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Sind Ohrenkneifer gefährlich oder gar giftig? | Alle Infos

Sind Ohrenkneifer gefährlich?

Die kleinen braunen Käfer bewegen bereits seit Jahrhunderten das Interesse der Menschheit. Ohrenkneifer (Dermaptera) sehen mit ihren kleinen Zangen am Hinterleib schon etwas gefährlich aus. Viele Menschen, gerade Kinder begegnen dem Ohrenkriecher eher ängstlich, wenn er ihnen über den Weg läuft. Meist sind sie in der freien Natur während der Nacht anzutreffen. Mitunter können sich auch einige Exemplare ins Haus verirren. Oft kommt dann die Frage auf, ob Ohrenkneifer gefährlich oder giftig sind?

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Ohrenkneifer

Ohrenkneifer sind allgemeinhin auch unter der Bezeichnung Ohrwürmer bekannt. Weltweit gibt es ungefähr 1.700 verschiedene Arten. Davon leben lediglich nur 30 in Europa. In Deutschland kommt hierbei der „Gemeine Ohrwurm“ (Forficula auricularia) am häufigsten vor. Die kleinen Insekten können eine Größe je nach Geschlecht zwischen 12 und 17 Millimeter erreichen und rötlich- braun bis schwarz gefärbt sein. Ihr Körper ist in drei Glieder unterteilt:

  • Kopf mit scharfen Mundwerkzeugen, zwei Antennen und Augen
  • Brust mit Flügel
  • Hinterleib mit zwei Zangen (Ceri) und gelben Beinen
der Gemeine Ohrwurm wird auch Ohrenkriecher genannt
Gemeiner Ohrwurm
Quelle: Katja Schulz from Washington, D. C., USA, European Earwig – Flickr – treegrow, bearbeitet von Plantopedia, CC BY 2.0

Hinweis: Ohrwürmer gehören zu den Fluginsekten. Jedoch können nur wenige Arten wirklich fliegen. Die Flügel sind je nach Art entweder vollausgebildet oder bis zur Flugunfähigkeit zurückgebildet.

In der Regel sind die meisten Vorderflügel stark zurückbildet und die Hinterflügel unter dem Chitinpanzer zusammengefaltet und nicht sichtbar. Die Greifer am Hinterleib sind bei männlichen und weiblichen Tieren unterschiedlich stark gebogen. Sie dienen zur Abwehr von Angreifern und Ergreifung von Beute. Daneben leisten sie auch gute Hilfe bei der Paarung, um den Partner festzuhalten. Fliegende Arten können mit Hilfe der Zangen ihre Hinterflügel öffnen.

Tagsüber selten sichtbar

In der Regel sind die kleinen Insekten äußerst nachtaktiv. Während des Tages sind sie kaum zu sehen. Es sei denn sie wurden in ihren Verstecken aufgescheucht. Ohrenkriecher lieben einen geschützten, engen und leicht feuchten Platz. Hier fühlen sie sich besonders wohl und im Frühjahr legen die Weibchen an diesem Ort auch Eier ab und im Herbst dann bereits die Jungtiere. Bevorzugt dienen als Verstecke

  • Reisig- und Laubhaufen
  • kleine Ritzen in Ästen
  • Lücken zwischen Baum und Rinde
  • Hohlräume unter Steinen aber auch
  • hohle Pfirsichkerne

Hinweis: Ohrenkneifer sind darüber hinaus sehr familiär veranlagt. Nach der Eiablage erfolgt eine sorgsame Brutpflege, wie sie im Reich der Insekten nur bei den Honigbienen bekannt ist. Ohne diese Brutpflege könnten die Eier nicht überleben.

Sind Ohrenkneifer gefährlich?

Seit Jahrhunderten rankt sich eine Legende um diese kleinen Insekten. Aus diesem Grund galten die Ohrenkneifer auch für Mensch und Tier als sehr gefährlich und teilweise auch giftig. Aus Überlieferungen geht hervor, dass die Menschen annahmen, dass die kleinen Käfer während der Nacht in den Gehörgang der Schlafenden eindrangen und dort mit ihren Zangen das Trommelfell zerstörten und ihre Eier ablegten. Natürlich handelt es sich hierbei nur um einen Aberglauben, denn Ohrwürmer haben dazu einfach nicht die Kraft. Im Gegenteil sie sind für Menschen und auch Haustiere vollkommen ungefährlich und bei weitem nicht giftig. Auch ein kleiner Biss vom Ohrenkneifer ist völlig harmlos, nicht gefährlich oder giftig und tut nicht einmal wirklich weh. Lediglich wehren sich so die Insekten, wenn sie sich bedrängt fühlen.

Hinweis: Ohrenkneifer können ihr Sekret bis 10 cm weit auf ihre Feinde schießen. Eine gesundheitliche Gefahr besteht dabei jedoch nicht. Es ist nicht giftig.

Fakt ist jedoch, dass sie im Mittelalter als Medizin genutzt wurden. Dazu war es nötig die toten Insekten zu einem Pulver zu zermahlen. Eingesetzt wurde es dann bei Ohrenschmerzen, gegen Taubheit und Schwerhörigkeit. Naja, der Erfolg ist sicherlich fraglich.

Nützliche Gartenhelfer

Unter Biobauern und natürlich auch Hobbygärtnern gelten Ohrwürmer durchaus als nützliche Gartenhelfer. Ihre Leibspeise besteht hauptsächlich aus Blattläusen, den kleinen, hellgrünen Schädlingen an der Blattunterseite oder auch an Blüten und Blütenknospen verschiedener Pflanzen, beispielsweise Rosen. Wenn eine Pflanze einmal damit befallen ist, wird ihr buchstäblich der Pflanzensaft ausgesaugt. Es kann ohne Bekämpfung zu großen Schäden kommen. Hier können nun neben Maikäfern auch Ohrenkriecher eine natürliche Bekämpfungsmethode sein. In der Dämmerung gehen die kleinen Insekten dann auf die Jagd. Aber nicht nur Blattläuse gehören zu ihrer bevorzugten Nahrung, sondern auch

  • Eier des Apfelwicklers
  • Milben
  • Gespinstmotten
  • Pilzgeflechte
  • Algen
  • Mehltaupilze

Allerdings sollte auch darauf hingewiesen werden, dass der Dermaptera im Obst- und Weinanbau Schaden anrichten kann. Gerade in warmen und trockenen Jahren, wenn sie sich stark vermehren, können weichschalige Früchte wie

  • Kirschen
  • Pfirsiche
  • Weintrauben und
  • Pflaumen

auf ihrem Speiseplan stehen. Sehr oft sind sie auch in angefressenen Früchten, beispielsweise Äpfeln zu finden. Jedoch sind diese Früchte in der Regel faul oder vorgeschädigt. Allein können Ohrwürmer keine harten Fruchtschalen durchdringen. Meist nutzen sie dabei die Gänge von den Raupen des Apfelwicklers.

Ohrwurm, Dermaptera

Da sich Ohrenkriecher teilweise aus organischen Abfall, Pilzen und Algen ernähren, sind sie auch an einer Humusbildung und ebenso der Freisetzung von Nährstoffen im Boden beteiligt. Gleichzeitig dienen sie wiederum als Nahrung für Vögel, Igel und Spitzmäuse.

Daneben besteht auch die Möglichkeit, besonders in trockenen Jahren oder falls nicht genügend Blattläuse vorhanden sind, dass die Ohrenkriecher sich von Aas oder abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren. Sie nagen dann ebenfalls gesunde Blätter und Blüten an, um ihren Wasserbedarf zu decken. Sollten sich dann ausgefranste, angefressene Blätter zeigen, dann ist meist der Dermaptera am Werke.

Sie können auch Schäden an Getreidelagern, Trauben, Pfirsichen weiterhin an Zierpflanzen wie Clematis, Trompetenblumen und Dahlien verursachen, da hier keine Pflanzenschutzmittel zugelassen sind. Allerdings kommt es recht selten vor. Im Garten erweisen sich Ohrenkneifer doch überwiegend nützlicher als gefährlich und giftig.

Hinweis: Normal ernähren sich Ohrenwürmer von Pflanzen und Tieren. Jedoch der Sandohrwurm (Labidura riparia) an der Ostseeküste ist mit seinen 26 mm Länge ein reiner Fleischfresser.

Ohrwürmer als Schädlingsbekämpfer

Da sich die Ohrenkneifer nun als nützliche Schädlingsbekämpfer herausgestellt haben, sollte im Garten keine Bekämpfung erfolgen. Im Gegenteil ist es von Nutzen geeignete Lebensräume, mit anderen Worten entsprechende Nist- und Ruheplätze zu schaffen. So wird es dann auch gelingen die Käfer anzulocken und zum Bleiben zu bewegen. Ganz einfach kann dazu eine Unterkunft selbst gebaut werden, ohne große Aufwendungen und handwerklichem Geschick. Ideal dafür erweist sich dabei ein Blumentopf aus Ton mit Stroh gefüllt:

  • Stück Schnur mit Querholz verknoten
  • von unten durch Loch eines umgedrehten Blumentopfs ziehen
  • Querholz und Schnur gewährleistet Aufhängung des Topfes
  • Topf mit Stroh oder Holzwolle füllen
  • mit einer Handvoll Erde bestäuben
  • ein Stück Kaninchendraht fest einsetzen
  • Draht muss 3 cm über Topfrand ragen
  • alles mit Bindedraht befestigen
  • Topfinnere sollte nicht nass werden (Regen)
  • einfach Tonscherbe auf oberes Loch kleben
  • Topf in Nähe von typischen Überwinterungsquartieren seitlich legen
  • empfehlenswert Reisig- und Laubhaufen
  • beste Zeit: Anfang Frühjahr
  • Öffnung muss zugänglich sein
  • Mitte Juni Topf vorsichtig aufnehmen
  • an Bestimmungsort postieren
  • guter Platz in Obstbäumen hängend
  • mit Öffnung nach unten

Tipp: Es ist wichtig, dass der Topf oben und ebenso unten immer Kontakt zum Baumstamm oder zu dickeren Ästen hat. So können Ohrwürmer ganz ungehindert und ohne Umwege ihren Unterschlupf erreichen und verlassen.

Bekämpfung der Plagegeister

Normal sollte im Garten keine Bekämpfung erfolgen, da sie sich doch als sehr nützlich erweisen. Mitunter kann es aber auch zu einer großen Plage kommen, besonders in trockenen und warmen Sommern. Das Wort Plage ist allerdings bei zwei Populationen im Jahr nicht wirklich zutreffend.

Im Nutzgarten können die Ohrwürmer bei einem geringen Nahrungsangebot großen Schaden anrichten. Daneben sind sie ebenfalls auf Balkon und Terrasse in Massen auftretend nicht wirklich erwünscht. Dennoch sollten sie nicht bekämpft in diesem Sinne, sondern nach Möglichkeit an einen anderen Ort umgesiedelt werden. Dazu ist es notwendig die Insekten gezielt aus ihrem Versteck zu locken. Hilfreich erweist sich dabei oben genannter mit Stroh gefüllter Blumentopf. Dieser wird einfach mit der Oberseite nach unten ins Beet gestellt, in den Obstbaum gehängt oder auf Balkon und Terrasse bodennah angebracht. Die Tiere werden diese Behausung gern als ihr neues Quartier annehmen. Eine Umsiedlung ist dann problemlos möglich.

Ohrenkneifer umsiedeln

Mitunter kann es auch passieren, dass sich vereinzelte Exemplare ins Haus verirren. Auch hier ist eine Umquartierung anzuraten. Ohrenkneifer lieben feuchte Stellen. Ganz einfach zur Anlockung kann ein Stück feuchtes Papier oder Stoff in einer Zimmerecke ausgelegt werden. Es wird nicht lange dauern und die Tiere haben sich dort versammelt. Eine Umsetzung ins Freie ist dann schnell erledigt.

Um zu verhindern, dass Ohrwürmer überhaupt ins Haus gelangen, kann der Einsatz von Fliegengittern hilfreich sein. Auch Licht kann helfen. Die kleinen Käfer lieben dunkle Orte. So kann einfach nur Licht angeschaltet oder eine Lichtquelle an die betroffenen Stellen montiert werden.

Hinweis: Eine chemische Bekämpfung der Ohrenkriecher im Garten ist verboten, da diese als Nützlinge angesehen werden. Bei Zuwiderhandlungen drohen Geldbußen. Lediglich Leimringe an Steinobstbäumen sind erlaubt.

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