Tillandsia caput-medusae, Tillandsie: Pflege-Anleitung
- Blütenfarbe
- rot, blau
- Standort
- Schatten, Halbschatten, Absonnig, Sonnig
- Wuchsform
- aufrecht, ausladend, buschig, mehrjährig, Staude, Überhängend
- Höhe
- 15 bis 40 Zentimeter hoch
- Bodenart
- steinig, sandig, lehmig, kiesig
- Bodenfeuchte
- mäßig feucht, frisch
- pH-Wert
- neutral
- Kalkverträglichkeit
- Kalkintolerant
- Humus
- humusarm
- Giftig
- Ja
- Pflanzenfamilien
- Bromeliengewächse, Bromeliaceae
- Pflanzenarten
- Zimmerpflanzen, Topfpflanzen, Zierpflanzen
- Gartenstil
- Wohngarten, Topfgarten, Wintergarten, Ziergarten
Sie gedeiht ohne Substrat und verbreitet in Wohnräumen exotisches Flair mit schlangenförmigen Blättern. Die epiphytische Tillandsia caput-medusae gibt sich als Zimmerpflanze dennoch pflegeleicht, sofern Sie den unorthodoxen Ansprüchen Ihre Aufmerksamkeit schenken. Fachgerecht umsorgt, bereitet diese Tillandsie selbst der ungeübten Hand keine Schwierigkeiten. Diese Pflege-Anleitung erklärt, wie Sie das glamouröse Bromeliengewächs am perfekten Standort gekonnt aufbinden, zur Blüte bringen, richtig gießen, düngen, überwintern und vermehren.
Inhaltsverzeichnis
Wuchs & Lebenweise
Tillandsia caput-medusae verwendet ihre Wurzeln einzig, um sich hoch oben in Bäumen oder auf Felsen festzuklammern. Da das exotische Bromeliengewächs auf Substrat verzichtet, eröffnet sich eine Vielzahl kreativer Kultivierungsvarianten in Wohnräumen. So setzt sich das Medusenhaupt mit den bizarren Schlangenblättern auf Ästen, Steinen oder Kakteen eindrucksvoll in Szene.
Pflege
Wer sich auf die unkonventionelle Attitüde einzustellen vermag, wird selbst als Debütant in der Hobbygärtnerei den wenigen Ansprüchen dieser Tillandsie gerecht. Diese Pflege-Anleitung erläutert praxisorientiert alle relevanten Details vom idealen Standort über das geschickte Aufbinden bis hin zum richtigen Gießen, Düngen, Überwintern und Vermehren.
Zu ihren markanten Charakteristika zählt, dass Tillandsia caput-medusae in freier Natur als Ameisenpflanze agiert. Damit ist nicht gemeint, dass Ameisen mittels Samentransport zu ihrer Vermehrung beitragen. Vielmehr geht die Tillandsie mit den Ameisen eine symbiotische Gemeinschaft ein, indem sie ihnen einen Rückzugsort bietet. Im Gegenzug leisten die Insekten einen Beitrag zur Pflege, indem sie Schädlinge abwehren und mit ihrem Kot einen natürlichen Dünger liefern.
Standort
Tillandsia caput-medusae zieht alle floralen Register, wenn ihr ein heller Standort zugewiesen wird. Ideal ist ein Fensterplatz mit milder Sonne in den Morgenstunden oder am frühen Abend. Bei praller Mittagssonne an einem Südfenster sollte eine Beschattung zur Verfügung stehen.
Temperatur
Eine Tillandsie möchte ganzjährig bei normalen Zimmertemperaturen kultiviert werden. Unter 15 °C sollte das Thermometer nicht sinken. Da ihr Temperaturmaximum von 40 °C im mitteleuropäischen Klima der Ausnahmefall ist, bedarf es hier keiner besonderen Vorkehrungen.
Luftfeuchtigkeit
Das Medusenhaupt erzielt sein Optimum, wenn am Standort eine Kombination aus warmen Temperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit dominiert. Einen Platz auf der Fensterbank von Badezimmer oder Küche honoriert die bizarre Tropenschönheit mit einem vitalen Wachstum.
In anderen Wohnräumen erzeugen ein Luftbefeuchter, Zimmerbrunnen oder Aquarium ein Mindestmaß an Luftfeuchtigkeit, wovon auch das Wohlbefinden des Gärtners profitiert. Sprühen Sie Ihre Tillandsia caput-medusae zudem regelmäßig mit weichem Wasser ein, dürfte das exotische Bromeliengewächs keinen Grund zur Klage haben.
Aufbinden
Die substratlose Pflege einer epiphytischen Tillandsie erfordert eine alternative Kultivierung. Hierbei werden die Rahmenbedingungen im Habitat simuliert, indem die Pflanze auf einer adäquaten Unterlage aufgebunden wird. In der Regel kommen Äste, Korkplatten oder Holzblöcke für diesen Zweck infrage. Ausgezeichnet geeignet sind langlebige Holzarten wie Robinien oder Eiben.
Hinweis: Die gerne verwendeten Weinreben sollten im Vorfeld gedämpft oder erhitzt werden, um eventuelle Schädlinge im Inneren zu vernichten.
Bisweilen entscheiden sich kreative Gärtner für eine Fixierung auf Kakteen oder anderen Pflanzen, die ebenfalls in Südamerika ihren Ursprung haben. Da Tillandsia caput-medusae in dieser Hinsicht nicht wählerisch ist, können Sie Ihren fantasievollen Ideen freien Lauf lassen.
Für die Befestigung haben sich die folgenden 3 Methoden in der Praxis gut bewährt:
Fixieren mit Nylonstrümpfen
Das Aufbinden von Tillandsien mithilfe von Nylonstrümpfen zählt zu den best erprobten Techniken. Das Material ist dehnbar, stabil und atmungsaktiv, sodass es der epiphytischen Pflanze zuverlässigen Halt bietet.
So gelingt es
- Nylonstrumpf in horizontale Streifen mit einer Breite von 4 bis 5 cm schneiden
- Tillandsie auf Unterlage mit feinem Draht oder Drahtgestell positionieren
- Stoffstreifen zwischen unteren Blättern so hindurchführen, dass eine Flechtoptik entsteht
Mit ein wenig Fingerspitzengefühl gelingt es Ihnen, die beiden Stoffenden miteinander zu verknoten. Wo kein Knoten möglich ist, tackern Sie das Nylon an einer hölzernen Unterlage fest oder harken es mithilfe von Draht ein.
Festkleben mit Silikon
Auf anorganischen Unterlagen, wie Stein, funktioniert die Nylonstrumpf-Methode nicht. In diesem Fall kleben Sie Tillandsia caput-medusae mit einem Kontaktkleber, wie Silikon auf. Bitte verwenden Sie Spezialsilikon für Naturstein, da sich darin nur ein geringer Gehalt an Essigsäure befindet. Da der Klebstoff über mehrere Stunden trocknen muss, fixieren Sie während dieser Zeit das Medusenhaupt mit Klammern an der Unterlage.
Anbringen mit Heißkleber
Diese Variante verbindet das Bromeliengewächs nur vorübergehend mit der Unterlage. Spätestens nach 12 bis 24 Monaten ist der Kleber soweit ausgehärtet, dass er die Pflanze nicht mehr festhält. Sofern Sie sich für die Verwendung einer Heißkleberpistole entscheiden, lassen Sie den Klebstoff vor dem Auftragen bitte ein wenig abkühlen.
Gießen
Gleichwohl eine Tillandsie ihre Wurzeln nicht in Substrat ausstreckt, ist sie dennoch auf eine regelmäßige Wasserversorgung angewiesen. Die Wurzelstränge sind darauf ausgelegt, die Feuchtigkeit der Luft zu entnehmen. Sprühen Sie die Pflanze daher ein, anstatt sie zu gießen.
So machen Sie es richtig:
- abhängig von den Rahmenbedingungen am Standort, das Medusenhaupt ein- bis dreimal pro Wochen besprühen
- vornehmlich gesammeltes, gefiltertes Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden
- die Pflanze nicht mit kaltem Wasser benetzen
Wo kein Zugriff auf gesammeltes Regenwasser besteht, kochen Sie kalkhaltiges Leitungswasser zuvor ab. Alternativ füllen Sie einen 10-Liter-Eimer mit normalem Wasser. Darin hängen Sie einen Baumwollsack auf, der mit 1 Liter Torf gefüllt ist. Innerhalb weniger Tage entzieht der Torf dem Wasser den Kalk.
Düngen
Die ausgewogene Nährstoffversorgung von Tillandsien wird unter Hobbygärtnern kontrovers diskutiert. Angesichts des vergleichsweise langsamen Wachstums, werden die Folgen einer Überdosierung erst spät erkannt. Um dieser Gefahr aus dem Weg zu gehen, empfehlen wir eine zurückhaltende Nährstoffzufuhr. Da die Pflanze dank ihrer Luftwurzeln den mengenmäßig meist benötigten Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid der Raumluft entnimmt, ist lediglich der Bedarf an Stickstoff, Kalium, Phosphor und Magnesium mittels Dünger nachzureichen.
Die folgende Vorgehensweise hat sich in der Praxis bewährt:
- von April bis September wöchentlich einen flüssigen Bromelien-Dünger dem Wasser hinzufügen
- von Oktober bis März das Düngerintervall auf 3 bis 4 Wochen verlängern
- die für Zimmerpflanzen empfohlene Dosierung auf eine 25-prozentige Konzentration verdünnen
- die Tillandsie mit der Nährlösung besprühen oder überbrausen
Verabreichen Sie den Flüssigdünger bitte nicht unter direkter Sonneneinstrahlung, da die Blätter Verbrennungen davontragen könnten. Es ist von Vorteil, wenn Sie die Lösung auf 15 bis 18 °C temperieren. Da Dunkelheit die Aufnahme der Nährstoffe begünstigt, verabreichen Sie den Dünger idealerweise in den Abendstunden.
Zur Blüte bringen
Hält das Medusenhaupt trotz aller Bemühungen die Blüte unter Verschluss, bringen Sie die tropische Pflanze mit einem einfachen Kniff zum Blühen. Zu diesem Zwecke packen Sie die Tillandsie mit einem überreifen Apfel in eine transparente Plastiktüte, die Sie fest verschließen. Der Apfel gibt das Reifegas Ethylen ab, das zugleich förderlich auf die Blühwilligkeit wirkt.
Hinweis:
Inwiefern die Blüte einer Tillandsia caput-medusae tatsächlich forciert werden sollte, sei dahingestellt. Die Pflanze blüht nur ein einziges Mal in ihrem Leben und stirbt anschließend ab. Fernerhin entfalten sich die Blütenfarben deutlich intensiver, wenn die Pflanze ohne gärtnerisches Zutun erblüht.
Schneiden
Einen Rückschnitt erhält die Tillandsie nicht. Abgestorbene, verwelkte Blätter gibt die Pflanze häufig von selbst frei, sodass sie ausgezupft werden können. Alternativ drücken Sie den abgestorbenen Pflanzenteil herunter, um ihn mit einem scharfen, desinfizierten Messer an der Basis abzuschneiden. Die Schnittwunde kann mit Gesteinsmehl oder Holzkohleasche bepudert werden.
Überwintern
Da Tillandsia caput-medusae ganzjährig bei Zimmertemperaturen kultiviert wird, ändert sich im Pflegeprogramm während der Winterzeit nur wenig. Passen Sie jetzt den Wasser- und Nährstoffhaushalt auf die veränderten Bedingungen an. Unter dem Einfluss trockener Heizungsluft sollte die Pflanze häufiger besprüht werden.
Demgegenüber reduzieren Sie die Nährstoffzufuhr auf die Gabe von verdünntem Flüssigdünger im Abstand von 3 bis 4 Wochen. Wichtig zu beachten ist, dass die Pflanze keinen Temperaturen unter 15 °C ausgesetzt wird. Fernerhin ist ein heller Standort nach wie vor unverzichtbar.
Vermehren
Da eine Tillandsie in Zimmerkultur nur sehr selten und erst im fortgeschrittenen Alter blüht, ist die Vermehrung durch Aussaat der Samen nicht praktikabel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pflanze ohnehin nicht selbstbestäubend ist. Sehr viel unkomplizierter und erfolgversprechender ist die Verwendung von Ablegern für die Nachzucht. Eine vitale Mutterpflanze bringt Kindel für ihren Fortbestand hervor, da sie nach der Blüte abstirbt. Dabei handelt es sich um Tochterpflanzen, die über die gleichen Attribute verfügen. Im Frühjahr ist die beste Zeit für diese Maßnahme.
In diesen Schritten gehen Sie vor:
- Kindel von Mutterpflanze erst dann abschneiden, wenn Blätter Länge von 10 cm erreicht haben
- Tochterpflanze in Topf mit Substratgemisch aus Torf und Sand setzen
- Substrat mit kalkfreiem Wasser anfeuchten
- durchsichtige Haube über Anzuchttopf stülpen, um feucht-warmes Mikroklima zu generieren
Am halbschattigen Fensterplatz lüften Sie die Abdeckung mehrmals am Tag, damit sich kein Schimmel bildet. Besprühen Sie Kindel und Substrat regelmäßig mit kalkfreiem Wasser. Haben sich die ersten Wurzeln entwickelt, kann die Jungpflanze ausgetopft und auf eine geeignete Unterlage aufgebunden werden.
Kindel ohne Substrat bewurzeln
Alternativ zu einer Bewurzelung in Torf-Sand, kultivieren Sie eine Tochterpflanze von Beginn an substratfrei. Hierzu umwickeln Sie die Basis des Kindels mit Draht. Das Drahtende stecken Sie in einen Holzblock. Diesen platzieren Sie am hellen, nicht vollsonnigen Fensterplatz. Zügiger verläuft der Prozess in einem beheizbaren Zimmergewächshaus bei 23 bis 28 °C.
Besprühen Sie Ihren Zögling regelmäßig mit weichem Wasser. Dünger erhält die junge Tillandsie erst dann, wenn sie einige Wurzeln entwickelt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist die Pflanze ausgereift genug, um wie eine adulte Tillandsia caput-medusae aufgebunden zu werden.
Schädlinge
Eine nach dieser Pflege-Anleitung umsorgte Tillandsie wird von Krankheiten in der Regel verschont. Da sie in Zimmerkultur auf die Protektion von Ameisen verzichten muss, die ihr im Habitat Schädlinge vom Hals halten, kann es in dieser Hinsicht zu Problemen kommen. Es sind vornehmlich Blattläuse, die es auf ein Medusenhaupt abgesehen haben. Kontrollieren Sie daher bitte regelmäßig die Blätter auf einen Befall. Breiten sich hier die winzigen weißen, grünen, braunen oder schwarzen Läuse aus, sorgt ein alt bewährtes Hausmittel im frühen Befallsstadium für Abhilfe.
So bekämpfen Sie Blattläuse:
- infizierte Pflanze mit möglichst scharfem Wasserstrahl abbrausen
- alternativ Läuse mit feuchtem Tuch abwischen
- aus 1 Liter abgekochtem Wasser und 1 Esslöffel flüssiger Schmierseife eine Lösung zubereiten
- befallene Tillandsie im Abstand von 2 bis 3 Tagen besprühen
Hinweis:
Damit die Blattläuse sich nicht auf benachbarte Pflanzen ausbreiten, empfehlen wir eine Isolierung der befallenen Tillandsia caput-medusae, bis die Plage bekämpft ist.