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Sommerschnitt beim Wein

Sommerschnitt bei Wein: Weinreben richtig kürzen

Für ein ideales Wachstum von Wein (Vitis) ist ein Sommerschnitt unerlässlich. Der Ratgeber hält eine detaillierte Anleitung zur kinderleichten Durchführung bereit und informiert über alles Wissenswerte.

Video-Tipp

Auf den Punkt gebracht

  • für verbesserte Beeren-Entwicklung Sommerschnitt erforderlich
  • Geiztriebe entfernen und lange Ranktriebe kürzen
  • Entlauben gehört zur jährlichen Sommer-Pflege

Warum Sommerschnitt an Wein?

Je nach Sorte blühen Weinreben zwischen Mai und Juli. Danach bilden sich die Fruchtstände der (zukünftigen) Weintrauben überwiegend bis zum Hochsommer. Weil Weinreben in der Regel sehr schnellwüchsig sind, kann das Wachstum die Fruchtentwicklung stark negativ beeinflussen. Es wird enorm viel Energie in die Ausbildung von Neutrieben gesteckt, sodass keine Energie in ausreichender Menge für die Fruchtreife übrig bleibt. Zudem sorgt ein zu dichtes und überhängendes Blattwerk für Schatten an und in den Reben. Gelangt dadurch kein oder zu wenig Sonnenlicht an die Früchte, wird die Entwicklung gestört, sie werden anfälliger für Erkrankungen sowie Schädlinge und der Ernteertrag nimmt ab.

Weintrauben
Für optimalen Wuchs und gute Ernteerträge benötigen die Trauben viel Licht.

Bester Zeitpunkt

Der Sommer erstreckt sich kalendarisch von Mitte Juni bis Mitte September. Der beste Zeitpunkt für den Sommerschnitt von Geiz- und Ranktrieben am Wein liegt allerdings im Hochsommer zwischen Anfang Juli und Mitte August. Eine Ausnahme bilden langen Fruchttriebe. Diese sollten bereits Anfang Juni „gestutzt“ werden.

Sommerschnitt-Anleitung

Zunächst sind erst einmal die Fruchttriebe an der Spitze einige Zentimeter abzuschneiden. Das sorgt für einen Versorgungsschub von Energie und Nährstoffen. Dieser kommt auch den an den Trieben befindlichen Fruchtständen zugute, die sich dadurch kräftiger ausbilden. Zudem ist folgendermaßen vorzugehen:

  • Fruchttriebe vier bis fünf Blätter oberhalb letzter Fruchtstände abschneiden
  • an Ranken befestigen, damit zunehmendes Fruchtgewicht tragbar ist
  • abgetrocknete Blätter an Fruchttrieb abnehmen
  • vertrocknete Knospen auszupfen
Lange Weintriebe kürzen
Im Hochsommer werden außerdem überflüssige sowie energieraubende Triebe entfernt und zu lange Exemplare eingekürzt.

Mit dieser Anleitung gelingt der Sommerschnitt am Wein:

  • Triebe unterhalb von Veredlungen herausreißen; nach Möglichkeit nicht abschneiden
  • neue, junge Triebe am unteren Stamm grün ausbrechen; nur dickere, störrische Neutriebe abschneiden
  • sehr lange, kräftige Geiztriebe in Blattachseln entfernen
  • zu dicht stehende Triebe so tief wie notwendig abbrechen
  • übermäßig lange Fruchttriebe nochmals sechs bis acht Blätter oberhalb letzter Fruchtstände kürzen
  • vertrocknete Ranken bis ins gesunde Gewebe zurückschneiden – notfalls bis zum Ansatz
  • Kümmertriebe und Wasserschoße ausbrechen

Tipp: Grundsätzlich ist das Ausbrechen von Trieben die bessere Vorgehensweise im Vergleich zum Abschneiden. Durch das Ausbrechen wächst an der Stelle kein neuer Trieb mehr nach, was deutlich vorteilhafter für das weitere Wachstum der Weintrauben ist.

Trauben aussortieren

Um unnütz vergeudete Energie zu sparen, ist außerdem das Aussortieren bestimmter Trauben sinnvoll. Das umfasst solche, die weit hinter dem zeitgemäßen Entwicklungsstand der anderen Früchte sind sowie vertrocknete, verkümmerte, matschige, von Vögeln oder Schädlingen beschädigte oder einfach schwache Wuchsformen. Hierbei gibt es Folgendes zu beachten:

  • stets desinfiziertes Schneidewerkzeug benutzen
  • Idealfall: Trauben mit Stiel abziehen
  • bei Fäulnis oder anderen sichtbaren Fruchtschäden benachbarte Trauben genau betrachten und gegebenenfalls auch entfernen
Vertrocknete Weintrauben

Tipp: Sammeln Sie abgefallene Weintrauben stets zügig vom Boden auf. Sie können nicht nur Schädlinge anlocken, sondern bei Haustieren nach dem Verzehr auch lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen hervorrufen.

Entlauben

Neben dem Abschneiden verschiedener Triebe und Triebspitzen folgt das Entlauben. Das ist eine wichtige Aufgabe, damit ausreichend viel Sonne an die Früchte gelangt und sie kräftig sowie gesund heranwachsen können. Liegen sie komplett im Schatten von Blättern, hält sich darunter die Feuchtigkeit besser, was Pilzinfektionen und vor allem Grauschimmel begünstigt sowie optimalen „Nährboden“ für Schädlinge bietet. Folgende Anleitung beschreibt, wie das Entlauben richtig funktioniert und worauf zu achten ist:

  • Entlaubung über Zeitraum von zwei bis drei Wochen vornehmen, um Sonnenbrand auf „Schatten-Trauben“ zu vermeiden
  • spät-reife Sorten an sonnigen Südseiten besonders langsam entlauben
  • Stück für Stück Blätter um Traubenzonen entfernen
  • Stiele ebenfalls abnehmen
  • einige schattenspendende Blätter als Sonnenschutz stehen lassen
  • auf gleichmäßige Lichtverhältnisse der Stöcke achten, damit alle Trauben gleichzeitig Erntereife erzielen
Wein entlauben

Tipp: Das Entlauben wird zwar im Hochsommer durchgeführt, aber der Blick schon während der Blütezeit und insbesondere bei der ersten Fruchtbildung lässt verdeckendes Blattwerk frühzeitig erkennen und entfernen. Das reduziert das Risiko vieler Entwicklungsmängel und schlecht werdender Trauben.  

Größenkorrektur

Zeigt sich eine Weinrebe im Sommer in unerwünschter Höhe und/oder Breite, kann der Sommerschnitt auch zur Korrektur auf Wunschhöhe und -breite vorgenommen werden. Allerdings bilden sich ab dem zweiten oder dritten Pflanzjahr bereits Früchte. Bei einem Rückschnitt im Sommer ist die Gefahr hoch, Fruchtknospen, Fruchtstände und/oder noch unreife Trauben abzuschneiden. Deshalb sollten einige Details Beachtung finden:

  • ideal: frühreife Sorten nach Abernte im Juni im Hochsommer in Höhe/Breite korrigieren
  • Höhen- und Breiten-Rückschnitte bei Spätsorten nur im „Notfall“ vornehmen, wenn Ranken beispielsweise Dachrinnen oder Fassaden beschädigen 
  • Höhen- und Breiten-Korrekturen, wenn zu viele Weintrauben das Wachstum stören, dann seitlich- und hochwachsende Traubenstöcke samt Trieben abschneiden
  • durch Krankheit oder Schädlingsbefall stark geschwächte Weinreben: Rückschnitt zu jeder frostfreien Jahreszeit möglich

Häufig gestellte Fragen

Wann sind junge Weinreben im Sommer zu schneiden?

Im ersten Pflanzjahr benötigen junge Reben ausreichend Zeit zur Verwurzelung, zum Festsetzen und, um den Stress durch den Standortwechsel abzubauen. Ein Sommerschnitt im selben Jahr würde deshalb eine erneute Belastung bedeuten und schlimmstenfalls das Eingewöhnen stören. Lediglich ein Erziehungsschnitt im ersten Herbst ist angeraten, durch den Form und Größe bereits im jungen Alter „anzuerziehen“ sind. Sommerschnitte am Wein sollten erst ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr erfolgen.

Kann der Rebschnitt im Sommer vorgenommen werden?

Nein. Beim Rebschnitt geht es um die Verringerung der Holzbildung an den Pflanzen. Dafür ist ein Schneiden außerhalb der aktiven Vegetationsperiode vorzunehmen. Der geeignete Zeitpunkt für den Rebschnitt liegt deshalb zwischen Februar und März. Der Sommerschnitt steht hauptsächlich im Zeichen der Fruchtoptimierung und eines üppigen Ernteertrags aromatischer Trauben.

Was ist zu tun, wenn viele Trauben wachsen, aber sehr klein sind?

Die Ursache liegt häufig an der reichhaltigen Traubenmenge. Wachsen sehr viele Trauben heran, kann die Pflanze meist nicht alle gleichermaßen versorgen. Vorhandene Versorgungsstoffe sind auf alle aufzuteilen, was in der Folge zu einer Unterversorgung und entsprechend unterentwickelten, kleinen Trauben führt. Hier können Sie lediglich den Bestand verkleinern und Trauben im Rahmen des Sommerschnitts abnehmen. Bis zu einem Restbestand von 30 Prozent verträgt die Pflanze gut. Die verbleibenden Früchte sollten danach schneller wachsen.

Autor
Mirko ist zwar studierter Anglist, beherrscht aber auch die Sprache der Pflanzen perfekt. Er wuchs quasi im Schrebergarten seiner Großeltern auf und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Natur, wenn er nicht gerade schreibt.
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