Neemöl: natürlicher Pflanzenschutz gegen Schädlinge
Neemöl gilt als natürlicher Pflanzenschutz und effektives Hausmittel zur Schädlingsbekämpfung. Was das Pflanzenschutzmittel auszeichnet und wie es angewandt wird, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Auf den Punkt gebracht
- Neemöl enthält Azadirachtin
- Azadirachtin wirkt fresshemmend und stört Häutung
- Schädlinge verhungern
- Larven entwickeln sich nicht weiter und sterben
Inhaltsverzeichnis
Neemöl im Überblick
Bei Neemöl handelt es sich um das Öl aus den Samen des Niembaums (Azadirachta indica), der auf dem indischen Subkontinent beheimatet ist. Aufgrund des bitteren Geschmacks wird es nicht zum Kochen oder in Parfums verwendet. Es ist aufgrund der insektiziden Inhaltsstoffe ideal für die natürliche Schädlingsbekämpfung geeignet. Die Samen enthalten bis zu 50 Prozent Öl, das nach der Gewinnung verwendet werden kann. Es ist an den folgenden Eigenschaften erkennbar:
- grüngelbe bis braune Farbe
- riecht nach Schwefel und Lauchgewächsen
- antiseptisch
- antibakteriell
- entzündungshemmend
Bekannt ist das Pflanzenschutzmittel unter der Bezeichnung Neemöl, obwohl das Gewächs Niembaum genannt wird. Grund dafür ist die ursprüngliche Bezeichnung des Baumes in Hindi: Neem. In Deutschland gibt es noch zwei weitere Variationen des Namens. Diese sollten Sie kennen, damit Sie bei der Auswahl eines Produkts nicht durcheinanderkommen:
- Niemöl
- Nimöl
Wirkung
Neemöl lässt sich nur als natürlicher Pflanzenschutz verwenden, weil es über einen effektiven Inhaltsstoff verfügt. Bei diesem handelt es sich um Azadirachtin aus der Stoffgruppe der Limonoiden. Gelangt das Öl des Neembaums in den Körper des Schädlings, wird dadurch die Versorgung mit dem Hormon Ecdyson eingeschränkt, was wiederum zu den folgenden Problemen führt:
- hemmt die Nahrungsaufnahme
- schreckt ab
- Fortpflanzung wird eingeschränkt
Bei den Larven ist die Wirkung noch intensiver, da sie große Mengen des Stoffes aufnehmen. Ihre Weiterentwicklung wird dadurch stark beeinflusst und über einen kurzen Zeitraum verenden die Larven. Die folgenden Punkte gehen auf die Wirkung des Öls bei Larven und Raupen ein:
- Eiablage- und Produktion wird eingeschränkt
- Verpuppung wird erschwert
- Häutung nicht mehr möglich
Schädlinge
Neemöl gehört zu den beliebtesten natürlichen Schädlingsbekämpfungsmitteln, da es gegen eine Vielzahl von Schädlingen eingesetzt werden kann. Besonders gut geeignet ist Niemöl als natürlicher Pflanzenschutz, wenn es sich um Schädlinge handelt, die an den Pflanzenteilen saugen oder fressen. Nur dadurch gelangen die Inhaltsstoffe in den Körper des Schädlings, wodurch es wirken kann. Die folgenden Schädlinge sind besonders anfällig auf das Öl:
- Dickmaulrüssler (Otiorhynchus)
- Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata)
- Spinnmilben (Tetranychidae)
- Rüsselkäfer (Curculionidae)
- Pflanzenläuse (Sternorrhyncha)
- pflanzenschädliche Schmetterlinge (Lepidoptera)
- pflanzenschädliche Zweiflügler (Diptera)
- Schnecken (Gastropoda)
- schädliche Nematoden (Nematoda)
Hinweis: Manche Nützlinge, wie Florfliegen oder Raubmilben, sind kein Fan von Niemöl und halten sich aus diesem Grund von der behandelten Pflanze fern. Ziehen Sie das bei der Anwendung in Betracht.
Anwendung: Neemöl
Neemöl hat den großen Vorteil, dass es sich ohne großen Aufwand anwenden lässt. Angeboten wird es entweder als Öl, aus dem Sie selbst ein Pflanzenschutzmittel herstellen können oder als Präparate, die von verschiedenen Herstellern entwickelt werden. Egal für welche Variante Sie sich entscheiden, als natürlicher Pflanzenschutz sind beide geeignet. Fertig angemischte Präparate sind im Baumarkt, im Gartenfachhandel oder in Online-Shops erhältlich, die sich auf Schädlingsbekämpfungsmittel spezialisiert haben. Die Vorteile von Präparaten sind:
- enthalten Emulgatoren für leichtes Anmischen
- direkte Anwendung möglich
- Dosierung ideal für Pflanzen
Wenn Sie keine Präparate verwenden, sondern selbst ein Mittel aus dem Öl anmischen wollen, sollten Sie das folgende Mischverhältnis beachten:
- 1 l Wasser
- 2 TL Neemöl
Mehr benötigen Sie für die Schädlingsbekämpfung nicht, da das Mittel sonst zu stark wird. Bedenken Sie aber, dass sich Wasser und reines Neemöl ohne einen Emulgator nicht komplett miteinander vermischen. Aus diesem Grund muss mehr vom selbst angemischten Mittel verwendet werden, um die Pflanze beim Besprühen ausreichend zu versorgen. Mischen Sie das Niemöl ins Gießwasser, ist der Emulgator nicht wichtig. Achten Sie beim Anmischen auf den Kalkgehalt des Wassers, falls die zu behandelnde Pflanze kalkempfindlich ist. Anschließend können Sie die Mischung verabreichen. Das gelingt über die folgenden Methoden:
- Gießwasser
- Pflanze besprühen
Bei der Anwendung sollten Sie darauf achten, dass das Wetter stimmt. Ohne die richtige Wetterlage kommt es zu Problemen, die entweder der Pflanze schädigen oder die Wirksamkeit des Öls abschwächen. Wenden Sie das Niemöl nur an, wenn die folgenden Eigenschaften erfüllt sind:
- keine direkte Sonneneinstrahlung
- Laub könnte Verbrennungen erleiden
- nicht bei Regenwetter
- Niemöl wird weggespült
Hinweis: Ist der Befall durch die Schädlinge nur schwach ausgeprägt, bietet sich hierbei Niemöl zur Vorbeugung an. Dafür sprühen Sie die Pflanze einfach komplett ein, um das Fressverhalten einzuschränken.
Anwendung: Neempresskuchen
Anstelle des Öls können Sie Neempresskuchen zur Schädlingsbekämpfung anwenden. Sie haben die gleiche Wirkung wie das Öl, wirken aber effektiver auf Schädlinge im Boden. Bei Neempresskuchen handelt es sich um die geschälten Samen des Niembaums, die nach der Ölgewinnung entweder in Pellets gepresst oder lose als grobkörniges Pulver angeboten werden. Neben der Wirkung als natürlicher Pflanzenschutz verfügen die Presskuchen dadurch über weitere Eigenschaften:
- wirkt als unterstützendes Düngemittel
schützt vor Stickstoffauswaschung
Aus diesem Grund sind die Presskuchen bei vielen Gartenbesitzern beliebt. Speziell gegen hartnäckige Schädlinge, wie Dickmaulrüssler, sind sie hervorragend geeignet. Die Anwendung der Presskuchen ist äußerst einfach und bietet sich daher, im Vergleich zum Öl, für Pflanzen an, die häufig im Regen stehen. Verwendet Sie diese wie folgt:
- Dosierung pro m²: 50 g
- Presskuchen in Erde einrechen
- Pellets nicht zerkleinern
- direkt am Stück einarbeiten
- alle 2 Monate über Vegetationsperiode nachholen
Mögliche Nebenwirkungen
Bei der Anwendung von Neemöl müssen Sie darauf achten, dass mögliche Nebenwirkungen eintreten können. Nicht jede Pflanze reagiert positiv auf den Einsatz des Öls, was zu einer Vielzahl von Problemen führen könnte. Vor allem eine Überdosierung ist nicht zu empfehlen, da diese häufig Nebenwirkungen verursachen. Die folgenden Nebenwirkungen sind typisch, wenn das Mittel zu intensiv wirkt:
- Blattverlust
- Blätter rollen sich en
- empfindliche Pflanzen gehen komplett ein
Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob das Öl zu aggressiv auf eine bestimmte Pflanze wirkt, behandeln Sie nur ein Blatt oder jungen Trieb mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel. Sind dadurch Nebenwirkungen erkennbar, sollten Sie das Mittel nicht verwenden.
Alternative biologische Mittel zu Pflanzenschutz und -stärkung
Häufig gestellte Fragen
Nein, Niemöl wirkt sich nicht negativ auf Bestäuberinsekten aus. Damit die Inhaltsstoffe des Öls wirken können, müssen Teile der behandelten Pflanze verzehrt werden. Bestäuberinsekten ernähren sich nicht von Pflanzenteilen, wodurch sie kein Azadirachtin aufnehmen. Dadurch ist Neemöl eine gute Alternative zu Insektiziden an Pflanzen, die gerne von Bienen besucht werden.
Damit Niemöl nicht schimmelt oder ranzig wird, müssen Sie es richtig lagern. Gut geeignet sind dunkle Plätzchen mit einer Temperatur von 5°C bis 45°C. Es sollte keiner direkten Sonne ausgesetzt werden. Auf diese Weise lässt sich das Öl über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten verwenden.
Nein, Neemöl ist ein beliebtes Körperpflegemittel, das auf verschiedene Arten genutzt werden kann. Aus dem Öl können Sie daher beispielsweise Seifen oder Shampoos herstellen. Aufgrund der antibakteriellen und reinigenden Wirkung hilft es zum Beispiel bei Hautunreinheiten oder um Schmerzen zu lindern.