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Kann man Spinat roh essen? | Babyspinat und Blattspinat

Spinat roh essen

Spinat ist das absolute kulinarische Hassobjekt aller Kinder – sagt das Klischee. Ob es tatsächlich auch so ist, darf man aber bei der Vielzahl der möglichen Zubereitungsarten bezweifeln. Gekocht, überbacken, blanchiert oder roh – die Vielfalt der Gerichte kennt kaum Grenzen. Aber halt! Immer wieder liest man, dass man Blattspinat roh nicht essen darf. Aber warum? Oder stimmt es etwa doch nicht? Wir klären auf!

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Spinat roh essen?

Zahlreiche Pflanzen aus dem Gemüsegarten beinhalten Oxalsäure. Am bekanntesten dürfte wegen dem hohen Gehalt der Rhabarber sein. Aber auch bei Spinat kann die Säure festgestellt werden. Dabei handelt es sich zwar zunächst um kein echtes Toxin. Allerdings bindet die Oxalsäure im Rahmen der Verdauung Kalzium. Da Kalzium für viele Prozesse im menschlichen Körper unerlässlich ist, kann ein übermäßiger Verzehr von Oxalsäure in Verbindung mit einer relativ kalziumarmen Ernährung zu einem Kalziummangel führen. Neben Mangelerscheinungen können Nierensteine die Folge sein, die sich insbesondere aus einem Ungleichgewicht von Oxalsäure und Kalzium heraus bilden können. Die klassische Abhilfe gegen Oxalsäure in Lebensmittel ist das Erwärmen. Bereits ab rund 60 Grad zersetzt sie sich und ist für den Menschen unschädlich.

Oxalsäure

Spinat ernten
Spinat ernten

Doch bevor Sie sich nun mit dem Gedanken an ein Leben ohne roh verzehrten Spinat anfreunden, betrachten wir den Oxalsäuregehalt dieser Pflanze einmal genauer:

  • Durchschnittlicher Oxalsäuregehalt je 100 Gramm Frischgewicht: ca. 970 Milligramm
  • Vergleich: Rhabarber ca. 805 Milligramm, Tee ca. 1.150 Milligramm, Amaranth ca. 1.580 Milligramm, Kartoffeln ca. 80 Milligramm, Rote Beete ca. 72 Milligramm
  • Höherer Säuregehalt in älteren, vollreifen Blättern
  • Erkennungszeichen Vollreife: Blattgröße, längliche Blattform, meist gewellt

Nun stellt sich die Frage, ob sich aus diesem Oxalsäuregehalt tatsächlich ein Problem beim roh Essen ergibt. Diese Frage lässt sich recht einfach beantworten:

Für gesunde Menschen ist der rohe Verzehr sicherlich kein Problem. Gesundheitlich bereits angeschlagene Personen sollten zur Sicherheit lieber auf eine gegarte Zubereitungsvariante zurückgreifen. Behält man allerdings im Hinterkopf, dass gerade die großen, alten Blätter besonders kritisch zu betrachten sind, relativiert sich das „Problem“ um die Oxalsäure deutlich. Denn zum roh essen wird zumeist der besonders zarte und feine Babyspinat angeboten und empfohlen. Dieser wird jung und aus biologischer Sicht unreif geerntet, so dass der Oxalsäuregehalt hier kaum ins Gewicht fällt. Der ausgewachsene Balttspinat wird auf Grund seiner zäheren Blätter häufig zu Rahmspinat und anderen zu garenden Gerichten verwendet.

Nitrat – Macht es Blattspinat krebserregend?

Spinat (Spinacia oleracea) wird gepflückt

Das zweite große Schreckgespenst in Sachen rohem Verzehr von Spinatblättern ist Nitrat. Immer wieder liest man von der Gefahr, die von Nitrat ausgeht:

  • Kann im Körper zu Nitrit oder Nitrosaminen umgewandelt werden
  • Schlechterer Sauerstofftransport im Blut von Kleinkindern und Babys durch Nitrit
  • Karzinogene Wirkung von Nitrosaminen, also krebsfördernd

Im Fokus steht Blattspinat, weil er allgemein einen sehr hohen Nitratgehalt aufweist. Allerdings gilt auch hier:

  • Nitratanreicherung in den Pflanzen mit zunehmendem Wachstum und Alter
  • Anreicherung vor allem in Stielen und ausgeprägten Blattrippen
  • Belastung besonders hoch in Blättern mit Alterserscheinungen, wie Flecken oder gelben Verfärbungen

Achtung:

Neben dem Alter der Pflanzen ist auch die Düngung am Nitratgehalt beteiligt! Je mehr nitrathaltiger Kunstdünger verwendet wird, umso stärker wird dieser in den Pflanzen eingelagert. Der Rückgriff auf biologisch erzeugte Produkte eliminiert diesen Faktor, so dass anschließend recht gut an Hand des Alters auf die Nitratbelastung geschlossen werden kann.

Echter Spinat (Spinacia oleracea)

Daraus kann man, der Oxalsäure gleich, folgendes für den Verzehr von Spinat ableiten: Da der Nitratgehalt mit steigendem Alter zunimmt, ist vor allem ausgewachsener Blattspinat als kritisch zu betrachten. Babyspinat dagegen kann bedenkenfrei roh verzehrt werden.

Tipp:

Wenn Ihr Spinat bereits groß geworden ist und Sie ihn dennoch gerne roh essen wollen, entfernen sie Stiele und dicke Blattrippen. So verschwinden die größten Reservoirs für das Nitrat und die Belastung auf Ihren Organismus wird deutlich gesenkt.

Spinat roh essen – eine Verzehrempfehlung

Nachdem Sie nun über die größten Problempunkte in ungekochten Spinatblättern Bescheid wissen, können Sie mit diesem Wissen leicht eine Art Verzehrempfehlung aufstellen:

  1. Je jünger Spinatblätter geerntet werden, um so unbedenklicher sind sie in der Wahl der Zubereitung.
  2. Je älter der Spinat ist, umso weniger ist er in großen Mengen zum rohen Verzehr geeignet.
  3. Sind kleine Kinder und kranke oder geschwächte Menschen betroffen, sollte roher Genuss nur in Maßen und bevorzugt durch junge Spinatblätter erfolgen.
  4. Erwachsene und gesunde Menschen können problemlos rohe Spinatgerichte essen. Lediglich ein übermäßiger Genuss kann langfristig zu Problemen führen oder anderweitige Krankheitsbilder befördern.

Tipp:

Nutzen Sie bei Ihren Essensplanungen die Wechselwirkungen unterschiedlicher Stoffe. Durch die Beifügung von Säure, etwa Zitronen- oder Orangensaft, wird die Wahrscheinlichkeit der Umwandlung von Nitrat in Nitrosamine deutlich gesenkt.

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