Olivenbaum im Topf halten, aber richtig: Pflege-Infos von A-Z
Freunde der mediterranen Gartengestaltung plädieren für die Topfkultur von Olivenbäumen, weil damit mannigfaltige Vorteile verbunden sind. Die Mobilität eines Kübels erlaubt es, sich am Zauber des immergrünen Olea europaea mit seinem urig-knorrigen Stamm auch nördlich der Alpen zu erfreuen. Dieser grüne Ratgeber erläutert detailliert, wie Sie einen Olivenbaum im Topf richtig halten. Vom idealen Standort über tadelloses Gießen und Düngen bis hin zum gekonnten Schnitt und die bestmögliche Überwinterung erstrecken sich die Pflege-Infos von A-Z.
Standort
vom Frühling bis zum Herbst
Für einen permanenten Aufenthalt in Wohn- und Arbeitsräumen, Eingangshallen oder temperierten Wintergärten eignet sich ein Olivenbaum nicht. Der mediterrane Zier- und Obstbaum sollte vom ungefilterten Sonnenschein und frischer Luft profitieren, solange es nicht klirrend friert. Prognostizieren die Meteorologen im Frühjahr, dass die Temperaturen bei Tag und Nacht die 10 Grad Marke kontinuierlich übersteigen, beginnt für den Olivenbaum die Freiluftsaison. Die folgenden Rahmenbedingungen behagen einem Olea europaea im Topf sehr:
- Vollsonniger bis sonniger Standort mit mindestens 6 Stunden Sonnenschein pro Tag
- Vorzugsweise auf Balkon oder Terrasse mit Südlage oder vor einer warmen Südwand
- Idealerweise eine regen- und windgeschützte Lage
Die ausgeprägte Vorliebe für direkte Sonne impliziert nicht, dass schmucke Olivenblätter vor Sonnenbrand gefeit sind. Auf einen abrupten Wechsel aus dem lichtarmen Winterquartier in die pralle Sonne reagiert das immergrüne Laub postwendend mit gelblich-braunen, dunkel umrandeten Flecken. Diesem Schaden gehen Sie aus dem Weg, indem Sie einem Olivenbaum im Topf eine 10-tägige Phase der Akklimatisierung verordnen an einem halbschattigen, geschützten Standort. Danach ist die Kübelpflanze perfekt vorbereitet für vollsonnige Bedingungen mit Temperaturen bis 40 °C.
Substrat
Tipps für die Zusammensetzung
Wenn Sie einen Olivenbaum im Topf richtig halten, nimmt das Substrat eine Schlüsselfunktion ein. Denn die begrenzte Kapazität eines Kübels schränkt das tiefreichende und raumgreifende Wurzelwachstum deutlich ein. Dieses Manko sollte die Qualität der Pflanzenerde ausgleichen, damit die urwüchsige Ikone vom Mittelmeer die hoch gesteckten Erwartungen erfüllt. Herkömmliche Blumenerde mit hohem Torfanteil sollten Sie dabei links liegen lassen. Für die Topfhaltung von Olivenbäumen rücken Spezial-Substrate aus dem Fachhandel in den Fokus, weil sie präzise abgestimmt sind auf die besonderen Anforderungen des Tiefwurzlers. Alternativ zum Erwerb kostspieliger Spezial-Olivenbaumerde mischen Sie das Substrat selbst. Folgende Komponenten sollten enthalten sein:
- Reifer, mittelkörniger Kompost oder Rindenhumus (aus dem eigenen Garten oder Fachhandel)
- Lehmhaltige Gartenerde, locker und humos
- Kokos- oder Holzfasern als Torf-Ersatz
- Bentonit, Lavagranulat, Vermiculit oder Blähton
- Garten- oder Algenkalk
- Sand oder feinkörniger Splitt
Das richtige Mischungsverhältnis wird unter Olivengärtnern lebhaft diskutiert. Im Laufe der Kultivierung werden Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen Ihr ganz persönliches Substratrezept entwickeln. Als Anfänger-tauglich hat sich folgende Zusammensetzung herauskristallisiert:
- Kompost oder Rindenhumus – 4 Teile
- normale Gartenerde – 4 Teile
- Kokos- oder Holzfasern (kein Torf) – 2 Teile
- Bentonit, Lavagranulat oder anderes Tonmineral – 1 Teil
- Kalk – 1 Teil
- Sand – 1 Teil
Der optimale pH-Wert von Olivenbaumerde liegt zwischen 7 und 8. Saure Zitruspflanzenerde ist folglich ungeeignet. Ein weit verbreiteter Irrtum pauschalisiert Oliven- und Zitronenbäume als mediterrane Pflanzen mit Anspruch auf saure Bodenverhältnisse. Tatsächlich verlangt ein Olea europaea im Topf nach einer kalkhaltigen Erde für vitales und gesundes Wachstum. Messen Sie im Zweifel den pH-Wert der Substratmischung einfach nach. Test-Sets sind für wenige Euro in Gartencentern und Baumärkten erhältlich. Die Anwendung basiert in der Regel auf Färbereaktionen und erfordert keinerlei chemische Fachkenntnisse.
Gießen
mit Fingerspitzengefühl – so geht es
Die Topfhaltung erfordert häufigeres Gießen, als an ausgepflanzten Olivenbäumen. Je sonniger und wärmer der Standort, desto rascher trocknet das Substrat aus. Obschon das mediterrane Gehölz kurzzeitige Trockenheit ausgezeichnet verkraftet, sollte die Erde nicht vollständig ausdorren. Die richtige Wasserversorgung zielt ab auf ein wechselfeuchtes Substrat, das zwischenzeitlich um mindestens ein Drittel antrocknet. So gießen Sie einen Olivenbaum im Topf richtig:
- Bester Zeitpunkt ist am frühen Morgen, wenn der kühle Wurzelballen kaltes Leitungswasser verträgt
- Vor dem Gießen mittels Fingerprobe ermitteln, ob die Erde im oberen Drittel getrocknet ist
- Normales, kalkhaltiges Wasser aus der Kannentülle auf den Wurzelballen laufen lassen
Handeln Sie bei der Wasserversorgung nach der Faustregel: Olive selten gießen, dann aber reichlich und durchdringend. Warten Sie nach jedem Gießen ab, bis die Erde erneut fühlbar getrocknet ist. Wer sich als Einsteiger in die Pflege nicht auf sein Fingerspitzengefühl verlassen mag, bedient sich eines Feuchtigkeitsmessers. Dabei handelt es sich um einen einfachen Mess-Stab, der ins Substrat gesteckt wird. Auf einer Skala können Sie nach kurzer Zeit ablesen, ob die Erde nass, halbtrocken oder trocken ist.
Düngen
Tipps für die perfekte Nährstoffversorgung
Zu den unkomplizierten Maßnahmen rund um die Pflege einer Olive im Topf zählt die Nährstoffversorgung. So düngen Sie einen Olivenbaum mit gärtnerischem Sachverstand:
- Von April bis September einen Flüssigdünger ins Gießwasser geben
- Empfehlenswerte Natrium-Phosphor-Kalium-Formulierung (NPK) 20+5+15
- Dosierung und Verabreichung gemäß Anleitung des Herstellers
Wichtig zu beachten ist, dass Sie mit Dünger angereichertes Gießwasser nicht auf die getrocknete Erde geben. Wässern Sie vorher und nachher mit klarem Wasser, damit die Salzkonzentration keine Wurzelschäden verursacht.
Schneiden
wann und wie Sie es richtig machen
Neigt sich die winterliche Wachstumsruhe dem Ende zu, öffnet sich das Zeitfenster für einen Pflege- und Erhaltungsschnitt. Für einen jungen Olivenbaum reicht eine Garten- oder Rosenschere aus. Um an einem älteren Exemplar Äste mit mehr als 3 Zentimetern Durchmesser zu schneiden, empfehlen wir eine handliche Klappsäge. Zwischen Anfang Februar und dem Beginn des frischen Austriebs widmen Sie sich dieser Schnittführung:
- Abgestorbene Zweige und verkahlte Triebspitzen abschneiden
- Aus der Kronenform herausragende Äste zurückschneiden
- Die Schere ansetzen in 3-5 Millimetern Abstand zu einer Blattknospe
- Ins Kroneninnere wachsende Triebe herausschneiden
- Von zwei eng nebeneinander stehenden Zweigen den schwächeren auslichten
In vielen mediterranen Gärten nördlich der Alpen klagen Oliven-Gärtner häufig über eine verkahlende Krone. Da Olivenbäume primär an den Zweigspitzen wachsen und neue Blätter anlegen, vergreist die Krone im Inneren zusehends. In diesem Fall sieht die fachkundige Pflege einen Verjüngungsschnitt vor. Indem Sie alle Zweige um die Hälfte, mindestens jedoch ein Drittel einkürzen, ermutigen Sie den Olivenbaum zu einem erneuten Austrieb aus schlafenden Augen an der Basis. Achten Sie beim Rückschnitt streng darauf, dass mindestens 2 Vegetationspunkte am Trieb stehen bleiben. Sie optimieren die Wachstumsprognose, indem Sie zuvor den Olivenbaum in frisches Substrat umtopfen.
Überwintern
Rahmenbedingungen und Pflege kurz gefasst
Räumen Sie einen Olivenbaum im Topf erst ein, wenn die nächtlichen Temperaturen sich -10 °C nähern. Je länger die Pflanze im Freien verweilt, desto besser verkraftet sie eine Überwinterung im mitteleuropäischen Klima hinter Glas. In wintermilden Regionen, wie Weinanbaugebieten oder am Niederrhein, verweilen die meisten Topf-Oliven bis kurz vor Weihnachten auf Balkon und Terrasse. Um dabei den idealen Termin zu wählen, gibt ein in der Nähe platziertes Minimum-Maximum-Thermometer genauen Aufschluss. So überwintern Sie einen Olea europaea richtig:
- Ideales Winterquartier: hell bis sonnig mit kühlen 0 °C bis 5 °C
- Zwischen Anfang Oktober und Ende März nicht düngen
- Sparsam gießen mit normalem Leitungswasser
- Regelmäßig lüften
Eine Kombination aus viel Licht und niedrigen Temperaturen bietet einem Olivenbaum die bestmöglichen Rahmenbedingungen. Als Winterquartier gut geeignet sind dabei ein ungeheizter Wintergarten, ein helles, kühles Treppenhaus oder die lichtdurchflutete, frostfreie Garage. Mangelt es jedoch an Licht, wirft die Olive ihre immergrünen Blätter ab. Doch das ist kein Grund zur Beunruhigung. Die Krone treibt im Frühjahr munter wieder aus, sobald der Baum seinen angestammten Platz auf Balkon oder Terrasse wieder einnehmen kann. Indem Sie über der Krone eine Pflanzen- oder Tageslichtlampe aufhängen und mindestens 8 Stunden täglich einschalten, beugen Sie einem Blattabwurf vor.
Umtopfen
Schritt-für-Schritt-Anleitung
In Intervallen von 2 bis 3 Jahren sollten Sie Ihre Olive umtopfen. Diese Prämisse gilt auch, wenn der Baum seinen Topf noch nicht vollständig durchwurzelt hat. Zumindest ein Wechsel in frisches Substrat steht nach dieser Zeit auf dem Pflegeprogramm. Solange zwischen Wurzelballen und Gefäßrand mindestens 2 Fingerbreit Platz ist, können Sie den bisherigen Topf nach einer gründlichen Säuberung erneut verwenden. Achten Sie beim Kauf eines neuen Kübels bitte darauf, dass sich im Boden eine oder mehrere Öffnungen befinden als Wasserablauf. So topfen Sie einen Olivenbaum gekonnt um:
- Bester Zeitpunkt ist im Frühjahr vor dem Ausräumen zwischen Februar und Mai
- Eine alte Decke, Gardine oder Folie ausbreiten
- Olivenbaum auf die Seite legen, den Wurzelhals umfassen und langsam austopfen
- Festsitzenden Wurzelballen mit einem langen Messer von der Topfwand lösen
- Altes Substrat abschütteln oder mit den Fingern entfernen
- Auf dem Kübelboden eine Drainage aus Splitt, Kieselsteinen oder Tonscherben ausbreiten
- Zum Schutz vor Verschlämmung die Drainage abdecken mit einem luft- und wasserdurchlässigen Vlies
Mit einem Zollstock messen Sie vorab nach, wie viel Pflanzenerde einzufüllen ist, damit die Wurzelscheibe letztlich 3 bis 4 Zentimeter unter dem Topfrand liegt. Füllen Sie das Substrat ein und drücken es dann mit beiden Händen an, um Luftlöcher zu vermeiden. Nun positionieren Sie den Wurzelballen mittig auf der Erde. Während Sie mit einer Hand den Stamm stabilisieren, füllen Sie mit der anderen Hand das Substrat ein. Schütteln Sie hin und wieder das Wurzelgeflecht, damit sich die Erde bis in alle Zwischenräume verteilt. Im letzten Schritt drücken Sie das Substrat nochmals an und gießen dann durchdringend, bis die ersten Tropfen aus der Bodenöffnung laufen. In den folgenden 8 bis 10 Tagen verweilt ein umgetopfter Olivenbaum zur Regeneration am halbschattigen Standort.