Blätter enthalten im Vergleich nur wenig Oxalsäure, schmecken bitter und aus diesem Grund sind nicht einmal Kinder an diesen interessiert. Wilder Wein ist in allen Pflanzenteilen giftig und daher sind vor allem kleine Kinder gefährdet, wenn diese ihre Umgebung erforschen und zum Beispiel ein Stück der Wurzel in die Finger bekommen. Folgende Symptome können nach dem Verzehr von Pflanzenteilen, insbesondere den Beeren, auftreten:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • verstärktes Urinieren
  • allgemeine Übelkeit
  • Reizung der Schleimhäute, Augen & Atemwege

Bei Kindern

Vor allem Kinder bekommen den Verzehr der Beeren mit höherer Intensität zu spüren, da der Organismus empfindlicher und anfälliger auf die Oxalsäure ist. Daher müssen Sie darauf achten, wenn eine Weinrebe in Ihrem Garten oder in der Nähe wächst, damit Ihre Kinder sich nicht vergiften. Bei Erwachsenen müssen nach wenigen Beeren keine Maßnahmen ergriffen werden, da die Oxalsäure dann nur im Körper für eine Zeit lang abgelagert und wieder abgebaut wird, aber keine direkten Symptome auftreten. Das passiert erst, wenn Sie die Trauben ernten und eine Schüssel auf einmal essen würden.

Gehen Sie bei Vergiftungserscheinungen wie folgt vor:

  • Wasser oder Tee trinken
  • bei großen Mengen verzehrter Beeren Magnesiumtabletten verabreichen
  • schwemmen Oxalsäure-Ablagerungen aus dem Körper
  • falls es Kleinkindern durch Flüssigkeit nicht besser geht, sollte ein Kinderarzt oder ein Krankenhaus kontaktiert werden
  • falls Saft in die Augen gerät, sofort ausspülen
Handschuhe zum Schutz tragen
Handschuhe zum Schutz tragen

Tipp: Tragen Sie unbedingt Handschuhe, wenn Sie die Stiele und Blätter des Wilden Weins anfassen, denn diese enthalten Raphide. Dabei handelt es sich um feine Kristallnadeln aus Calciumoxalat, die bei empfindlichen Menschen in die Haut eindringen, Irritationen und Blasen hervorrufen können und am besten mit Seife oder Reinigungsalkohol behandelt werden sollten.

Bei Haustieren

Wilder Wein ist ebenfalls giftig für Hunde und Katzen, da bei diesen die Oxalsäure stärker wirkt als beim Menschen. Dabei sind die Beschwerden und möglichen gesundheitlichen Folgen noch stärker ausgeprägt und können den Haustieren stark zusetzen. Dabei sind Hunde ebenso stark gefährdet wie Katzen, da die Trauben beiden Tierarten recht gut schmecken und besonders giftig sind. Die Oxalsäure löst bei den Tieren die folgenden Symptome aus, die Sie nicht ignorieren sollten.

  • Krämpfe
  • Beschwerden beim Schlucken
  • Erbrechen
  • Durchfall, in schlimmen Fällen sogar blutig
  • allgemeine Übelkeit
  • verstärkter Speichelfluss
  • Nierenschäden
  • geschwollene Zunge
  • Atemnot

Katzen und Hunde können zudem Irritationen der Mundhöhle erleiden, wenn Sie an den Pflanzenteilen des Wilden Weins kauen. Kleintiere wie Meerschweinchen oder Hasen können schon nach geringen Mengen in Lebensgefahr sein.

Bei Hoftieren

Pferde auf der Koppel
Pferde vertragen keinen Wilden Wein.

Wilder Wein sollte Hoftieren nicht verfüttert werden und falls Gewächse in der Nähe vorhanden sind, sollten diese entfernt oder unzugänglich gemacht werden. Während Kühe keine sichtbaren Probleme durch den Verzehr haben, können Pferde an erhöhtem Speichelfluss und blutigem Durchfall leiden. Da die Oxalsäure jedoch auf Dauer giftig ist, müssen Kühe zusätzlich mit Kalzium versorgt werden, damit die Oxalsäureablagerungen nicht zu hoch sind.

Quelle:

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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