Pfifferlinge erkennen: 5 Regeln mit Bild
Pfifferlinge sammeln und erkennen will gelernt sein. Tückische Doppelgänger bestrafen einen Fehlgriff mit üblen Magenbeschwerden. Für Sicherheit und unbeschwerten Pilzgenuss sorgen diese 5 Regeln mit Bild. So bestimmen Sie einen original Pfifferling mit Sachverstand.
Inhaltsverzeichnis
Drei häufige Arten in Deutschland
Die Gattung der Pfifferlinge (Cantharellus) besiedelt mit 14 Arten und Varietäten die Laub- sowie Mischwälder Europas. Davon sind folgende 3 Arten in deutschen Wäldern häufig anzutreffen und stehen indes bei Pilzsammlern als delikate Speisepilze hoch im Kurs:
- Echter Pfifferling, Eierschwammerl (Cantharellus cibarius)
- Samtiger Pfifferling, Samtpfifferling (Cantharellus friesii)
- Amethyst-Pfifferling, violettschuppiger Pfifferling (Cantharellus amethysteus)
Diese drei Pfifferlinge profan als essbar zu bezeichnen, wird dem einzigartigen Aroma nicht gerecht. Ihre hohe Wertschätzung als Delikatesse resultiert nicht zuletzt aus dem Umstand, dass es sich um authentische Naturschätze handelt, die sich einem kommerziellen Anbau beharrlich verweigern. Das Zeitfenster für die Pfifferlinge Saison ist nur wenige Monate im Jahr geöffnet vom Sommer bis in den frühen Herbst.
Pfifferlinge erkennen: 5 Regeln
Damit Ihnen keiner dieser Premium-Pilze beim Sammeln entgeht, machen die folgenden fünf Grundregeln explizit aufmerksam auf feine Unterschiede zwischen den leckeren Protagonisten.
Hut
Markantestes Erkennungsmerkmal für einen Pfifferling ist sein Hut. Größe, Form und Farbe fungieren als zuverlässige Hinweise für eine sattelfeste Identifizierung. Folgende Attribute stehen im Fokus:
Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius)
- Hut-Durchmesser: 2-8 cm (selten bis 15 cm)
- Farbe: dottergelb bis zitronengelbHut-Durchmesser: 1-5 cm
Samtiger Pfifferling (Cantharellus friesii)
- Farbe: orange bis orangegelb
- Besonderheiten: samtige Oberfläche, orange-rosa bis gelbliche Hutunterseite, später verblassend
Amethyst-Pfifferling (Cantharellus amethysteus)
- Hut-Durchmesser: 2-8 cm (selten bis 20 cm)
- Farbe: gelb mit violetten Schüppchen
- Besonderheit: violette Farbtupfer am Hutrand
In Bezug auf die Form sind zwischen den drei Pfifferlings-Arten keine Unterschiede zu verzeichnen. Zu Beginn weist der Hut eine halbkugelige bis gewölbte Gestalt auf, die sich sukzessive umstülpt zu einem trichterartigen Erscheinungsbild. Charakteristisch ist ein unregelmäßig gewellter Hutrand, der sich bei älteren Exemplaren mitunter leicht einrollt.
Stiel und Leisten
Pfifferlinge tragen ihren einprägsamen Hut auf einem vollfleischigen, hutfarbenen Stiel. Dieser Aspekt macht noch keinen entscheidenden Unterschied zu zahlreichen anderen Pilzarten aus. Werfen Sie hingegen einen Blick unter den Hut, offenbart sich Ihnen ein wesentliches Erkennungsmerkmal in Gestalt von Leisten. Alle Pfifferlinge gedeihen mit weit herablaufenden Leisten. Diese sind mit dem Fruchtfleisch fest verwachsen.
Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius)
- Stiel-Höhe: 3-6 cm (selten bis 8 cm)
- Leisten: hutfarben, schmal, gegabelt und miteinander verbunden, am Stielende allmählich auslaufend
Samtiger Pfifferling (Cantharellus friesii)
- Stiel-Höhe: 2-4 cm (selten bis 8 cm)
- Leisten: weißlich bis hellgelb, dick, gegabelt mit Querverbindungen, faltig
Amethyst-Pfifferling (Cantharellus amethysteus)
- Stiel-Höhe: 1-3 cm (selten bis 5 cm)
- Leisten: gelblich, mehrfach gegabelt, weit herablaufend
Die Pilzkunde differenziert nach Leisten und Lamellen. In diesem Zusammenhang werden alle Pfifferlinge als Leistenpilze kategorisiert. Für Einsteiger ist der Unterschied zwischen Leisten und Lamellen nicht immer zu erkennen. In diesem Fall bringt ein einfacher Trick Licht ins Dunkel. Streichen Sie mit dem Finger über die fragliche Region unter dem Hut. Im Gegensatz zu fest verwachsenen Leisten, lassen sich Lamellen vom Fruchtfleisch mit leichtem Fingerdruck verschieben oder lösen.
Tipp: Sachkundige Pilzsammler lassen einen jungen Pfifferling stehen, wenn er gerade aus dem Waldboden lugt. Winzige Jungpilze zu sammeln ist nicht nur unergiebig und als Raffgier verpönt. Fernerhin birgt dieser „Babymord“ die große Gefahr, den Pilzjüngling mit einem giftigen Doppelgänger zu verwechseln.
Fleisch
Um die dritte Regel anzuwenden, nehmen Sie bitte ein scharfes Messer zur Hand. Schneiden Sie den Pilz der Länge nach auf. Pfifferlinge sind zu erkennen an einem festen, blassgelben Fleisch. Bei ausgewachsenen Pilzen ist das knackige Fruchtfleisch geprägt durch einen gelblichen Rand.
Geruch
Jeder originale Pfifferling ist ein Fest für die Sinne. Haben Sie einen goldgelben Schatz im Wald entdeckt, dürfen Sie gerne daran schnuppern. Nehmen Sie einen fruchtig-frischen Duft wahr mit leichter Aprikosen-Note, halten Sie einen echten Pfifferling in Händen. Ein angenehmer Duft nach Mirabellen verrät den Samtpfifferling. Kenner der Materie schwören, dass ein violettschuppiger Pfifferling etwas würziger duftet, als seine Artgenossen.
Geschmack
Die fünfte Regel für eine belastbare Identifizierung von Pfifferlingen erfordert eine Kostprobe. Ein Echter Pfifferling sollte seinem Namen alle Ehre machen mit einem scharf-würzigen Geschmack nach Pfeffer. Gourmets attestieren Samtpfifferling und Amethyst-Pfifferling ein etwas milderes Aroma.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass diese Regeln zum Erkennen von Pfifferlingen primär als Orientierungshilfe dienen. Indem Sie Ihre Pilzausbeute einem zertifizierten Sachverständigen zur Begutachtung vorlegen, sind Sie auf der sicheren Seite. Fündig werden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. Auf der Homepage können Sie die Kontaktdaten zu einem Pilzsachverständigen mithilfe einer Suchfunktion nach Postleitzahlen ermitteln.
Tückische Doppelgänger
In Laub- und Mischwäldern tummeln sich zwei Pilze, die im wahrsten Sinne des Wortes „keinen Pfifferling wert sind“. Diese beiden Doppelgänger mit echten Pfifferlingen zu verwechseln, wird bestraft mit quälenden Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu ernsthaften Organschäden. Um Sie vor einem Fehlgriff zu bewahren, beleuchten wir im Folgenden die fünf Regeln zum Erkennen von Pfifferlingen aus Sicht der tückischen Pendants:
Falscher Pfifferling, Gabelblättling (Hygrophoropsis aurantiaca) – giftig
- Hut: 2-12 cm Durchmesser, leuchtend orange
- Stiel und Leisten: 3-7 cm hoch, 3-8 cm breit mit ablösbaren Lamellen
- Fleisch: weißlich, zäh, biegsam bis weich
- Geruch: neutral oder krautig bis säuerlich
- Geschmack: wattig-mild bis leicht bitter
Eine kleine Kostprobe bedeutet für gesunde Erwachsene keine Gefahr. Erst in größeren Mengen verursacht der Verzehr von Falschen Pfifferlingen Übelkeit, Magenkrämpfe und Erbrechen.
Ölbaumtrichterling, Dunkler Ölbaumpilz (Omphalotus olearius) – giftig
- Hut: 3-11 cm, kräftig orange bis rostbraun, dünnfleischig,
- Stiel und Leisten: 5-15 cm, goldgelbe, ablösbare Lamellen, die bei Dunkelheit leuchten
- Fleisch: gelblich bis orange, zäh, faserig
- Geruch: unangenehm nach fauligem Nadelholz
- Geschmack (optional): abstoßend-mild
Von einer Kostprobe wird dringend abgeraten. Um den giftigen Doppelgänger nicht zu verwechseln mit echten Pfifferlingen, sollte sich die Prüfung beschränken auf optische Merkmale und Geruch. Dunkle Ölbaumpilze sind sehr giftig. Schon der Verzehr in kleinen Mengen löst erhebliche Vergiftungserscheinungen aus bis hin zu Leberschäden.
Sind Sie mithilfe dieser Hinweise einem ungenießbaren Pfifferling-Doppelgänger auf die Schliche gekommen? Dann zerstören Sie den pilzigen Hochstapler bitte nicht. Alle Pilze leisten einen unschätzbaren Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht der Natur. Was Menschen als Giftpilz schwer auf den Magen schlägt, stellt für Wildtiere häufig eine wertvolle Nahrungsquelle dar.