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Mehltau am Wein bekämpfen – Echter/Falscher Mehltau der Weinrebe

Echter Mehltau-Befall an einer Weinrebe
Echter Mehltau-Befall an einer Weinrebe
Quelle: Bauer Karl, Echter Mehltau der Rebe, Bearbeitet von Plantopedia, CC BY 3.0

Während Mehltau an Pflanzen im eigenen Garten nur ein Ärgernis darstellt, ist diese Pilzerkrankung ein wahrer Schrecken für die Landwirtschaft. Insbesondere Weinreben leiden stark unter der Infektion und daher ist es notwendig, einem möglichen Befall vorzubeugen und diesen zu bekämpfen. Wein kann von Echtem und Falschem Mehltau befallen werden, die neben der Reblaus zu den größten Problematiken des Weinbaus gehört. Selbst im heimischen Garten ist hiermit nicht zu spaßen.

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Woher kommt der Mehltau?

Echter und Falscher Mehltau, der Weinreben befällt, treten erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa auf. Die Pilze stammen ursprünglich aus Nordamerika und wurden dort zwischen 1845 und 1878 aus eingeschleppt, etwa zur gleichen Zeit wie die Reblaus. Seit dieser Zeit stellen die Pilze und Läuse die größten Schädlinge und Krankheiten für den Weinanbau in Europa dar, da die heimischen Arten kaum mehltauresistent sind und daher diesen in großen Nummern zum Opfer fallen. Das macht diese Pilze so gefährlich, selbst bei solitären Weinsträuchern, die rein zur Zierde oder für geringe, jährliche Ernteerträge gehalten werden.

Hinweis: Nicht alle Mehltauarten befallen jede Pflanze. Gerade Echte Mehltaupilze spezialisieren sich auf eine bestimmte Pflanzenart und so auch beim Wein, der stark unter dem Befall leidet.

Echter Mehltau im Detail

Beim Echten Mehltau handelt es sich eine Erkrankung verschiedenen Weinrebarten durch den Erreger „Erysiphe necator“, der zu den sogenannten Schönwetterpilzen gehört. Bekannt ist die Krankheit durch den Schlauchpilz zudem unter den Bezeichnungen Oidium oder Äscherich, was vor allem auf die gräuliche Färbung der Pflanze hinweist, sobald der Befall stark fortgeschritten ist. Der Schlauchpilz befällt den Wein, in dem er sich auf der Oberfläche der Pflanzenteile sammelt und dort über Saugorgane in diese eindringt, genauer gesagt in deren Zellen. Der Pilz greift somit in den Nährstoffhaushalt der Weinrebe ein und wirkt sich negativ auf diesen mit folgenden Symptomen aus:

  • es bilden sich weiß-graue Flecken unter und auf den Blättern
  • ebenso netzartige Strukturen, die an Spinnweben erinnern
  • je stärker die Weinreben befallen sind, desto mehr Pflanzenteile sind betroffen: Triebe, Blüten, Knospen, Trauben
  • die Schicht wirkt mehlig, leicht schimmlig
  • Blätter rollen sich ein
  • Blüten können sich nicht mehr öffnen
  • Trauben werden hart, färben sich grau oder schwarz und erleiden Samenbruch, sind nicht mehr essbar
  • Wachstum wird eingeschränkt
  • Weinrebe geht nach und nach ein
  • spätere Stadien: Flecken färben sich grau-bräunlich
Mehltau auf Kürbis, hier an Zucchini-Blättern

Gerade der Samenbruch ist verheerend für den Weinbau, da die Trauben nicht mehr für die Produktion von Wein genutzt werden können. Leicht befallene Früchte dagegen sorgen für ein unangenehmes Aroma, sogenannte Weinfehler, die den Wert eines Erzeugnisses stark vermindern können. Weiterhin können die Weinreben durch den Samenbruch mit anderen Krankheitserregern befallen werden. Die Infektion durch die Pilze kann aber einer Temperatur von über 7°C im Frühjahr erfolgen, optimale Temperaturen liegen zwischen 20°C und 27°C, doch werden Temperaturen bis 35°C vertragen. Daher werden Sie auch Schönwetterpilze genannt, da sie Wärme und Trockenheit bevorzugen. Besonders anfällig für diese Pilze sind folgende Rebsorten:

  • Blauer Portugieser
  • Blauburger
  • Müller Thurgau
  • Scheurebe
  • Silvaner

Falscher Mehltau

Der Falsche Mehltau wird durch den Erreger „Plasmopara viticola“ ausgelöst, wobei es sich hier um einen sogenannten Schein- oder Eipilz handelt. Sie sind im Vergleich zum Echten Mehltau als Schlechtwetterpilze bekannt und bevorzugen eine feuchte Umgebung. Besonders effektiv ist der Befall, sobald die Nächte feucht sind. Regen ist der beste Überträger aller Mehltaupilze, da dieser allein schon durch das Hochspritzen die Unterseite der Blätter infizieren kann. Im Gegensatz zu Erysiphe necator ernähren sich die Scheinpilze nicht von den Nährstoffen in der Pflanze, sondern befallen die Zellen direkt und erzeugen durch Sporenträger denn charakteristischen Belag. Bei einem Befall entstehen folgende Symptome:

  • weißer, grauer oder leicht violetter mehliger Belag bildet sich an der Blattunterseite
  • Blattoberseite hellt sich auf und bildet Ölflecken
  • Blätter verwelken mit der Zeit
  • Pflanze kann komplett eingehen
  • Lederbeerigkeit, Trauben nicht mehr essbar

Die Lederbeerigkeit ist das, wovor sich Winzer fürchten, denn die Trauben sterben in einem noch jungen Stadium völlig ab. Sie befallen noch junge Gescheine der Weinreben, trocknen diese aus und verhärten dabei die Haut. Die Beeren wirken nach dem Befall wie Rosinen, die eine ungesunde Farbe aufweisen und zäh wie Leder sind. Durch den Falschen Mehltau können wie auch beim Echten daher ganze Ernten ausfallen, was verheerend für den Weinbau ist. Im Gegensatz zum Echten Mehltau jedoch ist der Falsche nicht so spezialisiert und wirkt etwa gleich stark auf ein großes Angebot von Rebsorten:

  • Müller-Thurgau
  • Gutedel
  • Portugieser
  • Limberger

Hinweis: Falsche Mehltaupilze beginnen ab einer Temperatur von über 11°C den Wein zu befallen. Das heißt, dies beginnt schon recht zeitig im Frühling, vor allem wenn der Schnee weg ist.

Mehltau auf einem Pflanzenblatt
Mehltau auf einem Pflanzenblatt

Mehltau vorbeugen

Bevor Sie die Weinreben mit einem Spritz- oder Hausmittel behandeln müssen, sollten Sie den Wein so anpflanzen und pflegen, dass der mögliche Befall so gut es geht verringert oder gar verhindert wird. Die Pilze haben nämlich die größten Angriffsmöglichkeiten, wenn die Reben ungünstig stehen oder die falsche Nährstoffzugabe – oder Dosierung erhalten. Mit den 7 folgenden Tipps können Sie schon im Voraus dafür sorgen, dass Ihr Wein besser geschützt vor den Pilzen ist:

Tipp 1. Bieten Sie Ihren Weinreben genügend Platz, denn nur so kann die Luft zwischen den Pflanzen zirkulieren. Achten Sie ebenfalls bei einer Bepflanzung in der Nähe von Mauern darauf, dass diese weit weg genug stehen. Empfohlener Abstand: zwischen 100 und 200 cm.

Tipp 2. Kräuter zwischen oder nahe der Weinreben sorgen für einen Schutz vor dem Mehltau. Diese wirken aufgrund ihrer enthaltenen Wirkstoffe gegen die Sporen der Pilze. Dazu zählen vor allem:

  • Kerbel
  • Basilikum
  • schnittlauch

Tipp 3. Düngen Sie nicht zu viel und verzichten Sie beim Düngen auf große Mengen an Stickstoff, das wirkt wie ein Nährboden für die Pilze.

Tipp 4. Achten Sie darauf, die Blätter vor übermäßiger Nässe, vor allem durch Regen, zu schützen. Zuviel Wasser führt zu einem unausgeglichenem Mikroklima zwischen den Blättern der Pflanze, was wiederum die Luftzirkulation einschränkt und die Gefahr auf einen Pilzbefall erhöht.

Tipp 5. Gießen Sie ausschließlich am Morgen oder Abend. Dazu benetzen Sie ausschließlich den Standort und die Wurzeln, nicht die Stämme oder Triebe vom Wein.

Tipp 6. Unkraut, welches vom Mehltau befallen ist und in der Nähe der Reben wächst, sollte unbedingt entfernt werden, da sich hier die Sporen sammeln. Entsorgen Sie dieses jedoch nie auf dem Kompost, da sich von dort aus die Sporen über Wind und Regen verteilen könnten.

Tipp 7. Nutzen Sie regelmäßig stärkende Sude, zum Beispiel aus Acker-Schachtelhalm. Diese sorgen für ein effektives Wachstum der Pflanze, die von innen heraus kräftiger durch den Sud wird.

Hiermit ist zwar nicht garantiert, dass der Wein nicht befallen wird, doch lässt sich durch diese Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit stark einschränken. Vor allem frische Luft und der richtige Nährstoffhaushalt sind wichtig für die Reben, damit diese von selbst den Mehltau bekämpfen können, denn vor allem geschwächte Pflanzen sind den Pilzen regelrecht ausgeliefert. Ist Ihr Wein jedoch befallen, müssen Sie zuvor identifizieren, um welchen Pilz es sich handelt, da für die beiden Arten unterschiedliche Maßnahmen zur Behandlung zur Verfügung stehen. Oder als Alternative pflanzen Sie Weinreben, die wirklich mehltausresistent sind.

Mehltau auf Pflanzenblatt
Mehltau auf Pflanzenblatt

„Resistente“ Sorten

Wein gibt es in zahlreichen Sorten und einige von diesen werden seit mehreren Jahren stark auf eine Pilzresistenz gezüchtet, um dem Befall durch die Mehltaupilze entgegen zu können. Das ist vor allem für den ökologischen Weinanbau wichtig, da hier keine aggressiven Spritzmittel benutzt werden dürfen. Diese Rebsorten stammen alle aus Europa und sind zum größten Teil mehltauresistent und eignen sich viel besser wie die klassischen Reben, die typisch für den Weinanbau in Europa sind. Amerikanerreben zum Beispiel sind mehltauresistent, aber nicht so gut geeignet für den Anbau in Deutschland. Sie sollten dabei eine der folgenden Sorten auswählen:

  • Regent: rot
  • Cabernet Blanc: weiß
  • Baron: rot
  • Reberger: rot
  • Muscat Bleu: rot
  • Villaris: weiß
  • Felicia: weiß
  • Cal 6-04: weiß

Besonders ist hier die Rebsorte Regent zu empfehlen, die sich in den letzten Jahrzehnten äußerst resistent gegenüber Mehltau und anderem Pilzerkrankungen gezeigt hat. Wird der Standort optimal gewählt und entsprechend gut gedüngt, ist der Befall durch die Pilze fast nicht möglich. Auch die anderen Rebsorten eignen sich vor allem bei guter Pflege sehr gut und können Ihnen viel Ärger sparen. Der Ernteertrag der Regent ist zudem auch nicht ohne. Beachten Sie bitte, dass diese Reben bei Über- oder Unterdüngung und zu viel Feuchtigkeit ebenfalls an Mehltau erkranken können.

Mehltau bekämpfen

Die Erkrankung der Weinreben können Sie entweder über chemische Spritzmittel oder Hausmittel, die viel schonender sind, vornehmen. Im eigenen Garten sollten Sie um jeden Preis auf chemische Mittel verzichten, da diese nicht nur Sie, sondern auch Ihre Nachbarn, Haus- und Wildtiere gefährden könnten. Entfernen Sie vor jeder Behandlung befallene Blätter und Triebe, um die Verbreitung zudem einzudämmen. Sie können die Pilze mit den folgenden Mitteln bekämpfen:

  • spezielle Spritzmittel aus dem Handel auf ökologischer Basis
  • Mager- oder Rohmilch
  • Backpulver
  • Waschungen
  • Kräuterbrühen
  • Nützlingen in den Garten holen

Ökologische Spritzmittel aus dem Handel

Es finden sich immer mehr Mittel im Handel, mit denen Sie effizient die Pilze an Ihren Weinreben bekämpfen können. Diese sind nicht einmal schädlich, da sie ökologischer Basis erstellt werden und somit das Problem sprichwörtlich an der Wurzel packen. Hier sind die folgenden Hersteller zu empfehlen:

  • Compo
  • Neudorff

Diese Hersteller sind bekannt im Gartenbau und bieten Ihnen zum Bekämpfen Mittel auf der Basis von Kupfer, der effektiv gegen die Pilze wirkt. Diese werden über eine herkömmliche Spritzflasche nach der Dosierungsangabe auf der Verpackung verabreicht und kann selbst bei einem schweren Befall genutzt werden. Wichtig ist hierbei, dass Sie die Packung danach in der Wertstoffsammlung entsorgen.

Mehltau am Rhododendron
Mehltau am Rhododendron

Milch

Mager- und Rohmilch lässt sich recht gut gegen einen anfänglichen Befall einsetzen. Dafür gehen Sie wie folgt vor:

  • mischen Sie 100 Milliliter Roh- oder Magermilch mit 600 Millilitern Wasser
  • füllen Sie das Mittel in eine Sprühflasche
  • behandeln Sie die Pflanzen alle vier Tage ausgiebig mit dem Mittel

Die Milch eignet sich vor allem gut für das Anfangsstadium des Befalls und wirkt als Vorsorge gegen den Pilz, da die Fette in der Milch gegen die Sporen wirken.

Backpulver

Die Backpulverlösung ist gut zum Bekämpfen des Mehltaus geeignet, da sie Lecithin enthält und so effektiv gegen die Pilze wirkt. Die Mischung wird folgendermaßen erstellt:

  • mischen Sie zuerst 10 ml Backpulver, 10 g Rapsöl und einen Tropfen Spülmittel zusammen
  • danach verdünnen Sie die Mischung mit einem Liter Regen- oder Mineralwasser
  • füllen Sie diese in eine Sprühflasche und besprühen Sie den Wein alle zehn bis zwölf Tage
  • sprühen Sie am Abend, da hier die Lösung problemlos einziehen kann, ohne mit dem Sonnenlicht zu reagieren

Waschungen

Bekämpfen Sie den Mehltau mit einer gezielten Waschung der gesamten Pflanze. Zwar sollten die Pflanzen nicht allzu nass gehalten werden, doch lohnt sich das Abspritzen mit einem Gartenschlauch, der Mineral- oder Regenwasser versprüht. Danach sollten Sie die Weinreben mit einem Tuch vorsichtig abtrocknen. Dies dient vor allem gut bei leichten Befällen, muss aber recht häufig wiederholt werden.

Kräuterbrühen

Sie können Mehltau äußerst gut mit Kräuterbrühen bekämpfen, da die Inhaltsstoffe gegen die Sporen wirken. Nutzen Sie hierfür Heilkräuter, zum Beispiel: Ackerschachtelhalm, Kanadische Goldrute, Brennnesseln, Rainfarn oder Rhabarberblätter (zwar kein Heilkraut, wirkt aber trotzdem). Gehen Sie wie folgt vor:

  • zerkleinern Sie 300 Gramm des frischen oder 30 g des getrockneten Krauts, am besten wirkt Ackerschachtelhalm
  • weichen Sie dieses zwölf bis 24 Stunden in 10 l Wasser ein
  • am nächsten Tag für 15 Minuten köcheln lassen
  • verdünnen Sie diesen Sud im Verhältnis 1:5 mit Wasser
  • bespritzen Sie die Weinreben alle vier Tage

Nützlinge

Sie können als Alternative auch Nützlinge in den Garten holen. Zu nennen sind hier vor allem Marienkäfer und Blattwespen, die sich von den Pilzen ausgiebig ernähren. Zudem halten diese das natürliche Gleichgewicht des Gartens aufrecht, während Sie den Mehltau bekämpfen.

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