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Orchideen im Glas halten – Pflege von Orchideen ohne Erde

Orchideen im Glas halten

Viele der gerade aus den Tropen und Subtropen stammenden Orchideenarten wachsen nicht in der Erde, sondern halten sich mit ihren Wurzeln in den Kronen der Urwaldbäume fest. Die Wurzeln dieser so genannten Epiphyten oder auch Aufsitzerpflanzen benötigen mehr Sauerstoff und Luft als die Wurzeln „normaler“, in Erde wachsender Pflanzen. In herkömmlicher Blumenerde würden diese Orchideen schnell aufgrund von Sauerstoffmangel und Nässe faulen. Deshalb ist eine Kultur ohne Erde – beispielsweise im Glas – vorzuziehen.

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Vorteile der erdfreien Kultur

Epiphytische Orchideen – d. h. solche, die in ihrer natürlichen Umgebung auf Bäumen etc. aufsitzen – benötigen ohnehin keine Erde. Diese Arten können in Pinienrinde, Kokosfasern, Weißtorf oder Seramis bzw. einer Mischung kultiviert werden oder aber gänzlich ohne Substrat. Lediglich Erdorchideen wie Cymbiden oder Venusschuhorchideen benötigen eine Erdmischung aus Pinienrinde sowie Aussaat- oder Jungpflanzenerde. Dabei sollte die Orchideenerde möglichst grob sein, denn das Substrat dient weniger als Wasser- und Nährstoffspeicher, sondern gibt der Pflanze Halt und sorgt durch die großen Lücken zwischen den Substratbrocken für ausreichend Luft im Topf. Da Wasser und Nährstoffe allerdings ausschließlich durch das Gießen hinzugefügt werden, ist eine Kultur in Substrat im Grunde nicht notwendig.

Die gänzlich substratlose Kultur bietet nämlich interessante Vorteile:

  • immer ausreichend Licht und Luft an den Wurzeln
  • Wasserbedarf der Pflanze sofort sichtbar: bei grünen Wurzeln nicht gießen
  • Wässern nur bei weißen Wurzeln nötig
  • substratlose Kultur sehr gut für Allergiker bzw. empfindliche Menschen geeignet
  • da häufig Pilzsporen und andere Allergene in Blumensubstraten
  • Orchideenkultur ohne Erde gleichzeitig ohne Allergene
  • in fertig gekaufter Orchideenerde häufig eingeschleppte Schädlinge und Krankheiten
  • erdlose Kultur im Glas ist ein interessanter Hingucker
Orchideen substratlos kultivieren

Möglichkeiten der Kultur ohne Erde

Außer der substratlosen Kultur im Glas – die sich nicht für alle Orchideenarten eignet – gibt es weitere Möglichkeiten, die wunderschönen Blumen ohne Erde zu halten. Dabei bevorzugen manche Arten bestimmte Formen: Während Erdorchideen beispielsweise in einer gänzlich erdfreien Kultur im Glas nicht glücklich werden, fühlen sich epiphytisch wachsende Arten sich vor allem in der Blockkultur wohl. Bevor Sie sich also für eine Kultivierungsform entscheiden, schauen Sie zuvor am besten auf die konkreten Bedürfnisse der ausgewählten Orchideenart: Diese können sich nämlich sehr voneinander unterscheiden.

Hydrokultur

Die Hydrokultur funktioniert ganz ohne Substrat, stattdessen wird Blähton oder Tongranulat zur Stabilisierung der Pflanze im Topf verwendet. Allerdings ist diese Form der Pflanzenkultur für Orchideen nur bedingt geeignet, denn die Wurzeln wachsen nicht im Wasser. Stattdessen faulen sie, wenn sie sich ständig in der Staunässe befinden. Wenn Sie Ihre Orchideen dennoch in Hydrokultur ziehen wollen, sollten Sie diese Hinweise beachten.

  • Wasserstandsanzeiger immer nur bis „Optimum“, nie bis „Maximum“ füllen
  • Orchideenwurzeln sollten niemals ins Stauwasser hineinreichen
  • geschädigte Wurzeln sofort entfernen und waschen Blähton durchwaschen
  • nur sehr groben Blähton verwenden – wegen der besseren Durchlässigkeit
  • beim Flüssigdünger die Dosis halbieren, dafür entsprechend häufiger düngen
  • beim Umstellen das Substrat sorgfältig auswaschen – Fäulnisgefahr

Blockkultur

Die Blockkultur kommt ganz ohne Pflanzgefäß und Erde aus. Sie eignet sich vor allem für epiphytisch wachsende Orchideen wie die beliebte Phalaenopsis sehr gut. Dazu werden die Orchideen an Holzstücken (beispielsweise Eiche, Buche oder Nadelholz mit fester Rinde) aufgebunden. Zum Aufbinden ist ein spezieller Pflanzstoff, meist Sphagnum-Moos (auch als Sumpfmoos bezeichnet), notwendig. Die Pflanzen selbst werden mit Kupferdraht, weichem Bindedraht oder einem zerschnittenem Nylonstrumpf befestigt. Gehen Sie beim Aufbinden sehr behutsam vor, keinesfalls dürfen Pflanzenteile oder Wurzeln gequetscht werden. Lassen Sie aber auch niemals die Wurzeln oder gar die Pflanzen selbst einfach lose hängen, denn dadurch lösen sich die Wurzeln von ihrer Unterlage und sterben irgendwann ab.

Orchideen auf Holzstücken kultivieren

Unser Tipp:

Die Blockkultur gelingt nur bei wirklich hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie in einem Gewächshaus, in einer Vitrine oder einem Terrarium möglich ist. Auch aufgebundene Orchideen werden lediglich mit der Hälfte der empfohlenen Konzentration gedüngt, dafür aber entsprechend häufiger.

Orchideen auf Blockkultur umstellen – so geht’s:

Wenn Sie Ihre epiphytischen Orchideen auf die natürlichere Blockkultur umstellen wollen, gehen Sie dabei am besten wie im Folgenden beschrieben vor.

  • Bereiten Sie die Unterlage vor

Versehen Sie eine Unterlage aus Kork oder Holz von passender Größe oben oder mittig mit einem Drahthaken. Dann bedecken Sie sie gleichmäßig mit feuchtem Sphagnum.

  • Bereiten Sie die Orchidee vor

Entfernen Sie zunächst alte Wurzeln und Blätter von der Orchidee und spülen Sie sorgfältig sämtliche Substratreste aus. Legen Sie die Wurzeln nun auf die Unterlage und verteilen Sie sie gleichmäßig.

Orchideen auf andere Kultur umstellen
  • Bedecken Sie die Wurzeln

Bedecken Sie die Wurzeln bis knapp zum Wurzelhals mit feuchtem Sphagnum. Sehr lange Wurzeln dürfen Sie dabei ruhig seitlich herausragen lassen.

  • Orchidee festbinden

Binden Sie nun alles mit Bindedraht stramm, aber nicht zu fest zusammen. Beginnen Sie dabei am Wurzelhals. Zum Schluss schneiden Sie den Draht ab und verknoten ihn sorgfältig.

Unser Tipp:

Im Topf gezogene Orchideen lassen sich am besten im Frühjahr auf Blockkultur umstellen, wobei Sie sehr große Pflanzen besser in Körbe setzen sollten: Diese Exemplare sind nämlich gefährdet, weil bei der Blockkultur die Wurzeln naturgemäß leicht austrocknen. Besprühen Sie Pflanze und Wurzeln häufiger, dann gelingt die Umstellung besser und die Orchidee gewöhnt sich leichter um.

Orchideen im Glas

Sehr hübsch anzusehen und vor allem für viele epiphytische Arten geeignet ist die gänzlich substratlose Kultur im Glas. Setzen Sie die Pflanze hierzu mit nackten Wurzeln in ein hohes Glas mit weiter Öffnung – vor allem Hyazinthengläser sind für diesen Zweck genau richtig. Achten Sie bei der Umstellung von Topf- auf Glaskultur darauf, dass keinerlei Substratreste mehr an den Wurzeln hängen: Diese fördern nur die Fäulnis, weshalb die Wurzeln gründlich gereinigt werden müssen. Spülen Sie die Wurzeln zu diesem Zweck mit fließendem, handwarmem Wasser ab und achten Sie darauf, die empfindlichen Pflanzenteile nicht zu knicken oder anderweitig zu verletzen. Nach dem Einsetzen füllen Sie ca. einen Zentimeter hoch Regenwasser in das Glas ein, so dass die Wurzeln leicht ins Wasser hängen. Sie saugen sich rasch voll und färben sich grün.

Orchidee in Glaskultur halten

Tipp: Das Glas hat die richtige Größe, wenn die Orchidee fest und ohne hin und her zu wackeln darin sitzt – auch ohne stützendes Substrat. Sitzt die Orchidee noch zu lose, wählen Sie besser ein kleineres Gefäß.

Orchideenarten

Welche Orchideenarten eignen sich für die Kultur im Glas?

Für eine substratlose Kultur im Glas eignen sich vor allem epiphytisch wachsende Orchideen sehr gut. Diese auch als Aufsitzerpflanzen bezeichneten Gewächse stammen vor allem aus den warmen und feuchten tropischen bzw. subtropischen Regenwäldern. Entsprechend sollten auch ihre Lebensbedingungen im Zimmer gestaltet werden: warm, feucht und hell – letzteres jedoch nicht unbedingt direkt sonnig. Die folgenden Arten sind wie geschaffen für eine Glaskultur.

Vanda

  • aus Südostasien, bis 50 Zentimeter hoch, sehr blühfreudig und mit langer Blütezeit

Aerides

  • aus Südostasien, bis 40 Zentimeter hoch, sehr lange Blütezeit

Ascocentrum

  • aus Südostasien, bis 40 Zentimeter hoch, blühfreudig, bildet Blütenbüschel in intensiven Farben aus

Neofinetia

  • aus Ostasien, bis 15 Zentimeter hoch, kleine, hübsche Blüten, schwierig zu kultivieren

Unser Tipp:

Wählen Sie für die Kultur im Glas eher klein bleibende bzw. langsam wachsende Orchideen: Sehr groß werdende Arten finden bei dieser Form keinen Halt und müssen zudem häufig angebunden bzw. mit Hilfe eines Stabes gestützt werden. Außerdem können Sie nur Arten auswählen, deren Wurzeln gegenüber Licht unempfindlich sind.

einige Orchideen eignen sich für die Glaskultur

Orchideen im Glas richtig pflegen

Damit Sie lange Freude an den prächtigen Blüten der Orchideen haben, ist eine artgerechte Pflege immens wichtig. Grundsätzlich gelten Orchideen als nicht unbedingt einfach in der Pflege, wobei sich die Anforderungen stark unterscheiden können. Manche Orchideenarten  wie beispielsweise viele Phalaenopsis-Hybriden, gelten als recht pflegeleicht und gedeihen oft problemlos auf der Fensterbank – vorausgesetzt, sie haben ausreichend (aber nicht zu viel!) Licht, werden richtig gegossen und ausreichend gedüngt. Da vor allem tropische Orchideen wie Vanda und die eng verwandten Arten Aerides, Ascocentrum und Neofinetia im Glas gepflegt werden, gelten die nun folgenden Hinweise für diese. Andere Orchideen wiederum haben davon abweichende Bedürfnisse.

Standort und Licht

Wie alle Pflanzen brauchen auch Orchideen Licht, um Fotosynthese betreiben zu können. Zwar vertragen die meisten Arten, die im lichten Schatten anderer Urwaldpflanzen wachsen, keine direkte Sonne. Als Pflanzen der Tropen und Subtropen sind sie jedoch daran gewöhnt, dass sie fast immer gleich viele Stunden Licht bekommen. So beträgt die Tageslänge in Äquatornähe rund ums Jahr etwa 12 Stunden – bei uns dagegen bekommen Orchideen im Sommer bis zu 16 und im Winter oft nur zwei Stunden Licht. Deshalb ist an dunklen Standorten sowie während der Wintermonate meist ein Zusatzlicht notwendig, damit die Pflanzen gut gedeihen. Umgekehrt kann aber auch eine zu hohe Lichtstärke für die Pflanzen schädlich sein: Insbesondere im Frühjahr und Sommer können direkte Sonnenstrahlen die empfindlichen Blätter verbrennen.

substratlos kultivierte Orchideeen dürfen nicht austrocknen

Gießen

Bei der substratlosen Kultur im Glas müssen Sie darauf achten, dass die Orchideen nicht austrocknen. Gesunde Pflanzen haben feste, ledrige Blätter mit einer glänzenden Oberfläche. Ist es der Pflanze jedoch zu trocken, wird die Blattoberfläche matt und fahl, außerdem falten sich die Blätter zusammen und sind weich und biegsam. Achten Sie bei der Wasserversorgung vor allem auf diese Punkte.

  • im Glas immer ca. einen Zentimeter hoch Wasser stehenlassen
  • Wasser wöchentlich ausleeren und neu auffüllen
  • substratlos kultivierte Orchideen nicht gießen
  • sondern stattdessen tauchen bzw. besprühen
  • Orchideen täglich mit zimmerwarmem Wasser besprühen
  • vor dem erneuten Besprühen sollten die Wurzeln trocken sein
  • grüne Wurzeln brauchen noch kein Wasser
  • ausschließlich kalkfreies bzw. entkalktes Wasser verwenden
  • Luftfeuchtigkeit konstant hoch halten
  • in den Blattachseln sowie im Herz am Sprossende darf kein Wasser stehenbleiben
  • beides führt zu Fäulnis
  • immer morgens sprühen, dann kann die Pflanze tagsüber abtrocknen
  • Blüten dürfen nicht nass werden

Unser Tipp:

Das größte Problem bei der Pflege von Vandeen und ihren Verwandten auf der Fensterbank ist trockene Luft und damit verbunden ein langsames Austrocknen der Pflanze. Als Sofortmaßnahme bei Trockenheit tauchen Sie die Wurzeln zwei Stunden lang in Wasser ein, bis sie sich mit der Feuchtigkeit vollgesogen haben.

Orchideen richtig düngen

Düngen

Bei einer substratlosen Kultur sollten die Orchideen zwischen Juni und November alle zwei Wochen gedüngt werden. Im Dezember sowie im Januar wird dagegen nicht gedüngt. Versorgen Sie die Pflanze wie folgt mit Nährstoffen.

  • Wurzeln für zehn Minuten in einer Flüssigdüngerlösung baden
  • Pflanze sollte sich mit Flüssigkeit vollsaugen
  • nur flüssigen Orchideendünger verwenden
  • jedoch nur die Hälfte der für Topforchideen empfohlenen Konzentration anmischen
  • anderenfalls ist der Salzgehalt für die Wurzeln zu hoch

Unser Tipp:

Wählen Sie für Ihre Orchideen keinen Zimmerpflanzendünger, sondern immer einen speziellen Orchideendünger. Er enthält neben den Nährstoffen alle wichtigen Spurenelemente.

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