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Marillenbaum schneiden: Anleitung | Bester Zeitpunkt

Marillenbaum schneiden

Der Marillenbaum, auch Aprikosenbaum genannt, gehört zu den beliebtesten Obstbäumen in Deutschland und aufgrund seiner saftigen Früchte ein gern gesehener Gast im Garten. Besonders wichtig bei der Pflege der Aprikose sind der Schnitt und der Zeitpunkt, an dem Sie ihn durchführen, denn nur durch diesen kann die Marille ihre Vitalität erhalten, was sich vor allem auf die Früchte und den möglichen Ernteertrag auswirkt. Unsere Anleitung zeigt, wann und wie Sie den Marillenbaum richtig schneiden.

Video-Tipp

Warum Marille schneiden?

Der Marillenbaum (bot. Prunus armeniaca) muss wie viele andere Obstbäume geschnitten werden, um die Blüten, Früchte und Blätter mit ausreichend Sonne, Luft und Licht versorgen zu können. Durch die jährlichen Schnittmaßnahmen wird die Krone ausgelichtet, um neuen Trieben Platz zu bieten und die Form zu behalten. Wildwuchs, der auf Dauer die Ertragsmenge reduzieren kann, wird vorgebeugt und Sie können sich je nach Sorte von Anfang Juli bis Ende August auf die süßen Marillen freuen. Die Wurzeln können nämlich nur eine gewisse Menge Äste mit den notwendigen Nährstoffen versorgen, was ohne Schnitt zu kümmerlichen Früchten und möglichen Krankheiten führen kann.

Aufgeschnittene Aprikose mit Kern
Mit etwas Geduld lässt sich aus einem Aprikosenkern ein Aprikosenbaum ziehen.

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Tipp: Ist der Standort Ihres Aprikosenbaums sehr lehmhaltig? Dann ist der jährliche Rückschnitt noch wichtiger, da das Wachstum der Marille aufgrund der hohen Nährstoffzufuhr äußerst schnell ist und rasch zu Problemen führen kann.

Bester Zeitpunkt zum Rückschnitt

Der Zeitpunkt des Schnitts ist besonders wichtig, damit der Marillenbaum ausreichend Zeit hat, sich zu erholen und wieder genügend Pflanzenteile ausbilden kann. An sich gibt es zwei Termine im Jahr, an denen der Schnitt erfolgen kann.

Marillenbaum zum richtigen Zeitpunkt verschneiden
Marillenbaum zum richtigen Zeitpunkt verschneiden

Nach der Ernte

Typischerweise wird ein Marillenbaum immer nach der Ernte geschnitten. Genauer ist damit der Zeitraum von Anfang August bis Mitte Oktober gemeint. Abhängig ist der genaue Zeitpunkt von der Ernte. Je später Sie die Marillen pflücken, desto schmackhafter werden sie, da sie äußerst reif sind. Jedoch steigt die Haltbarkeit der Früchte, je früher sie geerntet werden. Wichtig bei diesem Schnitt ist zu beachten, dass er früh genug erfolgen muss. Das heißt, Frostgefahr darf nicht bestehen, da sonst die Schnittwunden nicht mehr richtig verheilen können und dadurch der Baum erkrankt.

Frühjahrsschnitt

Den Marillenbaum im Frühling zu schneiden, wird häufig als Möglichkeit angeboten, wenn der Schnitt im Sommer oder Herbst versäumt sind. Der Zeitraum hierbei wäre Mitte März bis Mitte April an frostfreien Tagen. Jedoch sollte der Winterschnitt mit viel Vorsicht durchgeführt werden, da schnell einsetzende Fröste im Frühling ungünstig für den Aprikosenbaum sind. An sich darf dieser Schnitt nur erfolgen, wenn es ein Notfall und der Marillenbaum so groß ist, dass dessen Gesundheit unter der Menge des Pflanzenmaterials leiden würde.

Erster Frost

Wenn Sie Ihren Marillenbaum direkt nach der Ernte schneiden und dabei auf die ersten Fröste achten, schicken Sie den Baum perfekt vorbereitet in den Winter. Wenn Sie den Aprikosenbaum abernten, geschieht die Wundheilung schneller und die Marille bedankt sich mit zahlreichen Blüten und Früchten im Folgejahr. Der Schnitt sollte zudem früh genug erfolgen, falls der Marillenbaum nahe an einer Hauswand steht. Da sie recht schnell wächst, kann das wichtige Pflanzenmaterial beschädigen, wenn es mit der Mauer in Berührung kommt, was sich stark auf den Wuchs der Pflanze auswirkt.

Pflegeschnitt: Anleitung

Der Pflegeschnitt ist das A und O für die Erhaltung der Pflanze und der Aprikosenbaum wird es Ihnen nicht übel nehmen, wenn Sie Ihn jährlich schneiden. Der Pflegeschnitt der Marille ist mehr als ein Auslichten zu bezeichnen, da sie keinen wirklichen Rückschnitt benötigt. Das liegt daran, dass sich die Art gut an die Lebensbedingungen in Deutschland angepasst hat und einen äußerst starken Wuchs hat. Wichtig für den Schnitt ist hierbei vor allem das richtige Werkzeug:

  • Baum- oder Astschere, abhängig vom Alter der Pflanze
  • Leiter, abhängig von der Höhe der Pflanze
  • Wundverschlussmittel
Astschere zum Baumschnitt verwenden
Astschere zum Baumschnitt verwenden

Handschuhe oder ähnliches benötigen Sie nicht bei diesem Obstbaum, aber achten Sie darauf, dass nur scharfe Schnittwerkzeuge zum Einsatz kommen sollten, die Sie vor der Verwendung zusätzlich desinfizieren. Wenn Sie das nicht tun, können Krankheitserreger von früheren Schnitten auf den Marillenbaum übergehen und diesen erkranken lassen. Das Wundverschlussmittel wird nur genutzt, falls während des Schnitts größere Wunden anfallen, die behandelt werden müssen. Bei kleinen Wunden ist dies nicht erforderlich und kann sogar schädlich sein aufgrund von Wasseransammlungen, die wiederum zu einem Pilzbefall führen könnten. Für den Pflegeschnitt gehen Sie folgendermaßen vor:

1. Schritt:

Beginnen Sie mit dem Betrachten des Baumes. Wie ist die Form? Wo finden sich Äste, die gegen die Form wachsen? Beim Schnitt eines Marillenbaums kommt es darauf an, dass dieser danach weiter eine Form behält, die nicht den Wuchs einschränkt. Das heißt, zu lange Äste, die gegen Zäune, Wände oder andere Bäume stoßen könnten oder einfach nur nicht ins Bild des Baumes passen, sind zu entfernen oder bis auf die eigentliche Krone zu kürzen. Schneiden Sie diese knapp über Knospen ab.

Marillenbaum - Pflegeschnitt, störende und trockene Äste abschneiden
Marillenbaum – Pflegeschnitt, störende und trockene Äste abschneiden

2. Schritt:

Anschließend entfernen Sie alle abgestorbenen, vertrockneten und schwachen Triebe und Äste, die nur unnötig Nährstoffe verbrauchen. Dabei sollten diese bis auf den Haupttrieb oder den nächsten Seitentrieb komplett herunter geschnitten werden.

3. Schritt:

Nun suchen Sie nach den innen wachsenden Trieben. Diese sind ebenfalls störend, da sie die Wuchskraft eindämmen und kaum Licht abbekommen. Vor allem in dichten Kronen sind diese Äste häufig zu schwach und nutzen wertvolle Energie, die der Aprikosenbaum für die Blüten- und Fruchtbildung nutzen könnte. Schneiden Sie diese ebenfalls komplett bis auf den nächstgrößeren Ast herunter.

4. Schritt:

Überkreuzende Triebe sind ebenso zu entfernen. Diese können den fruchttragenden Ästen im Weg stehen oder diese aufgrund ihres Gewichts behindern. Ebenso bis auf den nächstgrößeren Trieb entfernen.

Marillenbaum - Pflegeschnitt, sich kreuzende Äste entfernen
Marillenbaum – Pflegeschnitt, sich kreuzende Äste entfernen

5. Schritt:

Die Konkurrenztriebe dürfen Sie auf keinen Fall vergessen. Hierbei handelt es sich um große Triebe, die parallel zum Stamm verlaufen und bei Nichtbeachtung so stark wachsen, bis der Baum über zwei Stämme verfügt. Dies sorgt für allem für Nährstoffprobleme, da die Wurzeln am Ende zwei Stämme versorgen müssen.

Marillenbaum - Pflegeschnitt, große, parallelverlaufende Triebe entfernen
Marillenbaum – Pflegeschnitt, große, parallelverlaufende Triebe entfernen

6. Schritt:

Ein Aprikosenbaum verfügt häufig über Wasserschosse. Bei diesen handelt es sich um Austriebe, die einem Besen ähneln und auf jeden Fall entfernt werden müssen.

Marillenbaum - Pflegeschnitt, Wasserschosse beseitigen
Marillenbaum – Pflegeschnitt, Wasserschosse beseitigen

7. Schritt:

Den Rest der Krone können Sie vorsichtig kürzen, um die Form zu erhalten. Dabei streben Sie am besten eine kompakte Krone an, die von vielen Ästen getragen wird und ein wenig einem Dach ähnelt. Achten Sie bei dieser Schnittmaßnahme darauf, wirklich nur einen geringen Teil der Ast- und Triebspitzen zu entfernen, damit der Aprikosenbaum luftig erscheint.

8. Schritt:

Am besten orientieren Sie sich am Laub. Die gestutzten Äste sollten noch über ausreichend Laub verfügen, da sie ja nicht komplett entfernt werden. Weniger ist mehr beim Marillenbaum! Behalten Sie dies immer im Kopf.

9. Schritt:

Zum Abschluss betrachten Sie die Schnittstellen und behandeln besonders große mit dem Wundverschlussmittel. Danach entsorgen Sie die geschnittenen Pflanzenteile und führen die gewohnten Pflegemaßnahmen fort.

Spalier-Schnitt

Aprikosenbäume werden gerne am Spalier gezogen, da sie sich wie Äpfel und Birnen perfekt für diese Form von Haltung eignen. Der Schnitt wird hierfür dementsprechend anders ausgeführt, um den Anforderungen der Pflanze gerecht zu werden. Dabei werden mehrere Schnittarten zu verschiedenen Abschnitten im Leben der Pflanze ausgeführt.

Erziehungsschnitt

Der Erziehungsschnitt ist der erste Schnitt, mit dem der Marillenbaum in die richtige Form für die Kletterhilfe gebracht wird. Dieser wird die ersten zwei Jahre Anfang Juli angewandt. Bei diesem suchen Sie sich den kräftigsten Trieb heraus, der von da an als Stamm wachsen wird und kürzen Sie bei diesem die Spitze und alle schwachen Seitentriebe ein. Lassen Sie nur die stärksten Triebe stehen, die aus dem Haupttrieb aus wachsen. Kürzen Sie diese jedoch auf eine Länge von vier bis sechs Blättern zurück.

Marillenbaum als Spalier erziehen
Marillenbaum als Spalier erziehen

Erhaltungsschnitt

Der Erhaltungsschnitt wird vor allem genutzt, um vertrocknete und alte Triebe zu entfernen. Zudem wird über diesen schon einmal die gewünschte Form eingeleitet. Bei diesem Schnitt sorgen Sie für ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen den Leit- und Fruchttrieben, die vom Haupttrieb ausgehen.

Rückschnitt

Der Rückschnitt erfolgt ab dem dritten Jahr und hier achten Sie darauf, dass die Seitenzweige des Marillenbaums waagerecht wachsen und diese Form behalten. Dafür schneiden Sie stark abzweigende Triebe ab.

Mit diesen Schnittmaßnahmen können Sie Ihren Marillenbaum am Spalier effektiv in Form bringen und sich über einen dekorative Pflanze mit viel Erntepotential freuen. Zudem sorgen Sie dafür, dass Sie nicht zu schnell zu groß wird, was dem Wuchs der Aprikose überhaupt nicht gut bekommt.

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Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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