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Fleischfressende Pflanzen, Karnivoren: Pflege

Fleischfressende Pflanzen (Karnivoren) - Venusfliegenfalle
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Kalkverträglichkeit
k.A.
Humus
k.A.

Karnivoren, Fleischfressende Pflanzen sind ein exotisches Mysterium. Dabei ist ihre Existenz nur eine ungewöhnliche Anpassung auf extrem karge Lebensbedingungen. Als Nahrung kommen verschiedenste Organismen infrage: Von winzigen Einzellern über Insekten wie Fliegen und Mücken bis hin zu Tieren wie Fröschen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie diesen faszinierenden Lebewesen ein schönes Zuhause bieten können, empfehlen wir Ihnen diesen Artikel.

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Steckbrief

  • Pflanzenfamilie: Karnivoren, Insektivoren
  • Gattungen: unter anderem Aldrovanda, Byblis, Dionaea, Pinguicula, Drosera
  • Beliebte Arten: Venusfliegenfalle, Sonnentau, Kannenpflanze
  • insgesamt über 1.000 verschiedene, natürlich vorkommende Arten
  • werden häufig auch als „fleischfressende Pflanzen“ bezeichnet
  • Herkunft: Auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis
  • Karnivoren werden nach fünf Fallentypen unterschieden: Klebefallen, Klappfallen, Saugfallen, Fallgruben und Reusenfallen

Sie suchen ein spannendes Pflanzen-Hobby? Dann könnten Karnivoren das Richtige für Sie sein. Doch Vorsicht: Die Haltung von fleischfressenden Pflanzen ist durchaus anspruchsvoll.

Tipp: Wer noch keine Erfahrung mit diesen einzigartigen Lebewesen hat, sollte mit günstigen Anfänger-Karnivoren aus dem Baumarkt oder vom Discounter beginnen.

Nepenthes, Kannenpflanzen
Nepenthes, Kannenpflanzen

Mit ersten Erfahrungen vereinfacht sich die Haltung von teuren und empfindlichen Exemplaren. In diesem Artikel erhalten Sie eine allgemeine Pflegeempfehlung für alle Karnivoren. Beachten Sie, dass Sie immer auch eine Pflegeanleitung für Ihre individuell ausgewählte Art benötigen.

Das Fangen von Lebewesen durch Pflanzen scheint skurril, da sie ja meist mit Luft, Licht, Boden und Wasser auskommen. Doch es ist eine auf natürlichem Wege entstandene Anpassung, die sich nach den Regeln der Evolution entwickelt hat.

Karnivoren konnten sich an solchen Standorten entwickeln, wo es nur wenig verfügbaren Stickstoff und andere Mineralien im Boden gibt. Durch das Verdauen kleiner Organismen stehen diese Stoffe schließlich in ausreichenden Mengen zur Verfügung.

Fleischfressende Pflanzen sind in der Lage:

  • Beutetiere mit attraktiven Farben oder Gerüchen anzulocken
  • sie festzuhalten
  • sie selbstständig zu töten
  • die Beute zu verdauen und deren Nährstoffe aufzunehmen

Zu den Beutetieren zählen vor allem Einzeller und Insekten, aber auch größere Lebewesen wie Amphibien oder Nagetiere stehen bei einigen Arten mit auf dem Speiseplan. Die Verdauung wird bei den sogenannten „aktiven Karnivoren“ mit Enzymen durchgeführt, die auch im menschlichen Magen vorkommen. Bei passiven Individuen übernehmen in Symbiose lebende Bakterien die Zersetzung.

Pflege

Obwohl es unzählige Arten von Karnivoren gibt, ähneln sich ihre grundlegenden Ansprüche. Sie erhalten hier eine allgemeine Pflegeanleitung. Wenn Sie eine bestimmte Art kultivieren möchten, empfiehlt es sich, sich über die Pflege der jeweiligen Art zu informieren.

Drosera, Sonnentau
Drosera, Sonnentau

Substrat

Fleischfressende Pflanzen stammen aus besonders nährstoffarmen Regionen, so kommen sie in Mooren vor oder auf kargen Sandböden. Nur deshalb konnten sich im Laufe der Jahrtausende ihre Fallmechanismen entwickeln. Aus diesem Grund fühlen sich die Pflanzen auf nährstoffarmen Böden auch bei Ihnen zu Hause wohl.

Als Substrat empfiehlt sich ungedüngter Weißtorf oder Hochmoortorf mit niedrigen pH-Werten, dem Sie etwas Quarzsand beimengen. Wer keine Lust auf Substrat-Mischen hat, kann Spezialsubstrate für Karnivoren im Fachhandel kaufen.

Hinweis: Verwenden Sie keine gewöhnliche Blumenerde für fleischfressende Pflanzen. Sie ist zu nährstoffhaltig.

Standort

Um den richtigen Standort zu finden, muss wieder die natürliche Herkunft der Karnivoren beachtet werden. Die meisten fleischfressenden Pflanzen sind Vollsonne oder leichten Schatten gewöhnt. Im Garten brauchen sie also ein sonniges Plätzchen und im Haus eine helle Fensterbank in Ost- oder Westrichtung.

Eine vollsonnige Süd-Fensterbank ist übrigens keine gute Wahl, denn durch die Scheibe intensiviert sich das Licht zu stark, wodurch auch die Luftfeuchtigkeit sinkt. Nicht alle Karnivoren brauchen volle Sonne. Ein Beispiel hierfür ist die Kannenpflanze, denn sie stammt ursprünglich aus Wäldern. Manche Karnivoren fühlen sich übrigens auch im Terrarium wohl.

Gießen

Beim Gießen dürfen Sie besonders großzügig sein. Da zahlreiche Arten der fleischfressenden Pflanzen aus Mooren oder Feuchtgebieten stammen, benötigen sie für das tägliche Überleben auch eine große Portion Wasser. Staunässe ist bei vielen Arten kein Problem.

  • besorgen Sie passende Untertöpfe
  • diese dürfen ein bis zwei Zentimeter mit Wasser gefüllt werden
  • sobald die Pflanze das Wasser vollständig aufgesaugt hat, warten Sie einige Tage
  • füllen Sie nun wieder auf
Pinguicula, Fettkraut
Pinguicula, Fettkraut

Gießen Sie nicht mit Leitungswasser. Besser verträglich ist Regen- oder Brunnenwasser. Hierbei geht es vor allem um den Kalkgehalt: Denn Leitungswasser ist in der Regel zu hart.

Tipp: Wenn Sie keine Möglichkeit haben, selbst Regen- oder Brunnenwasser zu sammeln, können Sie destilliertes Wasser verwenden.

Luftfeuchtigkeit

Für fleischfressende Pflanzen ist zu trockene Luft ein großes Problem. Für Ihre Zimmerkarnivoren ist es daher eine schlechte Idee, wenn Sie sie auf einer Fensterbank über einer laufenden Heizung platzieren. Das Besprühen mit Wasser ist ebenfalls nicht empfehlenswert: Bei vielen Arten entsteht dabei schnell ein „zu viel“ an Feuchtigkeit, sodass es zu Schimmel kommt.

Eine wichtige Ausnahme bildet die Kannenpflanze: Sie stammt aus den Tropen und liebt es, mit Wasser besprüht zu werden. Im Außenbereich können Sie die Luftfeuchtigkeit nur schlecht beeinflussen, doch in der Regel reicht die Außenluftfeuchte für bestimmte Karnivoren-Arten aus. Wenn Sie eine fleischfressende Pflanze besitzen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit verlangt, können Sie dieses Bedürfnis im Terrarium stillen.

Düngen

Düngen ist für Karnivoren überflüssig bis schädlich. Fleischfressende Pflanzen sind von Natur aus dafür ausgestattet, unter hartem Nährstoffmangel den Alltag zu bewältigen. Auch „Füttern“ sollten Sie nicht zu häufig: Selbst wenn Ihre Karnivoren rein gar nichts fangen, überleben sie. Nur werden sie dann etwas weniger Blattmasse ansetzen. Wenn Sie Ihre Pflanzen ständig mit Fliegen füttern, kann das sogar schaden.

Dionaea muscipula, Venusfliegenfalle
Dionaea muscipula, Venusfliegenfalle

Möchten Sie eine gute Ernährung gewährleisten, lassen Sie ab und zu eine Mücke oder Fliege ins Zimmer, sofern es sich nicht sowieso um eine Freiluft-Pflanze handelt. Die Beutejagd erledigen Ihre Karnivoren selbstständig. Wenn Sie interessehalber den Fangmechanismus ausprobieren wollen, sollten Sie lebende Insekten verfüttern, die nicht allzu groß sind. Die Bewegung des noch lebenden Tieres setzt die Verdauung in Gang. Bei toten Insekten ist das nicht zwangsläufig so.

Pflanzen

Aussaat und Anzucht

Die Anzucht über Aussaat ist anspruchsvoll. Andere Vermehrungsmethoden sind einfacher, siehe dazu auch „Vermehren“. Wenn Sie dennoch aussäen wollen, achten Sie auf möglichst frisches Saatgut in hochwertiger Qualität. Karnivoren-Saatgut hält sich nicht lange, daher besorgen Sie sich vorzugsweise noch im Sommer die Samen der Saison.

Sie können zu mehreren auf das hier empfohlene Substrat ausgesät werden, das stets feuchtzuhalten ist. Da zahlreiche Karnivoren (aber nicht alle!) Lichtkeimer sind, müssen Sie das Saatgut nicht mit Erde bedecken, aber hell platzieren.

Möchten Sie kein Saatgut kaufen, sondern selbst welches ernten, müssen Sie Ihre Schützlinge zunächst zur Blüte bringen. Hierfür ist es immens wichtig, dass alle Lebensfaktoren gut bis sehr gut sind. Bei Karnivoren finden sich alle möglichen Bestäubungsmechanismen.

  • gereifte Samen vom Stiel ernten
  • für dunkle und kühle Lagerung des Saatguts sorgen
  • kurze Haltbarkeit beachten
  • Samen innerhalb weniger Woche zur Keimung bringen
Drosera, Sonnentau
Drosera, Sonnentau

Überwintern

Bei Zimmerkarnivoren müssen Sie sich wegen der geringen Frostgefahr wenige Gedanken über Winterschutz machen. Nur sollten Sie stets für ausreichendes Licht sorgen und weniger gießen. Dass im Winter kaum Insekten als Beute gefangen werden können, ist kein Problem, denn im Winter fahren die Pflanzen ihren Stoffwechsel sowieso herunter.

In sehr dunklen Wintern kann schnell ein kritischer Lichtmangel entstehen. Dann ist es besonders wichtig, dass alle anderen Kultivierungsfaktoren wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit optimal sind.

Anders sieht es im Garten aus: Nicht alle Arten vertragen das mitteleuropäische Klima mit seinen Winterfrösten. Stammt Ihre Pflanze jedoch aus Deutschland (hier sind mehr als ein Dutzend Arten zu Hause) müssen Sie keine Maßnahmen ergreifen. Denn heimische Pflanzen vertragen in der Regel auch Frost.

Arten, die aus anderen Klimazonen stammen, könnten bei Frösten absterben. Deshalb ist es empfehlenswert, dass sie den Winter über in einem Gewächshaus verbringen. (Sub-)Tropische Karnivoren verlangen auch sie jetzt weniger Wasser, aber sie brauchen weiterhin konstant warme Temperaturen und viel Licht.

Vermehren

Neben der Aussaat lassen sich Karnivoren häufig auch durch Stecklinge vermehren. Viele fleischfressende Pflanzen entwickeln mit der Zeit Seitentriebe. Diese können mit einem sauberen Messer abgetrennt werden. Anschließend pflanzen Sie die neue Pflanze in Karnivorenerde ein und lassen sie in stets feuchten bis nassen Bedingungen anwurzeln. Ähnlich gehen Sie mit gewöhnlichen Blatt- und Wurzelstecklingen vor, wobei Blattstecklinge mit dem Stil in die Erde gedrückt werden und Wurzelstecklinge komplett mit Erde bedeckt und angedrückt sein müssen.

Schädlinge

Fleischfressende Pflanzen sind leider für Krankheiten und Schädlinge anfällig. Eine regelmäßige Kontrolle der Pflanzen ist daher wichtig. Die gravierendsten Probleme stellen Schimmelpilze und Blattläuse dar.

Schimmel

Auch Karnivoren passiert es, dass mal ein Blatt abstirbt. Das ist eigentlich kein Problem. Aufgrund der hohen Luft- und Substratfeuchtigkeit kann es aber zu verstärkter Schimmelbildung kommen. Dies gilt vor allem für Zimmerkarnivoren, weil im Haus wenig Luft zirkulieren kann. Einladende Bedingungen für Schimmel sind auch zu warme, bzw. zu kalte und zu dunkle Räume.

Sarracenia purpurea, Rote Schlauchpflanze
Sarracenia purpurea, Rote Schlauchpflanze

Zur Vermeidung sollten Sie abgestorbenen Planzenteile also einfach rechtzeitig entfernen und außerdem für helle Beleuchtung wie optimale Temperaturen sorgen. Sollte es dennoch zu hartnäckigem Schimmel kommen, können Sie mit Fungiziden behandeln oder die betroffene Pflanze aussortieren, damit er nicht auf andere Pflanzen übergreift.

Blattläuse

Die fiesen Läuse befallen auch Karnivoren wie die Venusfliegenfalle oder den Sonnentau. Sie können auf Marienkäfer zurückgreifen, die einen natürlichen Feind aller Blattläuse darstellen. Das Problem: Die fleischfressende Pflanze könnte die Marienkäfer mit auf das Tagesmenü setzen.

Wenn Sie bei einem Blattlausbefall nicht auf Insektizide zurückgreifen möchten, probieren Sie andere Methoden aus dem biologischen Pflanzenschutz. Sie können die betroffene Pflanze zum Beispiel mit einem Sud aus Brennnesseln besprühen. Wobei Sie auf eine gute Belüftung achten sollten, um Schimmel vorzubeugen.

Sorten

Drei Arten unter den fleischfressenden Pflanzen sind besonders beliebt:

  • Venusfliegenfalle
  • Sonnentau
  • Kannenpflanzen

Venusfliegenfalle

Diese Karnivore besitzt Klappfallen: Wenn Insekten die Haare auf den Innenseiten der Fangblätter reizen, klappt die Falle blitzschnell zu und das Insekt ist gefangen. Anschließend wird es verdaut. Der nicht verdauliche Chitinpanzer des Insekts wird in der Natur abgeregnet oder weggeweht.

Im Zimmer können Sie ihn absammeln. Die Besonderheit in der Pflege dieser Arten ist die Winterruhe: Der Standplatz sollte ab Oktober weiterhin hell, aber etwas kühler als sonst sein. Bis zu 5 °C sind möglich. Achten Sie darauf, dass es am Winterstandort nicht zieht.

Sonnentau

Der Sonnentau besitzt Tentakel mit Klebedrüsen, an deren Sekreten Insekten kleben bleiben. Wenn die Beute gefangen ist, rollt sich das betroffene Blatt langsam ein und scheidet Verdauungsenzyme aus. Es gibt rund 200 Sonnentau-Arten, einige davon sind pflegeleicht, andere extrem schwierig oder sogar unmöglich zu kultivieren.

Drosera, Sonnentau
Drosera, Sonnentau

Die Arten zeichnen sich allgemein durch einen hohen Licht- und Luftfeuchtigkeitsbedarf aus. Manche sind deshalb hervorragend für Terrarien geeignet. Sonnentau kommt auch natürlich in Deutschland vor, diese Arten sind frostfest.

Kannenpflanzen

Kannenpflanzen besitzen Fallgruben. Sie weisen oben eine vor Regen geschützte Öffnung auf. In der Kanne befindet sich konzentrierte Verdauungsflüssigkeit. Insekten, Amphibien und sogar kleine Nagetiere werden durch Geruch und Farbe an die Öffnung gelockt und fallen dort hinein.

Sarracenia purpurea, Rote Schlauchpflanze

Aufgrund der glatten und stabilen Innenwände können die Tiere meist nicht mehr entkommen. Die Pflanzen legen hohe Ansprüche an die Temperatur: 20 bis 30 °C sollten es schon sein. Zudem brauchen die Kannenpflanzen viel Wasser und dürfen auch besprüht werden. Es gibt aber gelegentlich Probleme durch Staunässe.

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