Mutterboden kaufen: woran erkennt man Qualität? | Definition
Ganz gleich, ob man den eigenen Garten verändern möchte, oder ob es nach dem Neubau eines Hauses gilt, die Brache der Baustelle erstmals wieder in eine lebende grüne Oase zu verwandeln, immer wieder ist man auf Muttererde als lebensspendende Wachstumsgrundlage für Sträucher, Bäume und sonstige Kulturpflanzen angewiesen. Ist zu wenig davon vorhanden, muss diese auch Ackerkrume genannte Erde notwendigerweise zugekauft werden. Woran man dabei die Bodengüte selbst erkennen und nachteilige Eigenschaften vermeiden kann, wird an Hand der folgenden Merkmale aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
Mutterboden – Definition
Muttererde bezeichnet die fruchtbare oberste, 20 bis 30 Zentimeter starke Bodenschicht eines natürlich gewachsenen Bodens. Sie beinhaltet Mikroorganismen, Regenwürmer und andere Lebewesen, sowie wichtige Nährstoffe, Mineralien, Spurenelemente und Stickstoff. Auch für die Wasserversorgung der Pflanzen ist der Oberboden von elementarer Bedeutung. Seine Stärke richtet sich nach der Eindringtiefe von Leben spendendem Sauerstoff und hängt stark von der Bodenbeschaffenheit ab. Im Gegensatz zu künstlicher Blumenerde, Gartenerde, Zierpflanzenerde etc. erhält Mutterboden seine Eigenschaften durch natürliche Humusentstehungen, Pflanzenzersetzungen etc. und nicht über gezielte wie (meist) künstliche Beimengung von Dünger oder Pestiziden. Genau deshalb kommt dem Bodenschutz gerade beim Oberboden auch eine besondere Bedeutung zu.
Qualitätskriterien
Wie man sie erkennt
Leider gibt es zur Einstufung der Güte von Mutterboden keine festgelegte und allgemein anwendbare Skala. Ideal wäre eigentlich, für jeden Standort den dort entstandenen Oberboden zu verwenden, da sie am besten an den in der Tiefe folgenden Unterboden angepasst ist. Das ist jedoch gerade bei Neubaumaßnahmen nur bedingt möglich, da hier erst Oberboden abgeschoben und später im Rahmen der Gartengestaltung wieder eingebaut wird. Wird zusätzliche Erde gebraucht, muss dagegen meist auf fremde Ursprungsorte zurückgegriffen werden. Folgende Anzeichen helfen dabei, eine gute Qualität des Bodens zu erkennen:
Zusammensetzung
Optimal
- locker und feinkrümelig
- gemischte Zusammensetzung für gute Drain- und Wasserspeicherfähigkeit, sowie für ungehindertes Wurzelwachstum
Erkennungszeichen
- Boden lässt sich mit den Fingern gut zerkrümeln
- kein bzw. kaum Schmieren großer Tonbrocken
Ungünstig
- sehr klumpig-kompakte Haptik wegen zu hohem Tonanteil
- sofortiges Zerbröseln wegen zu hohem Sandanteil
Drainfähigkeit
Optimal
- Niederschlagswasser versickert nach Niederschlagsende ohne rückbleibende Staunässe
- Drainage erfolgt jedoch verzögert, um Feuchteaufnahme des Bodens zu ermöglichen
Erkennungszeichen
- krümelige Konsistenz
- weder auffallend lehmig, noch übermäßig sandig
Ungünstig
- extrem sandige oder lehmig-kompakte Beschaffenheit
- führt zu zu schneller Drainage oder für Pflanzenwuchs nachteiliger Staunässe
Nährstoffgehalt
Optimal
- guter Grundgehalt an erforderlichen Nährstoffen für gute Wachstumsgrundlage der Pflanzen ohne erhebliche Bodenverbesserungsmaßnahmen
Erkennungszeichen
- Humusanteil im Boden erkennbar
- heterogene Beschaffenheit ebenfalls Indikator für Anteile organischer und humoser Inhalte
Ungünstig
extrem lehmige oder sandige Böden, da dann meist geringer Humusanteil, sehr homogene Böden ebenfalls meist mit geringem Humus- und somit Nährstoffanteil
Beimengungen/ Verunreinigungen
Optimal
- Boden ohne erhebliche Beimengungen von Wurzeln, Bauschutt, sonstigen Verunreinigungen
- da große Fremdkörper Wurzelwachstum behindern
- zudem möglicherweise Abgabe von Schadstoffen aus Bauschutt und Ähnlichem
Erkennungszeichen
- optisch keine Fremdkörper erkennbar
Ungünstig
- hoher Anteil feinen Bauschutts wegen erheblicher Erhöhung der Drainwirkung und Reduzierung der Wasserspeicherfähigkeit
- großformatige Fremdkörper wegen Behinderung des Wurzelwachstums
- Fremdstoffe wegen Abgabe von schädlichen Inhaltsstoffen und Beeinflussung des pH-Werts (vor allem gipshaltige Bauabfälle)
pH-Wert
Optimal
- tendenziell neutral bis leicht sauer
- abhängig von geplanter Bepflanzung
- extreme pH-Werte vermeiden
Erkennungszeichen
- mit bloßem Auge nicht erkennbar
- ggf. pH-Indikatorstreifen verwenden
Ungünstig
- zu saurer oder basischer Boden
- höchstens für einzelne Pflanzen mit der entsprechenden Präferenz
Anzeichen für eine mangelhafte Ackerkrume
Natürlich lässt sich die Bewertung von Mutterboden vor der Entscheidung Kaufen oder nicht Kaufen auch anders herum betrachten. Damit die spätere Freianlagengestaltung nicht unter der mangelhaften Qualität des Bodens leidet, lassen sich Anzeichen für eine schlechte Qualität erkennen und ein anderer Boden, sowie gegebenenfalls ein anderer Händler, auswählen:
- Extrem sandige oder lehmige Konsistenz, da Drainfähigkeit und Wasserspeicherkapazität dann eingeschränkt
- Sehr homogene Beschaffenheit ohne erkennbaren Humusanteil und Pflanzenreste
- Zahlreiche Fremdkörper erkennbar ⇒ Behinderung des Wurzelwachstums durch großformatige Fremdkörper, bei Beimengungen unnatürlichen Ursprungs zudem Herkunft und bisherige Beanspruchung fraglich
Die Wahl des richtigen Verkäufers
Ist man darauf angewiesen, Muttererde zuzukaufen, kann auch die Auswahl des Verkäufers mit über die Qualitätsmerkmale des dann erhaltenen Bodens entscheiden. Denn nicht jeder Händler nimmt es mit dem Bodenschutz sehr genau. Vor allem Betriebe, die in erster Linie daran interessiert sind, ohnehin anfallenden Boden möglichst gewinnbringend und mit wenig Aufwand „loszuwerden“, also Rohbau- und Erdbauunternehmen, dürften weniger an einer schonenden und schützenden Handhabung des Materials interessiert sein, als etwa ein Gartenbauer. Weiterhin kann die Herkunft aus einer Baustelle ebenso Anhaltspunkt dafür sein, dass der Mutterboden vermehrt mit Fremdkörpern, wie Bauschutt und anderen Dingen, beaufschlagt ist. Benötigt man Erde für die Gartengestaltung, kann es also sinnvoll sein, den Mutterboden bei einem Händler zu erwerben, der die Materie kennt und möglicherweise sogar selbst Gärten anlegt und pflegt. Selbst wenn die Kosten hier etwas höher ausfallen dürften, stellt ein solcher Verkäufer an sein Produkt voraussichtlich dieselben Ansprüche, wie Sie als Endverbraucher.