Schneckenkorn giftig für Menschen, Hunde und Katzen?
Kaum ein anderes Insektenschutzmittel scheidet die Geister so wie Schneckenkorn. Das Molluskizid soll nicht nur tödlich auf Schnecken wirken, sondern auch giftig für Säugetiere sein, allen voran Igeln, Hunde und Katzen. Auch Menschen, allen voran Kleinkinder, sollen Vergiftungserscheinungen von Schneckenkorn davontragen und sogar bei zu hohen Mengen tödlich sein. Doch ist nicht jedes Produkt, das unter dieser Bezeichnung geführt wird, das Gleiche und die verschiedenen Inhaltsstoffe wirken unterschiedlich auf Organismen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Schneckenkorn?
Beim Schneckenkorn handelt es sich um ein Molluskizid (chemische Mittel gegen Weichtiere), das im Garten verteilt und von den Schnecken verzehrt oder berührt wird. Nachdem das Mittel von der Schnecke aufgenommen wurde, ziehen die Wirkstoffe in den Organismus ein und lassen sie verenden. Die Zusammensetzung des Schneckenkorns ist so konzipiert, dass die Mollusken von diesem stark angezogen werden und sich um dieses regelrecht scharen. Hier präsentiert sich aber das Problem. Schnecken werden gerne von anderen Säugetieren und Vögeln gefressen, die daraufhin das Mittel in ihren Verdauungstrakt aufnehmen. Je nach Wirkstoff endet dies tödlich, daher müssen die beiden Hauptwirkstoffe verglichen werden.
- Eisen-III-Phosphat
- Metaldehyd
Das Mittel wird hauptsächlich aus diesen beiden Stoffen gewonnen und anschließend in kleine Kügelchen, ein Granulat, verarbeitet, da über einen langen Zeitraum in der Erde des Gemüsebeets verbleibt. Je nach Wirkstoff muss dieses aber neu verteilt werden, da es vom Regen weggespült werden kann.
Eisen-III-Phosphat
Bei Eisen-III-Phosphat handelt es sich um eine chemische Verbindung, die in der Natur zum Beispiel als das Mineral Strengit auftaucht. Es wird ebenfalls bei phosphathaltigen Düngern freigesetzt, sobald diese mit Wasser in Berührung kommen. Eisen-III-Phosphat wird aus Eisen in Reaktion mit anderen Stoffen, zum Beispiel Phosphorsäure gewonnen und ungefährlich für Säugetiere und Vögel. Selbst beim Verzehr hoher Mengen von Schneckenkorn, das auf Eisen-III-Phosphat basiert, sind keine negativen Auswirkungen für Hunde, Katzen und den Menschen zu verzeichnen, selbst Kleinkinder leiden nicht darunter. Trotzdem besteht hier natürlich Erstickungsgefahr, sollten Kinder das Korn in den Mund nehmen.
Folgende Hersteller bieten Eisen-III-Phosphat-haltige Mittel an:
- Biomol von Bayer Garten
- Ferramol von Neudorff
Wirkungsweise
Eisen-III-Phosphat wirkt giftig auf die Schnecken und sorgt für einen sogenannten Fraßstopp, durch den die Tiere aufhören, den Salat anzufressen. Sobald die Schnecke genug von dem Präparat zu sich genommen hat, zieht sie sich in ihren Bau zurück und verendet dort. Sie schleimt nicht aus und stellt keine Gefahr mehr für Vögel, Igel oder andere Lebewesen dar.
Weitere Vorteile sind:
- umweltverträglich
- ungiftig für Bienen, Laufkäfer und andere nützliche Insekten im Garten
- hat keine Auswirkungen auf die Qualität der Ernte
- regenfest
Je nach Hersteller finden sich verschiedene Zusammensetzungen des Wirkstoffs, doch wirken sie im Grunde gleich. Ein großer Vorteil des Schneckenkorns ist die Möglichkeit, dieses die gesamte Saison über nutzen zu können, da sich das Phosphat nicht negativ auf die Bodenqualität und somit die Pflanzen auswirkt. Verendete Schnecken müssen Sie nicht von selbst einsammeln, diese werden durch natürliche Prozesse in ihrem Unterschlupf zerlegt und sind somit problemlos aus dem Weg geräumt. Wichtig ist hier vor allem die Verteilung im Frühjahr, bevor sich die Schnecken fortpflanzen können.
Hinweis:
Eisen-III-Phosphat ist im Gegensatz zu Metaldehyd für den biologischen Land- und Gartenbau zugelassen. Das heißt, Sie müssen sich keine Sorgen um Ihre Pflanzen oder Haustiere machen, wenn Sie den Schneckenfraß stoppen wollen.
Metaldehyd
Mit Metaldehyd findet sich der wahre Schuldige für die allseits gestellte Frage, ob Schneckenkorn wirklich giftig ist. Metaldehyd wird aus Schwefelsäure gewonnen und ist leicht entzündlich und wirkt innerhalb weniger Minuten tödlich auf Schnecken. Es wird daher auch als Brennstoff beim Camping genutzt (Esbit). Aber nicht nur auf Schnecken wirkt der Stoff giftig. Kleine Säugetiere wie Igel oder Hauskatzen und Vögel können schon unter geringen Mengen Vergiftungserscheinungen davontragen und anschließend zum Tod führen. Auch beim Menschen ist dies zu beobachten und je nach Organismus finden sich unterschiedliche Dosen, die tödlich sind.
- Erwachsene Menschen: 4 g (etwa eine Esbit-Tablette)
- Kleinkinder: 2 g
- Hunde: 0,2 g bis 0,6 g je nach Rasse
- Katzen: 0,2 g
- Kleintiere und Nager: 0,1 bis 0,2 g
Wirkungsweise
Bei Vögeln ist eher eine Langzeitwirkung zu erkennen, bei Säugern funktioniert das Mittel sofort. Schnecken beginnen schon wenige Minuten nach der oralen Aufnahme damit, zu schleimen. Nach nur 20 Minuten ist die Schnecke dann verendet und muss von Ihnen einzeln eingesammelt zu werden, damit andere Tiere diese nicht fressen. Die Symptome einer Vergiftung durch Metaldehyd zeigen sich in Schwindel, Sehstörungen, gereizten Schleimhäuten, einsetzenden Krämpfen bis zur Atemnot, Koma und schließlich Tod. Je nachdem ob das Gift den Verdauungstrakt erreicht, geschieht dies in einem Zeitraum von 15 Minuten bis zu 24 Stunden.
Folgenden Eigenschaften sind bei Metaldehyd zu erkennen:
- verformt sich bei Regen
- kann weggeschwemmt werden
- tötet Schnecken sofort
- schmeckt leicht süßlich, daher für Kinder und Tiere interessant
- bei falscher Verteilung im Garten besonders schlimm
- Wartezeit bevor Ernte, sonst giftig
Aus den oben genannten Gründen sollte daher kein Schneckenkorn verwendet werden, dessen Basis Metaldehyd ist, da dies mehr Schaden anstellt. Zwar sterben die Schnecken sofort ab und können nicht noch weiteren Schaden anrichten, doch ist die Gefahr zu groß, dass aus Versehen Kleinkinder oder Haustiere mit dem Mittel in Berührung kommen. Aufgrund der Aromastoffe können vor allem Kinder das Granulat für eine Süßigkeit oder Ähnliches halten.
Hinweis:
Schneckenkorn hat solch einen schlechten Ruf aufgrund eines Zeugenberichts über einen verstorbenen Igel, der eine Schnecke gefressen hat, die zuvor Metaldehyd zu sich genommen hat. Die extrem hohe Menge, die der Igel dabei gefressen hat, entstand durch eine falsche Verteilung des Nutzers, der das Schneckenkorn über einen regengeschützten Behälter angeboten hat.
Schädlich für nützliche Schnecken
Schnecken gelten im Garten für viele Gärtner als schädlich, doch wissen wenige, dass es auch Nützlinge in Schneckenform gibt. Diese gehen systematisch gegen die schädlichen Schnecken vor und erlegen diese entweder direkt oder ernähren sich von deren Eiern. Ebenso finden sich zahlreiche Schneckenarten im Garten, die überhaupt nicht am Gemüse oder Obst interessiert sind und andere Nahrung aufnehmen.
- Schnegel (Limacidae)
- Bänderschnecken (Cepaea)
- Weinbergschnecke (Helix pomatia): steht unter Naturschutz
Der Tigerschnegel vor allem ist ein gern gesehener Gast im Garten, da er speziell die Nacktschnecken jagt, die sich an den Pflanzen vergehen.
Diese sind:
- Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus)
- Ackerschnecke (Deroceras reticulatum)
- Gartenwegschnecke (Arion distinctus)
Erkennen sind die Schädlinge vor allem daran, dass sie kein Haus besitzen. Bis auf die Weinbergschnecke und Bänderschnecken hat der Tigerschlegel ebenfalls kein Haus, doch ist zu erkennen an der charakteristischen Färbung, die ihr den Namen verliehen hat. Während sich Schnegel räuberisch verhalten, fressen Weinberg- und Bänderschnecken verrottendes Pflanzenmaterial und die Eier der Schädlinge auf. Daher sind auch sie sehr hilfreich im Garten. Aus diesem Grund ist der allgemeine Einsatz von Schneckenkorn nicht zu empfehlen, wenn sich viele der anderen Schneckenarten in Ihrem Garten befinden. Setzen Sie daher nur bei einer wirklich großen Plage auf das Schneckenkorn.
Alternativen
Wenn Ihnen Schneckenkorn allgemein zu gefährlich oder giftig erscheint, finden sich eine Vielzahl von alternativen Hausmitteln, die viel sanfter sind. Zwar ist Eisen-III-Phosphat nicht giftig oder schädlich, kann die Zahl der Nützlinge jedoch stark verringern, da das Korn niemals selektiv wirkt.
Probieren Sie folgende Alternativen aus:
- Fressfeinde einführen: Igel, Glühwürmchen, Spitzmäuse, Eidechsen, Frösche, Hühner, Fasane, Schildkröten und weitere
- Raubschnecken einführen
- Vertikutieren
- Rasenmulch vermeiden, da sich dort Schnecken wohlfühlen
- Bierfalle aufbauen
- Schneckenkragen- und Zaun aufbauen
- Pflanzen mit Lösung aus Lebermoosextrakt und Wasser besprühen, da Schnecken diese Lösung stark meiden
- Kakaoschalen auslegen
- per Hand einsammeln, vor allem im Frühjahr