Kunstrasen auf Balkon und Terrasse verlegen: Unterbau und Anleitung

Ein Rasen gilt als Inbegriff von Natur und Heimat. Für viele symbolisiert er den privaten Freibereich schlechthin. Wer keinen echten Rasen aufbauen kann, für den ist Kunstrasen eine Alternative. Soll er auf Balkon oder Terrasse verlegt werden, sollte man auf den richtigen Unterbau achten, um die Freude am Grün langfristig zu erhalten. Mit unserer Anleitung gelingt das Verlegen im Handumdrehen.
Inhaltsverzeichnis
Kunstrasen für Balkon & Terrasse
Zwar ist Kunstrasen, wie der Name bereits sagt, ein künstliches Produkt und damit weit unempfindlicher, als sein natürliches Pendant. Allerdings kommt auch er nicht ganz ohne eigene Anforderungen an seine Umgebung aus. Speziell betrifft das vor allem den Untergrund, auf dem er verlegt wird. Unterschiedliche Kunstrasenmodelle sind mehr oder weniger starr oder flexibel und können sehr dünn oder auch deutlich dicker ausgeführt sein. In allen Fällen handelt es sich jedoch um ein textiles Erzeugnis, das über keine eigene Tragstruktur verfügt. Ähnlich einem Teppich ist er also auf einen geeigneten Unterbau angewiesen. Dieser sollte folgende Eigenschaften aufweisen:
- Eben
- Fest
- nicht sandend
- Frei von Schwellen, Kanten, Löchern oder Fehlstellen
Ideal sind daher entweder unmittelbar Betonplatten oder Estrich, oder aber ein eben und satt verlegter Belag aus Kunst- oder Naturstein.
Unterbau
Soll Kunstrasen dagegen auf einem Untergrund aufgebracht werden, der die benannten Eigenschaften nicht oder nur unzureichend aufweist, muss ein entsprechender Unterbau erstellt werden. Andernfalls ist damit zu rechnen, dass der Kunstrasen auf Balkon oder Terrasse Stolperstellen entwickelt, wenn er Kanten und Stufen im Unterbau zwar kaschiert, aber nicht egalisiert. Bei Fehlstellen im Boden darunter ist dagegen mit einem Absacken des Rasens zu rechnen, so dass ebenfalls eine Unfallgefahr daraus erwächst.
Unebenen Plattenbelägen
- Ertüchtigung durch Nivellierung der Platten und Beseitigung von Stufen und Kanten
Beschädigten Betonuntergründen
- Ausbessern von Fehlstellen, z.B. mit geeignetem Zementspachtel
- Überbrücken von Rissen, Schwellen und Kanten durch Verziehen mit o.g. Spachtel
- Bei sandender Oberfläche Behandlung mit Haftgrund bzw. Aufbrennsperre
Bei Holzdielenbelag
- Verlegen einer flächigen Ebene auf den i.d.R. auf Fuge verlegten Dielen, z.B. wasserfeste Spanplatten mit Eignung für den Außenbereich und Nut- und Federausführung, vollflächige Verschraubung in die Dielen
- Anschließend Aufbringen einer Beschichtung zur Herstellung der dauerhaften Feuchtebeständigkeit, z.B. mit Bodenbeschichtung auf Kunstharzbasis
- Alternativ: Austausch der Dielen gegen flächigen Belag aus feuchteunkritischem Material, wie zementgebundenen Spanplatten
Hinweis:
Der Aufbau von Kunstrasen auf Holzdielen ist vermutlich eher selten zu erwarten. Zahlreiche Eigenschaften des Kunstrasens, also eine hochwertige Optik und ein angenehmes Gefühl beim Barfußgehen, weist Holz meist ebenfalls auf. Der Vollständigkeit halber wird die Ertüchtigung als geeigneter Unterbau hier dennoch thematisiert, um auch diese Eventualität nicht außen vor zu lassen.
Kunstrasen auf Balkon & Terrasse verlegen: Anleitung
Ist ein geeigneter, also ebener und fester Unterbau erst einmal gegeben, geht es an die Verlegung des Kunstrasens. Das gelingt mit den richtigen Hilfsmitteln in einfachen, selbst für den Laien gut auszuführenden Schritten. Wir gehen davon aus, dass der Rasen verklebt werden soll. Zwar liest man immer wieder, dass sich dieser Belag auch gut schwimmend, also ohne jegliche Verbindung mit dem Untergrund, verlegen lässt. Allerdings führt das gerade bei Verwendung von Gartentischen und -stühlen, die gerückt und verschoben werden, leicht zu Falten und Fugen zwischen den sich verschiebenden Bahnen.
Materialien
- Metermaß als Zollstock oder Rollenbandmaß
- Teppichmesser mit Abbrechklinge, alternativ Hakenklinge aus dem Bodenlegerbedarf
- Stahllineal oder anderer Anschlag zum Erstellen gerader Schnittkanten
- Wetterbeständiger Kleber mit Eignung für den gewählten Kunstrasen
- Eventuell erforderliches Werkzeug für Kleberauftrag, z.B. Zahntraufel
- Alternativ: Klebeband mit Eignung für Kunstrasenmaterial und vorhandenen Untergrund
Hinweis:
Bei der Suche nach geeignetem Klebstoff für den künstlichen Rasen findet sich neben flüssigen, aufstreichbaren Klebern auch Klebeband. Bei der Verlegung im Außenbereich, wozu Terrasse und Balkon allemal zählen, zeigen besonders günstige Klebebänder häufig Schwächen durch nachlassende Klebekraft unter Temperaturschwankungen. Daher sollte nur speziell für den Außenbereich abgestimmtes Klebeband für die Verlegung von Kunstrasen eingesetzt werden.
Kunstrasen
Natürlich sollten Sie neben den Vorabreiten und dem richtigen Material für die Verlegung auch den eigentlichen Rasen nicht vergessen. Behalten Sie den geplanten Zweck, also optische oder auch haptische bzw. nutzungstechnische Belange, im Hinterkopf und schauen Sie sich unterschiedliche Ausführungen im Fachhandel oder Baumarkt im Original an. Achten Sie unbedingt auf folgende Eigenschaften:
- Wetterbeständigkeit
- UV-Beständigkeit
- Tragschicht drainagefähig für Ableitung von Regenwasser und Vermeidung von stehender Nässe (Schimmel!)
- Optimalerweise große Bahnenbreite für geringen Verlegeaufwand
- Je nach Verwendung ausreichend dicht und „langhalmig“
Hinweis:
Bedenken Sie bei der Auswahl Ihres Rasens, dass eine häufige Verwendung die künstlichen Halme dem echten Rasen vergleichbar niederdrückt. Sehen Sie daher eine etwas größere Ausgangslänge der Grashalme vor, um später keine bösen Überraschungen durch einen zu platten und dünnen Belag zu erleben.
Verlegen
Gehen Sie bei der Verlegung Schritt für Schritt folgendermaßen vor:
Ausrollen
- Rasenrolle an einer geraden Kante der Fläche bündig anlegen und ausrollen
- Bahn bündig am Ende von Balkon- oder Terrassenfläche abschneiden, für gerade Schnitte bspw. Stahllineal verwenden
- Zweite Bahn ohne Überlappung oder Fuge dicht an erste Bahn legen und gleichermaßen ausrollen und ablängen
- Letzte Bahn an Terrassenkante zuschneiden, gerade Werkskante für fugenlose Fläche gegen vorletzte Bahn stoßen
- Für Aussparungen, wie Stützen, Fallrohre etc. Bahn erst anzeichnen und dann mit scharfem Messer ausschneiden
- Bahnen abschließen auf Fugenlose Verlegung prüfen, ggf. Stöße durch aufrücken der Bahnen schließen und Fuge an den Terrassenrand verschieben
Tipp:
Drücken Sie die Rasenbahn an aufgehenden Bauteilen, wie beispielsweise der Balkonbrüstung, scharf in die Ecke zwischen Brüstung und Boden. Dann schneiden Sie direkt in den Knick und erhalten so eine gerade Kante ohne Fuge zum Rand.
Verkleben
- Entlang der Stöße angrenzende Bahnen umklappen und im Stoßbereich Kleber nach Herstellerangabe auf den Boden auftragen
- Breite des Kleberbetts nach Herstellerangabe, meist mindestens 10 bis 15 Zentimeter je Bahn, insgesamt also rund 25 bis 30 Zentimeter Breite
- Bahnenstoß auf Kleberbett auflegen, auf geschlossenen Stoß kontrollieren und Bahnen fest eindrücken
- Im Randbereich lediglich Rand der Einzelbahn in selber Art und Weise bearbeiten
Tipp:
Je nach Dicke des Klebers kann eine Rolle hilfreich sein, um den Stoß in das Kleberbett zu drücken. Beispielsweise ermöglichst bereits eine Malerrolle eine deutlich höhere und gleichmäßigere Kraft, als das Einpressen per Hand.
Verkleben mit Klebeband
- Bahnenstöße aufklappen
- Klebeband mittig unter Stoß auf Untergrund aufkleben und fest andrücken bzw. anwalzen
- oberseitige Schutzfolie abziehen
- Bahnenränder nacheinander fest auf Klebeband aufdrücken, zweite Bahn dabei dicht und fugenfrei an erste Bahn anlegen
Tipp:
Klebeband ist zwar in Grenzbereichen weniger wirksam als flüssiger Klebstoff, jedoch lässt es sich auch deutlich leichter wieder vom Untergrund lösen. Somit eignet es sich besonders gut für Mietwohnungen, wo der Kunstrasen nach Ende des Mietverhältnisses wieder entfernt werden muss.
Nacharbeit
- Kunstrasenfläche absaugen, um lose Halme und Schmutz zu beseitigen
- Rasen gegen den Strich mit grobem Besen vorsichtig bürsten, um niedergedrückte Halme aufzurichten
Kunstrasen in Fliesenform
Neben dem bekannten künstlichen Rasen in Rollenform gibt es heute verschiedene Varianten von Rasenfliesen. Diese sind allerdings in aller Regel auf festen Unterbauten, beispielsweise aus Kunststoff oder Holz, aufgebracht. So stellen sie etwas geringere Ansprüche an die Ebenheit und Festigkeit des Unterbaus und können beispielsweise kleinere Löcher selbst überbrücken. Diese Systeme verfügen üblicherweise über Klickverbindungen, so dass ein Verkleben komplett entfällt. Stattdessen werden die Fliesen nur aneinandergelegt und eingeklickt. Diese Verbindungsart stellt auch sicher, dass die Verbindung ohne Fuge erfolgt.