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Stratifzieren

Stratifizieren: So werden Samen keimfähig | Kaltkeimer & Frostkeimer

Nicht immer sind Samen direkt keimfähig, sondern erfordern bestimmte Reize, um zu Keimen. Sogenannte Kalt- bzw. Frostkeimer benötigen beispielsweise einen Kältereiz, ehe sie zu Keimen beginnen. Dieser Kältereiz kann simuliert werden, nämlich mit dem Stratifizieren. Wir erklären Ihnen, was sich hinter dem Begriff „Stratifizieren“ verbirgt und wie Sie dieses Verfahren anwenden können.

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Stratifizieren

Unter Stratifizierung wird ein Verfahren verstanden, dass die Keimhemmung von bestimmten Pflanzen unterbricht. Der Begriff „Stratifizierung“ stammt von dem lateinischen Wort „stratum“ ab, das übersetzt „Decke“ oder „Schicht“ bedeutet. Diese Bezeichnung ist an die ursprüngliche Vorgehensweise der Stratifizierung angelehnt, denn anders als heute, wurde das Saatgut einfach schichtweise in Substrat eingebettet. Heutzutage hat sich zum Unterbrechen der Keimhemmung jedoch eine andere Vorgehensweise etabliert. Die Stratifizierung wird vor allem in Jungpflanzenbetrieben und Frostbaumschulen angewendet, allerdings profitiert auch der Hobbygärtner von diesem Verfahren:

  • Saatkörner laufen gleichmäßig auf
  • dadurch höherer Ernteertrag möglich
  • weniger qualitativ minderwertige Pflanzen
säen

Was ist Keimhemmung?

Die Keimhemmung ist quasi eine innere Uhr der Samen, die sie vor einer zu frühen Keimung schützen. Ein gutes Beispiel hierfür sind unterschiedliche Gehölze, deren Samenkörner im Spätsommer beziehungsweise Herbst heranreifen. Würden diese direkt keimen, hätten sie nur geringe Überlebenschancen, da sie den Winter samt Frost überstehen müssten. Um sicherzustellen, dass die Samen bestmögliche Überlebenschancen haben, setzt die Keimhemmung ein und verhindert, dass sie vor dem Winter keimen. Doch nicht nur Gehölze sind typische Kaltkeimer, denn eine Vielzahl an unterschiedlichsten Pflanzen zählen zu dieser Gruppe:

  • Bärlauch
  • Duftveilchen
  • Moltebeere
  • Pflaume
  • Glockenblume
  • Mohn

Unterschied Kalt- und Frostkeimer

Kaltkeimer wurden früher zusätzlich in unterschiedliche Gruppen untergeordnet, nämlich in Kühl- und Frostkeimer. Der Grund hierfür war, da einige Pflanzen deutlich geringere Temperaturen für die Keimung benötigen als andere. Heutzutage ist die Unterscheidung von Kühl-, Kalt- und Frostkeimern jedoch nicht mehr geläufig, sodass alle Pflanzen in die Gruppe der Kaltkeimer zugeordnet werden. Allerdings kann es durchaus sein, dass Kaltkeimer auch heute noch als Frostkeimer bezeichnet werden.

Stratifizieren von Kaltkeimern

Das Stratifizieren von Kaltkeimern findet sehr häufig Anwendung und hat zugleich hohe Erfolgsaussichten. Auch der Hobbygärtner kann sich an der Stratifikation versuchen, denn dieses Verfahren ist relativ simpel. Das erforderliche Equipment ist zudem überschaubar, denn hierfür werden lediglich eine Kiste, ein feinmaschiges Gitter sowie Substrat benötigt. Als Substrat eignet sich unter anderem ein scharfkantiger Estrichsand oder ein Sand-Torf-Gemisch. Von normaler Gartenerde oder gar Kompost ist abzusehen, da sich darin meist viele schädliche Keimlinge befinden und somit Schimmel begünstigten. Um die Kaltkeimer zu stratifizieren, gehen Sie am besten wie folgt vor:

  • Kiste mit feinmaschigem Gitter schützen
  • bietet Schutz vor Mäusen und Vögeln
  • Substrat in Kiste füllen
  • Saatgut hineingeben
  • Kiste ins Freie stellen
  • möglichst geschützter und schattiger Standort
  • Kiste muss Witterung ausgesetzt sein!
  • etwa 2 °C – 8 °C
  • frostige Temperaturen sind nicht erforderlich
  • gleichmäßig feucht halten

Die Kiste muss nun für einige Wochen an ihrem Standort verweilen und Sie sollten sie wöchentlich mindestens einmal kontrollieren. Bei der Kontrolle ist es zudem ratsam, das gesamte Gemisch mehrmals zu wenden. Denn durch diese Maßnahme raut sich die Schale der Samen auf, wodurch sie schneller keimfähig sind. Dies lohnt sich vor allem bei hartschaligen Samenkörnern, da diese meist etwas länger für die Keimung benötigen.
Hinweis: Statt die Samenkörner in eine Kiste direkt ins Freie zu stellen, haben sich weitere Methoden zum Stratifizieren bewährt. So können Sie das Saatgut auch in einer mit Sand gefüllten Plastiktüte im Kühlschrank oder im Keller aufbewahren.

Samen stratifizieren

Warm-Kalt-Stratifikation

Eine weitere Methode, um Samen keimfähig zu machen, ist die Warm-Kalt-Stratifikation. Im Grunde genommen läuft sie fast genauso ab wie die Kalt-Stratifikation, jedoch mit dem Unterschied, dass diese zunächst für etwa zwei bis vier Wochen höheren Temperaturen ausgesetzt sind. Erst nach dieser Wärmeperiode werden die Samenkörner dem Kältereiz ausgesetzt. Die vorangehende Wärme beschleunigt die Quellung von harten Samenschalen, sodass die Samenkörner schneller keimfähig sind. Pflanzen mit harten Samenschalen sind unter anderem

  • Zaubernuss (Hamamelis)
  • Eibe (Taxus)
  • einige Schneeball-Arten (Viburnum)

Wann werden Samen ausgesät?

Der optimale Zeitpunkt zum Aussäen der Saatkörner ist grundsätzlich, sobald die ersten von ihnen keimen. Deswegen ist es ratsam, sie im Wochen-Rhythmus zu kontrollieren. Sobald ersichtlich ist, dass die Samenkerne keimen, können Sie alle aussäen – sofern sich der Zeitpunkt für die Aussaat eignet. Sind die Samenkerne beispielsweise bereits im Januar keimfähig, sollten Sie mit der Aussaat noch ein wenig warten und das Saatgut weiterhin bei -2 °C bis -4 °C lagern.

Hinweis: Bei der Aussaat kann das Substrat bei Bedarf vorher abgesiebt werden, allerdings ist es auch möglich, dass der Sand einfach mit ausgesät wird.

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