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Rasen anlegen: sollte man Rasensamen ohne Walze säen?

Rasen walzen

Vielen Hobbygärtnern gilt der Rasen als größtes Heiligtum, das sie heg und pflegen. Das geht vielfach bereits beim Anlegen los. Mit hohem Aufwand möchte man dem flächigen Grün die bestmögliche Ausgangsbasis für ein lückenloses und rasches Wachstum schaffen. Besonders kontrovers diskutiert ist dabei die Frage, ob Rasensamen nach dem Säen mit der Walze eingedrückt werden sollten, oder ob die Einsaat lieber ohne Rasenwalze vorgenommen wird.

Video-Tipp

Rasen anlegen ohne Walze?

Kaum eine Anleitung für das Anlegen von Rasen kommt ohne das Einwalzen als nahezu unvermeidbaren Arbeitsschritt nach dem Säen aus. Ist der Boden erst einmal vorbereitet und der Rasensamen gleichmäßig ausgebracht, soll die gesamte Rasenfläche kreuzweise mit einer geeigneten Rasenwalze befahren werden. Dieser Arbeitsschritt verfolgt folgende Ziele:

  • Egalisierung vorhandener Unebenheiten
  • Gleichmäßige Bodenverdichtung, als Resultat keine später bei Bodensetzung erkennbaren Fußspuren und sonstige lokale Verdichtungen
  • Schutz der in den Boden eingedrückten Samen vor Vögeln und anderen Saaträubern
  • Schutz vor Ausschwemmungen durch Gießen oder Niederschläge
  • Herstellung von besserem „Bodenschluss“, d.h. möglichst allseitigem, vollflächigem Bodenkontakt der Samen

Das hat zur Folge:

  • geringere Austrocknung
  • Bessere Aufnahme von Bodenfeuchte über die gesamte Samenhülle
  • Besserer Bodenkontakt der Keimwurzel nach Öffnung der Samenschale, in Folge besseres Wurzelwachstum
hochwertiges Saatgut beim Rasen säen verwenden
Saatgut für Rasen

Andererseits sprechen auch einige Resultate eines gewalzten Bodens gegen dieses Vorgehen beim Anlegen von Rasen:

  • Allgemeine Verdichtung des Bodens
  • somit schlechtere Aufnahme von Niederschlagswasser
  • erhöhte Gefahr von punktuellen Auswaschungen durch ablaufendes, nicht versickerndes Regen- und Gießwasser
  • verringerte Durchwurzelbarkeit bei ohnehin dichten, schweren Böden

Achtung:

Nicht in allen Fällen ist eine Bodenverdichtung von Nachteil! Sehr leichte, lockere Böden lassen sich in ihrer Struktur und Tragfähigkeit durch den Einsatz einer Walze verbessern. Die Rasenwazle verdichtet schwere, bereits stark verdichtete Untergründe  hingegen zusätzlich und die Durchlässigkeit für Wasser, Rasenwurzeln und Bodennützlinge (z.B. Regenwürmer) sinkt.

Alternativen zur Walze

Doch wie lässt sich ein Rasen säen und gleichzeitig das kritisch betrachtete Einwalzen der Rasensamen vermeiden? Wichtig ist in erster Linie, für die positiven Auswirkungen des Walzvorgangs eine angemessene Ersatzlösung zu finden:

Egalisierung

Für das Egalisieren, sprich Einebnen der Rasenfläche ist der Walzvorgang prädestiniert. Mit etwas höherem Aufwand und gutem Augenmaß lässt sich die vorbereitete Fläche auch gut mit dem Gartenrechen eben anlegen. Minimale Unebenheiten, die auf der nackten Oberfläche auffällig ins Auge stechen, verschwinden später bei den gebräuchlichen Spiel- und Mehrzweckrasen ohnehin.

Verdichten

Das Verdichten der Rasenfläche beim Anlegen ist ohnehin umstritten. Schwere, kompakte Böden sollten Sie nicht verdichten, so dass der Verzicht auf die Walze sogar einen Vorteil darstellt. Sehr lockere und leichte Böden lassen sich dagegen gut mit einer improvisierten Alternative aus Brettern, die mit Gartenschnur oder Spanngurten an die Schuhe geschnallt werden, festtreten. Auch beim Einebnen können diese Tretbretter übrigens gute Dienste leisten.

Tipp:

Dichte Böden, die nicht gewalzt werden sollten, sind meist stark ton- oder lehmhaltig. Wer in Sachen Bodenarten keine Kenntnisse besitzt, kann sich aber auch gut auf Gefühl und Optik verlassen. Erscheint ein Boden beim zerkrümeln sehr fest und klumpig, ist ein Verzicht auf das Walzen angebracht.

Bodenschluss herstellen

Vereinfacht gesagt, geht es bei der Herstellung des Bodenschlusses um nicht mehr oder weniger als einen möglichst guten Kontakt von Rasensamen und Erdreich. Auf Grund der geringen Größe der Samen im Verhältnis zu den Erdkrümeln ist die Verdichtung hierfür nicht ausschlaggebend. Stattdessen ist der ausschlaggebende Faktor die Erdüberdeckung der Samen. Sie leistet auch den gewünschten Schutz vor Austrocknung und Vogelfraß. Anstatt die Samen in die Erde zu drücken, lässt sich auch der umgekehrte Weg wählen. Um die Samen mit Erde zu überdecken, gibt es zwei Möglichkeiten:

Einrechen

Die mit Samen bestreute Fläche wird mit dem Gartenrechen gleichmäßig abgezogen. Die Zinken führen die Samen wenige Zentimeter in die Erde und sorgen für eine gleichmäßige Abdeckung mit Erdreich.

Abstreuen

Der ausgebrachte Samen wird gleichmäßig mit einer ein bis zwei Zentimeter dicken Schicht an Erde oder Sand überstreut. Je nach vorhandener Bodenbeschaffenheit kann ein zur Bodenverbesserung geeignetes Material gewählt werden. Dichte, schwere Böden lassen sich gut mit Sand abstreuen, während sehr leichte Böden gut eine Schicht Gartenerde vertragen. Gängige vorgedüngte Gartenerde liefert außerdem der Entwicklung zuträgliche Nährstoffe.

Achtung:

Stellen Sie den Bodenschluss über einen Auftrag von Gartenerde her, sollten Sie beim Einsatz vorgedüngter Erde die Gabe von Startdünger für den Rasen anpassen. Andernfalls droht eine Überdüngung mit nachteiligen Auswirkungen auf die Entwicklung der zarten Pflänzchen.

Schutz vor Ausschwemmen

Ein fest in den Boden gewalzter Samen ist dort recht gut dagegen geschützt, beim Gießen oder bei Regen hinfort gespült zu werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass auf der Verdichteten Erdoberfläche Wasser nicht schnell genug versickern kann und die Rinnsale eine deutlich höhere Spülwirkung entwickeln. So können selbst beim Anlegen der Fläche festgewalzte Samen weggespült werden.

Wird der Rasen dagegen eingerecht oder überstreut, weist die entstehende Oberfläche eine weit geringere Dichte und zugleich eine deutlich größere Oberfläche auf. Auch große Wassermengen werden gut gehalten und versickert. So ist die Gefahr von Ausschwemmungen bei einem ohne Rasenwalze angelegten Rasen von vorn herein deutlich geringer.

Walzen oder nicht – die abschließende Entscheidung

Rasen walzen

Mit diesen Informationen über die Vorteile und Schwierigkeiten beim Einsatz von Rasenwalzen lässt sich die Frage, ob ein Rasen auch ohne Walze angelegt werden kann, recht einfach beantworten. In der Tat lassen sich alle Ziele des Walzvorgangs auch auf anderem Wege erreichen, wenn auch im Einzelfall mit Mehraufwand. Bei dichten, schweren Böden ist es sogar vorteilhaft, auf die zusätzliche Komprimierung zu verzichten. Hier heißt es nicht nur, ein Säen des Rasens ohne Walzen ist möglich. Stattdessen ist es sogar ratsam, das weit verbreitete Rollgerät unter gewissen Voraussetzungen bei Seite zu lassen.

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