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Raupen im Apfelbaum: Apfelgespinstmotte bekämpfen | Gespinstmotte

Raupen im Apfelbaum - Apfelgespinstmotte bekämpfen

Der Apfel ist des Deutschen liebstes Obst. Ob auf der Streuobstwiese oder im heimischen Garten, zig-fach vertreten erfreut der Apfelbaum mit seiner Blüte und seinem schmackhaften wie reichen Ertrag. Doch immer wieder kommt es vor, dass Schädlinge Baum und Ernte bedrohen. Wie sie die Apfelgespinstmotte, einen der häufigsten und lästigsten der ungebetenen Besucher wieder loswerden, erfahren Sie hier.

Video-Tipp

Gespinstmotte erkennen

Bevor man sich damit befassen kann, wie man die Apfelgespinstmotte wieder loswerden kann, sollte man sich zunächst sicher sein, dass die Beobachtungen tatsächlich auf die Raupen dieses weit verbreiteten Falters zurückzuführen sind. Obwohl viele Auswirkungen eines Befalls geradezu plakativ offensichtlich sind, seien sie hier noch einmal zur Klärung eventueller Unsicherheiten benannt:

Motte

  • weißer, langgestreckter Körper mit ca. 20 mm Länge
  • Flügelspannweite zwischen 16 und 23 Millimeter
  • Weiße, gefranste Oberflügel mit schwarzer Punktzeichnung

Raupen

  • Gelbliche bis grünliche Hautfarbe mit schwarzer Punktzeichnung
  • Gering bis gar nicht behaart
  • Kopfkapsel und Beine dunkel bis schwarz gefärbt
  • Körperlänge, je nach Entwicklungsstadium, 18 bis 25 Millimeter

Gespinste

  • Weiße Gespinste, die an Spinnweben erinnern, jedoch deutlich fester und dichter ausfallen können
  • Metamorphose: Kokons der Larven verdichten sich zu weißen, undurchsichtigen Geweben

Schäden

  • Anfänglich Einrollen der Blätter, Braunfärbung und Austrocknung der Blattspitzen (noch vor Gespinstbildung ab ca. April)
  • In eingerollten Blättern kleine Raupen erkennbar
  • Mit Zunahme der Raupengröße Kahlfraß der Äste, teilweise auch Skelettierung der Blätter
Apfelgespinstmotte, Yponomeuta malinellus

Apfelgespinstmotte loswerden

Ist man zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei den Besuchern am Apfelbaum tatsächlich um die Apfelgespinstmotte, handelt, sollte man schnell aktiv werden und die Raupen bekämpfen. Andernfalls kann es sein, dass der Baum in vergleichsweise kurzer Zeit kahl gefressen wird und zumindest in diesem Jahr keinen Ertrag mehr hervor bringt. Darüber hinaus kann er zusätzlich im Wachstum gehemmt werden und sogar die folgenden Jahre hinein eingeschränkt Obst hervorbringen. Zur Verfügung stehen dem Hobbygärtner dabei eine Anzahl unterschiedlichster Möglichkeiten von der chemischen Keule bis hin zum bewährten oder auch ungewöhnlichen Hausmittel.

Industrielle Bekämpfungsmittel

Betrachtet man das Angebot an erhältlichen Insektiziden, findet man eine kaum überschaubare Vielzahl unterschiedlicher Produkte vor. Allerdings lassen sich nahezu alle Mittel, die sich zur Bekämpfung der Raupen der Apfelgespinstmotte eignen, auf einen von zwei chemischen Wirkstoffen zurückführen.

Hinweis: Obwohl viele chemische Mittel als „bienenfreundlich“ ausgewiesen sind, sind die tatsächlichen Auswirkungen auf die für die Bestäubung und somit den Ertrag der Apfelbäume so wichtigen Tiere häufig nicht abschließend geklärt. Wer sich für den massiven Einsatz von Chemie entscheidet, sollte sich daher bewusst sein, dass damit zwar die Schädlinge beseitigt werden, der Ertrag an Äpfeln aber ebenso sinken kann.

Bacillus Thurigiensis spp.

  • Einsatzart: Spritzmittel in wässriger Lösung
  • Wirkung: Aufnahme durch Larven über die Nahrung, Umwandlung in giftige Substanzen im Rahmen der Verdauung, Abtötung der Raupen durch Ende der Nahrungsaufnahme auf Grund von Symptomen, die einer Blutvergiftung ähnlich sind
  • Einsatzzeit: nur während früher Larvenstadien einsetzbar, daher Mitte April bis Mitte Mai
  • Auswirkungen auf sonstige Organismen: greift andere Insekten ebenfalls im Larvenstadium an, keine Auswirkungen auf Apfelbaum selbst bekannt

Thiacloprid

  • Einsatzart: Spritzmittel in wässriger Lösung
  • Wirkung: Aufnahme über Nahrung und reinen Hautkontakt, im Organismus Lähmung der Reizübertragung im Nervensystem mit anschließendem Tod der Tiere
  • Einsatzzeit: Vor Gespinstbildung, also bis maximal Mitte Mai
  • Auswirkungen auf sonstige Organismen: in hoher Dosierung schädlich für Menschen und Säugetiere, in anzuwendender Dosis tödlich für zahlreiche weitere Insekten auf dem Apfelbaum, kann desorientierend auf Bienen wirken!

Achtung: Verschiedene Insektenbekämpfungsmittel mit dem Wirkstoff Thiacloprid sind seit einigen Jahren in Deutschland verboten. Vor dem Kauf sollte man daher unbedingt darauf achten, ob das Mittel noch zugelassen ist und auch im heimischen Obstgarten angewendet werden darf!

Gespinste in Bäumen

Hausmittel

Gegen die chemischen Stoffe aus dem Fachhandel treten eine Vielzahl von Hausmitteln an, die meist weit geringere Auswirkungen auf sonstige, nützliche Insekten und natürlich auch den Baum selbst haben, in ihrer Effektivität hinsichtlich der Apfelgespinstmotte aber meist nicht minder effektiv sind.

Absammeln von Gespinsten

Obwohl das Absammeln der Schädlinge vom Baum zunächst nach viel Aufwand mit wenig Wirkung klingt, lässt sich speziell die Gespinstmotte auf diesem Wege gut loswerden. Denn die Raupen machen durch das Gespinst und die Kokons sehr gut erkennbar auf sich aufmerksam. Darüber hinaus sind die eingesponnenen Tiere ortsfest und können so ohne „Fluchtgefahr“ beseitigt werden.

  • Vorgehen: Gespinste mit Handschuhen vom Ast abstreifen, alternativ mit starkem Wasserstrahl abspülen oder befallenen Zweig komplett entfernen
  • Zeitraum: nach Gespinstbildung, also ab ca. Mitte Mai
  • Vorteile: Keine Auswirkungen auf nützliche Insekten am Baum, den Baum selbst oder den Menschen
  • Nachteile: erst nach Gespinstbildung und damit während möglichem Kahlfraß möglich

Achtung: Die abgesammelten Gespinste mit den Larven sollten unbedingt vernichtet werden, um ein Wandern der Tiere nach dem Schlüpfen zu verhindern. Gut praktikabel ist das Abflammen der Gespinste nach dem Entfernen vom Baum mit einem Gasbrenner.

Leimringe

Diese Methode setzt nicht an der Beseitigung der Raupen an, sondern verhindert deren Wanderung zu ihrer Lieblingsnahrung. Um den Stamm gelegt, verhindert ein Leimring, das Raupen vom Boden am Stamm entlang in die Krone mit ihren Blättern und ihrer Möglichkeit zur Gespinstbildung gelangen.

  • Vorgehen: Anbringen der Leimringe aus dem Handel gut über Wuchshöhe des Grases, um Umgehung über Grashalme zu vermeiden
  • Zeitraum: nach dem Schlüpfen, also ab Mitte April
  • Vorteile: Keine Auswirkungen auf andere Tiere und Menschen
  • Nachteile: verhindert Wanderung der Larvenstadien, bekämpft jedoch keine Tiere aus bereits am Baum abgelegten Eiern, somit meist nur in Kombination mit anderen Maßnahmen wirkungsvoll
Leimringe an Bäumen gegen Schädlinge

Pheromonfallen

Pheromonfallen setzen entgegen der meisten anderen Methoden bereits vor der Eiablage, also lange vor dem Entstehen der Raupenpopulation, an. Die Fallen locken weibliche Apfelgespinstmotten an und fangen sie in einer pheromondurchsetzten Klebeschicht ein. Damit stehen sie nicht mehr zur Fortpflanzung zur Verfügung und können keine Eier an den Apfelbäumen ablegen.

  • Vorgehen: Aufhängen der Fallen in den Ästen der Bäume
  • Zeitraum: vor Eiablage zwischen Juni und August
  • Vorteile: bei effektivem Einsatz keine Fraßschäden, da Jungtiere von vorn herein verhindert werden, keine Nachteile für Bienen und andere Nützlinge
  • Nachteile: geringe Wirksamkeit an stark windigen Standorten, keine Auswirkungen auf bereits vorhandene Raupen, auf Grund langer Vorhaltezeit meist mehrfach je Saison zu ersetzen

Begünstigung von Nützlingen

Wirkungsvoll und zugleich elegant ist die Lösung, andere die Arbeit erledigen zu lassen. Die Sprache ist hierbei von den natürlichen Feinden der Apfelgespinstmotte. Da unterschiedliche Tierarten verschiedene Entwicklungsstadien der Gespinstmotte bevorzugen, lässt sich mit diesem Ansatz nahezu der gesamte Entwicklungszyklus des Schädlings abdecken. Darüber hinaus bereichern die Nützlinge die Fauna im heimischen Nutzgarten und haben auch auf andere Pflanzen und ihre möglichen Schädlinge einen positiven Effekt.

  • Schlupfwespen und Raubwanzen: fühlen sich in einem naturnahen Garten besonders wohl, greifen Eier und junge Larvenstadien an
  • Singvögel: bevorzugen meist Hecken und dicht wachsende Solitärsträucher für ihre Nester, vertilgen mit ihrer Brut unzählige Raupen unterschiedlichster Größe (Beispiel: durchschnittliches Meisenpaar mit Brut benötigt während der Aufzucht rund 10.000 Larven, Käfer, Falter etc.)
  • Mäuse und Igel: wohnen in Komposthaufen, Laubhäufen, dichten Hecken etc. und erkennen Gespinstmottenlarven während Wanderung auf dem Boden zum neuen Wirtsbaum als willkommene Nahrungsergänzung
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