Sind rohe/halbrohe Kartoffeln giftig? Vorsicht beim Verzehr!
Kartoffeln. Die Knolle in verschiedenen Farben und zahlreichen Sorten ist in den letzten Jahrhunderten zu einer äußerst wichtigen Kulturpflanzen geworden und findet in einer Vielzahl von Kulturen und Küchen Verwendung. Die vielfältigen Kartoffelgerichte machen zum größten Teil Gebrauch von gekochten, frittierten oder gebackenen Erdäpfeln, die dadurch genießbar gemacht werden. Jedoch finden sich bestimmte Zubereitungs- und Ernährungsformen, die rohe und halbrohe Knollen nutzen. Stimmt es, dass Kartoffeln roh giftig ist?
Inhaltsverzeichnis
Solanin in Kartoffeln
Die Kartoffel (Solanum tuberosum) verfügt wie andere Nachtschattengewächse (bot. Solanaceae) über Alkaloide, die giftig und nicht für den Verzehr geeignet sind. Alkaloide sind organische Verbindungen auf der Basis von Stick- und alkalischen Stoffen, die nicht nur von Pflanzen, sondern auch von anderen Lebewesen gebildet werden. Im Falle der Kartoffel handelt es sich bei den produzierten Alkaloiden um das sogenannte Solanin, dessen Bezeichnung auf die Nachtschattengewächse deutet. Es besteht aus den folgenden, beiden Stoffen:
- Solanidin: ein Saponin
- Solatriose: ein Kohlenhydrat, das aus weiteren, chemischen Komponenten besteht, zum Beispiel Glucose
Solanin ist ein Steroidalkaloid, das die Kartoffeln vor Fressfeinden, Bakterien, Schädlingen und Mikroorganismen schützt. Ab einer Dosis von 400 Milligramm ist Solanin tödlich, weil es das zentrale Nervensystem angreift und häufig zu Atemnot und fatalen Lähmungserscheinungen führt. Die ersten Vergiftungserscheinungen treten bei einer Menge von 200 Milligramm auf und äußern sich in einer Vielzahl von Symptomen, darunter Folgende:
- Benommenheit
- Hyperästhesie: Überempfindlichkeit auf Berührungen
- erschwerte Atmung
- Übelkeit
- Erbrechen
- Kratzen oder Brennen im Hals spürbar
- Darm- und Nierenentzündungen
- Auflösen der Erythrozyten (roten Blutkörperchen)
- Fieber
- Schmerzen der Glieder
- Herzrhythmusstörungen
- Schädigung des zentralen Nervensystems
Solaninvergiftung
Keine Sorge, eine solche Solaninvergiftung ist mit den handelsüblichen Kartoffeln nicht möglich. Selbst rohe oder halbrohe Erdäpfel können nur ab einer aufsteigenden Menge von mindestens drei Kilogramm eine Vergiftung auslösen. So viele Kartoffeln schlagen schon nach einer geringen Zahl auf den Magen, da sie ungekocht häufig ungenießbar sind und nicht so leicht verdaut werden können. Giftig sind sie natürlich trotzdem, nur halten sich die Vergiftungserscheinungen in Grenzen:
- allgemeine Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Atemprobleme
- Krämpfe
Aus diesem Grund können rohe oder halbrohe Erdäpfel verzehrt werden, aber nur in geringen Mengen. Wird Solanin über einen langen Zeitraum im Körper angesammelt, wirkt sich das ebenfalls negativ auf Ihre Gesundheit aus. Das liegt daran, dass sich Solanin im Körper nicht wirklich auflöst und daher auf Dauer zu Problemen führen kann. Besonders Kinder und empfindliche Menschen sollten auf den Verzehr von ungekochten Kartoffeln verzichten, um keine Solaninvergiftung zu erleiden. Kleine Portionen der ungekochten sind für gesunde Erwachsene ohne Allergien in Ordnung, außer die Solanum tuberosum sind in den folgenden Zuständen:
- sehr alt
- grün
- versehen mit Keimlingen
Tritt einer dieser Zustände auf, sollten Sie auf jeden Fall die Kartoffeln zuvor kochen, da sich vor allem in der Schale der grünen Stellen viel Solanin ansammeln kann. Die erhöhte Menge beträgt im Durchschnitt 35 Milligramm auf 100 Gramm grüne, rohe Knollen, was erste Vergiftungserscheinungen bei einer Kartoffelmenge von etwa 571,42 Gramm auslöst. Solch eine Menge ist verzehrbar, doch sollte es unbedingt unterlassen werden. Die tödliche Dosis würde sich demnach bei der doppelten Menge einstellen. Keimlinge und sehr alte Kartoffeln haben nicht einen solch hohen Anteil an Solanin, sind aber gefährlicher als reife, gekochte Erdäpfel.
Tipp: Die Solaninvergiftung war in früheren Jahrhunderten ein schwerwiegendes Problem, das sich sogar in regelmäßigen Todesfällen geäußert hat. Der Grund hierfür war die äußerst hohe Konzentration des Alkaloids in den damaligen Kartoffelsorten, was zur heutigen Zeit nicht mehr der Fall ist.
Kartoffeln richtig lagern
Wenn Sie eines der Kartoffelgerichte mit rohen Erdäpfeln ausprobieren wollen, sollten Sie unbedingt vor dem Verzehr auf die richtige Lagerung der Knollen achten. Das ist besonders wichtig, da sie nur so nicht stark giftig sind und problemlos in kleinen Mengen verzehrt werden können. Lagern Sie die Nachtschattengewächse auf die folgende Weise, um sie genießbar zu halten:
- an kühlem und dunklem Ort
- Speisekammern perfekt geeignet
- bei Kellerlagerung auf Feuchtigkeit achten
- nicht zu lange lagern, denn der Solaningehalt steigt mit zunehmenden Alter der Knollen
- keine Knollen mit Keimlingen lagern, da diese über einen hohen Solaningehalt verfügen
- große Knollen besser zu lagern als kleine
- je mehr Schale, desto höher Solaningehalt
- größere Knollen haben geringeren Solaningehalt ohne Schale
Diese Art der Lagerung empfiehlt sich allgemein für alle Kartoffeln. Sonne und Wärme verstärken nämlich die Bildung von grünen Stellen, die giftig sind und niemals verzehrt werden sollten. Diese Kartoffeln sollten Sie im Allgemeinen entsorgen, wenn Sie gedenken, diese roh zu verzehren. Bedenken Sie, dass rohe und selbst halbrohe Erdäpfel immer vor dem Verzehr geschält werden müssen, um die Gefahr einer Vergiftung zu reduzieren. Die Schale mag zwar nach dem Grillen gut schmecken, ist aber im rohen Zustand ungenießbar und ist sogar recht schwer zu schlucken.
Tipp: Lagern Sie die Knollen nicht im Kühlschrank. Im Kühlschrank verändert sich das Aroma der Kartoffel, da die Stärke in Zucker umgewandelt wird, was sie sehr süß und häufig ungenießbar im Geschmack macht.
Kartoffeln verzehren
Schon in Kindheitstagen haben Eltern darauf hingewiesen, dass Kartoffeln niemals roh, halbroh oder mit grünen Stellen verzehrt werden sollten. Das gilt ebenfalls für die Keimlinge. Solanin ist giftig und daher ist es wichtig zu wissen, wie Sie Kartoffeln am besten zu sich nehmen, ohne die Gefahr einer Vergiftung einzugehen. Dabei müssen Sie einige Punkte beachten, nach denen sogar möglich ist, Erdäpfel in die Nahrung Ihres Säuglings zu integrieren. Die folgenden Punkte sind hier zu nennen.
Schälen oder pellen
Das Entfernen der Schale ist eine der besten Methoden, um schon vor dem Kochen der Kartoffel einen hohen Gehalt an Solanin zu entfernen. In der Schale befinden sich die höchsten Mengen an Solanin und daher ist es nicht zu empfehlen, diese für den Verzehr noch an der Knolle zu belassen. Vor allem grüne Stellen müssen entfernt werden. Das Pellen nach dem Kochen ist stärker als das Schälen zu empfehlen, da so Vitamine und andere Nährstoffe in der Kartoffel verbleiben.
Kochen
Wird Solanin in kochendem Wasser erhitzt, tritt dieses aus den Kartoffeln aus und sammelt sich anschließend im Kochwasser. Aus diesem Grund darf dieses Wasser danach nicht mehr weiter zum Kochen genutzt und muss weggeschüttet werden. Die Knollen sind danach aber frei von Solanin.
Entsaften
Ja, Solanin ist giftig, doch gibt es eine dritte Möglichkeit, Kartoffeln zu verarbeiten. Sie können die Knollen nach dem Schälen entsaften und einfach trinken, was sogar positive Wirkungen auf den Körper hat:
- Kartoffelsaft verfügt über eine hohe Zahl an Antioxidantien
- wirkt beruhigend auf den Magen, zum Beispiel bei Sodbrennen
Zwar sollten Sie nicht zu viel von rohem Kartoffelsaft trinken, doch ist das Entsaften eine schmackhafte Alternative zum Kochen der beliebten Knolle.
Tipp: Solanin zersetzt sich bei einer Temperatur von 260 °C. Aus diesem Grund können Backofenkartoffeln in Schale bei solchen Temperaturen bedenkenlos zubereitet und anschließend verzehrt werden.