Zum Inhalt springen
Startseite » Ziergarten » Schädlinge » Hausschädlinge » Können Kakerlaken beißen, stechen oder schwimmen?

Können Kakerlaken beißen, stechen oder schwimmen?

Können Kakerlaken beißen, stechen oder schwimmen?

Manche finden sie einfach nur ekelig. Andere wiederum haben direkt Angst vor Kakerlaken, weil die kleinen Krabbeltiere vielleicht beißen oder stechen könnten. In den eigenen vier Wänden sind sie daher auch nicht gern gesehene Gäste. Alles wird getan, um sie schnell los zu werden. Geht nun aber von ihnen wirklich eine gesundheitliche Gefahr für den Menschen aus?

Video-Tipp

Kulturfolger des Menschen

Gemeine Küchenschabe (Blatta orientalis)
Gemeine Küchenschabe (Blatta orientalis)

Kakerlaken, in unseren Breiten meist die Gemeine Küchenschaben (Blatta orientalis), suchen direkt die Nähe der Menschen. Genau hier sind äußerst ideale Bedingungen für ein sorgenfreies Leben vorhanden. Sie finden neben Temperaturen meist oberhalb der 20-Grad-Grenze auch Küchenabfälle und sonstige Nahrungsmittelreste und vor allem Feuchtigkeit. Einfach ein Paradies für Schaben. Meist werden Kakerlaken dabei in Zusammenhang mit Dreck, Schmutz oder Unsauberkeit gebracht, aber sie fühlen sich auch in einer sauberen Umgebung wohl.

Mehr Infos über Kakerlaken aus unserer Redaktion:

Gute Atemkünstler

Die Schaben suchen direkt Feuchtigkeit und damit verbunden auch Wärme. Diese finden sie am ehesten in Kellern, Bädern und ebenso Küchen. Oft gelangen sie an diese Orte durch defekte Rohrleitungen und Abwassersysteme.

Kakerlaken sind in der Lage die Luft mindestens für 40 Minuten anzuhalten und davon 30 Minuten unter Wasser zu überleben. Diese Fähigkeit machen sie sich zunutze, um durch die Kanalisation in ihr neues Quartier zu schwimmen. So können sie längere Strecken unter Wasser zurücklegen und müssen dafür nicht einmal atmen. Sehr oft finden die Insekten den Weg in Wohnungen durch die Toilette. Schwimmen ist für die Tiere also kein Problem.

Hinweis: Die Küchenschabe kann mindestens eine Woche ohne Kopf überleben. Sie atmen nicht wie normale Lebewesen, sondern durch kleine Löcher (Stigmata) im Körper. Durch diese wird Sauerstoff aufgenommen. Ebenfalls wird durch diese Öffnungen Wasser nach außen transportiert, dazu werden einfach die Atemröhrchen geschlossen.

Vorsicht Flugalarm

Mitunter wird auch angenommen, dass die 13 bis 16 mm großen hell- bis dunkelbraun gefärbten Schaben fliegen können, da sich an ihrem vordersten Abschnitt des Brustbereiches (Prothorax) ein Paar kleine Flügelchen befindet. Meist sind diese jedoch nur bei den Weibchen voll ausgeprägt. Bei den Männchen sind sie eher verkümmert.

So können weibliche Tiere bei anstehender Gefahr ihren Nachwuchs retten, indem sie einfach davonfliegen. Die Tiere tragen dabei die Eier bis zum Schlüpfen unter ihrem Panzer. Bei den Männchen hingegen sehen die Flugversuche jedoch etwas unbeholfen aus. Aufgrund ihrer Körperproportionen sind leichte Männchen zu einem kurzen Gleitflug in der Lage. Es sieht allerdings sehr schwerfällig und durch die Luft schaukelnd aus.

Jedoch haben sie daraus eine Tugend gemacht und setzen die Flügel hilfreich ein, um

  • Stürze aus Höhen abzubremsen
  • kürzere Strecken zurückzulegen
  • höhere Sprünge zu tätigen

Gerade bei ihren Sprüngen beginnen sie mit den Flügeln zu flattern. Es sieht dann meist so aus, als ob die Tiere fliegen.

Hinweis: In wärmeren Gebieten ist zu beobachten, dass die Wärme die Entwicklung der Flügel begünstigt. Dort sind die Schaben auch häufiger fliegend unterwegs.

Es sollte erwähnt werden, dass jedoch nicht alle Schabenarten „fluguntauglich“ sind, so können sich die Amerikanische und Australische Schabe durchaus an warmen Tagen in die Lüfte erheben. In unseren Breiten zählt die Bernsteinschabe zu den flugfähigen Exemplaren. Sie lebt jedoch ausschließlich im Wald. Die Deutsche Küchenschabe legt ihre Strecken eher laufend und springend zurück.

Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris)
Die flugfähige Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) ist kein gesundheitsgefährdender Vorratsschädling.

Schnelle Flitzer

Allerdings muss diesen kleinen Tieren zugestanden werden, dass sie außerordentlich gut und vor allem sehr schnell für ihre Verhältnisse zu Fuß unterwegs sind. So können sie innerhalb von einer Sekunde ungefähr 1,5 Meter zurücklegen. Diese Tatsache machen sie sich besonders bei der Flucht vor Feinden zunutze.

Im Vergleich dazu müsste ein Mensch bei der Geschwindigkeit dieser kleinen Flitzer in einer Stunde mindestens 250 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Damit gehört de Küchenschabe zu den schnellsten Insekten hierzulande.

Sind Bisse gesundheitsschädigend?

Küchenschaben sind in der Regel nachtaktiv. Sie sind lichtscheu, daher verstecken sie sich während des Tages in ihren Unterschlüpfen und kommen erst mit Anbruch der Dunkelheit zum Vorschein. Wenn tagsüber Kakerlaken gesichtet werden, dann ist der Befall durch die Küchenschabe schon äußerst invasiv. In der Regel gelten Kakerlaken als Vorratsschädlinge, aber sind gleichzeitig auch Allesfresser. Hauptsächlich ernähren sie sich von organischen Substanzen wie

  • Obst, Gemüse
  • Fleisch von toten Tieren
  • Fäkalien
  • menschlichen Hautschuppen und Haaren
  • Papier, Klebstoff oder
  • Leder

Zur Not, wenn die Nahrung knapp ist, auch von ihren eigenen Artgenossen. In Anbetracht der Lage, dass sie auch Leder durchbeißen und verspeisen, verfügen sie über entsprechende Mundwerkzeuge, welche auch die menschliche Haut durchdringen können. Im Prinzip könnten sie Menschen also beißen oder stechen. Aber es ist nicht bekannt, dass eine Kakerlake aktiv einen Menschen beißen würde. In der Regel würde sie wohl eher die Flucht ergreifen, um letztendlich Verletzungen zu vermeiden bzw. dem Tod zu entgehen.

Sollte dennoch einmal eine Kakerlake beißen, dann sicherlich nur während der Nacht und auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Eine solche Wunde ist erkennbar an

  • Schwellung rund um den Biss
  • verzögert auftretend, starke Schmerzen

Die Wunde muss natürlich gründlich desinfiziert werden, damit es nicht zu einer Infektion kommt. Falls doch, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Kakerlaken
Heinonlein, Blatta orientalis, Isalo 01, Zuschnitt von Plantopedia, CC BY-SA 4.0

Überträger von Krankheiten

Auch wenn Kakerlaken selten beißen, bei Anwesenheit dieser Tiere in der Nähe von Menschen und auch Haustieren besteht ein besonderes Gesundheitsrisiko. So können sie Krankheiten übertragen, deren Verlauf für Mensch und Tier mit mehr oder weniger schwerwiegenden Gesundheitsschädigungen verbunden ist wie

  • Hebatitis A
  • Milzbrand
  • Salmonellen
  • Tuberkulose
  • Dickdarmkattarrh und
  • seltener Lepra

Hinweis: Im gewerblichen Bereich besteht bei Kakerlakenbefall eine Meldepflicht beim örtlichen Gesundheitsamt.

Die Übertragung erfolgt in der Regel durch

  • die Außenhaut der Tiere
  • kontaminierte Lebensmittel
  • Ausscheidungen der Tiere
  • Häutungsreste

An der Außenhaut der Kakerlaken können Krankheitskeime bis zu 72 Stunden haften bleiben. Auch wenn kein direkter Kontakt zu den Tieren besteht, ist das Infektionsrisiko groß. Besonders gefährdet sind Kinder, Senioren und bereits kranke Menschen.

Hinweis: Auch in der Landwirtschaft können Schaben Krankheiten übertragen. Besonders gern nisten sie sich hier in den feucht-warmen Tierställen ein und können dabei die Maul- und Klauen-Seuche übertragen.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
Scroll Up