Sind Lupinen giftig? Infos rund um Lupinus-Arten für Mensch und Tier
Lupinen sind aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit sowie Pflegeleichtigkeit sehr beliebt. Früher meist nur auf Bauernhöfen zu sehen, sind sie mittlerweile auch in deutsche Gärten eingezogen. Sie bestechen durch einen eleganten Charme und bringen Farbe in den Garten. Allerdings wird der Staude mit dem botanischen Namen Lupinus, nachgesagt, sie sei giftig. Wie es sich damit verhält und wie gefährlich sie für Mensch und Tier tatsächlich ist, kann im Pflanzen-Ratgeber nachgelesen werden.
Inhaltsverzeichnis
Lupinus erkennen
Damit Sie wissen, ob Sie vor einer Lupine stehen und gegebenenfalls Vorsicht walten lassen sollten, weil sie giftig ist, sollten Sie die Wolfsbohne, wie sie manchmal genannt wird, identifizieren können.
Optische Merkmale
- Gefingerte, lanzettenförmige Blätter
- bunte Blüten
- Wuchshöhe: bis zu zwei Meter
- Grünes bis graugrünes Blattwerk, meist mit silbrigen Härchen bedeckt
- Dichte Ähren- oder Traubenblüten
- Zweilippiger Kelch
- Es bilden sich Hülsenfrüchte mit glatten oder leicht rauen Samenkernen
- Generative Merkmale
- Wächst vorrangig auf sonnigem, leichtem, geringfügig lehmhaltigen Boden
- Blütezeit: zwischen Juni und August
- Nach der Blütezeit entwickeln sich die Samen bis zum frühen Herbst
Giftigkeit
Sind Lupinen giftig?
Die Frage kann mit einem „bedingt“ beantwortet werden. Es gibt zahlreiche Lupinen-Arten, die eine Giftigkeit aufweisen, während sie bei anderen nicht zu finden ist. Zu Letzterem zählt zum Beispiel die Süß-Lupine. Bei dieser und allen anderen ungiftigen Lupinus-Arten handelt es sich um spezielle Züchtungen. Bei diesen wurde das Gift aus der Ur-Pflanze gezüchtet, indem die enthaltenen Bitterstoffe entzogen wurden. Diese Bitterstoffe enthalten das Gift. Lupinen-Arten dieser neuen Züchtungen werden unter anderem auch zur Gewinnung eiweißreicher Nahrungselemente angeboten. Zu den giftigen und am meisten verbreitetsten Arten zählt vor allem die „alte“ Art Lupinus polyphyllos, der blau oder gelb blüht.
Beinhaltetes Gift
Die giftige Lupine enthält Alkaloide. Dies sind Substanzen, die sich natürlich entwickeln. Zu einer besonders hohen Gefahr führt das inkludierte Acotinin. Dies zählt zu den gefährlichsten Pflanzengiften. Es ist ein Nervengift und wirkt unter anderem psychoaktiv. Im schlimmsten Fall kann bei einem Verzehr eine lebensbedrohliche Situation entstehen, die den Tod zur Folge haben kann.
Giftige Pflanzenteile
Die Wolfsbohne ist nicht an allen Pflanzenteilen giftig. Das Toxin ist „lediglich“ in den Samen sowie den krautigen Blättern enthalten. In den Stielen, den Blütenblättern sowie in den Wurzeln befindet sich kein Pflanzengift. Es ist in dem Pflanzensaft enthalten und gelangt durch Verzehr beziehungsweise Mundkontakt in den Körper/ Organismus von Mensch und Tier.
Gefährlich für Mensch und Tier
Wie gefährlich giftige Lupinen sind, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Giftgehalt schwankt von Art zu Art. Auch ein Schädlingsbefall oder Insekten können kurzfristig die Giftkonzentration erhöhen. Das ist deshalb der Fall, weil sich die Pflanze durch das Gift gegen Fressfeinde schützen will. Besteht eine Gefahr durch Parasiten oder Insekten, steigt der Giftgehalt automatisch. Bei der Höhe dieses gilt als Faustregel: je bitterer der Geschmack, desto mehr Giftstoff ist enthalten und gefährlichere Vergiftungserscheinungen können auftreten.
Vergiftung bei Menschen
Sollten Sie oder ihre Kinder versehentlich krautige Blättern oder Samen einer giftigen Lupine in den Mund bekommen, ist normalerweise das sofortige Ausspucken eine natürliche Reaktion. Der bittere Geschmack löst den Reflex in der Regel unverzüglich aus.
Sie können aber auch bei Kontakt mit dem Pflanzensaft, diesen in den Mund transferieren. Hier ist ein Ausspucken schwieriger und oftmals auch zu spät dazu, weil selbst dann bereits ein Teil im Mund verbleibt und/ oder runtergeschluckt wird. In den meisten Fällen bleibt es aber bei leichten Vergiftungserscheinungen, die sich wie folgt äußern können:
- Allgemeine Unruhe
- Gesichtsblässe
- Schweißausbrüche
- Leichtes Zittern
- Erbrechen
Schwerwiegende Vergiftung
Mit schwerwiegenderen Vergiftungserscheinungen ist zu rechnen, wenn giftige Pflanzenteile verschluckt wurden. Vor allem Kinder sind hier besonders gefährdet, weil der kleine Körper noch kein robustes, kräftiges Immunsystem gebildet hat.
Am giftigsten sind die Samen. Schon eine Frucht mit Samen kann lebensbedrohlich wirken und zum Tod führen. Erste Anzeichen äußern sich, wie bereits zuvor erwähnt und zusätzlich können weitere gefährliche Reaktionen des Körpers hervorgerufen werden:
- Herzrhythmusstörungen
- Krämpfe
- Lähmungserscheinungen
- Atemstillstand
- Herzstillstand
- Vergiftung bei Tieren
Vergiftung bei Tieren
Grundsätzlich vertragen Wildtiere Alkaloide und sind durch das Fressen von Lupinen nicht einer gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt. Anders verhält sich dies bei Klein- und Großtieren, wie beispielsweise Hunden, Katzen, Meerschweinchen, Pferden, Kühen, Schafen und Vögeln.
Hohes Vergiftungsrisiko
Diese Tiere sind nach Angaben der Informationszentrale gegen Vergiftungen in Bonn deutlich häufiger von teils starken Vergiftungsreaktionen betroffen. Hier kommen auch die meisten Todesfälle vor, weil vielfach das Fressen von Lupinen nicht beobachtet wird und dementsprechend keine schnellen Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Vor allem für Weidetiere und Haustiere, die länger unbeaufsichtigt im Garten mit Zugang zum Lupinus haben, ist das Risiko der Lebensbedrohung hoch.
Aus diesem Grund sollten Sie bei folgenden Anzeichen eine Vergiftung vermuten, um im Idealfall noch rechtzeitig reagieren zu können:
- Vermehrtes Hecheln bei Hunden und Katzen
- Pferde, Kühe, Schafe, etc. zeigen Geräusche beim Atmen auf
- Koliken machen sich durch Wälzen und unter den Bauch treten bemerkbar
- Vermehrter Speichelausfluss
- Beschleunigte, flache Atmung, die durch schnelle Bauchwölbungen zu erkennen ist
- Verlangsamte Pupillenreaktion
- Kommt es zu Lähmungen, bleibt das Tier liegen und ist nicht mehr hoch zu bekommen
- Herzrhythmusstörungen
Zum Tod führen können:
- Flachatmung mit bevorstehendem Atemstillstand nach Lähmungserscheinungen
- Herzstillstand
Erste Hilfe
In jedem Fall ist sich bereits bei bestehendem Verdacht auf einen Mundkontakt und vor allem bei erfolgtem Verschlucken giftiger Pflanzenteile aus der Lupine mit einem (Notfall-) Arzt/ Veterinär in Kontakt zu setzen. Von diesem erfahren Sie detailliert, was Sie als erste effektiv wirkende Maßnahme unternehmen können. Sie sollten Informationen für den Arzt/ Veterinär bereithalten, die diesem erlauben, die gesundheitliche Gefahrensituation besser einschätzen zu können. Folgende Fragen sollten Sie als Informationen für das Gespräch beantworten können, falls möglich:
- Wie lange liegt der Kontakt/ Verzehr zurück?
- Was und wie viel wurden geschluckt?
- Sind erste Vergiftungserscheinungen eingetreten?
- Wie schnell verschlimmert sich der Zustand der betroffenen Person/ des betroffenen Tieres?
- Wurde erbrochen?
Empfohlene Erst-Maßnahmen
Generell können Sie bei inneren Vergiftungen diesen mit Kohletabletten und viel Wassergaben entgegenwirken beziehungsweise zumindest die möglichen Vergiftungsfolgen minimieren.
Durch viel Wasser trinken wird das Pflanzengift aus dem Magen zügig in den Darm geschwemmt. Dort sorgen die Kohletabletten für eine rasche Bindung. Auf diese Weise gelangt weniger Giftstoff in die Blutbahnen und kann entsprechend weniger Schaden im menschlichen und tierischen Körper anrichten.
Auf keinen Fall Milch
Bei Vergiftungen darf keine Milch verabreicht werden, wie dies vielfach als Ratschlag verbreitet wird. Milch beinhaltet Stoffe, die schnell in die Blutbahnen gelangen und auf ihrer Reise die Giftstoffe mitnehmen. Sie können also mit Milchgaben die Vergiftungserscheinungen beschleunigen und schlimmer machen.
Giftiges Pflanzenteil entfernen
Wenn Sie selbst ein giftiges Pflanzenteil im Mund und bereits das Schlucken begonnen haben, stoppen Sie den Schluckvorgang unverzüglich und entfernen Sie dies vorsichtig mit einem geeigneten „Werkzeug“ wie beispielsweise einer Pinzette. Haben Sie bei Kindern oder Tieren den Verzehr mitbekommen, sollten Sie auch hier gucken, ob Sie noch ohne Probleme an das Pflanzenteil im oberen Rachenbereich zum Entfernen herankommen.
Sitzt das Pflanzenteil bereits tiefer, kann nur ein Arzt noch mit Hilfe bestimmter medizinischer Instrumente den giftigen Fremdkörper entfernen, sofern dieser noch nicht durch die Magensäure zersetzt wurde.
Kein Erbrechen erzwingen
Wichtig ist, dass Sie auf keinen Fall ein Erbrechen herbeiführen, denn dies könnte zu schwerwiegenden Schädigungen an der Speiseröhre führen und im schlimmsten Fall eine Erstickung herbeiführen.
Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag keinesfalls einen Arztbesuch ersetzt. Es besteht keine Gewährleistung auf Richtigkeit medizinischer Aussagen.
Ausführliche Informationen zur ersten Hilfe bei Vergiftungen und wichtige Angaben zu den Giftnotrufzentralen finden Sie hier.