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Cardy, Kardone, Cynara cardunculus: Pflege und Rezepte zur Zubereitung

Cardy/Kardone (Cynara cardunculus)
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Blütenfarbe
rosa, violett
Standort
Halbschatten, Sonnig
Blütezeit
August, September
Wuchsform
aufrecht, einjährig, mehrjährig, horstbildend, Staude
Höhe
bis zu 150 cm
Bodenart
sandig, lehmig
Bodenfeuchte
mäßig trocken, mäßig feucht, frisch
pH-Wert
neutral, schwach alkalisch
Kalkverträglichkeit
Kalktolerant
Humus
humusreich
Giftig
Nein
Pflanzenfamilien
Korbblütler, Asteraceae
Pflanzenarten
Kübelpflanzen, Beetpflanzen, Nutzpflanzen, Heilpflanzen, Zierpflanzen, Trockenblumen, Blattgemüse
Gartenstil
Nutzgarten, Gemüsegarten, Ziergarten

Wenn Hausgärtner im Gemüseanbau gerne historischen Pfaden folgen, darf die Kardone im Pflanzplan nicht fehlen. Die mediterrane Nutzpflanze begeistert mit bizarrer Schönheit und schmackhaften Blättern, denen sie den Namen Gemüseartischocke verdankt. Tauchen Sie hier ein in die wundersame Welt einer Cynara cardunculus, deren herausragende Attribute ein Steckbrief offenbart. Eine praxiserprobte Anleitung beleuchtet die unkomplizierte Pflege in allen Details. Wie sich die Cardy in einen Gaumenschmaus verwandelt, erklären die leckersten Rezepte für die Zubereitung.

Video-Tipp

Cardy & Artischocke unterscheiden

Cardy und Artischocke sind botanisch eng verwandt und sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Maßgeblicher Unterschied ist die unterschiedliche Art der Zubereitung. Der Anbau von Artischocken zielt ab auf die Ernte der knospigen Blütenstände mit dem saftig-fleischigen Blütenboden. Im Gegensatz dazu tragen Kardone deutlich kleinere Blüten in größerer Anzahl und werden kultiviert, um die appetitlichen, dickfleischigen Blattstiele als vitaminreiches, würzig-bitteres Wintergemüse zu ernten.

Frisch geerntete Cardy-Stiele auf Gemüsemarkt
Anders als bei der Artischocke, werden bei Cardy insbesondere die Stiele verzehrt.

Pflege-Anleitung

Die erfolgreiche Cardy-Pflege nimmt ihren Anfang in der umsichtigen Wahl der Anzuchtmethode. Hausgärtner kaufen keine kostspieligen Jungpflanzen, sondern ziehen Kardone aus Samen heran. Eine ausgeprägte Frostempfindlichkeit macht die Direktaussaat von Cynara cardunculus zu einem riskanten Unterfangen, das lediglich in milden Weinbauregionen erfolgversprechend ist. Damit junge Gemüseartischocken mit einem vitalen Wachstumsvorsprung in die Saison starten, rückt die Aussaat hinter Glas in den Fokus. Die folgende Pflege-Anleitung erklärt die richtige Vorgehensweise und alle weiteren Schritte einer sachkundigen Kultivierung bis zu einer reichen Ernte im Herbst.

Aussaat

Wenn sich Mitte/Ende Februar die Lichtverhältnisse auf der Fensterbank verbessern, öffnet sich das Zeitfenster für die Aussaat. Die Keimfreudigkeit des Saatguts wird optimiert, wenn Sie die Samen 24 Stunden zuvor in lauwarmem Wasser oder Kamillentee einweichen. Obschon die adulten Pflanzen zu den Starkzehrern zählen, wird für die Anzucht ein mageres Substrat benötigt, wie die feine, lockere Bio-Aussaaterde von Floragard, Kokosfasersubstrat oder Kräutererde.

Cardy Pflanze
Damit die Pflanze sich prächtig entwickelt, sollte gegen Ende des Winters mit der Aussaat der Cardy begonnen werden.

Kleine Töpfe mit einer Bodenöffnung als Wasserablauf eignen sich hervorragend als Saatgefäße. Um den Samen eine konstante Temperatur von 20 bis 25 Grad zu bieten, empfehlen wir die Verwendung eines beheizbaren Mini-Gewächshauses. Alternativ kommt ein Platz auf der sonnigen Fensterbank über einem aktiven Heizkörper in Betracht. So säen Sie Cardy-Samen fachmännisch aus:

  • Saatgefäße bis fingerbreit unter dem Rand füllen mit Anzuchterde
  • je Gefäß bis zu 4 Samen im Abstand von 6 cm etwa 3 bis 5 cm tief in die Erde stecken
  • Substrat andrücken und mit zimmerwarmem Wasser besprühen
  • Töpfe ins Zimmergewächshaus verbringen oder unter transparenter Haube aufstellen
  • in folgenden 4 Wochen Erde konstant leicht feucht halten
  • Sämlinge nicht düngen

Setzt die Keimung ein, können Ihre Zöglinge das Zimmergewächshaus verlassen. Ebenso hat eine Abdeckung zu diesem Zeitpunkt ihre Aufgabe erfüllt und wird entfernt. Für das weitere Wachstum begnügen sich Kardone-Keimlinge mit Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad Celsius am hellen, nicht vollsonnigen Standort. Nach einem Monat selektieren Sie die schwachen Sämlinge aus, sodass je Topf das stärkste Exemplar übrig bleibt. Diese Vorgehensweise erspart den jungen Cynara cardunculus das strapaziöse Pikieren in Einzeltöpfe und schont die zarten Wurzeln.

Pflanzzeit

In der zweiten Maihälfte beginnt die Pflanzzeit für vorgezogene Cardy im Beet und Kübel. Als terminlicher Orientierungspunkt dient die Kalte Sophie, die am 15. Mai als letzte der Eisheiligen vom definitiven Ende der kalten Jahreszeit kündet. In milden Weinbauregionen können Hausgärtner ab diesem Termin die Direktaussaat in Angriff nehmen.

Standort

Damit die Spanische Artischocke alle gärtnerischen und kulinarischen Hoffnungen erfüllt, stehen die folgenden Rahmenbedingungen im Fokus:

  • sonniger, warmer Standort
  • gerne luftfeucht und luftig
  • nährstoffreicher, tiefgründiger Boden
  • frisch-feucht bis mäßig-trocken mit guter Durchlässigkeit
Cardy (Cynara cardunculus)
Cardy mag es sonnig und warm.

Da diese Licht- und Bodenverhältnisse im Nutzgarten die Regel sind, wird Ihnen die Standortwahl wenig Kopfzerbrechen bereiten.  Im Kübel wünschen Cardy sich einen sonnenverwöhnten Platz auf dem Balkon sowie eine nährstoffreiche, torffreie Bio-Gemüseerde auf Kompostbasis.

Im Beet

Hegen Sie bei lehmig-sandigem Erdreich Bedenken hinsichtlich des Nährstoffgehaltes, empfehlen wir die Einarbeitung von 3 Litern Kompost und 100 Gramm Hornspänen je Quadratmeter Beetfläche. Schwere Gartenerde mit der Tendenz zur Verdichtung lockern Sie bitte mit Sand und Lauberde auf. Während Sie sich der Bodenbearbeitung widmen, stellen Sie die eingetopften Kardone-Wurzelballen in einen Eimer mit Wasser. So pflanzen Sie Cardy im Beet richtig:

  • geräumige Pflanzgruben im Abstand von 100 cm x 100 cm ausheben
  • Aushub mit Hornspänen und Kompost anreichern
  • wassergetränkte Jungpflanzen austopfen
  • je Grube eine Cardy mittig einpflanzen unter Verwendung der angereicherten Erde
  • wichtig: Wurzelscheibe liegt knapp unterhalb der Bodenoberfläche

Drücken Sie die Erde mit beiden Händen fest und gießen an. Mulchen Sie anschließend mit Rindenmulch, Kompost oder Lauberde.

Im Kübel

Balkongärtner pflanzen eine raumgreifende Cynara cardunculus im großen Kübel mit mindestens 10 Litern Volumen. Eine Drainage aus Tonscherben auf dem Topfboden beugt Staunässe zuverlässig vor. Füllen Sie zunächst Gemüseerde bis auf halbe Höhe ein. Anschließend pflanzen Sie eine wassergetränkte, ausgetopfte Kardone so ein, dass die bisherige Pflanztiefe unverändert bleibt. Zugleich sollte ein 2 cm breiter Gießrand frei bleiben, damit kein Regen- oder Gießwasser überlaufen kann.

Gießen und düngen

Cardy - Kardone
Cardy ist in der Pflege sehr anspruchsvoll.

Ein Wasser- und Nährstoffbedarf auf höchstem Niveau dominiert das Pflegeprogramm. Das Substrat darf zu keinem Zeitpunkt austrocknen, weil sich Cynara cardunculus von Trockenstress nur selten wieder erholen. Auf Staunässe im Beet und Kübel reagieren die mediterranen Gemüsepflanzen gleichfalls empfindlich. So gießen und düngen Sie Spanische Artischocken richtig:

  • regelmäßig gießen für konstante Bodenfeuchte
  • an heißen Sommertagen zweimal täglich wässern
  • Wasser unmittelbar auf Erde laufen lassen, ohne Staunässe zu verursachen
  • Kardone im Beet alle 2 Wochen düngen mit Kompost und Brennnesseljauche
  • im Kübel wöchentlich flüssigen Bio-Gemüsedünger ins Gießwasser geben

Hinweis: Frischen Sie die Mulchschicht regelmäßig auf, damit der Boden im Kardone-Beet länger feucht-warm bleibt und zusätzliche Nährstoffe erhält.

Bleichen und ernten

Die bitterstoffreichen Stängel einer Cynara cardunculus werden zarter, wenn sie in den Wochen vor der Ernte bleichen. Die Prozedur ist zweifellos zeitaufwändig und langwierig. Wer sich die Mühe macht, wird belohnt mit einem kulinarischen Genuss in Sterne-Qualität. So machen Sie es richtig:

  • Ende August/Anfang September bei trockener Witterung die Blätter locker zusammenbinden
  • Stiele 20 cm hoch anhäufeln und mit Jutebändern oder Wellpappe umhüllen
  • Luft muss innerhalb der Ummantelung zirkulieren können

Am Ende gleicht jede eingepackte Cardy einer kleinen Palme, weil lediglich die Blattspitzen die Hülle überragen. Nach 2 bis 4 Wochen ist der Prozess abgeschlossen und Sie können die gebleichten Blattstiele ernten.

Cardy (Cynara cardunculus)
Cardy hat Ähnlichkeit mit einer Palme.

Kardone ernten – darauf sollten Sie achten

Cynara cardunculus sind nur kurz lagerfähig. Ernten Sie daher idealerweise die aktuell benötigte Menge. Schneiden Sie die fleischigen Blattstiele mit einem scharfen, sauberen Messer ab. Kurz vor der Zubereitung entfernen Sie die stacheligen Blätter und ziehen die faserige Schale ab, ähnlich wie bei Rhabarber.

Rezepte zur Zubereitung

Freunde des leicht bitteren Aromas an Rucola, Chicorée oder Radicchio werden die folgenden Cardy-Rezepte zu schätzen wissen. Für eine unkomplizierte Zubereitung werden die geschälten Blattstiele in 4 bis 6 cm lange Stücke geschnitten. Das Schälen geht besonders leicht von der Hand, wenn Sie einen Spargelschäler verwenden. Diese kulinarischen Variationen stehen bei Hobbyköchen hoch in der Gunst:

Schneller Cardy-Imbiss

Wasser aufkochen mit einem Schuss Essig oder Zitronensaft. Kardonenstücke hinzufügen und bissfest kochen. Heiß servieren und gleich genießen. Wahlweise aufkochen in Salzwasser, Milch hinzugeben und 5 Minuten garen lassen. Verzehren, wenn die Stiel-Rippen noch fest sind.

Frisch geschnittene Cardy-Stiele auf Teller
Frisch geschnittene Cardy-Stiele

Gebackene Cardy mit Safran-Mayonnaise und Stangenbrot

Zutaten für 4 Personen:

  • 2 kg geschälte Kardone-Stiele
  • 2 l Wasser
  • Saft von 1 bis 2 ausgepressten Zitronen
  • Mehl zum Wenden
  • 3 Eier
  • 3 EL geriebener Parmesan

Zutaten für die Safran-Mayonnaise:

  • 2 Eigelb
  • 200 ml Sonnenblumenöl
  • 1 TL mittelscharfer Senf
  • 1 EL Essig
  • 1/2 TL Safran
  • 1 TL Salz
  • 1 Messerspitze Pfeffer

Zum Servieren:

  • Stangenbrot

Zubereitung:

  1. Kardonen-Stiele in 5 cm große Stücke schneiden und im Topf mit Zitronen-Wasser für 20 Minuten bissfest kochen.
  2. Eier aufschlagen, verrühren und mit dem Parmesankäse mischen.
  3. Die Cardy-Stücke in Mehl wenden und durch die Eier-Käse-Mischung ziehen.
  4. In einer Pfanne im heißen Öl goldgelb backen.
  5. Die gebackenen Kardone-Happen in eine Auflaufform legen und bis zum Verzehr bei 90 °C im Ofen warm halten.
  6. Für die Mayonnaise alle Zutaten in eine Rührschale geben. Mit dem Mixer so lange verrühren, bis eine cremige Konsistenz entsteht. In eine kleine Schale umfüllen und bis zum Servieren kalt stellen.
  7. Stangenbrot in Scheiben schneiden. Im Toaster oder in der Pfanne rösten. Servieren mit den gebackenen Kardonen und Safran-Mayonnaise.

Schweizer Kardonen-Gratin mit Bechamelsoße

Das folgende Rezept hat Hauptspeisen-Qualität und schmeckt der ganzen Familie.

Zutaten für das Kardonen-Gratin:

  • 1 Schale mit kaltem Wasser
  • Saft einer ausgepressten Zitrone
  • 4 Kardonenstiele (etwa 800 Gramm)
  • 2 l Wasser
  • 100 ml Milch
  • 1 EL Salz
  • 150 g geriebener Käse (z. B. Greyerzer)
  • gefettete Auflaufform

Zutaten für die Bechamelsoße:

  • 1 EL gute Butter
  • 1 gehäufter EL Mehl
  • 200 ml Milch
  • 100 ml Sahne
  • eine Prise Muskat
  • Salz und Pfeffer

Zubereitung:

  1. Zitronensaft in das Wasser gießen.
  2. Kardonenstängel schälen und in 6 cm große Stücke schneiden.
  3. Sogleich in das Zitronenwasser legen als Vorbeugung gegen braune Verfärbungen.
  4. 100 ml Milch in 2 l Wasser geben und aufkochen.
  5. Eine Prise Salz hinzugeben sowie die Kardonenstücke.
  6. 20 bis 25 Minuten bissfest bis weich kochen und abgießen.
  7. Abwechselnd mit dem geriebenen Käse in der gefetteten Auflaufform aufschichten. Im vorgeheizten Ofen bei 220 °C für 20 Minuten garen.

Für die Bechamelsoße Butter in einem Kessel erhitzen. Unter ständigem, schnellem Rühren mit dem Schneebesen Mehl einstreuen, ohne dass das Mehl sich verfärbt. Den Topf vom Feuer nehmen. Sahne und Milch hinzugeben und unter permanentem Rühren aufkochen. Anschließend unter gelegentlichem Umrühren bei mittlerer Hitze 10 Minuten köcheln. Zum guten Schluss abschmecken mit Salz, Pfeffer und Muskat.

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