12 Obstbaumkrankheiten von A-Z | Überblick und Bekämpfung
Obstbäume sollten in keinem Garten fehlen, denn frisch von Baum oder Strauch schmeckt Obst einfach am besten. Leider können sie trotz noch so guter Pflege von verschiedenen Obstbaumkrankheiten befallen werden. Die können durch Viren, Bakterien und Pilze hervorgerufen, aber auch durch Schädlinge übertragen werden. Deshalb sollte man ganzjährig ein Augenmerk auf die Gehölze haben. Frühzeitig erkannt lassen sich Obstbaumkrankheiten oft gut behandeln, im besten Falle natürlich ohne chemische Mittel.
Obstbaumkrankheiten eindeutig zu bestimmen ist aufgrund der Vielzahl und dem teilweise parallelen Auftreten nicht einfach. Während Einige an unterschiedlichen Obstgehölzen auftreten, befallen andere nur bestimmte Obstsorten. Einige Krankheiten, beispielsweise der Feuerbrand, sind meldepflichtig. Obstbaumkrankheiten zeigen sich zunächst an Veränderungen der Blätter, Blüten und Früchte, später können jedoch auch Äste, Stamm und Wurzeln betroffen sein. Um Schadbilder bestimmen zu können, heißt es Vergleichen, Analysieren und Kontrollieren.
Inhaltsverzeichnis
Apfelschorf
Apfelschorf gehört zu den Krankheiten, die Äpfel und Birnen befallen können. Bei einem Befall zeigen sich ab Mai olivgrüne bis braune, unregelmäßig geformte Flecken auf und unter den Blättern und an den Früchten. Aus den Flecken auf den Früchten entwickeln sich braune rissige Stellen, an denen sich Fruchtfäulepilze ansiedeln können. Geschmack und Lagerfähigkeit leiden.
- Apfelbäume mit kupferhaltigen Präparaten behandeln
- Infizierte Blätter entfernen
- Bei starkem Befall, Verwendung zugelassener Fungizide als Notlösung
- Vorbeugend das am Boden liegende Herbstlaub entfernen
- Obstbäume frühzeitig mit pflanzen stärkender Schachtelhalmbrühe behandeln
Bakterienbrand
Bakterienbrand befällt hauptsächlich Kernobst wie Pflaumen-, Birnen- und Kirschbäume. Er tritt bevorzugt im Frühjahr zum Knospenaustrieb und im Herbst während des Laubfalls, bei feucht-kühler Witterung auf. Zu spät erkannt kann diese Krankheit zu einem ernst zu nehmenden Problem für den Baum werden.
Befallene Obstbäume zeigen im Frühsommer runde, 1-2 mm kleine Blattflecken. Die sind anfangs hell, färben sich später braun und vertrocknen. Sie haben einen hellgrünen, leicht chlorotischen Rand. Teilweise können auch Blüten, Knospen und Früchte betroffen sein und es kann zu Gummifluss kommen. Die Rinde von Stamm und Ästen weist dunkle, eingesunkene Partien auf.
- Befallene Äste und Stammpartien bis ins gesunde Holz herausschneiden
- Schnittwunden mit Wundverschlussmittel versorgen
- Anfallendes Schnittgut im Hausmüll, nicht auf dem Kompost entsorgen
- Krankheit mit kupferhaltigen Fungiziden eindämmen
- Mittel vor dem ersten Frost und während des Blattfalls spritzen
- Obstbäume spritzen, bis sie tropfnass sind
- Vollständige Gesundung der Pflanze, mit diesen Mitteln meist nicht möglich
- Fungizide haben vor allem eine vorbeugende Wirkung
Birnengitterrost
Birnengitterrost gehört zu den Krankheiten, die ausschließlich Birnbäume befallen. Auch hier ist ein Pilz verantwortlich. Begünstigt wird ein Befall durch die Nähe eines Wacholderbaumes, den der Pilz zum Überwintern nutzt, bevor er im zeitigen Frühjahr wieder auf den Birnbaum übersiedelt. Dazu müssen die Bäume nicht unbedingt direkt nebeneinander stehen, denn Winde können die Pilzsporen mehr als 500 m weit tragen. Deutliche Symptome eines Befalls sind unregelmäßige, orangerote Flecken auf den Blättern etwa ab Mai/ Juni. Auf den Blattunterseiten hinterlässt der Pilz warzenähnliche Verdickungen, in denen die Sporen heranreifen.
- Ausbreitung lässt sich bei frühzeitiger Anwendung stoppen
- Erkrankte Teile eines in der Nähe befindlichen Wacholders, entfernen
- Bei starkem Befall Wacholder komplett entfernen
- Befall am Obstbaum allein dadurch nicht zu beseitigen
- Sporen können auch über größere Entfernungen zufliegen
- Spritzungen zur Vorbeugung und Bekämpfung mit geeignetem Fungizid
- Vorbeugend mit Austriebsbeginn spritzen
Blattfallkrankheit
Von der Blattfallkrankheit können Jostabeeren, Stachel- und Johannisbeersträucher betroffen sein. Der verantwortliche Schadpilz überwintert auf den am Boden liegenden Blättern. Im Frühjahr werden die Sporen dann durch den Wind auf die frisch ausgetriebenen Blätter übertragen und der Strauch infiziert. Pflanzen verlieren vorzeitig einen Großteil der Blätter.
Symptome eines Befalls sind bräunliche bis schwarze, unterschiedlich große Blattflecken zunächst auf den Blattunterseiten. Die Flecken werden größer, verlaufen ineinander, bis das dann ganze Blatt betroffen ist. Sie fallen ab und es kommt zu Wachstumsstockungen. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Abgefallene Blätter sollten jedoch entfernt und ansonsten auf einen nicht zu dichten Pflanzenbestand geachtet werden, damit die Blätter immer schnell wieder abtrocknen können.
Tipp: Dieser Obstbaumkrankheit lässt sich vorbeugen, indem man im Vorfeld auf optimale Kulturbedingungen und Pflege achtet und Sorten mit einer geringen Anfälligkeit bevorzugt.
Echter Mehltau
Echter Mehltau ist ein Schönwetterpilz, da er dann auftritt, wenn das Wetter besonders schön ist, sprich warm und trocken, mit Temperaturen von mehr als 20 °C. Der Pilz tritt etwa ab Juli in Erscheinung und überwintert an noch lebenden Pflanzenteilen. Befallen werden dabei alle grünen Pflanzenteile. Symptome eines Befalls können Äpfel, Birnen, Tafeltraube und Stachelbeere zeigen.
Bei einem Befall überzieht der Pilz Triebe, Blätter und Früchte mit einem weißlichen, abwaschbaren Belag. Nach mehreren aufeinanderfolgenden heißen Tagen und kühlen Nächten mit starker Taubildung ist der Befall dann besonders stark. Betroffene Pflanzen wachsen langsamer. Zum Absterben der kompletten Pflanze kommt es jedoch eher selten.
- Befallene Pflanzenteile entfernen
- Regelmäßige Spritzungen mit Kräuterbrühen
- Alternativ, Mehltau mit geeigneten Pilzmitteln bekämpfen
- Vorbeugung der beste Schutz gegen Mehltau
- Folglich auf gut belüftete Standorte achten
- Blätter sollten schnell wieder abtrocknen können
- Pilze benötigen für ihre Entwicklung Feuchtigkeit
- Bereits morgendlicher Tau kann ausreichen
- Dementsprechend Obstgehölze regelmäßig auslichten
- Auf ausgewogene Nährstoffversorgung achten
- Widerstandsfähige Sorten bevorzugen
Feuerbrand
Quelle: Ninjatacoshell, Fire blight (Erwinia amylovora) of pear, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0
Feuerbrand wird durch ein Bakterium ausgelöst und befällt Obstbäume wie beispielsweise Apfel, Birne, Quitte und anderes Kernobst. Er kann sich dabei sehr schnell ausbreiten und zeigt sich zunächst an vertrocknet aussehenden Blüten, Früchten und jungen Trieben. Später verfärben sich betroffene Teile dann dunkelbraun bis schwarz, sie sehen aus wie verbrannt. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann an den befallenen Pflanzenteilen ein klebriger Bakterienschleim auftreten.
- Krankheiten wie Feuerbrand sind meldepflichtig
- Beim zuständigen Pflanzenschutzamt unverzüglich anzeigen
- Wirksames Mittel zur Bekämpfung gibt es nicht
- Alle betroffenen Pflanzenteile entfernen
- Dabei mindestens bis 30 cm ins gesunde Holz schneiden
- Schnittgut restlos entfernen
- Nicht auf dem Kompost entsorgen
- Am besten in Foliensäcken sammeln und später verbrennen
- Verwendete Schnittwerkzeuge gründlich reinigen und desinfizieren
Tipp: Um einem Ausbruch dieser Krankheit entgegenzuwirken, ist es ratsam, beim Kauf von Obstgehölzen auf besonders resistente Sorten zu achten.
Kräuselkrankheit
Krankheiten wie die Kräuselkrankheit lassen sich vergleichsweise einfach bestimmen. Sie wird durch einen Schlauchpilz verursacht und tritt dabei an Pfirsichen, Kirschen, Nektarinen und Aprikosen auf. Der Pilz lebt von Juni bis Februar in totem, sich zersetzendem Pflanzenmaterial, an Trieben und Knospenschuppen, von denen er sich ernährt und in denen er zudem überwintert.
Die Blätter betroffener Obstbäume sind verdickt und blasig aufgetrieben. Sie färben sich gelblich bis rötlich, rollen sich zusammen, vertrocknen dann und fallen ab. Auf den Blattoberseiten liegt dabei ein samtartiger Belag. Früchte werden jedoch eher selten befallen. Bei starkem Befall kann Gummifluss auftreten, sodass ganze Triebe absterben.
- Kräuselkrankheit möglichst frühzeitig bekämpfen
- Infektionsgefahr steigt bei Temperaturen über 10 °C
- Unten liegende Blätter aufsammeln und entsorgen
- Betroffene Triebe bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- Pflanze zur Stärkung düngen
- Pilz mittels Breitbandfungizid direkt bekämpfen
- Vorbeugend bringen Pflanzenstärkungsmittel gute Erfolge
- Behandlung konsequent bis zum Austrieb fortführen
Tipp: Die Sporen von Taphrina deformans gelangen im Frühjahr durch Wind oder Regen zwischen die neu ausgetriebenen jungen Blätter, die nur jetzt infiziert werden können. Um dem entgegenzuwirken, sollte man deshalb bereits bei der Pflanzung auf einen sonnigen und vor allem luftigen Standort achten.
Krötenhautkrankheit
- Krötenkrankheit verursacht durch Wundparasiten
- Dringen über offene Wundstellen in die Bäume ein
- Krankheit befällt Süßkirsche, Pfirsich sowie Aprikose und Zwetschge
- Tritt vorwiegend nach Frostschäden auf
- Symptome sind längliche, abgestorbene Partien an den Ästen
- Betroffene Rindenpartien haben wulstige Stellen
- Diese heben sich von gesundem Gewebe ab
- An den Geschwülsten sitzen die pustelartigen Fruchtkörper
Die Bekämpfung beschränkt sich auf Vorbeugung. Es geht dabei um den richtigen Standort. Denn der Baum sollte frost- und staunässegeschützt stehen. Stark befallene Äste können komplett entfernt und mit Nekrosen befallene Partien bis ins gesunde Gewebe herausgeschnitten werden.
Monilia-Fruchtfäule
Quelle: myself (User:Piotrus), Cherries attacked by fungi 02, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0
Die Monilia-Fruchtfäule befällt Kern- und Steinobst, wie Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen, sowohl reife als auch unreife Früchte sowie den Obstbaum selbst. Verbreitet wird diese Krankheit durch Wespen während der Fruchtreife. Anfangs zeigen sich auf den Früchten kleinere Faulstellen. Die verfärben sich innen und außen braun und weisen kreisrunde, weiß-gräuliche Sporenlager auf. Später fallen betroffene Früchte herunter oder vertrocknen am Baum. Man spricht dann von Fruchtmumien.
Da der Pilz in den Früchten überwintert, ist es wichtig, noch am Baum befindliche, befallene Früchte sowie bereits heruntergefallene restlos einzusammeln und zu vernichten. Belässt man die Fruchtmumien am Baum, können sie gesunde Früchte im nächsten Jahr anstecken.
Monilia-Spitzendürre
Von der Monilia-Spitzendürre können Äpfel-, Birnen-, Pflaumen-, Aprikosen-, Pfirsich-, sowie Süß- und Sauerkirschbäume betroffen sein. Der verursachende Pilz dringt im Frühjahr über die Blüte in die Triebe ein und schädigt sie so stark, dass Pflanzenteile absterben. Befallen werden auch die Früchte, die später als Fruchtmumien am Baum hängen. Da der Pilz in den Triebspitzen überwintert, sind infizierte Triebe direkt nach der Blüte bis ins gesunde Holz zurückzuschneiden.
Obstbaumkrebs
Quelle: Sternrenette, Neonectria ditissima – Wucherungen, bearbeitet von Plantopedia, CC BY 3.0
Auch Obstbaumkrebs wird durch Pilze ausgelöst, die über Schnittstellen und Risse in die Pflanze eindringen. Gefährdet sind Apfel- und Birnbäume in Regionen mit hohem Niederschlagsaufkommen. Erste Befallsanzeichen sind dabei kleine, braunrote Flecken. An älteren Ästen oder am Stamm bilden sich Krebsgeschwülste, die sich weiter ausdehnen. Oberhalb dieser Wucherungen sterben Triebe und Äste ab.
- Betroffene Bäume bis ins gesunde Holz zurückschneiden
- Größere Schnittwunden mit Wundverschlussmittel behandeln
- Schnittgut im Restmüll entsorgen oder verbrennen
- Junge Triebe etwa eine Handbreit unterhalb der Wucherungen kappen
- Ergänzende Spritzungen mit kupferhaltigen Fungiziden
- Vorbeugend Verletzungen der Bäume weitestgehend abwenden
- Zu nasse Standorte und Sorten mit erhöhter Anfälligkeit meiden
Rotpustelkrankheit
Quelle: Michael w, Nectria cinnabarina 1719, bearbeitet von Plantopedia, CC BY-SA 3.0
Wirtspflanzen der Rotpustelkrankheit sind u.a. Kern- und Steinobst. Der Erreger befällt dabei vorwiegend abgestorbene Pflanzenteile und dringt über offene Wunden in gesundes Gewebe ein. Nimmt der Wassergehalt im Holz dann ab, kann sich der Pilz schnell ausbreiten. Auf der Rinde sind gelbe bis blassrote Sporenlager zu erkennen. Befallenes Holz sollte deshalb nach der Vegetationsperiode herausgeschnitten und auf eine ausgewogene Wasser- und Nährstoffversorgung geachtet werden.