Tomaten im Gewächshaus pflanzen | so klappt’s
Unter freiem Himmel gibt es für Tomaten (Solanum lycopersicum) leider keine Gute-Ernte-Garantie. Im Gewächshaus stimmt die Wärme und dem Regen ist der Zugang verwehrt, sodass sich Tomaten wohlfühlen. Mit richtiger Pflege ist der Anbau ein Selbstläufer.
Auf den Punkt gebracht
- Pflanzung ab Ende April/Mitte Mai möglich
- Mindestabstand beachten und Rankhilfe anbringen
- mit Kompost oder anderen organischen Düngern düngen, Erde feucht halten
- regelmäßig ausgeizen und von Blättern befreien
- gezielt per Hand bestäuben
Inhaltsverzeichnis
Geeignetes Gewächshaus
Über ein großes Gewächshaus aus Glas freut sich jede Tomatenpflanze. Für den überdachten Anbau ist es jedoch kein Muss. Im Handel werden auch Tomatenhäuser aus Folie angeboten. Ihre Lebensdauer ist kürzer, dafür sind sie vergleichsweise sehr günstig. Kleinere von ihnen eignen sich sogar für den Tomatenanbau auf dem Balkon. Auch eine eigene Konstruktion lässt sich preisgünstig errichten. Es genügt, wenn sie über ein lichtdurchlässiges Dach und drei Seiten verfügt. Der ideale Standort für das Gewächshaus ist sonnig gelegen, da Tomate, wissenschaftlich Wärme liebt und braucht.
Pflanzzeit
Draußen werden Tomaten erst Mitte Mai gepflanzt. Diese Pflanzzeit gilt auch für Gewächshäuser, die nicht von allen Seiten geschlossen sind. Denn auch niedrige Minusgrade können Tomatenpflanzen dahinraffen. Im Glas-Gewächshaus dürfen Sie Tomaten etwa Mitte bis Ende April einpflanzen. Die Jungpflanze sollte dann eine Höhe von etwa 20-25 cm haben und die erste Blütentraube sichtbar sein.
Tipp: Statt junge Tomatenpflanzen im Handel zu kaufen, können Sie diese auch daheim ab etwa Mitte Februar vorziehen. Entweder im Haus auf einer warmen und hellen Fensterbank oder im Gewächshaus, falls es beheizbar ist.
Optimale Erde
Die Aussaat der Samen erfolgt in magerer Anzuchterde. Das Einpflanzen der Jungpflanzen muss dagegen in einer Erde erfolgen, die wie folgt beschaffen ist:
- nährstoffreich
- locker
- wasserdurchlässig
- mit pH-Wert von 6,5 bis 7
Führen Sie dem Boden Nährstoffe zu, indem Sie vor der Pflanzung eine gute Portion reifen Kompost oder einen anderen organischen Langzeitdünger einarbeiten. Ein unpassender pH-Wert lässt sich je nach Wert entweder Kalkgaben erhöhen oder mit Schwefel senken.
Tipp: Wenn es schnell und praktisch gehen soll, greifen Sie zu spezieller Tomatenerde. Sie ist auf die Bedürfnisse dieses Nachtschattengewächs abgestimmt.
Anleitung für die Pflanzung
- Lockern Sie die Erde tiefgründig auf und entfernen dabei etwaiges Unkraut.
- Graben Sie dann Pflanzlöcher aus, die etwa 5 cm tiefer sind wie der Topfballen. Halten Sie zwischen zwei Reihen einen Mindestabstand von etwa 80 cm ein. Der Mindestabstand zwischen zwei Pflanzen einer Reihe sollte etwa 60 cm betragen.
- Tauchen Sie Pflanzen mit trockenen Erdballen zunächst in Wassereimer, bis sich die Erde vollgesogen hat.
- Knipsen Sie die Keimblätter ab, um Krankheiten vorzubeugen.
- Nehmen Sie den Erdballen vorsichtig aus dem Topf heraus.
- Setzen Sie die Tomatenpflanze ins Pflanzloch. Im Tomatenhaus mit offener Vorderseite richten Sie den Blütenstängel nach innen aus.
- Füllen Sie das Pflanzloch mit Erde, die Sie anschließend vorsichtig andrücken.
- Wässern Sie die Erde gründlich.
- Setzen Sie gleich eine Rankhilfe ein, damit die Tomate daran aufrecht wachsen und später guten Halt finden kann. Als Rankhilfe sind lange Spiralstäbe aus Metall ideal. Ebenso können Tomatenpflanzen mit Schnüren an die Gewächshausdecke angebunden werden.
Düngen
Die Tomate gehört zu den sogenannten Starkzehrern. Mit der guten Startversorgung während der Pflanzzeit kommt sie nur eine kurze Zeit hin. Deswegen muss Solanum lycopersicum während der gesamten Vegetationsperiode regelmäßig mit reifem Kompost gedüngt werden. Bis zur Blüte nur sparsam, danach zweiwöchentlich. Folgende organische Dünger eignen sich optimal als ergänzende Nährstofflieferanten:
- Hornspäne
- Brennnesseljauche
- Beinwelljauche
- Gesteinsmehl
- Mulch
Wird ein mineralischer Dünger eingesetzt, sollte der Fokus auf Phosphor, Kalium, Magnesium und Schwefel sowie Spurenelementen Bor, Eisen und Mangan liegen. Stickstoff ist für Tomaten ebenfalls unverzichtbar. Im Gewächshaus sollte jedoch nur ein stickstoffarmer Dünger eingesetzt werden.
Gießen
Der Boden darf nie ganz austrocknen. Genauso darf die Erde nicht komplett nass sein, schon gar nicht darf es zu langanhaltender Staunässe kommen. Beim Gießen darf das Wasser die Blätter nicht benetzen. Die Gießregeln im Überblick:
- Regenwasser oder abgestandenes Leitungswasser verwenden
- in regelmäßigen Abständen gießen
- bedarfsgerecht und wärmeabhängig
- ideal ist der frühe Morgen
- im Sommer zusätzlich abends gießen
- zuvor Bodenfeuchte prüfen
- besser öfter gießen als mit großen Wassermengen
- Wasser direkt auf die Wurzeln geben
- Gießkanne verwenden, keinen harten Wasserschlauchstrahl
Ausgeizen/Schneiden
Tomaten wuchern gern, der Platz im Gewächshaus ist aber begrenzt. Doch auch die Gefahr der Braunfäule kann mit beherztem Schneiden minimiert werden. Das Ausgeizen der Tomaten lenkt die Energie weg von der Blattmasse hin in die Fruchtbildung. An jeder Tomatenpflanze sollten etwa 4-5 fruchttragende Triebe verbleiben.
- untere 40 cm der Pflanze komplett von Blättern befreien
- eine Woche nach dem Auspflanzen mit Ausgeizen beginnen
- bis zur Ernte alle zwei Wochen wiederholen
- alle Geiztriebe aus den Blattachseln entfernen
- mit den Fingern abknipsen
- keine Schere verwenden, nicht rausreißen
- nur größere Triebe vorsichtig abschneiden
- Hauptriebe nach dem fünften Blütenstand einkürzen (Lastenbegrenzung)
Tipp: Ab August haben neue Blüten kaum eine Chance, sich in rote Tomaten zu verwandeln. Entfernen Sie diese konsequent, um die Energie in bereits angesetzte Früchte zu lenken.
Wichtiger Pflegehinweis: Bestäubung
Bei Tomaten sorgen Insekten und Wind, dass die Bestäubung reibungslos klappt. In einem geschlossenen Gewächshaus, vom Lüftungsfenster abgesehen, kommen beide kaum bis gar nicht vor. Deswegen muss der Gärtner nachhelfen. Hier ein paar Alternativen:
- alle zwei Tage am Blütenstand rütteln
- mit elektrischer Zahnbürste das Innere der Blüte kurz berühren
- über Pollensäcke und Narbe mit weichem Pinsel streichen
- mit Ventilator Wind simulieren
Damit dieser Pflegehinweis tatsächlich zu „erntbarem“ Erfolg führt, müssen im Gewächshaus der Tomaten Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen. Achten Sie darauf, dass die Temperatur 30 °C nicht übersteigt und die Luftfeuchtigkeit sich zwischen 50 und 80 % bewegt. Ansonsten können die Pollen verkleben. Zu kühle Luft reduziert hingegen die Keimfähigkeit der Pollen.
Schädlinge und Krankheiten
Tomatenpflanzen sind nicht nur Gärtnersliebling. Sie stehen auch auf dem Speiseplan von einigen Schädlingen, zum Beispiel von Blattläusen und weißen Fliegen. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus begünstigt aber vor allem Spinnmilben und Tomatenminierfliegen. In der geschlossenen Räumlichkeit zeigen sich auch mehr Tomatenkrankheiten:
- Bakterienwelke
- Samtfleckenkrankheit
- Grauschimmel
Behalten Sie ihre Tomatenpflanzen im Blick. Handeln Sie, sobald sich Flecken oder Belege an Blättern oder Früchten zeigen oder Teile der Pflanze abstreben. Oder wenn Sie Schädlinge entdecken.
Häufig gestellte Fragen
Bienen und andere Bestäubungsinsekten haben ein empfindliches Riechorgan. Wenn der Platz im Gewächshaus es zulässt, pflanzen Sie darin ein paar Duftpflanzen an. Die Chancen sind groß, dass ihr Duft Bienen anlockt. Allerdings müssen Sie ihnen ein Fenster oder die Gewächshaustür öffnen.
Die meisten Krankheiten werden durch eine zu enge Bepflanzung begünstigt. Es ist verständlich, die Erntemenge durch viele Pflanzen erhöhen zu wollen, doch halten Sie bei der Pflanzung im Gewächshaus unbedingt den empfohlenen Mindestabstand ein.
Schädlinge und Krankheiten sind nicht immer für unschöne Veränderungen an Blättern und Früchten verantwortlich. Auch ein Pflegefehler kann als Ursache in Betracht kommen. Ungleichmäßige Wasserversorgung lässt die Früchte aufplatzen, zu viel Sonne sorgt für Sonnenbrand. Blütenendfäule deutet meist auf Kalziummangel hin, Grünkragen auf Kaliummangen und zu stickstoffbetonte Düngung.
Ja, aber mit Einschränkung. Das Tomatenhaus muss im Winter auf 22-24 °C beheizt werden. Außerdem eignet sich nicht jede Sorte für die Überwinterung. Am besten klappt es mit Wildtomaten oder Kirschtomaten.