Maulbeerbaum schneiden: so klappt’s
Anders als Apfel- oder andere Obstbäume muss man für eine reiche Ernte den Maulbeerbaum (Morus) nicht schneiden. Dennoch kann ein Rückschnitt sinnvoll sein, da das exotische Gehölz mit durchschnittlich 40 Zentimeter Zuwachs pro Jahr sehr schnell wächst.
Auf den Punkt gebracht
- Maulbeerbaum schneiden nicht notwendig
- bildet an altem und neuem Holz Früchte
- sehr schnelles Wachstum, bis zu 70 Zentimeter pro Jahr möglich
- Maulbeerbaum kleinhalten möglich, aber schwierig
- als Heckenpflanze geeignet
Inhaltsverzeichnis
Rückschnitt – sinnvoll oder nicht?
Zunächst einmal: Sie können den Maulbeerbaum schneiden, müssen es aber nicht. Maulbeerbäume, ganz gleich welcher Art, gelten als starkwüchsig und sind zugleich sehr schnittverträglich. Dennoch sollten Sie einen solchen Baum an einen geeigneten Standort mit ausreichend Platz in der Breite pflanzen, da sich das Kleinhalten mittels Gartenschere schwierig gestaltet: Sie müssten das betreffende Exemplar nämlich zweimal jährlich, einmal im zeitigen Frühjahr und einmal nach der Ernte im Herbst, einkürzen. Das macht eine Menge Arbeit und sorgt oft auch dafür, dass der Baum sein Wachstum erst recht verstärkt. Auch die Fruchtentwicklung kann unter dem starken Rückschnitt leiden, sodass die Maulbeergewächse zwar viele Zweige und Blätter, aber wenig Früchte bilden.
Wachstum verschiedener Maulbeerbäume
Weiße Maulbeere (Morus alba)
- Höhe: bis zu acht Meter
- Breite: bis zu vier Meter
- Wuchsgeschwindigkeit: durchschnittlich 40 Zentimeter pro Jahr
Schwarze Maulbeere (Morus nigra)
- Höhe: bis zu 12 Meter
- Breite: bis zu vier Meter
- Wuchsgeschwindigkeit: wächst etwas langsamer als Morus alba
Rote Maulbeere (Morus rubra)
- Höhe: bis zu fünf Meter
- Breite: bis zu vier Meter
- Wuchsgeschwindigkeit: besonders starkwüchsig, bis zu 70 Zentimeter pro Jahr
Alle Maulbeerbäume haben von Natur aus einen sparrigen Wuchs, wachsen als Großstrauch oder kleiner Baum und entwickeln eine eher rundliche Krone. Eine Erziehung zu einer bestimmten Wuchsform, wie etwa der Dachform, ist durch gezielte Schnittmaßnahmen möglich.
Tipp: Bei einem so starkwüchsigen Gehölz raten wir grundsätzlich von einer Kübelhaltung ab, es sei denn, Sie entscheiden sich für die Zwerg-Maulbeere (Morus accidosa ‚Mulle‘).
Pflege- und Formschnitt
Wenn Sie den Maulbeerbaum schneiden wollen oder müssen, weil der Platz recht begrenzt ist und Sie so das Wachstum des Baumes begrenzen wollen, gehen Sie am besten wie folgt vor:
- erster Schnitt im zeitigen Frühjahr vor dem Austrieb
- abgestorbenes und totes Holz herausschneiden
- sich überschneidende Äste herausschneiden
- nach innen wachsende Triebe herausschneiden
- Krone bei Bedarf etwas auslichten
- zu lange Triebe bis zu einem nach außen zeigenden Auge einkürzen
Unter „Auge“ versteht der Gärtner die kleinen Knoten an jedem Trieb, aus denen wiederum neue Triebe wachsen können. Da ein nach außen gerichteter Wuchs gewünscht ist (sonst wird die Krone zu dicht und die Früchte reifen nicht so gut), sollte beim Rückschnitt der „Knoten“ für den Neuaustrieb eben außen sitzen. Achten Sie beim Schneiden darauf, dass die Krone eine natürliche, rundliche Form behält.
Tipp: Ein zweiter Rückschnitt erfolgt nach der Ernte im zeitigen Herbst, wobei es sich um einen so genannten „Sommerschnitt“ handelt – auch wenn dieser im September erfolgt. Dieser soll das Wachstum des Baumes bremsen.
Erziehung zum Baum
Maulbeeren wachsen meist als große, mehrstämmige Sträucher und nehmen nur selten eine Baumform an. Zum Baum müssen Sie die Maulbeere erziehen, was durch geeignete Schnittmaßnahmen in der Jugend geschieht:
- Maulbeere einpflanzen
- starken Leittrieb mit vielen Seitentrieben als Stamm auswählen
- Krone aus Seitentrieben formen
- Seitentriebe einkürzen, in rundliche Form bringen
- alle überzähligen Triebe entfernen
- auf gewünschte Stammhöhe achten
- Leittrieb bei Bedarf ebenfalls einkürzen, darf nicht höher als Krone sein
Schneiden Sie die überzähligen Triebe dabei stets restlos zurück, ein Verschließen der Schnittwunden ist dabei nicht notwendig. Der austretende Milchsaft verschließt sie ausreichend, lediglich das Schnittwerkzeug sollte scharf und desinfiziert sein. Das Einkürzen der Kronentriebe hingegen sollte stets ebenfalls auf ein nach außen gerichtetes Auge erfolgen. Diese Schnittmaßnahmen wiederholen Sie in den Folgejahren bis zu zweimal jährlich, sodass mit der Zeit ein starker Stamm und somit ein Baum sich entwickelt.
Tipp: Manche Maulbeerbäume werden auf einer Unterlage veredelt, weshalb Sie bei Veredelungen die unterhalb der Veredelungsstelle sprießenden Triebe immer entfernen müssen – sie würden die schwächeren Edeltriebe sonst mit der Zeit überwuchern.
Maulbeerhecke
Den Maulbeerbaum schneiden müssen Sie auch, wenn Sie eine Maulbeerhecke beziehungsweise eine gemischte Hecke anlegen wollen. Maulbeeren sind sehr schnittverträglich und nehmen Ihnen auch kräftige Rückschnitte nicht übel, ganz im Gegenteil: Je stärker Sie die Pflanzen zurückschneiden, desto dichter wachsen die Büsche. Beim Rückschnitt sollten Sie lediglich auf die üblichen Regeln zum Heckenschnitt achten:
- starke Rückschnitte zwischen März und September verboten
- konisch schneiden: oben schmaler als unten
- so erhält der untere Heckenteil ausreichend Sonne
- Sommerschnitt (Rückschnitt im belaubten Strauch) bremst Wachstum
- Winterschnitt (Rückschnitt vor dem Austrieb) fördert Wachstum
Grundsätzlich sollte die Maulbeerhecke möglichst einmal im März und einmal im Spätsommer beziehungsweise frühen Herbst zurückgeschnitten werden.
Spalierform
Da Maulbeeren ebenso wuchsfreudig wie schnittverträglich sind, lassen sie sich auch gut als Spalier ziehen. Wählen Sie für diese Form möglichst Sorten, die auf eine schwachwüchsige Unterlage veredelt sind. Diese sollten außerdem einen möglichst kurzen Stamm aufweisen.
- Festbinden ausgewählter Triebe an Spaliergerüst
- wachsen lediglich nach links, rechts oder in die Höhe
- restliche Triebe entfernen
- Maulbeerbaum schneiden im Frühjahr und im Sommer
- Pflanzschnitt im März: Leittriebe und Fruchttriebe auswählen
- zweiter Schnitt im Juli: Seitentriebe auf vier bis sechs Blätter einkürzen
- Mitteltrieb einkürzen, Konkurrenztriebe entfernen
- weitere Pflegeschnitte jedes Jahr
- stets auf Fixierung der Leit- und Fruchttriebe am Spalier achten
So erzogen, braucht der sonst so ausladende Maulbeerbaum deutlich weniger Platz und kann prima an einer warmen, sonnenbeschienenen Hauswand oder einer hellen Mauer kultiviert werden. Hier finden Sie weitere immergrüne & winterharte Spalierbäume.
Häufig gestellte Fragen
Die je nach Art und Sorte entweder weißen, rosafarbenen oder violetten Früchte der Maulbeere reifen kontinuierlich zwischen Juli und September. Das bedeutet, Sie ernten die brombeerähnlichen Früchte nicht auf einmal, sondern nach und nach. Maulbeeren sind nur sehr kurz lagerfähig, lassen sich aber gut einfrieren oder einkochen. Bei der Ernte müssen Sie aber schnell sein: Vögel mögen die süßen Naschfrüchte ebenfalls sehr gern, auch Wespen und andere Insekten knabbern sie gerne an.
Zwischen Mai und Juni erscheinen die ährigen, an Weidenkätzchen erinnernden Blütenstände des Maulbeerbaums. Typischerweise erscheinen an einem Baum sowohl männliche als auch weibliche Blüten, sodass die Maulbeere in der Regel selbstfruchtbar ist. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, die als „fruchtlose Maulbeere“ oder „Maulbeere ohne Früchte“ manchmal angeboten werden. Hierbei handelt es sich um rein männliche Exemplare. Die Blütenpollen werden durch den Wind bzw. durch Hummeln und Bienen übertragen.
Maulbeerbäume stammen ursprünglich aus China und sind an ein wärmeres Klima angepasst als es in vielen Regionen Deutschlands vorherrscht. Dennoch gelten die robusten und anspruchslosen Bäume als bedingt winterhart, wobei die Kälteempfindlichkeit zwischen den verschiedenen Arten recht unterschiedlich ausfällt. Als besonders winterhart gilt Morus rubra, die Rote Maulbeere, als eher empfindlich hingegen Morus nigra, die Schwarze Maulbeere. Junge Bäume sollten Sie in den ersten Jahren auf jeden Fall mit einem Winterschutz versehen.