Kletterhortensien vermehren in wenigen Schritten
Die Kletterhortensie ist eine der blütenreichsten Pflanzen und ziert langweilige Wände, Pergolas oder Sichtschutze. Weil sie mehrjährig ist, enorm hoch wachsen kann und als robust gelten, sind sie in der Anschaffung nicht ganz preiswert. Hier lohnt es sich aus einem eigenen oder benachbarten Exemplar Pflanzenteile zum Vermehren zu nutzen. Mit der richtigen Anleitung geht es ohne viel Aufwand. Die wichtigsten Details finden Sie folgend.
Inhaltsverzeichnis
Vermehrung im Detail
Um eine Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris) vermehren zu können, ist es erforderlich, dass die richtigen Pflanzenteile zum richtigen Zeitpunkt zu Verfügung stehen. Auf vier verschiedene Arten können Kletterhortensien vermehrt werden:
Stecklinge
Als Stecklinge werden Triebe bezeichnet, die als sogenannte Sprossteile das oberirdische Wuchsbild einer Kletterhortensie ausmachen und das Volumen einer Pflanze vergrößern. Die Sprossteile stellen die Verbindung der Wurzeltriebe für die Blätter sowie Blüten dar, damit diese versorgt werden können. Stecklinge sind in der Lage, ohne Bindung an die Mutterpflanzen zu existieren, sofern sie fachgerecht gesetzt werden. Wichtig ist bei Stecklingen, dass sie regelmäßig gegossen werden, damit immer eine leichte Feuchte gegeben ist. Bereits kleinste Abtrocknungen können das Vorhaben der Vermehrung beenden.
Bester Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt, um eine Kletterhortensie mittels Steckling zu vermehren, liegt zwischen den Monaten Juli und August. Für den Stecklingsschnitt sollte die Hydrangea petiolaris abgeblüht sein, was in der Regel im Juni oder Anfang Juli der Fall ist. In den Sommermonaten hatten die Triebe ausreichend Zeit, um zu gedeihen und sich mit Energie „vollzusaugen“. Durch den Blütenabschluss schießen zudem wieder mehr Nährstoffe in die Triebe der Kletterhortensie, sodass sie beste Bedingungen zum Vermehren aufweisen.
Anleitung zur Vermehrung
- 15 Zentimeter lange einjährigen Stecklinge mit ausgereiftem Holz abschneiden
- Triebspitze abschneiden
- Trieb direkt unter Blattpaar schräg anschneiden
- unteres Blattpaar und alle anderen bis auf zwei oder drei Paare abtrennen
- Steckling fünf Zentimeter in Topf mit geeigneter Erde stecken (Anzuchterde oder Kokoserde ideal)
- angießen
- lichtdurchlässige Folie überstülpen
- Folie ein- bis zweimal täglich zum Lüften und Gießen abnehmen/öffnen
- Erde gleichmäßig feucht halten (Staunässe vermeiden)
- warmen, absonnigen Standort wählen
- Wurzelbildung erfolgt nach etwa drei Woche
- anschließend Folie entfernen
- Pflanze nach Bildung neuer Blätter und von Wurzelgeflecht in nährstoffreiches Substrat setzen
Tipp: Das Umpflanzen in nährstoffreiches Substrat sollte in einem Topf vorgenommen werden, weil ein Umstellen für den Winter erforderlich wird. (siehe „Überwinterung“)
Ableger
Bei einem Ableger handelt es sich um eine Seitensprosse, welche sich direkt am Haupttrieb der Mutterpflanze bildet. Bekannt auch als Kindel, wachsen sie stets in Bodennähe oder kurz unterhalb der Erdoberfläche, wo sie indes schnell aus der Erde herausragen. Im Aussehen ähneln sie der Mutterpflanze in Mini-Format und können bereits als eigenständige Pflanze betrachtet werden. Dementsprechend hoch ist die Chance, dass die Vermehrung gelingt.
Bester Zeitpunkt
Der ideale Zeitpunkt, um einen Seitenspross der Kletterhortensie zum Vermehren zu nutzen, ist während der Haupt-Wachstumsperiode ab Mai nach den Eisheiligen gegeben. Später als August sollte er nicht eingepflanzt werden, weil der bis zum ersten Frost ausreichend Zeit braucht, sich in der Erde festzusetzen.
Da Kletterhortensien in den ersten Lebensjahren langsam wachsen, kann Geduld gefragt sein. Beste Chancen einen Ableger zu finden, ist bei einer älteren Kletterhortensie gegeben. Wird ein Kindel selbst „produziert“, wie oben beschrieben, sollte der Trieb für ein Jahr in der Erde verbleiben, um ausreichend (kräftige) Wurzeln bilden zu können. Das heißt: im Folgejahr ist erst der Pflanzzeitpunkt gegeben.
Anleitung zur Vermehrung
- Kindel direkt am Hauptstamm der Mutterpflanze abschneiden (scharfes Messer benutzen)
- untere Blätter entfernen
- in nährstoffreiches Substrat oder mit Kompost angereicherte Gartenerde pflanzen
- Pflanztiefe je nach Kindel-Länge: 5 bis 10 Zentimeter
- Erde gut andrücken
- mäßig angießen und durchgehend gleichmäßig feucht halten, ohne zu überwässern
Tipp: Verwenden Sie nur Ableger von einer gesunden und kräftigen Mutterpflanze. Solange sie mit der Mutterpflanze verbunden sind, ziehen auch hier Erkrankungen ein, schwächen den Ableger und können die Chance auf eine Vermehrung stark senken.
Absenker
Wer nicht warten möchte, bis sich ein Ableger auf natürliche Weise bildet, kann die Bildung von einem Absenker wie folgend beschrieben, selbst in die Hand nehmen:
- bodennah wachsenden Trieb nach unten biegen
- Einbuchtungskanal in Erde ausheben (ca. 8 bis 10 Zentimeter tief und 10 Zentimeter lang)
- Trieb mit schwererem Gegenstand beschweren (sorgt dafür, dass er in Position bleibt)
- einzulegenden Triebteil entlauben und mit scharfem Messer oder Klinge mehrfach einritzen
- Trieb so in Einbuchtung legen, dass Triebspitze mit einer Länge von ca. 10 Zentimeter oberhalb der Erde liegt
- Erde über Kanal legen und leicht andrücken
- Triebspitze ebenfalls beschweren oder mit Zeltheringen im Boden verankern
- mäßig angießen und gleichmäßig feucht halten
Bester Zeitpunkt
Der geeignetste Zeitpunkt zur Vermehrung mit einem Absenker ist von April bis Juni. Während dieser Zeit sprießen sie in der Regel. Die Blüte nimmt keinen Einfluss auf die Robustheit beziehungsweise „Überlebenschance“ von Absenkern.
Anleitung zur Vermehrung
- Absenker vom Mutterstamm trennen
- vorsichtig aus Erde heben
- vor und hinter bewurzeltem Bereich restliche Triebteile abschneiden
- Wurzelteil wie eine normale Kletterhortensie in die Erde pflanzen
- Erde leicht andrücken und mäßig angießen
Blütentriebe
Wenn Kletterhortensien in voller Blüte stehen, halten manche als Schnittblumen her. Nicht selten bilden sich nach längerem Stehen im Wasser Wurzeln. Das ist theoretisch eine Situation, die eine Vermehrung möglich macht. Leider bleibt es meist bei der Theorie, denn praktisch betrachtet, stehen die Chancen für ein „Angehen“ schlecht. Der Vermehrungserfolg hat mehr mit Glück als mit fachgerechter Vermehrung zu tun. Deshalb ist diese Vermehrungsmethode nicht empfehlenswert, aber kann selbstverständlich ausprobiert werden, vor allem, wenn sich an den Schnittblumen bereits Wurzeln gebildet haben, die vielleicht so nicht beabsichtigt waren.
Bester Vermehrungszeitpunkt
Sobald die Kletterhortensie blüht, kann mit der Vermehrung im Wasser begonnen werden. Damit steht ein Zeitrahmen zwischen Mai und Juni zur Verfügung. Sollte sie früher zu blühen beginnen, weil höhere Temperaturen dafür sorgen, sollte dennoch ein Abschneiden der Blüten nicht vorgenommen werden, weil eventueller Frost/Nachtfrost die Mutterpflanze schwächen kann und damit die Erfolgschancen auf eine Wurzelbildung im Wasser noch geringer ausfallen.
Anleitung zur Vermehrung
- frischen, ca. 10 Zentimeter langen Blütentrieb abschneiden
- rund 2 Zentimeter unterhalb der Blüte schneiden
- blütenlosen Trieb am Ende schräg anschneiden
- untere Blätter abtrennen
- mindestens ein Blattpaar stehenlassen
- lichtdurchlässiges Glas mit kalkfreiem Wasser füllen und Trieb hineinstellen
- Wasserspiegel: maximal bis unterhalb des ersten Blattpaares
- Standort: warm, hell, aber kein direktes Sonnenlicht
- Wasser täglich wechseln
- erste Wurzeln nach etwa sieben Tagen
- in Substrat umpflanzen, sobald erste Blätter sichtbar
Tipp: Die Wasserglas-Methode birgt ein hohes Risiko für Durchweichung und/oder Fäulnis, vor allem, wenn nach Wurzelbeginn der Trieb zu lange im Wasser verbleibt. Deshalb ist es ratsam, eine eventuelle Blattbildung der Kletterhortensie gut im Auge zu behalten, damit zügig in Substrat gepflanzt werden kann und sich die Chancen auf eine erfolgreiche Vermehrung erhöhen.
Überwinterung
Während Absenker und Kindel kräftig genug sind, um den Winter im Freien verbringen zu können, sollten Stecklinge als Jungpflanzen ihren ersten Winter bei frostfreien Temperaturen verbringen. Raus darf die junge Kletterhortensie wieder ab Mitte Mai nach den Eisheiligen, wenn nicht mehr mit Nachtfrösten zu rechnen ist.
Das ideale Winterquartier sieht folgendermaßen aus:
- Umgebungstemperatur zwischen 5 und 8 °C
- hell
- vor Zugluft geschützt
Tipp: Wenn die Kletterhortensie im zweiten Lebensjahr ihren endgültigen Standort im Garten oder im Balkonkübel erhält, sollten Sie reifen Mischkompost oder ähnlich nährstoffreiche Düngemittel hinzufügen, damit sie einen idealen Start erhält.